Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.die Männer! Wo sie ein hübsches Lärvchen entdecken, da übersehen sie die fehlenden Ahnen, und ergehen sich noch in lächerlichen Phrasen, in denen die guten und bösen Geister eine Hauptrolle spielen, der gute Zeitgeist, der den bösen Kastengeist besiegt, und wie die schönen Redensarten alle heißen. Ich werde aber nie vergessen, was ich mir schuldig bin. Auf denn, meine Damen, wir wollen uns gegen diese Toleranz der Herren opponiren, und für den heutigen Abend auf die Freude des Tanzes verzichten, wenn wir sie mit Madame Oburn theilen sollen. Sie muß es fühlen, daß sie in diese Gesellschaft nicht gehört, und uns künftigen Skandal ersparen." "Sehen Sie nur, sehen Sie nur," zischelte es von vielen süßen Lippen, "wie unbeholfen und ängstlich sie scheint; wie haltlos sie nach Rath und Hülfe sucht! Und welche gewöhnliche Schönheit -- ein frisches Landgesicht, wie man's bei der Heuernte dutzenweise sieht; nichts weiter! Und darüber machen die Kavaliere so viel Geschrei, daß man in allen Gesellschaften von dieser obskuren Person hören muß!" Die junge Frau, welche den hochadligen Damen so großes Aergerniß verursachte, die Männer! Wo sie ein hübsches Lärvchen entdecken, da übersehen sie die fehlenden Ahnen, und ergehen sich noch in lächerlichen Phrasen, in denen die guten und bösen Geister eine Hauptrolle spielen, der gute Zeitgeist, der den bösen Kastengeist besiegt, und wie die schönen Redensarten alle heißen. Ich werde aber nie vergessen, was ich mir schuldig bin. Auf denn, meine Damen, wir wollen uns gegen diese Toleranz der Herren opponiren, und für den heutigen Abend auf die Freude des Tanzes verzichten, wenn wir sie mit Madame Oburn theilen sollen. Sie muß es fühlen, daß sie in diese Gesellschaft nicht gehört, und uns künftigen Skandal ersparen.“ „Sehen Sie nur, sehen Sie nur,“ zischelte es von vielen süßen Lippen, „wie unbeholfen und ängstlich sie scheint; wie haltlos sie nach Rath und Hülfe sucht! Und welche gewöhnliche Schönheit — ein frisches Landgesicht, wie man's bei der Heuernte dutzenweise sieht; nichts weiter! Und darüber machen die Kavaliere so viel Geschrei, daß man in allen Gesellschaften von dieser obskuren Person hören muß!“ Die junge Frau, welche den hochadligen Damen so großes Aergerniß verursachte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="50"/> die Männer! Wo sie ein hübsches Lärvchen entdecken, da übersehen sie die fehlenden Ahnen, und ergehen sich noch in lächerlichen Phrasen, in denen die guten und bösen Geister eine Hauptrolle spielen, der gute Zeitgeist, der den bösen Kastengeist besiegt, und wie die schönen Redensarten alle heißen. <hi rendition="#g">Ich</hi> werde aber nie vergessen, was ich mir schuldig bin. Auf denn, meine Damen, wir wollen uns gegen diese Toleranz der Herren opponiren, und für den heutigen Abend auf die Freude des Tanzes verzichten, wenn wir sie mit Madame Oburn theilen sollen. Sie muß es fühlen, daß sie in diese Gesellschaft nicht gehört, und uns künftigen Skandal ersparen.“ „Sehen Sie nur, sehen Sie nur,“ zischelte es von vielen süßen Lippen, „wie unbeholfen und ängstlich sie scheint; wie haltlos sie nach Rath und Hülfe sucht! Und welche gewöhnliche Schönheit — ein frisches Landgesicht, wie man's bei der Heuernte dutzenweise sieht; nichts weiter! Und darüber machen die Kavaliere so viel Geschrei, daß man in allen Gesellschaften von dieser obskuren Person hören muß!“ Die junge Frau, welche den hochadligen Damen so großes Aergerniß verursachte, </p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0062]
die Männer! Wo sie ein hübsches Lärvchen entdecken, da übersehen sie die fehlenden Ahnen, und ergehen sich noch in lächerlichen Phrasen, in denen die guten und bösen Geister eine Hauptrolle spielen, der gute Zeitgeist, der den bösen Kastengeist besiegt, und wie die schönen Redensarten alle heißen. Ich werde aber nie vergessen, was ich mir schuldig bin. Auf denn, meine Damen, wir wollen uns gegen diese Toleranz der Herren opponiren, und für den heutigen Abend auf die Freude des Tanzes verzichten, wenn wir sie mit Madame Oburn theilen sollen. Sie muß es fühlen, daß sie in diese Gesellschaft nicht gehört, und uns künftigen Skandal ersparen.“ „Sehen Sie nur, sehen Sie nur,“ zischelte es von vielen süßen Lippen, „wie unbeholfen und ängstlich sie scheint; wie haltlos sie nach Rath und Hülfe sucht! Und welche gewöhnliche Schönheit — ein frisches Landgesicht, wie man's bei der Heuernte dutzenweise sieht; nichts weiter! Und darüber machen die Kavaliere so viel Geschrei, daß man in allen Gesellschaften von dieser obskuren Person hören muß!“ Die junge Frau, welche den hochadligen Damen so großes Aergerniß verursachte,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/62 |
Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/62>, abgerufen am 23.07.2024. |