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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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hinauf nach dem Heuboden und versteckte es unter einem Dachstuhlbalken; aber kaum war er wieder die Hälfte der Leiter herab, als ihm gerade dieses Versteck besonders gefährlich erschien; er kehrte wieder um und fand am Ende nichts besseres, als das Kienholz wieder in den Kutschensitz zu verschließen; er faßte dabei den Vorsatz, bei der nächsten Ausfahrt dieses willfährige Brennmaterial wieder auf die Straße zu schleudern. Er schauderte vor sich selber, indem er dachte, was ihm durch den Sinn gegangen war, und die Hand auf das Kienholz legend, schwur er vor sich hin in stiller verborgener Nacht, jede Versuchung von sich abzuthun, und wie aus einem wüsten Traume erwacht, froh, daß es nur ein Traum war, schlief er ruhig und fest.

Am andern Tage, es lag ein leichter Schnee auf dem Felde, fuhr Diethelm in Angelegenheiten seines Waisenpflegeramtes wieder nach der Stadt. Er wollte unterwegs das Kienholz wieder wegwerfen, und zweimal hielt er an und öffnete den Kutschensitz, als jedesmal Leute daherkamen, so daß er in seinem seltsamen Thun gestört wurde und wieder davon fuhr. Es war ihm, als ob er auf lauter Feuer sitze, aber bald lachte er über diese alberne Furcht und wollte sich nun gerade zwingen, sie zu überwinden, und heiteren Blickes fuhr er in die Stadt ein. Am Stern wußte er nicht, sollte er besondere Achtsamkeit empfehlen, da er etwas im Kutschensitze habe, aber das konnte aufmerksam machen, er müßte Red' und Antwort darüber geben, darum war's besser, er schwieg ganz, und so blieb's dabei. Als er auf dem Waisenamte war, fühlte er mitten in den Verhandlungen plötzlich einen jähen heißen Schreck; er glaubte, er habe den Kutschensitz nicht recht verschlossen, es war ihm fast sicher, daß er offen war; wenn nun Jemand darüber kam und den wunderlichen Schatz fand, was konnte das für Gerede geben, welche Ahnungen mußten in den Menschen aufsteigen? Ohne nachzusehen unterschrieb Diethelm Alles, was man ihm vorlegte, und eilte nach dem Wirthshaus; seine Vermuthung hatte ihn betrogen, der

hinauf nach dem Heuboden und versteckte es unter einem Dachstuhlbalken; aber kaum war er wieder die Hälfte der Leiter herab, als ihm gerade dieses Versteck besonders gefährlich erschien; er kehrte wieder um und fand am Ende nichts besseres, als das Kienholz wieder in den Kutschensitz zu verschließen; er faßte dabei den Vorsatz, bei der nächsten Ausfahrt dieses willfährige Brennmaterial wieder auf die Straße zu schleudern. Er schauderte vor sich selber, indem er dachte, was ihm durch den Sinn gegangen war, und die Hand auf das Kienholz legend, schwur er vor sich hin in stiller verborgener Nacht, jede Versuchung von sich abzuthun, und wie aus einem wüsten Traume erwacht, froh, daß es nur ein Traum war, schlief er ruhig und fest.

Am andern Tage, es lag ein leichter Schnee auf dem Felde, fuhr Diethelm in Angelegenheiten seines Waisenpflegeramtes wieder nach der Stadt. Er wollte unterwegs das Kienholz wieder wegwerfen, und zweimal hielt er an und öffnete den Kutschensitz, als jedesmal Leute daherkamen, so daß er in seinem seltsamen Thun gestört wurde und wieder davon fuhr. Es war ihm, als ob er auf lauter Feuer sitze, aber bald lachte er über diese alberne Furcht und wollte sich nun gerade zwingen, sie zu überwinden, und heiteren Blickes fuhr er in die Stadt ein. Am Stern wußte er nicht, sollte er besondere Achtsamkeit empfehlen, da er etwas im Kutschensitze habe, aber das konnte aufmerksam machen, er müßte Red' und Antwort darüber geben, darum war's besser, er schwieg ganz, und so blieb's dabei. Als er auf dem Waisenamte war, fühlte er mitten in den Verhandlungen plötzlich einen jähen heißen Schreck; er glaubte, er habe den Kutschensitz nicht recht verschlossen, es war ihm fast sicher, daß er offen war; wenn nun Jemand darüber kam und den wunderlichen Schatz fand, was konnte das für Gerede geben, welche Ahnungen mußten in den Menschen aufsteigen? Ohne nachzusehen unterschrieb Diethelm Alles, was man ihm vorlegte, und eilte nach dem Wirthshaus; seine Vermuthung hatte ihn betrogen, der

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/74>, abgerufen am 25.11.2024.