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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] gantzes Ministerium umb GOttes ehr
und so vieler tausend armen seelen wil-
len/ alle heylsame mittel an die hand zu
nehmen/ damit der unwissenheit und
boßheit/ und also dem allzugrossen allge-
meinen seelen-verderben möge gesteu-
ret werden. Darauffsie antworteten/
da wolten sie nachsehen; wir haben auch
ein gewissen/ sprach Herr Fursen; wol-
ten also hinweg gehen; da nun Stephanus
und Holtzhausen sahen/ daß man kein
bitten achtete/ noch ihrem freundlichen
ersuchen im geringsten nicht statt geben
wolte/ sondern alles dahin gerichtet
war/ sie zu verbannen und verdammen/
sprach Stephanus, ehe sie aus der thür
giengen/ durch das grosse elend/ darinn
so viel tausend menschen der seelen nach-
stecken/ bewogen: Wir citiren euch vor
das gerichte GOttes und JEsu Chri-
sti/ rechenschafft zu geben/ von aller see-
len blut/ die durch euch verwarloset
werden/ und verlohren gehen/ auch vor
diesen mit uns gehaltenen unchristli-
chen Proceß.

§. 11.

Jn dem nun dieses im kirchen-saal
auff dem kloster mit Dohren und Holtz-
hausen gehandelt worden/ ist zwischen
obgedachtem Herrn M. Hieronymus
Müller und M. Volsch in der Kirchen
zu St. Mariä Magdalenä folgendes
gespräch vorgefallen/ wie es M. Volsch
damahls fort erzehlet. Anfangs
sprach Herr M. Müller: Hilff ewiger
GOtt! was ist all im Ministerio zu thun
gewest/ und ietzt fangen doch die Herren
an? zu dem ist der Herr bey meinem lie-
ben alten vater am vergangenen dienst-
tage gewesen/ und hat so viel wunderli-
ches wider denselben und bey demselben
geredet/ darüber er sehr alterirt und hoch
beleidiget worden/ da er ohne das anietzo
in einem grossen hauß-creutz wegen ab-
sterben meiner lieben seel. mutter begrif-
fen/ darauff sprach M. Volsch: Was sei-
nen Herrn Vatter anlanget/ das sind
Personalia, womit wir uns anietzo nicht
aufhalten wollen/ besondern ich gebe
euch hierauf an dieser Herren stelle mei-
ne hand/ daß wofern sein Hr. Vatter
mit warheit mir darthun kan/ daß ich
bey ihm und wider ihn etwas geredet/
welches offenbahrer wahrheit und
Christlicher liebe zu wieder/ dessen mein
gewissen mich nicht überzeuget/ so will
ich ihm solches in gegenwart eines gan-
tzen Ministerii üffentlich abbitten. Dar-
auff sprach Hr. M. Müller: Wolan/ da-
mit bin ich zu frieden/ und wil solches
[Spaltenumbruch] anietzo nicht weiter berühren: nur al-
lein zur gegenwärtigen sache zu schrei-
ten/ frage ich/ wie kommen sie doch hin-
zu/ daß sie sich ein solches unternehmen/
welches doch nicht von GOtt und einem
guten geiste herrühret? Darauff ant-
wortet M. Volsch: Wie kan der Herr
hievon urtheilen/ ob unser beginnen gut
oder vom guten geist/ oder böß und vom
bösen geist/ da er doch noch nie gehöret/
was uns hierzu nicht treibe/ oder was
uns treibe/ was oder worzu wir dieses
suchen welches alles darzuthun/ wir
gern hätten wollen gehöret seyn.
(Dann M. Volsch wuste nicht/ daß die
andern beyden/ Dohren und Holtzhau-
sen/ waren vorgefordert worden) Hier-
nechst fieng Herr M. Müller an Vol-
schen seiner alten liebe und stuben-ge-
sellschafft zu erinnern/ ihn auf allerley
weise zu commendiren, und die andern
beyden (Dohren und Holtzhausen) mäh-
lich und mählich gegen ihn zu verachten/
auch Volschen zu bitten/ obs nicht müg-
lich/ daß er sich von diesen beyden men-
schen sonderte. Da sprach M Volsch:
Was unsere ehemahls gepflogene her-
tzens-liebe anlanget/ habe ich dieselbe
noch nie in einen haß gegen den Herrn
verwandelt/ daß ich aber mit demsel-
ben nicht so vertraulich nach wie vor
umbgehe/ das hat seine ursachen/ die
dem Herrn zu seiner zeit können eröff-
net werden. Was aber betrifft die
beyden Studiosos, (Dohren und Holtz-
hausen) welche der Herr gegen mir sehr
verachtet/ so wisse der Herr/ daß er
mich weder im glauben so rein noch auch
im leben so fromm kan achten/ (massen
ihm beliebet hat/ mich also gegenwär-
tig zu rühmen) daß sie nicht darinnen
durch GOttes gnade eben so gut/ wo
nicht besser seyn solten. Würde ihn
derowegen weder teuffel noch tod von
ihnen trennen können/ weil er versichert
wäre/ daß GOtt selbst diese liebe und
freundschafft zwischen sie gestifftet hät-
te. Darauff fieng Herr M. Müller
in etwas entrüstet an: Der Herr glaube
mir/ daß in denen beyden leuten nichts
guts/ ja der satan wohnet in ihnen.
Diese gar rauhe rede/ wie M. Volsch
sofort gegen uns bekant/ hat ihm
sein gantzes gemüth und geblüt erre-
get/ sein inwendiges umbgekehret und
ihn zu hertzlichem eyfer gebracht/ daß
er folgende harte worte dargegen ge-
setzet/ und zu M. Müllern gesprochen:
Das redet der satan aus euch/ und das
bittet nur GOTT ab/ als eine schwere
sünde; und nun wil ich kein wort mehr
mit euch reden. Hat also voll unmuths

davon
Pp pp 3

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] gantzes Miniſterium umb GOttes ehr
und ſo vieler tauſend armen ſeelen wil-
len/ alle heylſame mittel an die hand zu
nehmen/ damit der unwiſſenheit und
boßheit/ und alſo dem allzugroſſen allge-
meinen ſeelen-verderben moͤge geſteu-
ret werden. Darauffſie antworteten/
da wolten ſie nachſehen; wir haben auch
ein gewiſſen/ ſprach Herꝛ Furſen; wol-
ten alſo hinweg gehen; da nun Stephanus
und Holtzhauſen ſahen/ daß man kein
bitten achtete/ noch ihrem freundlichen
erſuchen im geringſten nicht ſtatt geben
wolte/ ſondern alles dahin gerichtet
war/ ſie zu verbannen und verdammen/
ſprach Stephanus, ehe ſie aus der thuͤr
giengen/ durch das groſſe elend/ darinn
ſo viel tauſend menſchen der ſeelen nach-
ſtecken/ bewogen: Wir citiren euch vor
das gerichte GOttes und JEſu Chri-
ſti/ rechenſchafft zu geben/ von aller ſee-
len blut/ die durch euch verwarloſet
werden/ und verlohren gehen/ auch vor
dieſen mit uns gehaltenen unchriſtli-
chen Proceß.

§. 11.

Jn dem nun dieſes im kirchen-ſaal
auff dem kloſter mit Dohren und Holtz-
hauſen gehandelt worden/ iſt zwiſchen
obgedachtem Herꝛn M. Hieronymus
Muͤller und M. Volſch in der Kirchen
zu St. Mariaͤ Magdalenaͤ folgendes
geſpraͤch vorgefallen/ wie es M. Volſch
damahls fort erzehlet. Anfangs
ſprach Herꝛ M. Muͤller: Hilff ewiger
GOtt! was iſt all im Miniſterio zu thun
geweſt/ und ietzt fangen doch die Herren
an? zu dem iſt der Herꝛ bey meinem lie-
ben alten vater am vergangenen dienſt-
tage geweſen/ und hat ſo viel wunderli-
ches wider denſelben und bey demſelben
geredet/ daruͤber er ſehr alterirt und hoch
beleidiget woꝛden/ da er ohne das anietzo
in einem groſſen hauß-creutz wegen ab-
ſterben meiner lieben ſeel. mutter begrif-
fen/ darauff ſprach M. Volſch: Was ſei-
nen Herꝛn Vatter anlanget/ das ſind
Perſonalia, womit wir uns anietzo nicht
aufhalten wollen/ beſondern ich gebe
euch hierauf an dieſer Herren ſtelle mei-
ne hand/ daß wofern ſein Hr. Vatter
mit warheit mir darthun kan/ daß ich
bey ihm und wider ihn etwas geredet/
welches offenbahrer wahrheit und
Chriſtlicher liebe zu wieder/ deſſen mein
gewiſſen mich nicht uͤberzeuget/ ſo will
ich ihm ſolches in gegenwart eines gan-
tzen Miniſterii uͤffentlich abbitten. Dar-
auff ſprach Hr. M. Muͤller: Wolan/ da-
mit bin ich zu frieden/ und wil ſolches
[Spaltenumbruch] anietzo nicht weiter beruͤhren: nur al-
lein zur gegenwaͤrtigen ſache zu ſchrei-
ten/ frage ich/ wie kommen ſie doch hin-
zu/ daß ſie ſich ein ſolches unternehmen/
welches doch nicht von GOtt und einem
guten geiſte herruͤhret? Darauff ant-
wortet M. Volſch: Wie kan der Herꝛ
hievon urtheilen/ ob unſer beginnen gut
oder vom guten geiſt/ oder boͤß und vom
boͤſen geiſt/ da er doch noch nie gehoͤret/
was uns hierzu nicht treibe/ oder was
uns treibe/ was oder worzu wir dieſes
ſuchen welches alles darzuthun/ wir
gern haͤtten wollen gehoͤret ſeyn.
(Dann M. Volſch wuſte nicht/ daß die
andern beyden/ Dohren und Holtzhau-
ſen/ waren vorgefordert worden) Hier-
nechſt fieng Herꝛ M. Muͤller an Vol-
ſchen ſeiner alten liebe und ſtuben-ge-
ſellſchafft zu erinnern/ ihn auf allerley
weiſe zu commendiren, und die andern
beyden (Dohren und Holtzhauſen) maͤh-
lich und maͤhlich gegen ihn zu verachten/
auch Volſchen zu bitten/ obs nicht muͤg-
lich/ daß er ſich von dieſen beyden men-
ſchen ſonderte. Da ſprach M Volſch:
Was unſere ehemahls gepflogene her-
tzens-liebe anlanget/ habe ich dieſelbe
noch nie in einen haß gegen den Herꝛn
verwandelt/ daß ich aber mit demſel-
ben nicht ſo vertraulich nach wie vor
umbgehe/ das hat ſeine urſachen/ die
dem Herꝛn zu ſeiner zeit koͤnnen eroͤff-
net werden. Was aber betrifft die
beyden Studioſos, (Dohren und Holtz-
hauſen) welche der Herꝛ gegen mir ſehr
verachtet/ ſo wiſſe der Herꝛ/ daß er
mich weder im glauben ſo rein noch auch
im leben ſo fromm kan achten/ (maſſen
ihm beliebet hat/ mich alſo gegenwaͤr-
tig zu ruͤhmen) daß ſie nicht darinnen
durch GOttes gnade eben ſo gut/ wo
nicht beſſer ſeyn ſolten. Wuͤrde ihn
derowegen weder teuffel noch tod von
ihnen trennen koͤnnen/ weil er verſichert
waͤre/ daß GOtt ſelbſt dieſe liebe und
freundſchafft zwiſchen ſie geſtifftet haͤt-
te. Darauff fieng Herꝛ M. Muͤller
in etwas entruͤſtet an: Der Herꝛ glaube
mir/ daß in denen beyden leuten nichts
guts/ ja der ſatan wohnet in ihnen.
Dieſe gar rauhe rede/ wie M. Volſch
ſofort gegen uns bekant/ hat ihm
ſein gantzes gemuͤth und gebluͤt erre-
get/ ſein inwendiges umbgekehret und
ihn zu hertzlichem eyfer gebracht/ daß
er folgende harte worte dargegen ge-
ſetzet/ und zu M. Muͤllern geſprochen:
Das redet der ſatan aus euch/ und das
bittet nur GOTT ab/ als eine ſchwere
ſuͤnde; und nun wil ich kein wort mehr
mit euch reden. Hat alſo voll unmuths

davon
Pp pp 3
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[669/0977] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio. gantzes Miniſterium umb GOttes ehr und ſo vieler tauſend armen ſeelen wil- len/ alle heylſame mittel an die hand zu nehmen/ damit der unwiſſenheit und boßheit/ und alſo dem allzugroſſen allge- meinen ſeelen-verderben moͤge geſteu- ret werden. Darauffſie antworteten/ da wolten ſie nachſehen; wir haben auch ein gewiſſen/ ſprach Herꝛ Furſen; wol- ten alſo hinweg gehen; da nun Stephanus und Holtzhauſen ſahen/ daß man kein bitten achtete/ noch ihrem freundlichen erſuchen im geringſten nicht ſtatt geben wolte/ ſondern alles dahin gerichtet war/ ſie zu verbannen und verdammen/ ſprach Stephanus, ehe ſie aus der thuͤr giengen/ durch das groſſe elend/ darinn ſo viel tauſend menſchen der ſeelen nach- ſtecken/ bewogen: Wir citiren euch vor das gerichte GOttes und JEſu Chri- ſti/ rechenſchafft zu geben/ von aller ſee- len blut/ die durch euch verwarloſet werden/ und verlohren gehen/ auch vor dieſen mit uns gehaltenen unchriſtli- chen Proceß. §. 11. Jn dem nun dieſes im kirchen-ſaal auff dem kloſter mit Dohren und Holtz- hauſen gehandelt worden/ iſt zwiſchen obgedachtem Herꝛn M. Hieronymus Muͤller und M. Volſch in der Kirchen zu St. Mariaͤ Magdalenaͤ folgendes geſpraͤch vorgefallen/ wie es M. Volſch damahls fort erzehlet. Anfangs ſprach Herꝛ M. Muͤller: Hilff ewiger GOtt! was iſt all im Miniſterio zu thun geweſt/ und ietzt fangen doch die Herren an? zu dem iſt der Herꝛ bey meinem lie- ben alten vater am vergangenen dienſt- tage geweſen/ und hat ſo viel wunderli- ches wider denſelben und bey demſelben geredet/ daruͤber er ſehr alterirt und hoch beleidiget woꝛden/ da er ohne das anietzo in einem groſſen hauß-creutz wegen ab- ſterben meiner lieben ſeel. mutter begrif- fen/ darauff ſprach M. Volſch: Was ſei- nen Herꝛn Vatter anlanget/ das ſind Perſonalia, womit wir uns anietzo nicht aufhalten wollen/ beſondern ich gebe euch hierauf an dieſer Herren ſtelle mei- ne hand/ daß wofern ſein Hr. Vatter mit warheit mir darthun kan/ daß ich bey ihm und wider ihn etwas geredet/ welches offenbahrer wahrheit und Chriſtlicher liebe zu wieder/ deſſen mein gewiſſen mich nicht uͤberzeuget/ ſo will ich ihm ſolches in gegenwart eines gan- tzen Miniſterii uͤffentlich abbitten. Dar- auff ſprach Hr. M. Muͤller: Wolan/ da- mit bin ich zu frieden/ und wil ſolches anietzo nicht weiter beruͤhren: nur al- lein zur gegenwaͤrtigen ſache zu ſchrei- ten/ frage ich/ wie kommen ſie doch hin- zu/ daß ſie ſich ein ſolches unternehmen/ welches doch nicht von GOtt und einem guten geiſte herruͤhret? Darauff ant- wortet M. Volſch: Wie kan der Herꝛ hievon urtheilen/ ob unſer beginnen gut oder vom guten geiſt/ oder boͤß und vom boͤſen geiſt/ da er doch noch nie gehoͤret/ was uns hierzu nicht treibe/ oder was uns treibe/ was oder worzu wir dieſes ſuchen welches alles darzuthun/ wir gern haͤtten wollen gehoͤret ſeyn. (Dann M. Volſch wuſte nicht/ daß die andern beyden/ Dohren und Holtzhau- ſen/ waren vorgefordert worden) Hier- nechſt fieng Herꝛ M. Muͤller an Vol- ſchen ſeiner alten liebe und ſtuben-ge- ſellſchafft zu erinnern/ ihn auf allerley weiſe zu commendiren, und die andern beyden (Dohren und Holtzhauſen) maͤh- lich und maͤhlich gegen ihn zu verachten/ auch Volſchen zu bitten/ obs nicht muͤg- lich/ daß er ſich von dieſen beyden men- ſchen ſonderte. Da ſprach M Volſch: Was unſere ehemahls gepflogene her- tzens-liebe anlanget/ habe ich dieſelbe noch nie in einen haß gegen den Herꝛn verwandelt/ daß ich aber mit demſel- ben nicht ſo vertraulich nach wie vor umbgehe/ das hat ſeine urſachen/ die dem Herꝛn zu ſeiner zeit koͤnnen eroͤff- net werden. Was aber betrifft die beyden Studioſos, (Dohren und Holtz- hauſen) welche der Herꝛ gegen mir ſehr verachtet/ ſo wiſſe der Herꝛ/ daß er mich weder im glauben ſo rein noch auch im leben ſo fromm kan achten/ (maſſen ihm beliebet hat/ mich alſo gegenwaͤr- tig zu ruͤhmen) daß ſie nicht darinnen durch GOttes gnade eben ſo gut/ wo nicht beſſer ſeyn ſolten. Wuͤrde ihn derowegen weder teuffel noch tod von ihnen trennen koͤnnen/ weil er verſichert waͤre/ daß GOtt ſelbſt dieſe liebe und freundſchafft zwiſchen ſie geſtifftet haͤt- te. Darauff fieng Herꝛ M. Muͤller in etwas entruͤſtet an: Der Herꝛ glaube mir/ daß in denen beyden leuten nichts guts/ ja der ſatan wohnet in ihnen. Dieſe gar rauhe rede/ wie M. Volſch ſofort gegen uns bekant/ hat ihm ſein gantzes gemuͤth und gebluͤt erre- get/ ſein inwendiges umbgekehret und ihn zu hertzlichem eyfer gebracht/ daß er folgende harte worte dargegen ge- ſetzet/ und zu M. Muͤllern geſprochen: Das redet der ſatan aus euch/ und das bittet nur GOTT ab/ als eine ſchwere ſuͤnde; und nun wil ich kein wort mehr mit euch reden. Hat alſo voll unmuths davon Pp pp 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/977>, abgerufen am 17.05.2024.