Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Munde schoß alles Blut zu Kopfe, und Diethelm fragte wieder: Wie kommen die Rappen daher? Ich hab' unsere Rappen vertauscht, berichtete Munde. Unsere? lachte Diethelm. Vor der Hand sind sie noch mein und ist kein Red' von unseren, was hast du von unseren zu sagen? Schwäher, was machet Ihr? Jeder Knecht sagt zu seines Herrn Sach' unser, und ich bin kein Knecht. Sehet nur das Viergespann an. Ich bin so viel als handelseins. Du? Was nimmst denn du dir 'raus? Wenn man dich auf den Kopf stellt und es fällt dir ein Guldenstückle raus, soll man mir die Augen mit ausstechen. Und du willst vier Roß kaufen? Schwäher, das geht über den Spaß, redet nicht so. Ich hol' gleich unsere Geldgurt aus dem Rautenkranz. Besehet Euch nur die vier Roß. Daß ich ein Narr wär'. Wenn du allein Meister bist, so bezahl's auch. Schwäher, ich weiß nimmer, was ich thu', wenn Ihr so fort machet. Das glaub' ich. Du hast keinen Groschen zum Einkaufen. Ich will dir zeigen, wer die Geißel in der Hand hat. Schwäher, kreischte Munde heiser vor Wuth und ballte beide Fäuste, Schwäher, redet anders oder ich . . . Weg da, führ die Rappen in den Stall und red kein Wort mehr. Ich will nichts von deinem Brandgeld, nichts von deinen Sachen, du bist unterm Galgen weggelaufen, aber du bleibst doch noch einmal d'ran hängen! Lasset mich los, schrie Munde, den seine Kameraden festhielten, daß er nicht auf Diethelm eindrang. Eine große Menge Menschen hatte sich um die Streitenden versammelt, Diethelm hatte sich rasch entfernt, Munde riß sich von seinen Kameraden los und mit geballten Fäusten Munde schoß alles Blut zu Kopfe, und Diethelm fragte wieder: Wie kommen die Rappen daher? Ich hab' unsere Rappen vertauscht, berichtete Munde. Unsere? lachte Diethelm. Vor der Hand sind sie noch mein und ist kein Red' von unseren, was hast du von unseren zu sagen? Schwäher, was machet Ihr? Jeder Knecht sagt zu seines Herrn Sach' unser, und ich bin kein Knecht. Sehet nur das Viergespann an. Ich bin so viel als handelseins. Du? Was nimmst denn du dir 'raus? Wenn man dich auf den Kopf stellt und es fällt dir ein Guldenstückle raus, soll man mir die Augen mit ausstechen. Und du willst vier Roß kaufen? Schwäher, das geht über den Spaß, redet nicht so. Ich hol' gleich unsere Geldgurt aus dem Rautenkranz. Besehet Euch nur die vier Roß. Daß ich ein Narr wär'. Wenn du allein Meister bist, so bezahl's auch. Schwäher, ich weiß nimmer, was ich thu', wenn Ihr so fort machet. Das glaub' ich. Du hast keinen Groschen zum Einkaufen. Ich will dir zeigen, wer die Geißel in der Hand hat. Schwäher, kreischte Munde heiser vor Wuth und ballte beide Fäuste, Schwäher, redet anders oder ich . . . Weg da, führ die Rappen in den Stall und red kein Wort mehr. Ich will nichts von deinem Brandgeld, nichts von deinen Sachen, du bist unterm Galgen weggelaufen, aber du bleibst doch noch einmal d'ran hängen! Lasset mich los, schrie Munde, den seine Kameraden festhielten, daß er nicht auf Diethelm eindrang. Eine große Menge Menschen hatte sich um die Streitenden versammelt, Diethelm hatte sich rasch entfernt, Munde riß sich von seinen Kameraden los und mit geballten Fäusten <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="24"> <pb facs="#f0181"/> <p>Munde schoß alles Blut zu Kopfe, und Diethelm fragte wieder:</p><lb/> <p>Wie kommen die Rappen daher?</p><lb/> <p>Ich hab' unsere Rappen vertauscht, berichtete Munde.</p><lb/> <p>Unsere? lachte Diethelm. Vor der Hand sind sie noch mein und ist kein Red' von unseren, was hast du von unseren zu sagen?</p><lb/> <p>Schwäher, was machet Ihr? Jeder Knecht sagt zu seines Herrn Sach' unser, und ich bin kein Knecht. Sehet nur das Viergespann an. 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Munde schoß alles Blut zu Kopfe, und Diethelm fragte wieder:
Wie kommen die Rappen daher?
Ich hab' unsere Rappen vertauscht, berichtete Munde.
Unsere? lachte Diethelm. Vor der Hand sind sie noch mein und ist kein Red' von unseren, was hast du von unseren zu sagen?
Schwäher, was machet Ihr? Jeder Knecht sagt zu seines Herrn Sach' unser, und ich bin kein Knecht. Sehet nur das Viergespann an. Ich bin so viel als handelseins.
Du? Was nimmst denn du dir 'raus? Wenn man dich auf den Kopf stellt und es fällt dir ein Guldenstückle raus, soll man mir die Augen mit ausstechen. Und du willst vier Roß kaufen?
Schwäher, das geht über den Spaß, redet nicht so. Ich hol' gleich unsere Geldgurt aus dem Rautenkranz. Besehet Euch nur die vier Roß.
Daß ich ein Narr wär'. Wenn du allein Meister bist, so bezahl's auch.
Schwäher, ich weiß nimmer, was ich thu', wenn Ihr so fort machet.
Das glaub' ich. Du hast keinen Groschen zum Einkaufen. Ich will dir zeigen, wer die Geißel in der Hand hat.
Schwäher, kreischte Munde heiser vor Wuth und ballte beide Fäuste, Schwäher, redet anders oder ich . . .
Weg da, führ die Rappen in den Stall und red kein Wort mehr.
Ich will nichts von deinem Brandgeld, nichts von deinen Sachen, du bist unterm Galgen weggelaufen, aber du bleibst doch noch einmal d'ran hängen! Lasset mich los, schrie Munde, den seine Kameraden festhielten, daß er nicht auf Diethelm eindrang.
Eine große Menge Menschen hatte sich um die Streitenden versammelt, Diethelm hatte sich rasch entfernt, Munde riß sich von seinen Kameraden los und mit geballten Fäusten
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Zitationshilfe: | Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/181>, abgerufen am 05.07.2024. |