Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.Denn die Geschichte selbst scheint an ihm zu verzweifeln; ihre Blätter stehen voll kühner Skepsis; und die Gegenwart bietet keinen Trost und keinen Halt. Ein blasirtes Geschlecht hält es für Thorheit, an Ideen zu glauben und nach ihrer Verwirklichung zu ringen. Die feine Welt verachtet die Ideologen, die Schwärmer, deren Compaß nicht von dem Wind der faden Mode umgetrieben wird; die in dem flüchtigen Genuß des Augenblicks nicht aufzugehn vermögen! Da schlürfen sie, die Diplomaten, die Aristokraten, die ganze Seligkeit eines komfortablen Lebens, spielen, wie Mückenschwärme in der Abendsonne, während es in den Völkern rollt und grollt, wie Donner ferner Revolutionen, und ihre Blitze aufzucken am Horizont der Geschichte! Ein gewandter Styl, eine glückliche Wendung, ein Federstrich, eine Laune hat über das Schicksal ganzer Nationen entschieden, deren blutige Heldenthaten nichts waren, als Tagelöhnerdienst im Sold der Diplomatie, Denn die Geschichte selbst scheint an ihm zu verzweifeln; ihre Blätter stehen voll kühner Skepsis; und die Gegenwart bietet keinen Trost und keinen Halt. Ein blasirtes Geschlecht hält es für Thorheit, an Ideen zu glauben und nach ihrer Verwirklichung zu ringen. Die feine Welt verachtet die Ideologen, die Schwärmer, deren Compaß nicht von dem Wind der faden Mode umgetrieben wird; die in dem flüchtigen Genuß des Augenblicks nicht aufzugehn vermögen! Da schlürfen sie, die Diplomaten, die Aristokraten, die ganze Seligkeit eines komfortablen Lebens, spielen, wie Mückenschwärme in der Abendsonne, während es in den Völkern rollt und grollt, wie Donner ferner Revolutionen, und ihre Blitze aufzucken am Horizont der Geschichte! Ein gewandter Styl, eine glückliche Wendung, ein Federstrich, eine Laune hat über das Schicksal ganzer Nationen entschieden, deren blutige Heldenthaten nichts waren, als Tagelöhnerdienst im Sold der Diplomatie, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="105"/> Denn die Geschichte selbst scheint an ihm zu verzweifeln; ihre Blätter stehen voll kühner Skepsis; und die Gegenwart bietet keinen Trost und keinen Halt.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p> Ein blasirtes Geschlecht hält es für Thorheit, an Ideen zu glauben und nach ihrer Verwirklichung zu ringen. Die feine Welt verachtet die Ideologen, die Schwärmer, deren Compaß nicht von dem Wind der faden Mode umgetrieben wird; die in dem flüchtigen Genuß des Augenblicks nicht aufzugehn vermögen! Da schlürfen sie, die Diplomaten, die Aristokraten, die ganze Seligkeit eines komfortablen Lebens, spielen, wie Mückenschwärme in der Abendsonne, während es in den Völkern rollt und grollt, wie Donner ferner Revolutionen, und ihre Blitze aufzucken am Horizont der Geschichte! Ein gewandter Styl, eine glückliche Wendung, ein Federstrich, eine Laune hat über das Schicksal ganzer Nationen entschieden, deren blutige Heldenthaten nichts waren, als Tagelöhnerdienst im Sold der Diplomatie, </p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0117]
Denn die Geschichte selbst scheint an ihm zu verzweifeln; ihre Blätter stehen voll kühner Skepsis; und die Gegenwart bietet keinen Trost und keinen Halt.
Ein blasirtes Geschlecht hält es für Thorheit, an Ideen zu glauben und nach ihrer Verwirklichung zu ringen. Die feine Welt verachtet die Ideologen, die Schwärmer, deren Compaß nicht von dem Wind der faden Mode umgetrieben wird; die in dem flüchtigen Genuß des Augenblicks nicht aufzugehn vermögen! Da schlürfen sie, die Diplomaten, die Aristokraten, die ganze Seligkeit eines komfortablen Lebens, spielen, wie Mückenschwärme in der Abendsonne, während es in den Völkern rollt und grollt, wie Donner ferner Revolutionen, und ihre Blitze aufzucken am Horizont der Geschichte! Ein gewandter Styl, eine glückliche Wendung, ein Federstrich, eine Laune hat über das Schicksal ganzer Nationen entschieden, deren blutige Heldenthaten nichts waren, als Tagelöhnerdienst im Sold der Diplomatie,
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/117>, abgerufen am 23.07.2024. |