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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften.
[Spaltenumbruch] der zu bringen seyn. Warlich mensch/ CHri-
stus JEsus der Sohn des hochgelobten GOt-
tes ist noch der erste und alte CHristus/ der da
kanin dir schaffen/ daß du den willen GOttes
thun kanst/ heilig/ gerecht und GOtt gefällig
leben und wandeln. Aber mensch/ dein un-
glaube/ dein böser zweiffel/ so durch den sauer-
teig deiner falschen lehrer und betrüglichen Apo-
steln bestätiget wird/ in dem sie fürgeben/ und
du es glaubest/ es möge oder könne CHristus
dein leben so in dir nicht seyn/ und dein amt füh-
ren/ wie er für dem gethan in seinen gliedern:
Warlich das ist der rechte verdammliche un-
glaubens-riegel/ den du für deine seele gestossen/
dafür dieser König der ehren nicht eingehen kan.
Darum thue doch heuteauff die sünden-thor und
unglaubens thür/ das ist/ bekenne und erkenne
(denn GOtt erfordert nichts mehr als deine
sünde/ innerliche noth/ seelen-schlamm/ boß-
heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen
zu erkennen/ und ihn um errettung/ erlösung/
und reinigung anzuruffen/ so will er dich erret-
ten und du solt ihn preisen) nur deine boßheit/
heucheley/ abgötterey und Phariseischen sauer-
teig/ und laß den König der ehren eingehen/ so
wirst du in der krafft empfinden/ daß ers noch
ist/ der alles wol machen kan? Du wirst/ lieber
mensch/ für das buchstäbliche wissen und er-
käntniß ein lebendiges empfinden und darauff
geistreiches bekäntniß thun/ daß er wahrhafftig
in dir der rechte wesentliche Hohepriester/ Pro-
phet und König sey/ und seines geistes krafft
dir mittheile nach der ihm gefälligen maaß:
Darum ohn diese lebendige empfindung sich
niemand was rühmen soll von CHristo/ damit
er möge bey den menschen angesehen seyn/ und
von CHristi bekäntniß sein gewerbe haben:
Sondern CHristi wahrhafftiges bekäntniß so
aus dem geist und wahrheit gehet/ beruhet dar-
auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ und durch
alle Gottes des Vaters wille geschehen/ und sei-
ne ehre allein gesuchet werden möge. Ach ihr
menschen kinder/ sollet ja lieber GOtt von her-
tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT
durch CHristum auch seine wercke in euch ha-
ben/ und seinen heiligen willen in der lebendi-
gen krafft offenbaren will/ welches er auch
thun wird/ wenn ihr nur erstlich euren in-
nerlichen greuel erkennen/ und GOTT in
dem vernunfft-licht nicht wiederstreben wer-
det. Jhr spötter und lästerer/ als von wel-
chen schon die Apostel gezeuget haben/ daß ihr
euch also dem reich Christi wiedersetzen werdet/
euch bitte ich noch einmal zum beschluß dieses
puncts/ daß ihr doch erstlich diß/ daß das innerli-
che amt JEsu CHristi und die mittheilung sei-
nes geistes auffgehaben/ und nun nicht mehr al-
so mit CHristi leibe beschaffen sey/ als es son-
sten gewesen/ (daraus denn folgen würde/ daß
Christus einen andern leib oder gemeine erweh-
let/ in der er nicht selber das haupt/ sondern nur
die H. Schrifft solle und müsse eine regiererin
seyn) mit der H. Schrifft klärlich beweisen/
und hernacher zu läftern fortfahren wollet. Daß
es in euch so nicht beschaffen/ das beklaget und
bereuet schmertzlich/ aber schliesset aus euerer
selbst eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen
CHristus mit seinem amt aus allen menschen
ausgerottet sey. Denn sein verborgener same
ist ihm bekannt/ ihr wollet denselben nicht
[Spaltenumbruch] knospen gewinnen/ ausschlagen/ und früchte
tragen lassen/ welches ein schreckliches urtheil
verursachen wird/ denn ihr werdet mit eueren
vernunfft-köpffen so an den eckstein stossen/
daß ihr zerschellen werdet. Niemand verlasse
sich auff menschen-hülffe schutz und beystand/
denn es wird am tage des HErrn mit aller
menschlicher hülff ausseyn. O fallet doch nicht
aus einer lästerung in die andere und schreyet:
Ja sehet und höret/ sie heben auch den stand der
Obrigkeit auff/ denn es ist mit wahrheit nicht
zu beweisen/ auch keinem in sinn kommen.
Denn man gestehet/ daß Obrigkeit eine ord-
nung GOttes sey/ und bleibe/ aber ein bild
GOttes/ dadurch GOtt sein volck regieret und
weidet/ seyn müsse/ wenn es eine Christliche
Obrigkeit heist/ so in allen worten und wercken
den namen von GOttes gnaden beweist; denn
wer von GOttes gnade ist/ was er ist/ der muß
sich durch GOttes gnade schlechter dinge regie-
ren/ leiten und führen lassen/ und muß der gnade
GOttes alles zu GOttes ehren und der unter-
thanen/ so sich durch die heilsame gnade GOt-
tes wollen züchtigen und regieren lassen/ (denn
gegen den boßhafftigen träget sie das schwerdt
nicht umsonst/ sondern muß es als eine dienerin
GOttes seiner gerechtigkeit nach/ aber in kei-
nem wege nach eigenem wille/ schneiden lassen)
bestes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein
zorn oder ungnädiges bild erweisen/ denn die-
se können nimmermehr zusammen seyn/ liebe/
zorn/ geist/ fleisch etc. Aber ihr lieben Herren/
sehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß
ihr eine solche trennung gemacht/ und von dem
stande der Obrigkeit das Priesterliche amt se-
parir
et/ abgeschieden/ und|aus einem stande
zwey gemacht/ und also eine vermeinte geistli-
che und weltliche Babel erbauet habet. Jst das
CHristi reichs-form gemäß/ daß sie hier Christ-
lich und dort weltlich heissen kan und muß?
Sein reich ist ja nicht weltlich/ noch von der
welt: Warum nennet ihr denn Christi ordnung
nach seinem abgesagten feinde? Warum muß
es nicht nach CHristi reichs-form allenthal-
ben Priester-Königlich und König-Priesterlich
zugehen? Weil der geist GOttes so wol in der
Obrigkeit/ wenn sie sich nach CHristi namen
nennet/ als den genannten priestern würcken soll/
und alles in allen ständen seyn muß/ damit die
glieder seines heiligen leibes die gaben zu GOt-
tes des himmlischen vaters ehren/ und des näch-
sten besten in einmüthigkeit der wahren unge-
färbten brüderlichen liebe/ ohn eigen nutz und na-
türlichem gutdüncken möchten zusammen tra-
gen/ damit also in dem leibe CHristi nach der
H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei-
gene ehr-fleisch-und nutz-süchtige regierung seyn
möge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch
selber prüffen und den inwendigen grund erfor-
schen soll und muß/ ob sie nemlich eine rechte
reichs-ähnlichkeit JEsu CHristi als ihres ober-
haups innerlich und äusserlich habe? Ob sie in al-
len und mit allen/ nach CHristi als des Ober-
haupts befehl/ GOttes ehr allein suche? Ob sie
lust habe nach dem inwendigen menschen an
dem gesetze des HErrn/ davon zu reden tag und
nacht/ und alles ihr thun in Christ-gebührli-
cher schuldigkeit nach CHristi exempel anstelle/
damit seine liebes-strahlen allenthalben erquick-
ilchen leuchten möchten? Ob sie alle rathschläge

aus

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] der zu bringen ſeyn. Warlich menſch/ CHri-
ſtus JEſus der Sohn des hochgelobten GOt-
tes iſt noch der erſte und alte CHriſtus/ der da
kanin dir ſchaffen/ daß du den willen GOttes
thun kanſt/ heilig/ gerecht und GOtt gefaͤllig
leben und wandeln. Aber menſch/ dein un-
glaube/ dein boͤſer zweiffel/ ſo durch den ſauer-
teig deiner falſchen lehrer und betruͤglichen Apo-
ſteln beſtaͤtiget wird/ in dem ſie fuͤrgeben/ und
du es glaubeſt/ es moͤge oder koͤnne CHriſtus
dein leben ſo in dir nicht ſeyn/ und dein amt fuͤh-
ren/ wie er fuͤr dem gethan in ſeinen gliedern:
Warlich das iſt der rechte verdammliche un-
glaubens-riegel/ den du fuͤr deine ſeele geſtoſſen/
dafuͤr dieſer Koͤnig der ehren nicht eingehen kan.
Darum thue doch heuteauff die ſuͤnden-thor uñ
unglaubens thuͤr/ das iſt/ bekenne und erkenne
(denn GOtt erfordert nichts mehr als deine
ſuͤnde/ innerliche noth/ ſeelen-ſchlamm/ boß-
heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen
zu erkennen/ und ihn um errettung/ erloͤſung/
und reinigung anzuruffen/ ſo will er dich erret-
ten und du ſolt ihn preiſen) nur deine boßheit/
heucheley/ abgoͤtterey und Phariſeiſchen ſauer-
teig/ und laß den Koͤnig der ehren eingehen/ ſo
wirſt du in der krafft empfinden/ daß ers noch
iſt/ der alles wol machen kan? Du wirſt/ lieber
menſch/ fuͤr das buchſtaͤbliche wiſſen und er-
kaͤntniß ein lebendiges empfinden und darauff
geiſtreiches bekaͤntniß thun/ daß er wahrhafftig
in dir der rechte weſentliche Hoheprieſter/ Pro-
phet und Koͤnig ſey/ und ſeines geiſtes krafft
dir mittheile nach der ihm gefaͤlligen maaß:
Darum ohn dieſe lebendige empfindung ſich
niemand was ruͤhmen ſoll von CHriſto/ damit
er moͤge bey den menſchen angeſehen ſeyn/ und
von CHriſti bekaͤntniß ſein gewerbe haben:
Sondern CHriſti wahrhafftiges bekaͤntniß ſo
aus dem geiſt und wahrheit gehet/ beruhet dar-
auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ uñ durch
alle Gottes des Vaters wille geſchehen/ und ſei-
ne ehre allein geſuchet werden moͤge. Ach ihr
menſchen kinder/ ſollet ja lieber GOtt von her-
tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT
durch CHriſtum auch ſeine wercke in euch ha-
ben/ und ſeinen heiligen willen in der lebendi-
gen krafft offenbaren will/ welches er auch
thun wird/ wenn ihr nur erſtlich euren in-
nerlichen greuel erkennen/ und GOTT in
dem vernunfft-licht nicht wiederſtreben wer-
det. Jhr ſpoͤtter und laͤſterer/ als von wel-
chen ſchon die Apoſtel gezeuget haben/ daß ihr
euch alſo dem reich Chriſti wiederſetzen werdet/
euch bitte ich noch einmal zum beſchluß dieſes
puncts/ daß ihr doch erſtlich diß/ daß das iñerli-
che amt JEſu CHriſti und die mittheilung ſei-
nes geiſtes auffgehaben/ uñ nun nicht mehr al-
ſo mit CHriſti leibe beſchaffen ſey/ als es ſon-
ſten geweſen/ (daraus denn folgen wuͤrde/ daß
Chriſtus einen andern leib oder gemeine erweh-
let/ in der er nicht ſelber das haupt/ ſondern nur
die H. Schrifft ſolle und muͤſſe eine regiererin
ſeyn) mit der H. Schrifft klaͤrlich beweiſen/
und hernacher zu laͤftern fortfahren wollet. Daß
es in euch ſo nicht beſchaffen/ das beklaget und
bereuet ſchmertzlich/ aber ſchlieſſet aus euerer
ſelbſt eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen
CHriſtus mit ſeinem amt aus allen menſchen
ausgerottet ſey. Denn ſein verborgener ſame
iſt ihm bekannt/ ihr wollet denſelben nicht
[Spaltenumbruch] knoſpen gewinnen/ ausſchlagen/ und fruͤchte
tragen laſſen/ welches ein ſchreckliches urtheil
verurſachen wird/ denn ihr werdet mit eueren
vernunfft-koͤpffen ſo an den eckſtein ſtoſſen/
daß ihr zerſchellen werdet. Niemand verlaſſe
ſich auff menſchen-huͤlffe ſchutz und beyſtand/
denn es wird am tage des HErꝛn mit aller
menſchlicher huͤlff ausſeyn. O fallet doch nicht
aus einer laͤſterung in die andere und ſchreyet:
Ja ſehet und hoͤret/ ſie heben auch den ſtand der
Obrigkeit auff/ denn es iſt mit wahrheit nicht
zu beweiſen/ auch keinem in ſinn kommen.
Denn man geſtehet/ daß Obrigkeit eine ord-
nung GOttes ſey/ und bleibe/ aber ein bild
GOttes/ dadurch GOtt ſein volck regieret und
weidet/ ſeyn muͤſſe/ wenn es eine Chriſtliche
Obrigkeit heiſt/ ſo in allen worten und wercken
den namen von GOttes gnaden beweiſt; denn
wer von GOttes gnade iſt/ was er iſt/ der muß
ſich durch GOttes gnade ſchlechter dinge regie-
ren/ leiten und fuͤhren laſſen/ und muß der gnade
GOttes alles zu GOttes ehren und der unter-
thanen/ ſo ſich durch die heilſame gnade GOt-
tes wollen zuͤchtigen und regieren laſſen/ (denn
gegen den boßhafftigen traͤget ſie das ſchwerdt
nicht umſonſt/ ſondern muß es als eine dienerin
GOttes ſeiner gerechtigkeit nach/ aber in kei-
nem wege nach eigenem willē/ ſchneiden laſſen)
beſtes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein
zorn oder ungnaͤdiges bild erweiſen/ denn die-
ſe koͤnnen nimmermehr zuſammen ſeyn/ liebe/
zorn/ geiſt/ fleiſch ꝛc. Aber ihr lieben Herren/
ſehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß
ihr eine ſolche trennung gemacht/ und von dem
ſtande der Obrigkeit das Prieſterliche amt ſe-
parir
et/ abgeſchieden/ und|aus einem ſtande
zwey gemacht/ und alſo eine vermeinte geiſtli-
che und weltliche Babel erbauet habet. Jſt das
CHriſti reichs-form gemaͤß/ daß ſie hier Chriſt-
lich und dort weltlich heiſſen kan und muß?
Sein reich iſt ja nicht weltlich/ noch von der
welt: Warum nennet ihr denn Chriſti ordnung
nach ſeinem abgeſagten feinde? Warum muß
es nicht nach CHriſti reichs-form allenthal-
ben Prieſter-Koͤniglich und Koͤnig-Prieſterlich
zugehen? Weil der geiſt GOttes ſo wol in der
Obrigkeit/ wenn ſie ſich nach CHriſti namen
neñet/ als den genañten prieſtern wuͤrcken ſoll/
und alles in allen ſtaͤnden ſeyn muß/ damit die
glieder ſeines heiligen leibes die gaben zu GOt-
tes des himmliſchen vaters ehren/ und des naͤch-
ſten beſten in einmuͤthigkeit der wahren unge-
faͤꝛbten bꝛuͤdeꝛlichen liebe/ ohn eigen nutz und na-
tuͤrlichem gutduͤncken moͤchten zuſammen tra-
gen/ damit alſo in dem leibe CHriſti nach der
H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei-
gene ehr-fleiſch-und nutz-ſuͤchtige regierung ſeyn
moͤge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch
ſelber pruͤffen und den inwendigen grund erfor-
ſchen ſoll und muß/ ob ſie nemlich eine rechte
reichs-aͤhnlichkeit JEſu CHriſti als ihres ober-
haups inneꝛlich und aͤuſſeꝛlich habe? Ob ſie in al-
len und mit allen/ nach CHriſti als des Ober-
haupts befehl/ GOttes ehr allein ſuche? Ob ſie
luſt habe nach dem inwendigen menſchen an
dem geſetze des HErꝛn/ davon zu reden tag und
nacht/ und alles ihr thun in Chriſt-gebuͤhrli-
cher ſchuldigkeit nach CHriſti exempel anſtelle/
damit ſeine liebes-ſtrahlen allenthalben erquick-
ilchen leuchten moͤchten? Ob ſie alle rathſchlaͤge

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[640/0948] Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften. der zu bringen ſeyn. Warlich menſch/ CHri- ſtus JEſus der Sohn des hochgelobten GOt- tes iſt noch der erſte und alte CHriſtus/ der da kanin dir ſchaffen/ daß du den willen GOttes thun kanſt/ heilig/ gerecht und GOtt gefaͤllig leben und wandeln. Aber menſch/ dein un- glaube/ dein boͤſer zweiffel/ ſo durch den ſauer- teig deiner falſchen lehrer und betruͤglichen Apo- ſteln beſtaͤtiget wird/ in dem ſie fuͤrgeben/ und du es glaubeſt/ es moͤge oder koͤnne CHriſtus dein leben ſo in dir nicht ſeyn/ und dein amt fuͤh- ren/ wie er fuͤr dem gethan in ſeinen gliedern: Warlich das iſt der rechte verdammliche un- glaubens-riegel/ den du fuͤr deine ſeele geſtoſſen/ dafuͤr dieſer Koͤnig der ehren nicht eingehen kan. Darum thue doch heuteauff die ſuͤnden-thor uñ unglaubens thuͤr/ das iſt/ bekenne und erkenne (denn GOtt erfordert nichts mehr als deine ſuͤnde/ innerliche noth/ ſeelen-ſchlamm/ boß- heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen zu erkennen/ und ihn um errettung/ erloͤſung/ und reinigung anzuruffen/ ſo will er dich erret- ten und du ſolt ihn preiſen) nur deine boßheit/ heucheley/ abgoͤtterey und Phariſeiſchen ſauer- teig/ und laß den Koͤnig der ehren eingehen/ ſo wirſt du in der krafft empfinden/ daß ers noch iſt/ der alles wol machen kan? Du wirſt/ lieber menſch/ fuͤr das buchſtaͤbliche wiſſen und er- kaͤntniß ein lebendiges empfinden und darauff geiſtreiches bekaͤntniß thun/ daß er wahrhafftig in dir der rechte weſentliche Hoheprieſter/ Pro- phet und Koͤnig ſey/ und ſeines geiſtes krafft dir mittheile nach der ihm gefaͤlligen maaß: Darum ohn dieſe lebendige empfindung ſich niemand was ruͤhmen ſoll von CHriſto/ damit er moͤge bey den menſchen angeſehen ſeyn/ und von CHriſti bekaͤntniß ſein gewerbe haben: Sondern CHriſti wahrhafftiges bekaͤntniß ſo aus dem geiſt und wahrheit gehet/ beruhet dar- auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ uñ durch alle Gottes des Vaters wille geſchehen/ und ſei- ne ehre allein geſuchet werden moͤge. Ach ihr menſchen kinder/ ſollet ja lieber GOtt von her- tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT durch CHriſtum auch ſeine wercke in euch ha- ben/ und ſeinen heiligen willen in der lebendi- gen krafft offenbaren will/ welches er auch thun wird/ wenn ihr nur erſtlich euren in- nerlichen greuel erkennen/ und GOTT in dem vernunfft-licht nicht wiederſtreben wer- det. Jhr ſpoͤtter und laͤſterer/ als von wel- chen ſchon die Apoſtel gezeuget haben/ daß ihr euch alſo dem reich Chriſti wiederſetzen werdet/ euch bitte ich noch einmal zum beſchluß dieſes puncts/ daß ihr doch erſtlich diß/ daß das iñerli- che amt JEſu CHriſti und die mittheilung ſei- nes geiſtes auffgehaben/ uñ nun nicht mehr al- ſo mit CHriſti leibe beſchaffen ſey/ als es ſon- ſten geweſen/ (daraus denn folgen wuͤrde/ daß Chriſtus einen andern leib oder gemeine erweh- let/ in der er nicht ſelber das haupt/ ſondern nur die H. Schrifft ſolle und muͤſſe eine regiererin ſeyn) mit der H. Schrifft klaͤrlich beweiſen/ und hernacher zu laͤftern fortfahren wollet. Daß es in euch ſo nicht beſchaffen/ das beklaget und bereuet ſchmertzlich/ aber ſchlieſſet aus euerer ſelbſt eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen CHriſtus mit ſeinem amt aus allen menſchen ausgerottet ſey. Denn ſein verborgener ſame iſt ihm bekannt/ ihr wollet denſelben nicht knoſpen gewinnen/ ausſchlagen/ und fruͤchte tragen laſſen/ welches ein ſchreckliches urtheil verurſachen wird/ denn ihr werdet mit eueren vernunfft-koͤpffen ſo an den eckſtein ſtoſſen/ daß ihr zerſchellen werdet. Niemand verlaſſe ſich auff menſchen-huͤlffe ſchutz und beyſtand/ denn es wird am tage des HErꝛn mit aller menſchlicher huͤlff ausſeyn. O fallet doch nicht aus einer laͤſterung in die andere und ſchreyet: Ja ſehet und hoͤret/ ſie heben auch den ſtand der Obrigkeit auff/ denn es iſt mit wahrheit nicht zu beweiſen/ auch keinem in ſinn kommen. Denn man geſtehet/ daß Obrigkeit eine ord- nung GOttes ſey/ und bleibe/ aber ein bild GOttes/ dadurch GOtt ſein volck regieret und weidet/ ſeyn muͤſſe/ wenn es eine Chriſtliche Obrigkeit heiſt/ ſo in allen worten und wercken den namen von GOttes gnaden beweiſt; denn wer von GOttes gnade iſt/ was er iſt/ der muß ſich durch GOttes gnade ſchlechter dinge regie- ren/ leiten und fuͤhren laſſen/ und muß der gnade GOttes alles zu GOttes ehren und der unter- thanen/ ſo ſich durch die heilſame gnade GOt- tes wollen zuͤchtigen und regieren laſſen/ (denn gegen den boßhafftigen traͤget ſie das ſchwerdt nicht umſonſt/ ſondern muß es als eine dienerin GOttes ſeiner gerechtigkeit nach/ aber in kei- nem wege nach eigenem willē/ ſchneiden laſſen) beſtes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein zorn oder ungnaͤdiges bild erweiſen/ denn die- ſe koͤnnen nimmermehr zuſammen ſeyn/ liebe/ zorn/ geiſt/ fleiſch ꝛc. Aber ihr lieben Herren/ ſehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß ihr eine ſolche trennung gemacht/ und von dem ſtande der Obrigkeit das Prieſterliche amt ſe- pariret/ abgeſchieden/ und|aus einem ſtande zwey gemacht/ und alſo eine vermeinte geiſtli- che und weltliche Babel erbauet habet. Jſt das CHriſti reichs-form gemaͤß/ daß ſie hier Chriſt- lich und dort weltlich heiſſen kan und muß? Sein reich iſt ja nicht weltlich/ noch von der welt: Warum nennet ihr denn Chriſti ordnung nach ſeinem abgeſagten feinde? Warum muß es nicht nach CHriſti reichs-form allenthal- ben Prieſter-Koͤniglich und Koͤnig-Prieſterlich zugehen? Weil der geiſt GOttes ſo wol in der Obrigkeit/ wenn ſie ſich nach CHriſti namen neñet/ als den genañten prieſtern wuͤrcken ſoll/ und alles in allen ſtaͤnden ſeyn muß/ damit die glieder ſeines heiligen leibes die gaben zu GOt- tes des himmliſchen vaters ehren/ und des naͤch- ſten beſten in einmuͤthigkeit der wahren unge- faͤꝛbten bꝛuͤdeꝛlichen liebe/ ohn eigen nutz und na- tuͤrlichem gutduͤncken moͤchten zuſammen tra- gen/ damit alſo in dem leibe CHriſti nach der H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei- gene ehr-fleiſch-und nutz-ſuͤchtige regierung ſeyn moͤge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch ſelber pruͤffen und den inwendigen grund erfor- ſchen ſoll und muß/ ob ſie nemlich eine rechte reichs-aͤhnlichkeit JEſu CHriſti als ihres ober- haups inneꝛlich und aͤuſſeꝛlich habe? Ob ſie in al- len und mit allen/ nach CHriſti als des Ober- haupts befehl/ GOttes ehr allein ſuche? Ob ſie luſt habe nach dem inwendigen menſchen an dem geſetze des HErꝛn/ davon zu reden tag und nacht/ und alles ihr thun in Chriſt-gebuͤhrli- cher ſchuldigkeit nach CHriſti exempel anſtelle/ damit ſeine liebes-ſtrahlen allenthalben erquick- ilchen leuchten moͤchten? Ob ſie alle rathſchlaͤge aus

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/948>, abgerufen am 22.12.2024.