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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] annehmen. 2. Denen nun die ihn annehmen/
gibt er macht GOttes kinder zu werden. 3.
Dieſe macht iſt erſt der wuͤrckliche geiſt des
glaubens/ den die menſchheit/ als eine gabe
GOttes/ empfaͤht. 4. Nachdem dieſer geiſt
die menſchheit auff ſeine ſeite gebracht/ wird
der glaube mit deꝛ zeit ſo kꝛaͤfftig/ daß die menſch-
heit durch ihn tod und teuffel uͤberwindet/ und zu
CHriſto gebracht wird. 5. So lange die
menſchheit der gabe des glaubens nicht wahr-
nimmt/ und durch den glauben die wercke des
fleiſches uͤberwindet/ mag ſie GOTT in ſei-
nem heiligen einweſigen leben nicht nahen/ und
hat den glauben nicht empfangen.

Cap. 41.

Autor wuͤnſcht/ daß alle einfaͤltige hertzen
die gabe des glaubens/ GOtt zu nahen/ em-
pfangen moͤchten/ und die darzu leitende wir-
ckungen CHriſti in ſich empfinden/ nicht auſ-
ſer ſich urtheilen. Die Hiſtorialiſten reden
viel von CHriſto/ ſeines weſens krafft aber
laͤugnen ſie/ lernen immer dar/ kommen nim-
mer mehr zur erkantnis. 2. Das verdorbene
fleiſch ſucht ſo wol durch ſeine lehre ſeine boßheit
zu bedecken; als CHriſtus thut die wahrheit
ans licht zu bringen. 3. Kan ſich auch in der
verblendeten menſchheit eine zeitlang veꝛbergen.
4. So man aber durch erfahrenheit auff der
lehre frucht merckt/ erkennt man/ daß ſie nicht
aus dem weſen CHriſti flieſſet/ weil ſie der ſeelen
keine ruhe bringt. 5. Wer aber im alter der
zeit die ruhe in der ſeelen erben wil/ der frage
nach dem alten wege des lebens/ und wandele
drinnen/ ſo wird er ruhe finden. 6. Dieſer
weg iſt die erniedrigung JEſu CHriſti/ welche
die ſeele zum leben bringt. 7. Die denſelben
weg gereiſt ſind/ ſoll man fragen nach dem alten
wege; CHriſtus iſt der weg/ wer von ihm lernt
demuͤthig von hertzen ſeyn/ wird in ſeiner ſeele
ruhe finden.

Cap. 42.

Daß wir mit den betagten und eine frucht
GOttes im hertzen tragenden maͤnnern CHri-
ſtum nun in der verlaͤugnung unſer ſelbſt in ſei-
nem heiligen weſen ſolten kennen lernen/ der als
ein niedriger geiſt in der ſeelen des menſchen
hertz in demuth umkehrtund erneuret. 2. So
wir ihn in deꝛeꝛneuꝛung des lebens erkeñen/ wer-
den wir auch recht von ihm zeugen. 3. Dann
als dann zeugt die menſchheit mit CHriſto eben
was ſie iſt. 5. Und wer aus der wahrheit iſt/
hoͤrt die wahrheit. 6. Alſo bleibt die wahr-
heit in ihr/ und kan ſich nichtlaͤugnen. 7. Die
luͤgen aber muß ſich wider die wahrheit verlaͤug-
nen. 8. Und weil die wahrheit auff recht/
muß ſie ewig beſtehen. 9. Sie kan alle feinde
uͤberwinden. 10. Nichts mag beſtehen/ dann
was in der wahrheit weſentlich lebt. 11.
Wer der wahrheit nahen wil/ muß es durch ihre
heilige weißheit im einweſigen leben Jeſu Chri-
ſti thun. 12. Jn dieſem einweſigen leben kan
niemand leben/ dann die ihr eigen getheilt leben
im fleiſche haſſen und verlaſſen. 13. Wer das
nicht mit luſt ſeines hertzens thut/ mag weder
wahrheit/ noch weißheit/ noch leben aus
GOTT erkennen/ noch die liebe darzu tra-
gen. 14. Alles was GOtt durch ſeine diener/
Propheten/ Apoſtel und geiſter zum verfallnen
menſchen geredt/ geſchicht allein darum/ daß er
mit dem leben JEſu CHriſti moͤchte zu einem
[Spaltenumbruch] weſen wieder vereinigt werden. 15. Dann
die Gottheit begehret nichts als daß der menſch
mit ihr einweſig leben ſolle. 16. Auſſer
dem einweſigen leben Jeſu Chriſti kan niemand
mit der Gottheit gemeinſchafft haben. ꝛc.

Cap. 43.

1. Daß/ wer die wahrheit lieb hat/ ſich im
geiſte des einweſigen lebens ergreiffen/ und zum
reiche Gottes bereiten laſſen ſolle/ auch alle Goͤtt-
liche dienſte darzu wahrnehmen muͤſſe. 2. Daß
das einweſige leben des geiſts die wahre liebe
JESU Chriſti/ die Gott und menſchen die-
net. 3. Durch ihren dienſt verklaͤrt das einwe-
ſige leben die biß im letzten theil der zeit ver-
borgen geweſene wohnung Gottes. 4. Aus der
verborgenheit bringt die vollkommene gerech-
tigkeit ins licht hervor/ und erfuͤllt Geſetz und
Propheten im leben der liebe/ wircklich im
menſchen zeugend. So du durch den Geiſt
Chriſti getrieben wirſt/ biſt du nicht unter dem
geſetze der verdammnis. 5. Wer im geiſte des
einweſigen lebens wandelt/ in dem uͤberwindt
derſelbe geiſt die luͤſte des fleiſches. 6. Alle mit
dem geiſte des einweſigen lebens zu einē weſen
vereinigte werden von den ſuͤndē im fleiſche be-
freyt. 7. Und in der befreyung werden ſie auch
aller wirckungen Gottes im geiſte theilhafftig/
dieſelben zu bezeugen; 8. Und das leben des ge-
richts iſt das weſentliche zeugnis Gottes/ wor-
durch der tod verdammt wird. 9. Darum das
leben JEſu Chriſti die erloͤſung aller beaͤng-
ſteten uñ betruͤbten ſeelen/ die um Chriſti wil-
len im tode gefangen liegen. 10. Dann von
der zeit an/ da ſie vom tode gefangen genom-
men ſind/ haben ſie ihre erloͤſung vom einwe-
ſigen leben erwartet. Dann es iſt der aller-
kraͤfftigſte geiſt. 11. Und iſt in ſeiner vollkom-
menheit der Vater/ Sohn und Heilige Geiſt.
12. Alle himmliſche heer iſt darinnen begrif-
fen. 13. Auſſer demſelben kan niemand die
vollkommene Gottheit in Chriſto erkennen.
14. Die auſſer ſolchen ſind/ begreiffen von der
Gottheit anders nichts/ dann ein getheilt irr-
diſch bild/ das keine krafft von ſich giebt. 15.
Darum iſt das bildliche leben mit dem tode
vermenget/ und mag das reich GOttes nicht
beſitzen/ kan auch das weſentliche vollkomme-
ne leben JEſu Chriſti anders nicht dann bild-
lich urtheilen. 16. Das iſt die vollkommenheit
der Gottheit/ daß ſie ſich von bildlichen gei-
ſtern laͤßt urtheilen/ und doch ungeurtheilet
bleibt/ laͤßt ſich nicht uͤberwinden/ ſondern uͤ-
berwindet alle toͤdtliche theilung.

Cap. 44.

1. Daß den menſchen/ der den irrdiſchen gei-
ſtern in den getheilten begierden unterworffen
iſt/ zu erloͤſen/ die Goͤttliche gerechte wirckung
ihm mancherley Gebote gegeben/ durch ihre
knechte/ Geſetz und Propheten/ welche nun in
einem weſen verklaͤrt werden/ daß der menſch
ſeine ſuͤndige begierden im fleiſche moͤchte em-
pfinden und erkennen lernen. 2. Ohne das Ge-
ſetz wuſte ich (ſagt Paulus) nicht/ was ſuͤnde
war. Item: Jch lebte etwan ohne das Geſetz/
als aber das gebot kam/ ward die ſuͤnde leben-
dig/ ꝛc. 3. Wann dann die menſchheit in ihrer
unerkanten ſuͤnde die rechte Gottheit in ihrer
krafft wieder die ſuͤnde im fleiſche zu erkennen

und

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/899>, abgerufen am 07.01.2025.