Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.an, und zumal die bevorstehende gegen den Reppenberger, der ein alter Bekannter von ihm sei. Der Schwiegersohn bemerkte, daß es Aufsehen machen werde, wenn sich Diethelm gerade hievon dispensiren lasse, er solle vielmehr ihm zu lieb dabei sein. Warum Euch zu lieb? Habt Ihr auch noch was im Hinterling gegen mich? fragte Diethelm, und seine Augen rollten. Ich meine, mir zu lieb, weil ich gern möcht', daß mein Schwiegervater dabei wär', wenn ich zum Erstenmal im Feuer stehe. Ich kann ja auch als Zuhörer dabei sein, schloß Diethelm, brach ab und plauderte mit seinem Schwiegersohne über allerlei voll heiterer Laune. Am Abend machte sich Diethelm auf zu dem Rechtsanwalt Rothmann, der der bestellte Vertheidiger Reppenberger's war; dieser mußte ihm den Gefallen thun und von seinem Rechte Gebrauch machen, die ihm nicht genehmen Geschworenen abzulehnen und dafür aus der Ueberzahl einen anderen zu nehmen. Erst im Zimmer Rothmann's fiel ihm ein, daß solch eine Bitte gefährlich und nutzlos sei. Gerade weil er ein alter Freund Reppenberger's war, mußte dessen Vertheidiger ihn festhalten. Er sprach daher auch mit Rothmann allerlei, aber nichts eigentlich über die Angelegenheit Reppenberger's. Nur beiläufig bemerkte er, daß die Geschworenen bös gestimmt werden, wenn man Sachen, die nicht daher gehören, anbringe. Er hoffte, daß ihn Rothmann verstanden habe, und von dem ihn betroffenen Fall nichts erwähnen werde. Rothmann nickte still. Es kam Diethelm der Gedanke, zu dem Vorsitzenden zu gehen und ihm zu sagen, daß er heim müsse, seine Frau sei todtkrank , aber er wagte es doch nicht, dies auszuführen. Er ging noch in das Wirthshaus, wo sich in der Regel die Geschworenen versammelten, und hier kam es endlich zu heftigem Streit zwischen ihm und dem Steinbauer, dessen an, und zumal die bevorstehende gegen den Reppenberger, der ein alter Bekannter von ihm sei. Der Schwiegersohn bemerkte, daß es Aufsehen machen werde, wenn sich Diethelm gerade hievon dispensiren lasse, er solle vielmehr ihm zu lieb dabei sein. Warum Euch zu lieb? Habt Ihr auch noch was im Hinterling gegen mich? fragte Diethelm, und seine Augen rollten. Ich meine, mir zu lieb, weil ich gern möcht', daß mein Schwiegervater dabei wär', wenn ich zum Erstenmal im Feuer stehe. Ich kann ja auch als Zuhörer dabei sein, schloß Diethelm, brach ab und plauderte mit seinem Schwiegersohne über allerlei voll heiterer Laune. Am Abend machte sich Diethelm auf zu dem Rechtsanwalt Rothmann, der der bestellte Vertheidiger Reppenberger's war; dieser mußte ihm den Gefallen thun und von seinem Rechte Gebrauch machen, die ihm nicht genehmen Geschworenen abzulehnen und dafür aus der Ueberzahl einen anderen zu nehmen. Erst im Zimmer Rothmann's fiel ihm ein, daß solch eine Bitte gefährlich und nutzlos sei. Gerade weil er ein alter Freund Reppenberger's war, mußte dessen Vertheidiger ihn festhalten. Er sprach daher auch mit Rothmann allerlei, aber nichts eigentlich über die Angelegenheit Reppenberger's. Nur beiläufig bemerkte er, daß die Geschworenen bös gestimmt werden, wenn man Sachen, die nicht daher gehören, anbringe. Er hoffte, daß ihn Rothmann verstanden habe, und von dem ihn betroffenen Fall nichts erwähnen werde. Rothmann nickte still. Es kam Diethelm der Gedanke, zu dem Vorsitzenden zu gehen und ihm zu sagen, daß er heim müsse, seine Frau sei todtkrank , aber er wagte es doch nicht, dies auszuführen. 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Nur beiläufig bemerkte er, daß die Geschworenen bös gestimmt werden, wenn man Sachen, die nicht daher gehören, anbringe. Er hoffte, daß ihn Rothmann verstanden habe, und von dem ihn betroffenen Fall nichts erwähnen werde. Rothmann nickte still. Es kam Diethelm der Gedanke, zu dem Vorsitzenden zu gehen und ihm zu sagen, daß er heim müsse, seine Frau sei todtkrank , aber er wagte es doch nicht, dies auszuführen. Er ging noch in das Wirthshaus, wo sich in der Regel die Geschworenen versammelten, und hier kam es endlich zu heftigem Streit zwischen ihm und dem Steinbauer, dessen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0212]
an, und zumal die bevorstehende gegen den Reppenberger, der ein alter Bekannter von ihm sei. Der Schwiegersohn bemerkte, daß es Aufsehen machen werde, wenn sich Diethelm gerade hievon dispensiren lasse, er solle vielmehr ihm zu lieb dabei sein.
Warum Euch zu lieb? Habt Ihr auch noch was im Hinterling gegen mich? fragte Diethelm, und seine Augen rollten.
Ich meine, mir zu lieb, weil ich gern möcht', daß mein Schwiegervater dabei wär', wenn ich zum Erstenmal im Feuer stehe.
Ich kann ja auch als Zuhörer dabei sein, schloß Diethelm, brach ab und plauderte mit seinem Schwiegersohne über allerlei voll heiterer Laune.
Am Abend machte sich Diethelm auf zu dem Rechtsanwalt Rothmann, der der bestellte Vertheidiger Reppenberger's war; dieser mußte ihm den Gefallen thun und von seinem Rechte Gebrauch machen, die ihm nicht genehmen Geschworenen abzulehnen und dafür aus der Ueberzahl einen anderen zu nehmen. Erst im Zimmer Rothmann's fiel ihm ein, daß solch eine Bitte gefährlich und nutzlos sei. Gerade weil er ein alter Freund Reppenberger's war, mußte dessen Vertheidiger ihn festhalten. Er sprach daher auch mit Rothmann allerlei, aber nichts eigentlich über die Angelegenheit Reppenberger's. Nur beiläufig bemerkte er, daß die Geschworenen bös gestimmt werden, wenn man Sachen, die nicht daher gehören, anbringe. Er hoffte, daß ihn Rothmann verstanden habe, und von dem ihn betroffenen Fall nichts erwähnen werde. Rothmann nickte still. Es kam Diethelm der Gedanke, zu dem Vorsitzenden zu gehen und ihm zu sagen, daß er heim müsse, seine Frau sei todtkrank , aber er wagte es doch nicht, dies auszuführen. Er ging noch in das Wirthshaus, wo sich in der Regel die Geschworenen versammelten, und hier kam es endlich zu heftigem Streit zwischen ihm und dem Steinbauer, dessen
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