Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] bedingung des Göttlichen willens und unserer
wolfahrt/ wann sie uns nützlich und selig/
zu erbitten stehen/ wird hie durchauß nicht ge-
fragt/ etc. 2. Weil gesaget wird/ es sey un-
streitig/ daß alle leibes-güter mit bedingung zu
bitten/ so concediret der Adversarius, daß man
darum bitten möge und hat darinnen recht.
3. Kan und muß man dann um sie bitten/ so
werden sie je mit begriffen seyn im Vater unser/
sonsten wolte das kein vollkommenes Formu-
lar,
um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei-
ben. Jn keiner andern bitte aber können sol-
che irrdische und zeitliche güter verfasset seyn/
als allein in der vierten. 4. Die bedingung
des Göttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird
zwar allezeit in und unter dem gebet/ um sol-
che güter/ mit verstanden/ sie ist aber von
den Heiligen nicht stätig außgedrucket worden/
daß man dahero folgern könten/ wo solche be-
dingung nicht stehet/ da ists vermuthlich/ daß
mehr um das himmlische/ als um das irrdi-
sche gebeten werde; dann da jener aussätzige
Matth. 8. v. 2. bath: Herr/ so du wilt/ kanstu
mich wohlreinigen; so wird bald darauff des
Capernaitischen hauptmanns gedacht/ der
schickte anfänglich die Eltesten der Jüden zu
Christo/ und bath ihn/ daß er käme/ und sei-
nen Knecht gesund machte/ Luc. 7. v. 3. darauff
kam er selbst/ Matth. 8. v. 6. und bath: HErr/
mein Knecht liegt zu hause/ und ist gichtbrüch-
tig/ und hat grosse qual. So bath der vater
des monsüchtigen Marc. 9. v. 22. Kanstu was
so erbarme dich unser/ und hilff uns. Und
der fromme Gottesfürchtige Agur seuffzet zu
Gott/ Prov. 30. vers. 8. Armuth und reich-
thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be-
scheidenen theil speise dahin nehmen: Da al-
lerseits der bedingung des Göttlichen willens
expresse nicht erwehnet/ und selbige doch/
nach beschaffenheit der zeitlichen güter/ und
nach anweisung anderer schrifft-örter/ noth-
wendig darunter verstanden werden muß. 5.
Jsts falsch/ daß uns das brod im Vater unser
ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie-
weiln vorher die dritte bitte uns klärlich solli-
cit
iren und suppliciren lehret: Herr dein will ge-
schehe/ wie im himmel also auch auff erden!
Wo bleibet denn der vergeblich praetendirte
schein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/
Hieronymus, Ambrosius Augustinus, Chrysosto-
mus,
das brod in geistlichem verstand ange-
nommen/ ist uns gar wohl bewust/ und zwar
unterschiedlich; in dem es etliche außgeleget/
von Jesu Christo/ etliche vom wort Gottes/
etliche vom hoch würdigen Abendmahl/ etliche
gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich
Gottes. Aber es sind hingegen viel andere
zu allen zeiten gewesen/ die das brod allein vom
leiblichen und irrdischen gut außgeleget haben;
und wann man in solchen und dergleichen sachen
nur bloß auff die Patres und gelehrte leute sehen/
und nicht der menschlichen autoritaet die mehr
geltende argumenta praeferiren wil/ so dörff-
ten wohl wenig irrthume seyn/ die sich nicht
auß den Schrifften der alten lehrer beweisen
lassen solten. 7. Unsern Herrn Lutherum
betreffend/ ist es zwar an dem/ daß er nicht in
Tomis, (wie der Adversant arglistig redet/
[Spaltenumbruch] die einfältigen zu bezaubern/ als wann in al-
len Tomis, und stäts solches defendiret worden
wäre/) sondern in Tomo primo Jen. G. in der
außlegung des Vater unsers für die leyen/ das
brod geistlich interpretiret hat/ aber das ge-
schah Anno 1518. da er seinem selbst eigenem
bekändtnüß nach/ in der vorrede/ uber den
Tom. 1. Jen. 1. A geschrieben/ Anno 1545. ge-
betten/ man möchte seine erste schrifften cum
judicio
lesen/ imo cum multa miseratione, und
wissen/ se fuisse aliquando Monachum et Papi-
stam insanissimum, submersum in dogmatibus
Papae.
Weil dann im Pabstthum damahls/
und noch/ solche erklärung des Brods statt
hatte/ daß zum wenigsten das brodt [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] de
spirituali pane, accept
iret würde/ wie beym Bel-
larmino
zu ersehen/ l. 1. de oper. in part. c. 6. so
ists kein wunder/ daß der HErr Lutherus in
primis illis annis
in dem Punct es noch mit ihm
hielt. D. Schilterus, der Leipzigische Theo-
logus,
schreibet davon so in Explic. Catech.
Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi
sunt, Doctores Ecclesiae veteris, aliquid huma-
ni passos esse, maxime vero Scholasticos, qui pa-
nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane
corporali, neque in specie voluerunt peti a Deo
bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo
quam nobis notius sit, reste Christo et Apostolo,
sed panem de Christo, pane vitae aeternae, quo a-
nimae substantia fulcitur, interpretati sunt, quo-
rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o-
culos ex coeno, et tenebris Sophistices et Barba-
riei scholasticae, efficacia Spiritus S. ad lucem
veritatis coelestis clarissimam attolleret, ipse
quoque primis annis interpretationem meta-
phoricam hujus quartae petitionis retinuit, abs-
que ullis veritatis insidiis, et dolo malo ecclesiae.
Et pag 392. iterum: Lutherus ex Scholasticorum
lectione, velut vitio contracto, in errorem in-
ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem
de speciali petitione bonorum corporalium, ti-
midius et parcius interpretaretur, donec, velami-
ne isto Scholastico oculis illius per Spiritum
Sanctum paulatim detracto, acies oculorum
mentis luce coelestis veritatis clarius illuminata
altius ascenderet. Hactenus ille.

Und daß dieses wahr sey/ erscheinet auß
seinen folgenden Schrifften: Anno 1520. hat der
selige Vater eine kurtze und gute außlegung
des heiligen Vater unsers publiciret/ die Tom.
1. Jen. Germ. fol.
400. zubefinden/ darinnen
fing er schon allmählig an zu dubitiren: Ob
er bißhero die vierte bitte recht gebettet hätte/
und erkläret zwar das brod noch vom worte
Gottes und Sacrament/ setzet aber imme-
diate
darzu: Wiewohl durch das tägliche
brod auch das leibliche mag verstanden wer-
den. Jn künfftigen zeiten hat er es
durch fernere erleuchtung Gottes immer bes-
ser verstanden/ und nur allein hin und wie-
der/ vom leiblichen brod beständiglich expo-
n
iret. Jn dem Tom. 5. Jen. G. fol. m[i]hi 246.
Edit. anno 1557. sub anno
1532. lehret
er deutlich: Wir bitten/ daß er uns
unser täglich brod gebe/ das ist/ alles was uns
noth ist zur Erhaltung dieses lebens/ nahrung/
gesunden leib/ gut wetter/ hauß/ hoff/ weib/
kind/ gut regiment/ friede/ und behüte uns

für
G g g g 3

Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] bedingung des Goͤttlichen willens uñ unſerer
wolfahrt/ wann ſie uns nuͤtzlich und ſelig/
zu erbitten ſtehen/ wird hie durchauß nicht ge-
fragt/ ꝛc. 2. Weil geſaget wird/ es ſey un-
ſtreitig/ daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu
bitten/ ſo concediret der Adverſarius, daß man
darum bitten moͤge und hat darinnen recht.
3. Kan und muß man dann um ſie bitten/ ſo
werden ſie je mit begriffẽ ſeyn im Vater unſer/
ſonſten wolte das kein vollkommenes Formu-
lar,
um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei-
ben. Jn keiner andern bitte aber koͤnnen ſol-
che irꝛdiſche und zeitliche guͤter verfaſſet ſeyn/
als allein in der vierten. 4. Die bedingung
des Goͤttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird
zwar allezeit in und unter dem gebet/ um ſol-
che guͤter/ mit verſtanden/ ſie iſt aber von
den Heiligen nicht ſtaͤtig außgedꝛucket worden/
daß man dahero folgern koͤntẽ/ wo ſolche be-
dingung nicht ſtehet/ da iſts vermuthlich/ daß
mehr um das himmliſche/ als um das irꝛdi-
ſche gebeten werde; dann da jener auſſaͤtzige
Matth. 8. v. 2. bath: Herꝛ/ ſo du wilt/ kanſtu
mich wohlreinigen; ſo wird bald darauff des
Capernaitiſchen hauptmanns gedacht/ der
ſchickte anfaͤnglich die Elteſten der Juͤden zu
Chriſto/ und bath ihn/ daß er kaͤme/ und ſei-
nen Knecht geſund machte/ Luc. 7. v. 3. darauff
kam er ſelbſt/ Matth. 8. v. 6. und bath: HErꝛ/
mein Knecht liegt zu hauſe/ und iſt gichtbruͤch-
tig/ und hat groſſe qual. So bath der vater
des monſuͤchtigen Marc. 9. v. 22. Kanſtu was
ſo erbarme dich unſer/ und hilff uns. Und
der fromme Gottesfuͤrchtige Agur ſeuffzet zu
Gott/ Prov. 30. verſ. 8. Armuth und reich-
thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be-
ſcheidenen theil ſpeiſe dahin nehmen: Da al-
lerſeits der bedingung des Goͤttlichen willens
expreſſe nicht erwehnet/ und ſelbige doch/
nach beſchaffenheit der zeitlichen guͤter/ und
nach anweiſung anderer ſchrifft-oͤrter/ noth-
wendig darunter verſtanden werden muß. 5.
Jſts falſch/ daß uns das brod im Vater unſer
ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie-
weiln vorher die dritte bitte uns klaͤrlich ſolli-
cit
iren uñ ſuppliciren lehret: Herꝛ dein will ge-
ſchehe/ wie im himmel alſo auch auff erden!
Wo bleibet denn der vergeblich prætendirte
ſchein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/
Hieronymus, Ambroſius Auguſtinus, Chryſoſto-
mus,
das brod in geiſtlichem verſtand ange-
nommen/ iſt uns gar wohl bewuſt/ und zwar
unterſchiedlich; in dem es etliche außgeleget/
von Jeſu Chriſto/ etliche vom wort Gottes/
etliche vom hoch wuͤrdigen Abendmahl/ etliche
gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich
Gottes. Aber es ſind hingegen viel andere
zu allen zeiten geweſen/ die das brod allein vom
leiblichen und irꝛdiſchen gut außgeleget haben;
und wañ man in ſolchen und dergleichen ſachen
nur bloß auff die Patres und gelehrte leute ſehen/
und nicht der menſchlichen autoritæt die mehr
geltende argumenta præferiren wil/ ſo doͤrff-
ten wohl wenig irꝛthume ſeyn/ die ſich nicht
auß den Schrifften der alten lehrer beweiſen
laſſen ſolten. 7. Unſern Herꝛn Lutherum
betreffend/ iſt es zwar an dem/ daß er nicht in
Tomis, (wie der Adverſant argliſtig redet/
[Spaltenumbruch] die einfaͤltigen zu bezaubern/ als wann in al-
len Tomis, und ſtaͤts ſolches defendiret worden
waͤre/) ſondern in Tomo primo Jen. G. in der
außlegung des Vater unſers fuͤr die leyen/ das
brod geiſtlich interpretiret hat/ aber das ge-
ſchah Anno 1518. da er ſeinem ſelbſt eigenem
bekaͤndtnuͤß nach/ in der vorrede/ uber den
Tom. 1. Jen. 1. A geſchrieben/ Anno 1545. ge-
betten/ man moͤchte ſeine erſte ſchrifften cum
judicio
leſen/ imò cum multa miſeratione, und
wiſſen/ ſe fuiſſe aliquando Monachum et Papi-
ſtam inſaniſſimum, ſubmerſum in dogmatibus
Papæ.
Weil dann im Pabſtthum damahls/
und noch/ ſolche erklaͤrung des Brods ſtatt
hatte/ daß zum wenigſten das brodt [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] de
ſpirituali pane, accept
iret wuͤrde/ wie beym Bel-
larmino
zu erſehen/ l. 1. de oper. in part. c. 6. ſo
iſts kein wunder/ daß der HErꝛ Lutherus in
primis illis annis
in dem Punct es noch mit ihm
hielt. D. Schilterus, der Leipzigiſche Theo-
logus,
ſchreibet davon ſo in Explic. Catech.
Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi
ſunt, Doctores Eccleſiæ veteris, aliquid huma-
ni paſſos eſſe, maximè vero Scholaſticos, qui pa-
nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane
corporali, neque in ſpecie voluerunt peti à Deo
bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo
quàm nobis notius ſit, reſte Chriſto et Apoſtolo,
ſed panem de Chriſto, pane vitæ æternæ, quo a-
nimæ ſubſtantia fulcitur, interpretati ſunt, quo-
rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o-
culos ex cœno, et tenebris Sophiſtices et Barba-
riei ſcholaſticæ, efficaciâ Spiritus S. ad lucem
veritatis cœleſtis clariſſimam attolleret, ipſe
quoque primis annis interpretationem meta-
phoricam hujus quartæ petitionis retinuit, abs-
que ullis veritatis inſidiis, et dolo malo eccleſiæ.
Et pag 392. iterum: Lutherus ex Scholaſticorum
lectione, velut vitio contracto, in errorem in-
ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem
de ſpeciali petitione bonorum corporalium, ti-
midiùs et parciùs interpretaretur, donec, velami-
ne iſto Scholaſtico oculis illius per Spiritum
Sanctum paulatim detracto, acies oculorum
mentis luce cœleſtis veritatis clarius illuminata
altius aſcenderet. Hactenus ille.

Und daß dieſes wahr ſey/ erſcheinet auß
ſeinen folgenden Schrifften: Anno 1520. hat der
ſelige Vater eine kurtze und gute außlegung
des heiligen Vater unſers publiciret/ die Tom.
1. Jen. Germ. fol.
400. zubefinden/ darinnen
fing er ſchon allmaͤhlig an zu dubitiren: Ob
er bißhero die vierte bitte recht gebettet haͤtte/
und erklaͤret zwar das brod noch vom worte
Gottes und Sacrament/ ſetzet aber imme-
diatè
darzu: Wiewohl durch das taͤgliche
brod auch das leibliche mag verſtanden wer-
den. Jn kuͤnfftigen zeiten hat er es
durch fernere erleuchtung Gottes immer beſ-
ſer verſtanden/ und nur allein hin und wie-
der/ vom leiblichen brod beſtaͤndiglich expo-
n
iret. Jn dem Tom. 5. Jen. G. fol. m[i]hi 246.
Edit. anno 1557. ſub anno
1532. lehret
er deutlich: Wir bitten/ daß er uns
unſer taͤglich brod gebe/ das iſt/ alles was uns
noth iſt zur Erhaltung dieſes lebens/ nahrung/
geſunden leib/ gut wetter/ hauß/ hoff/ weib/
kind/ gut regiment/ friede/ und behuͤte uns

fuͤr
G g g g 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0913" n="605"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri</hi> Streit mit <hi rendition="#aq">P. C.</hi></fw><lb/><cb/>
bedingung des Go&#x0364;ttlichen willens un&#x0303; un&#x017F;erer<lb/>
wolfahrt/ wann &#x017F;ie uns nu&#x0364;tzlich und &#x017F;elig/<lb/>
zu erbitten &#x017F;tehen/ wird hie durchauß nicht ge-<lb/>
fragt/ &#xA75B;c. 2. Weil ge&#x017F;aget wird/ es &#x017F;ey un-<lb/>
&#x017F;treitig/ daß alle leibes-gu&#x0364;ter mit bedingung zu<lb/>
bitten/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">conced</hi>iret der <hi rendition="#aq">Adver&#x017F;arius,</hi> daß man<lb/>
darum bitten mo&#x0364;ge und hat darinnen recht.<lb/>
3. Kan und muß man dann um &#x017F;ie bitten/ &#x017F;o<lb/>
werden &#x017F;ie je mit begriff&#x1EBD; &#x017F;eyn im Vater un&#x017F;er/<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten wolte das kein vollkommenes <hi rendition="#aq">Formu-<lb/>
lar,</hi> um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei-<lb/>
ben. Jn keiner andern bitte aber ko&#x0364;nnen &#x017F;ol-<lb/>
che ir&#xA75B;di&#x017F;che und zeitliche gu&#x0364;ter verfa&#x017F;&#x017F;et &#x017F;eyn/<lb/>
als allein in der vierten. 4. Die bedingung<lb/>
des Go&#x0364;ttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird<lb/>
zwar allezeit in und unter dem gebet/ um &#x017F;ol-<lb/>
che gu&#x0364;ter/ mit ver&#x017F;tanden/ &#x017F;ie i&#x017F;t aber von<lb/>
den Heiligen nicht &#x017F;ta&#x0364;tig außged&#xA75B;ucket worden/<lb/>
daß man dahero folgern ko&#x0364;nt&#x1EBD;/ wo &#x017F;olche be-<lb/>
dingung nicht &#x017F;tehet/ da i&#x017F;ts vermuthlich/ daß<lb/>
mehr um das himmli&#x017F;che/ als um das ir&#xA75B;di-<lb/>
&#x017F;che gebeten werde; dann da jener au&#x017F;&#x017F;a&#x0364;tzige<lb/><hi rendition="#aq">Matth. 8. v.</hi> 2. bath: Her&#xA75B;/ &#x017F;o du wilt/ kan&#x017F;tu<lb/>
mich wohlreinigen; &#x017F;o wird bald darauff des<lb/>
Capernaiti&#x017F;chen hauptmanns gedacht/ der<lb/>
&#x017F;chickte anfa&#x0364;nglich die Elte&#x017F;ten der Ju&#x0364;den zu<lb/>
Chri&#x017F;to/ und bath ihn/ daß er ka&#x0364;me/ und &#x017F;ei-<lb/>
nen Knecht ge&#x017F;und machte/ <hi rendition="#aq">Luc. 7. v.</hi> 3. darauff<lb/>
kam er &#x017F;elb&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">Matth. 8. v.</hi> 6. und bath: HEr&#xA75B;/<lb/>
mein Knecht liegt zu hau&#x017F;e/ und i&#x017F;t gichtbru&#x0364;ch-<lb/>
tig/ und hat gro&#x017F;&#x017F;e qual. So bath der vater<lb/>
des mon&#x017F;u&#x0364;chtigen <hi rendition="#aq">Marc. 9. v.</hi> 22. Kan&#x017F;tu was<lb/>
&#x017F;o erbarme dich un&#x017F;er/ und hilff uns. Und<lb/>
der fromme Gottesfu&#x0364;rchtige Agur &#x017F;euffzet zu<lb/>
Gott/ <hi rendition="#aq">Prov. 30. ver&#x017F;.</hi> 8. Armuth und reich-<lb/>
thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be-<lb/>
&#x017F;cheidenen theil &#x017F;pei&#x017F;e dahin nehmen: Da al-<lb/>
ler&#x017F;eits der bedingung des Go&#x0364;ttlichen willens<lb/><hi rendition="#aq">expre&#x017F;&#x017F;e</hi> nicht erwehnet/ und &#x017F;elbige doch/<lb/>
nach be&#x017F;chaffenheit der zeitlichen gu&#x0364;ter/ und<lb/>
nach anwei&#x017F;ung anderer &#x017F;chrifft-o&#x0364;rter/ noth-<lb/>
wendig darunter ver&#x017F;tanden werden muß. 5.<lb/>
J&#x017F;ts fal&#x017F;ch/ daß uns das brod im Vater un&#x017F;er<lb/>
ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie-<lb/>
weiln vorher die dritte bitte uns kla&#x0364;rlich <hi rendition="#aq">&#x017F;olli-<lb/>
cit</hi>iren un&#x0303; <hi rendition="#aq">&#x017F;upplic</hi>iren lehret: Her&#xA75B; dein will ge-<lb/>
&#x017F;chehe/ wie im himmel al&#x017F;o auch auff erden!<lb/>
Wo bleibet denn der vergeblich <hi rendition="#aq">prætend</hi>irte<lb/>
&#x017F;chein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/<lb/><hi rendition="#aq">Hieronymus, Ambro&#x017F;ius Augu&#x017F;tinus, Chry&#x017F;o&#x017F;to-<lb/>
mus,</hi> das brod in gei&#x017F;tlichem ver&#x017F;tand ange-<lb/>
nommen/ i&#x017F;t uns gar wohl bewu&#x017F;t/ und zwar<lb/>
unter&#x017F;chiedlich; in dem es etliche außgeleget/<lb/>
von Je&#x017F;u Chri&#x017F;to/ etliche vom wort Gottes/<lb/>
etliche vom hoch wu&#x0364;rdigen Abendmahl/ etliche<lb/>
gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich<lb/>
Gottes. Aber es &#x017F;ind hingegen viel andere<lb/>
zu allen zeiten gewe&#x017F;en/ die das brod allein vom<lb/>
leiblichen und ir&#xA75B;di&#x017F;chen gut außgeleget haben;<lb/>
und wan&#x0303; man in &#x017F;olchen und dergleichen &#x017F;achen<lb/>
nur bloß auff die <hi rendition="#aq">Patres</hi> und gelehrte leute &#x017F;ehen/<lb/>
und nicht der men&#x017F;chlichen <hi rendition="#aq">autoritæt</hi> die mehr<lb/>
geltende <hi rendition="#aq">argumenta præfer</hi>iren wil/ &#x017F;o do&#x0364;rff-<lb/>
ten wohl wenig ir&#xA75B;thume &#x017F;eyn/ die &#x017F;ich nicht<lb/>
auß den Schrifften der alten lehrer bewei&#x017F;en<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten. 7. Un&#x017F;ern Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Lutherum</hi><lb/>
betreffend/ i&#x017F;t es zwar an dem/ daß er nicht in<lb/><hi rendition="#aq">Tomis,</hi> (wie der <hi rendition="#aq">Adver&#x017F;ant</hi> argli&#x017F;tig redet/<lb/><cb/>
die einfa&#x0364;ltigen zu bezaubern/ als wann in al-<lb/>
len <hi rendition="#aq">Tomis,</hi> und &#x017F;ta&#x0364;ts &#x017F;olches <hi rendition="#aq">defend</hi>iret worden<lb/>
wa&#x0364;re/) &#x017F;ondern in <hi rendition="#aq">Tomo primo Jen. G.</hi> in der<lb/>
außlegung des Vater un&#x017F;ers fu&#x0364;r die leyen/ das<lb/>
brod gei&#x017F;tlich <hi rendition="#aq">interpret</hi>iret hat/ aber das ge-<lb/>
&#x017F;chah <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1518. da er &#x017F;einem &#x017F;elb&#x017F;t eigenem<lb/>
beka&#x0364;ndtnu&#x0364;ß nach/ in der vorrede/ uber den<lb/><hi rendition="#aq">Tom. 1. Jen. 1. A</hi> ge&#x017F;chrieben/ <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1545. ge-<lb/>
betten/ man mo&#x0364;chte &#x017F;eine er&#x017F;te &#x017F;chrifften <hi rendition="#aq">cum<lb/>
judicio</hi> le&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">imò cum multa mi&#x017F;eratione,</hi> und<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">&#x017F;e fui&#x017F;&#x017F;e aliquando Monachum et Papi-<lb/>
&#x017F;tam in&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;imum, &#x017F;ubmer&#x017F;um in dogmatibus<lb/>
Papæ.</hi> Weil dann im Pab&#x017F;tthum damahls/<lb/>
und noch/ &#x017F;olche erkla&#x0364;rung des Brods &#x017F;tatt<lb/>
hatte/ daß zum wenig&#x017F;ten das brodt <gap reason="fm" unit="chars"/> <hi rendition="#aq">de<lb/>
&#x017F;pirituali pane, accept</hi>iret wu&#x0364;rde/ wie beym <hi rendition="#aq">Bel-<lb/>
larmino</hi> zu er&#x017F;ehen/ <hi rendition="#aq">l. 1. de oper. in part. c.</hi> 6. &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;ts kein wunder/ daß der HEr&#xA75B; Lutherus <hi rendition="#aq">in<lb/>
primis illis annis</hi> in dem Punct es noch mit ihm<lb/>
hielt. <hi rendition="#aq">D. Schilterus,</hi> der Leipzigi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Theo-<lb/>
logus,</hi> &#x017F;chreibet davon &#x017F;o in <hi rendition="#aq">Explic. Catech.<lb/>
Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi<lb/>
&#x017F;unt, Doctores Eccle&#x017F;iæ veteris, aliquid huma-<lb/>
ni pa&#x017F;&#x017F;os e&#x017F;&#x017F;e, maximè vero Schola&#x017F;ticos, qui pa-<lb/>
nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane<lb/>
corporali, neque in &#x017F;pecie voluerunt peti à Deo<lb/>
bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo<lb/>
quàm nobis notius &#x017F;it, re&#x017F;te Chri&#x017F;to et Apo&#x017F;tolo,<lb/>
&#x017F;ed panem de Chri&#x017F;to, pane vitæ æternæ, quo a-<lb/>
nimæ &#x017F;ub&#x017F;tantia fulcitur, interpretati &#x017F;unt, quo-<lb/>
rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o-<lb/>
culos ex c&#x0153;no, et tenebris Sophi&#x017F;tices et Barba-<lb/>
riei &#x017F;chola&#x017F;ticæ, efficaciâ Spiritus S. ad lucem<lb/>
veritatis c&#x0153;le&#x017F;tis clari&#x017F;&#x017F;imam attolleret, ip&#x017F;e<lb/>
quoque primis annis interpretationem meta-<lb/>
phoricam hujus quartæ petitionis retinuit, abs-<lb/>
que ullis veritatis in&#x017F;idiis, et dolo malo eccle&#x017F;iæ.<lb/>
Et pag 392. iterum: Lutherus ex Schola&#x017F;ticorum<lb/>
lectione, velut vitio contracto, in errorem in-<lb/>
ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem<lb/>
de &#x017F;peciali petitione bonorum corporalium, ti-<lb/>
midiùs et parciùs interpretaretur, donec, velami-<lb/>
ne i&#x017F;to Schola&#x017F;tico oculis illius per Spiritum<lb/>
Sanctum paulatim detracto, acies oculorum<lb/>
mentis luce c&#x0153;le&#x017F;tis veritatis clarius illuminata<lb/>
altius a&#x017F;cenderet. Hactenus ille.</hi></p><lb/>
              <p>Und daß die&#x017F;es wahr &#x017F;ey/ er&#x017F;cheinet auß<lb/>
&#x017F;einen folgenden Schrifften: <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1520. hat der<lb/>
&#x017F;elige Vater eine kurtze und gute außlegung<lb/>
des heiligen Vater un&#x017F;ers <hi rendition="#aq">public</hi>iret/ die <hi rendition="#aq">Tom.<lb/>
1. Jen. Germ. fol.</hi> 400. zubefinden/ darinnen<lb/>
fing er &#x017F;chon allma&#x0364;hlig an zu <hi rendition="#aq">dubit</hi>iren: Ob<lb/>
er bißhero die vierte bitte recht gebettet ha&#x0364;tte/<lb/>
und erkla&#x0364;ret zwar das brod noch vom worte<lb/>
Gottes und Sacrament/ &#x017F;etzet aber <hi rendition="#aq">imme-<lb/>
diatè</hi> darzu: Wiewohl durch das ta&#x0364;gliche<lb/>
brod auch das leibliche mag ver&#x017F;tanden wer-<lb/>
den. Jn ku&#x0364;nfftigen zeiten hat er es<lb/>
durch fernere erleuchtung Gottes immer be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er ver&#x017F;tanden/ und nur allein hin und wie-<lb/>
der/ vom leiblichen brod be&#x017F;ta&#x0364;ndiglich <hi rendition="#aq">expo-<lb/>
n</hi>iret. Jn dem <hi rendition="#aq">Tom. 5. Jen. G. fol. m<supplied>i</supplied>hi 246.<lb/>
Edit. anno 1557. &#x017F;ub anno</hi> 1532. lehret<lb/>
er deutlich: Wir bitten/ daß er uns<lb/>
un&#x017F;er ta&#x0364;glich brod gebe/ das i&#x017F;t/ alles was uns<lb/>
noth i&#x017F;t zur Erhaltung die&#x017F;es lebens/ nahrung/<lb/>
ge&#x017F;unden leib/ gut wetter/ hauß/ hoff/ weib/<lb/>
kind/ gut regiment/ friede/ und behu&#x0364;te uns<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g g g 3</fw><fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;r</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[605/0913] Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. bedingung des Goͤttlichen willens uñ unſerer wolfahrt/ wann ſie uns nuͤtzlich und ſelig/ zu erbitten ſtehen/ wird hie durchauß nicht ge- fragt/ ꝛc. 2. Weil geſaget wird/ es ſey un- ſtreitig/ daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu bitten/ ſo concediret der Adverſarius, daß man darum bitten moͤge und hat darinnen recht. 3. Kan und muß man dann um ſie bitten/ ſo werden ſie je mit begriffẽ ſeyn im Vater unſer/ ſonſten wolte das kein vollkommenes Formu- lar, um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei- ben. Jn keiner andern bitte aber koͤnnen ſol- che irꝛdiſche und zeitliche guͤter verfaſſet ſeyn/ als allein in der vierten. 4. Die bedingung des Goͤttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird zwar allezeit in und unter dem gebet/ um ſol- che guͤter/ mit verſtanden/ ſie iſt aber von den Heiligen nicht ſtaͤtig außgedꝛucket worden/ daß man dahero folgern koͤntẽ/ wo ſolche be- dingung nicht ſtehet/ da iſts vermuthlich/ daß mehr um das himmliſche/ als um das irꝛdi- ſche gebeten werde; dann da jener auſſaͤtzige Matth. 8. v. 2. bath: Herꝛ/ ſo du wilt/ kanſtu mich wohlreinigen; ſo wird bald darauff des Capernaitiſchen hauptmanns gedacht/ der ſchickte anfaͤnglich die Elteſten der Juͤden zu Chriſto/ und bath ihn/ daß er kaͤme/ und ſei- nen Knecht geſund machte/ Luc. 7. v. 3. darauff kam er ſelbſt/ Matth. 8. v. 6. und bath: HErꝛ/ mein Knecht liegt zu hauſe/ und iſt gichtbruͤch- tig/ und hat groſſe qual. So bath der vater des monſuͤchtigen Marc. 9. v. 22. Kanſtu was ſo erbarme dich unſer/ und hilff uns. Und der fromme Gottesfuͤrchtige Agur ſeuffzet zu Gott/ Prov. 30. verſ. 8. Armuth und reich- thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be- ſcheidenen theil ſpeiſe dahin nehmen: Da al- lerſeits der bedingung des Goͤttlichen willens expreſſe nicht erwehnet/ und ſelbige doch/ nach beſchaffenheit der zeitlichen guͤter/ und nach anweiſung anderer ſchrifft-oͤrter/ noth- wendig darunter verſtanden werden muß. 5. Jſts falſch/ daß uns das brod im Vater unſer ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie- weiln vorher die dritte bitte uns klaͤrlich ſolli- citiren uñ ſuppliciren lehret: Herꝛ dein will ge- ſchehe/ wie im himmel alſo auch auff erden! Wo bleibet denn der vergeblich prætendirte ſchein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/ Hieronymus, Ambroſius Auguſtinus, Chryſoſto- mus, das brod in geiſtlichem verſtand ange- nommen/ iſt uns gar wohl bewuſt/ und zwar unterſchiedlich; in dem es etliche außgeleget/ von Jeſu Chriſto/ etliche vom wort Gottes/ etliche vom hoch wuͤrdigen Abendmahl/ etliche gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich Gottes. Aber es ſind hingegen viel andere zu allen zeiten geweſen/ die das brod allein vom leiblichen und irꝛdiſchen gut außgeleget haben; und wañ man in ſolchen und dergleichen ſachen nur bloß auff die Patres und gelehrte leute ſehen/ und nicht der menſchlichen autoritæt die mehr geltende argumenta præferiren wil/ ſo doͤrff- ten wohl wenig irꝛthume ſeyn/ die ſich nicht auß den Schrifften der alten lehrer beweiſen laſſen ſolten. 7. Unſern Herꝛn Lutherum betreffend/ iſt es zwar an dem/ daß er nicht in Tomis, (wie der Adverſant argliſtig redet/ die einfaͤltigen zu bezaubern/ als wann in al- len Tomis, und ſtaͤts ſolches defendiret worden waͤre/) ſondern in Tomo primo Jen. G. in der außlegung des Vater unſers fuͤr die leyen/ das brod geiſtlich interpretiret hat/ aber das ge- ſchah Anno 1518. da er ſeinem ſelbſt eigenem bekaͤndtnuͤß nach/ in der vorrede/ uber den Tom. 1. Jen. 1. A geſchrieben/ Anno 1545. ge- betten/ man moͤchte ſeine erſte ſchrifften cum judicio leſen/ imò cum multa miſeratione, und wiſſen/ ſe fuiſſe aliquando Monachum et Papi- ſtam inſaniſſimum, ſubmerſum in dogmatibus Papæ. Weil dann im Pabſtthum damahls/ und noch/ ſolche erklaͤrung des Brods ſtatt hatte/ daß zum wenigſten das brodt _ de ſpirituali pane, acceptiret wuͤrde/ wie beym Bel- larmino zu erſehen/ l. 1. de oper. in part. c. 6. ſo iſts kein wunder/ daß der HErꝛ Lutherus in primis illis annis in dem Punct es noch mit ihm hielt. D. Schilterus, der Leipzigiſche Theo- logus, ſchreibet davon ſo in Explic. Catech. Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi ſunt, Doctores Eccleſiæ veteris, aliquid huma- ni paſſos eſſe, maximè vero Scholaſticos, qui pa- nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane corporali, neque in ſpecie voluerunt peti à Deo bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo quàm nobis notius ſit, reſte Chriſto et Apoſtolo, ſed panem de Chriſto, pane vitæ æternæ, quo a- nimæ ſubſtantia fulcitur, interpretati ſunt, quo- rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o- culos ex cœno, et tenebris Sophiſtices et Barba- riei ſcholaſticæ, efficaciâ Spiritus S. ad lucem veritatis cœleſtis clariſſimam attolleret, ipſe quoque primis annis interpretationem meta- phoricam hujus quartæ petitionis retinuit, abs- que ullis veritatis inſidiis, et dolo malo eccleſiæ. Et pag 392. iterum: Lutherus ex Scholaſticorum lectione, velut vitio contracto, in errorem in- ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem de ſpeciali petitione bonorum corporalium, ti- midiùs et parciùs interpretaretur, donec, velami- ne iſto Scholaſtico oculis illius per Spiritum Sanctum paulatim detracto, acies oculorum mentis luce cœleſtis veritatis clarius illuminata altius aſcenderet. Hactenus ille. Und daß dieſes wahr ſey/ erſcheinet auß ſeinen folgenden Schrifften: Anno 1520. hat der ſelige Vater eine kurtze und gute außlegung des heiligen Vater unſers publiciret/ die Tom. 1. Jen. Germ. fol. 400. zubefinden/ darinnen fing er ſchon allmaͤhlig an zu dubitiren: Ob er bißhero die vierte bitte recht gebettet haͤtte/ und erklaͤret zwar das brod noch vom worte Gottes und Sacrament/ ſetzet aber imme- diatè darzu: Wiewohl durch das taͤgliche brod auch das leibliche mag verſtanden wer- den. Jn kuͤnfftigen zeiten hat er es durch fernere erleuchtung Gottes immer beſ- ſer verſtanden/ und nur allein hin und wie- der/ vom leiblichen brod beſtaͤndiglich expo- niret. Jn dem Tom. 5. Jen. G. fol. mihi 246. Edit. anno 1557. ſub anno 1532. lehret er deutlich: Wir bitten/ daß er uns unſer taͤglich brod gebe/ das iſt/ alles was uns noth iſt zur Erhaltung dieſes lebens/ nahrung/ geſunden leib/ gut wetter/ hauß/ hoff/ weib/ kind/ gut regiment/ friede/ und behuͤte uns fuͤr G g g g 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/913
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/913>, abgerufen am 18.05.2024.