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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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der die Gottheit CHristi geläugnet.
[Spaltenumbruch] schahe es im gedachten jahre/ daß er bey einer
gewöhnlichen handwercks-versammlung mit
solchen gesellen über dergleichen dinge in ein
dispüt gerieth/ da ihn denn diese beschuldig-
ten/ als hätte er bey solchem streit Christum
gelästert/ mit solchen formalien/ welche bald
aus unterschiedlichen Acten zu sehen seyn wer-
den. Hierüber ward er nun öffentlich ange-
klagt/ und ob wohl die ankläger/ nemlich die
schmieds-gesellen/ bey selbiger Action gantz
truncken gewesen/ und der wirth von ihnen be-
zeugt gehabt/ daß ein jeder von ihnen ohne
dem beklagten gar viel kannen bier ausgesof-
fen. Ward doch ihre aussage zum grund des
weitern peinlichen Processes wider diesen men-
schen gelegt.

Beklagter läugnete inzwischen beständig/
und biß in seinen tod/ daß er die angegebene
Gotteslästerung geredet/ sondern blieb bey
seiner ersten aussage/ daß er nemlich die Jesui-
ten verfluchte Schelme geheissen/ nicht aber
JESUM also genennet/ wie die gesellen
ihn unrecht verstanden hätten. Was aber sei-
ne übrige meinung von Christo gewesen/ dar-
über ihn die Wittenbergischen Theologi vor
einen Atheisten erkläret/ kan aus denen jetzt
folgenden schrifften erkant werden. Jm ge-
fängnis soll er gar viel bedenckliche reden ge-
führet/ und unter andern zu den umstehen-
den gesagt haben: O ihr Lutheraner/ Gott
hat seinen arm unter euch offenbaret/
aber wer siehet ihn?
Die meisten umstän-
de seiner seltsamen führungen sind in folgen-
der Registratur begrieffen/ welche ich von wort
zu wort hieher setzen will:

"Anno 1687. den 22. Martii ist captivus
"Peter
Günther auf E. Hochw. Raths ver-
"ordnung von denen Wohlverordneten des
"gerichts gefragt worden: Wie und wodurch
"er zu erst in seinen bösen irrthum und auf
"die Gottlose gedancken gerathen/ daß er den
"glauben an unsern Heiland Christum verlas-
"sen? Worauf derselbe berichtet: Er sey durch
"Gottlose leute dazu bewogen/ in dem er gese-
"hen/ daß viele menschen ein sehr Gottloses le-
"ben geführet/ auch den gebauch des heiligen
"nachtmahls so offt und vielfältig aufgescho-
"ben/ deswegen er gantz inständig gebetet/ und
"den allmächtigen GOTT/ Schöpffer him-
"mels und der erden/ flehentlich ersuchet/ Er
"möchte ihn JESUM den gecreutzigten im
"traum sehen lassen; als er Jhn aber darauf
"nicht zu sehen bekommen/ wäre er dadurch be-
"wogen/ an ihn weiter nicht zu gläuben. Vor
"vier jahren aber recht in der Charwoche/ auf
"den Montag/ zwischen 3. und 4. uhren nach-
"mittages/ wie er in seinem Patria in Preussen
"bey Neukirchen/ auf seiner werckstätte geses-
"sen/ wäre ihn ein stern erschienen/ der ihm sei-
"ne strahlen gleichsam ins hertze geschossen/
"wodurch er veranlasset auf den boden zu ge-
"hen/ und den allmächtigen GOTT hefftig
"zu bitten/ daß er ihm seinen Sohn/ der vor uns
"menschen gelitten/ in seinem leiden zeigen
"möchte/ weil aber solches nicht geschehen/
"hätte er den allmächtigen GOtt/ Schöpf-
"fer himmels und der erden belobet/ hinfüro
"bey ihm allein zu bleiben. Nach dem er nun
"denselbigen abend vom boden wieder herun-
"ter gekommen/ und sich also zu bette geleget/
[Spaltenumbruch] hätte er/ indem er noch gewachet/ ein gesichte"
gesehen/ wie eine Sonne/ und als er drauff ein-"
geschlaffen/ hätte ihm geträumet/ ob wäre er"
zu Abends-zeit in eine Stadt gegangen/"
und alda in ein hauß gekommen/ allwo viele"
leute gewesen/ so getantzet und gesprungen/"
mittler weile wäre ihm die nase trieffend ge-"
worden/ deßwegen er sich an einen ort daselbst"
niedergesetzet/ worauff ihm das wasser aus"
den augen/ ohren/ mund und nase häuffig her-"
aus gestürtzet/ und unter denen anwesenden"
leuten starck durchgelauffen/ darauff die leute"
zu ihm getreten/ und ihn wiederum ermun-"
tert/ daß darüber das wasser von ihm zu lauf-"
fen auffgehöret/ und ihm gantz wol wieder zu"
muthe geworden; da hätte er ein brennend licht"
in die hand genommen/ und wäre da mit nach"
der gassen gangen/ woselbst ihm aber der wind"
das licht ausgewehet/ deßwegen er im finstern"
seines weges fortgegangen/ und wie ihm da-"
rauff ein knabe mit einem brennenden lichte be-"
gegnet/ habe er denselben gebeten/ sein licht"
anzünden zu lassen; der aber versetzet: er hätte"
keine zeit dazu/ in dem er nach dem hochzeit-"
hause eilete/ er solte nur weiter vor sich gehen/"
so würde er schon ein licht antreffen; als er nun"
hierauff weiter fortgegangen/ da hätte er ei-"
nen lehnstuhl angetroffen/ worauff ein bren-"
nend licht gestanden/ dabey er seines wieder"
angestecket/ sey damit ferner gangen/ und bald"
darauff an eine brandstädte gekommen/ wo-"
selbst dem ansehen nach ein hauß gestanden/ so"
abgebrandt/ daselbst hätte er sich niedergese-"
tzet/ und indem allda gelegenen gruse oder stein-"
hauffen mit den händen gearbeitet/ da er denn"
2. stücklein/ als ein grün und ein weiß stück käse"
gefunden/ so er auffgenommen/ und ein we-"
nig davon gekostet. Hierauff hätte er mit der"
hand in solchen steinhauffen weiter hinein ge-"
langet/ und daselbst eine tasche/ mit allerhand"
grobem gelde gefüllet/ angetroffen/ und weil"
er die tasche nicht loß kriegen können/ hätte er"
so viel von dem groben gelde an Christinchen"
und sonst anderer groben müntze heraus genom-"
men/ als viel er in der hand lassen können;"
Worauff ihn ferner geträumet/ daß damit"
der tag angebrochen/ und wären die leute von"
der hochzeit gekommen/ denen er mit der hand"
gewincket/ zu ihm zu kommen/ wie denn auch"
etliche davon zu ihm gekommen/ die übrigenn"
aber wären ihres weges aufeinem breiten wege"
fortgegangen/ er aber sey bald hernach auff ei-"
nen sehrschmalen steg gekommen/ worauff er"
sich sehr geängstet/ und darüber aus dem"
schlaff erwachet. Nachdem er nun aus dem"
bette gestanden/ wäre er nach seiner mutter"
gangen/ und hätte derselben erzehlet was ihm"
geträumet/ und wäre er mit gedachter seiner"
mutter und seiner schwester auff ihre knie gefal-"
len und hätten mit einander gebetet."

Womit captivus dimittiret/ und haben"
Domini Praesides judicii diesem Protocollo"
zu annectiren befohlen/ daß sie nicht penetri-"
r
en können/ ob diese des captivi erzehlung per"
meras simulationes,
oder aber ex corrupta"
mente
hergeflossen/ wiewol dasletztere ex mo-"
do rationis & ex gestibus captivi
ziemlich"
glaublich geschienen. Judicium desuper Am-"
plissimo Senatui
anheim stellend. Actum in"
der Fronerey zu Lübeck."

Uber
A. K. H. Vierter Theil. P p p 2

der die Gottheit CHriſti gelaͤugnet.
[Spaltenumbruch] ſchahe es im gedachten jahre/ daß er bey einer
gewoͤhnlichen handwercks-verſammlung mit
ſolchen geſellen uͤber dergleichen dinge in ein
diſpüt gerieth/ da ihn denn dieſe beſchuldig-
ten/ als haͤtte er bey ſolchem ſtreit Chriſtum
gelaͤſtert/ mit ſolchen formalien/ welche bald
aus unterſchiedlichen Acten zu ſehen ſeyn wer-
den. Hieruͤber ward er nun oͤffentlich ange-
klagt/ und ob wohl die anklaͤger/ nemlich die
ſchmieds-geſellen/ bey ſelbiger Action gantz
truncken geweſen/ und der wirth von ihnen be-
zeugt gehabt/ daß ein jeder von ihnen ohne
dem beklagten gar viel kannen bier ausgeſof-
fen. Ward doch ihre auſſage zum grund des
weitern peinlichen Proceſſes wider dieſen men-
ſchen gelegt.

Beklagter laͤugnete inzwiſchen beſtaͤndig/
und biß in ſeinen tod/ daß er die angegebene
Gotteslaͤſterung geredet/ ſondern blieb bey
ſeiner erſten auſſage/ daß er nemlich die Jeſui-
ten verfluchte Schelme geheiſſen/ nicht aber
JESUM alſo genennet/ wie die geſellen
ihn unrecht verſtanden haͤtten. Was aber ſei-
ne uͤbrige meinung von Chriſto geweſen/ dar-
uͤber ihn die Wittenbergiſchen Theologi vor
einen Atheiſten erklaͤret/ kan aus denen jetzt
folgenden ſchrifften erkant werden. Jm ge-
faͤngnis ſoll er gar viel bedenckliche reden ge-
fuͤhret/ und unter andern zu den umſtehen-
den geſagt haben: O ihr Lutheraner/ Gott
hat ſeinen arm unter euch offenbaret/
aber wer ſiehet ihn?
Die meiſten umſtaͤn-
de ſeiner ſeltſamen fuͤhrungen ſind in folgen-
der Regiſtratur begrieffen/ welche ich von wort
zu wort hieher ſetzen will:

Anno 1687. den 22. Martii iſt captivus
„Peter
Guͤnther auf E. Hochw. Raths ver-
„ordnung von denen Wohlverordneten des
„gerichts gefragt worden: Wie und wodurch
„er zu erſt in ſeinen boͤſen irrthum und auf
„die Gottloſe gedancken gerathen/ daß er den
„glauben an unſern Heiland Chriſtum verlaſ-
„ſen? Worauf derſelbe berichtet: Er ſey durch
„Gottloſe leute dazu bewogen/ in dem er geſe-
„hen/ daß viele menſchen ein ſehr Gottloſes le-
„ben gefuͤhret/ auch den gebauch des heiligen
„nachtmahls ſo offt und vielfaͤltig aufgeſcho-
„ben/ deswegen er gantz inſtaͤndig gebetet/ und
„den allmaͤchtigen GOTT/ Schoͤpffer him-
„mels und der erden/ flehentlich erſuchet/ Er
„moͤchte ihn JESUM den gecreutzigten im
„traum ſehen laſſen; als er Jhn aber darauf
„nicht zu ſehen bekommen/ waͤre er dadurch be-
„wogen/ an ihn weiter nicht zu glaͤuben. Vor
„vier jahren aber recht in der Charwoche/ auf
„den Montag/ zwiſchen 3. und 4. uhren nach-
„mittages/ wie er in ſeinem Patria in Preuſſen
„bey Neukirchen/ auf ſeiner werckſtaͤtte geſeſ-
„ſen/ waͤre ihn ein ſtern erſchienen/ der ihm ſei-
„ne ſtrahlen gleichſam ins hertze geſchoſſen/
„wodurch er veranlaſſet auf den boden zu ge-
„hen/ und den allmaͤchtigen GOTT hefftig
„zu bitten/ daß er ihm ſeinen Sohn/ der vor uns
„menſchen gelitten/ in ſeinem leiden zeigen
„moͤchte/ weil aber ſolches nicht geſchehen/
„haͤtte er den allmaͤchtigen GOtt/ Schoͤpf-
„fer himmels und der erden belobet/ hinfuͤro
„bey ihm allein zu bleiben. Nach dem er nun
„denſelbigen abend vom boden wieder herun-
„ter gekommen/ und ſich alſo zu bette geleget/
[Spaltenumbruch] haͤtte er/ indem er noch gewachet/ ein geſichte“
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geſchlaffen/ haͤtte ihm getraͤumet/ ob waͤre er“
zu Abends-zeit in eine Stadt gegangen/“
und alda in ein hauß gekommen/ allwo viele“
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den augen/ ohren/ mund und naſe haͤuffig her-“
aus geſtuͤrtzet/ und unter denen anweſenden“
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darauff an eine brandſtaͤdte gekommen/ wo-“
ſelbſt dem anſehen nach ein hauß geſtanden/ ſo“
abgebrandt/ daſelbſt haͤtte er ſich niedergeſe-“
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hauffen mit den haͤnden gearbeitet/ da er denn“
2. ſtuͤcklein/ als ein gruͤn und ein weiß ſtuͤck kaͤſe“
gefunden/ ſo er auffgenommen/ und ein we-“
nig davon gekoſtet. Hierauff haͤtte er mit der“
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grobem gelde gefuͤllet/ angetroffen/ und weil“
er die taſche nicht loß kriegen koͤnnen/ haͤtte er“
ſo viel von dem groben gelde an Chriſtinchen“
uñ ſonſt anderer grobẽ muͤntze heraus genom-“
men/ als viel er in der hand laſſen koͤnnen;“
Worauff ihn ferner getraͤumet/ daß damit“
der tag angebrochen/ und waͤren die leute von“
der hochzeit gekommen/ denen er mit der hand“
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abeꝛ waͤꝛen ihres weges aufeinem breiten wege“
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ſich ſehr geaͤngſtet/ und daruͤber aus dem“
ſchlaff erwachet. Nachdem er nun aus dem“
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gangen/ und haͤtte derſelben erzehlet was ihm“
getraͤumet/ und waͤre er mit gedachter ſeiner“
mutter und ſeiner ſchweſter auff ihre knie gefal-“
len und haͤtten mit einander gebetet.„

Womit captivus dimittiret/ und haben“
Domini Præſides judicii dieſem Protocollo
zu annectiren befohlen/ daß ſie nicht penetri-“
r
en koͤnnen/ ob dieſe des captivi erzehlung per“
meras ſimulationes,
oder aber ex corrupta“
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hergefloſſen/ wiewol dasletztere ex mo-“
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der Fronerey zu Luͤbeck.„

Uber
A. K. H. Vierter Theil. P p p 2
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[483/0791] der die Gottheit CHriſti gelaͤugnet. ſchahe es im gedachten jahre/ daß er bey einer gewoͤhnlichen handwercks-verſammlung mit ſolchen geſellen uͤber dergleichen dinge in ein diſpüt gerieth/ da ihn denn dieſe beſchuldig- ten/ als haͤtte er bey ſolchem ſtreit Chriſtum gelaͤſtert/ mit ſolchen formalien/ welche bald aus unterſchiedlichen Acten zu ſehen ſeyn wer- den. Hieruͤber ward er nun oͤffentlich ange- klagt/ und ob wohl die anklaͤger/ nemlich die ſchmieds-geſellen/ bey ſelbiger Action gantz truncken geweſen/ und der wirth von ihnen be- zeugt gehabt/ daß ein jeder von ihnen ohne dem beklagten gar viel kannen bier ausgeſof- fen. Ward doch ihre auſſage zum grund des weitern peinlichen Proceſſes wider dieſen men- ſchen gelegt. Beklagter laͤugnete inzwiſchen beſtaͤndig/ und biß in ſeinen tod/ daß er die angegebene Gotteslaͤſterung geredet/ ſondern blieb bey ſeiner erſten auſſage/ daß er nemlich die Jeſui- ten verfluchte Schelme geheiſſen/ nicht aber JESUM alſo genennet/ wie die geſellen ihn unrecht verſtanden haͤtten. Was aber ſei- ne uͤbrige meinung von Chriſto geweſen/ dar- uͤber ihn die Wittenbergiſchen Theologi vor einen Atheiſten erklaͤret/ kan aus denen jetzt folgenden ſchrifften erkant werden. Jm ge- faͤngnis ſoll er gar viel bedenckliche reden ge- fuͤhret/ und unter andern zu den umſtehen- den geſagt haben: O ihr Lutheraner/ Gott hat ſeinen arm unter euch offenbaret/ aber wer ſiehet ihn? Die meiſten umſtaͤn- de ſeiner ſeltſamen fuͤhrungen ſind in folgen- der Regiſtratur begrieffen/ welche ich von wort zu wort hieher ſetzen will: „Anno 1687. den 22. Martii iſt captivus „Peter Guͤnther auf E. Hochw. Raths ver- „ordnung von denen Wohlverordneten des „gerichts gefragt worden: Wie und wodurch „er zu erſt in ſeinen boͤſen irrthum und auf „die Gottloſe gedancken gerathen/ daß er den „glauben an unſern Heiland Chriſtum verlaſ- „ſen? Worauf derſelbe berichtet: Er ſey durch „Gottloſe leute dazu bewogen/ in dem er geſe- „hen/ daß viele menſchen ein ſehr Gottloſes le- „ben gefuͤhret/ auch den gebauch des heiligen „nachtmahls ſo offt und vielfaͤltig aufgeſcho- „ben/ deswegen er gantz inſtaͤndig gebetet/ und „den allmaͤchtigen GOTT/ Schoͤpffer him- „mels und der erden/ flehentlich erſuchet/ Er „moͤchte ihn JESUM den gecreutzigten im „traum ſehen laſſen; als er Jhn aber darauf „nicht zu ſehen bekommen/ waͤre er dadurch be- „wogen/ an ihn weiter nicht zu glaͤuben. Vor „vier jahren aber recht in der Charwoche/ auf „den Montag/ zwiſchen 3. und 4. uhren nach- „mittages/ wie er in ſeinem Patria in Preuſſen „bey Neukirchen/ auf ſeiner werckſtaͤtte geſeſ- „ſen/ waͤre ihn ein ſtern erſchienen/ der ihm ſei- „ne ſtrahlen gleichſam ins hertze geſchoſſen/ „wodurch er veranlaſſet auf den boden zu ge- „hen/ und den allmaͤchtigen GOTT hefftig „zu bitten/ daß er ihm ſeinen Sohn/ der vor uns „menſchen gelitten/ in ſeinem leiden zeigen „moͤchte/ weil aber ſolches nicht geſchehen/ „haͤtte er den allmaͤchtigen GOtt/ Schoͤpf- „fer himmels und der erden belobet/ hinfuͤro „bey ihm allein zu bleiben. Nach dem er nun „denſelbigen abend vom boden wieder herun- „ter gekommen/ und ſich alſo zu bette geleget/ haͤtte er/ indem er noch gewachet/ ein geſichte“ geſehen/ wie eine Sonne/ und als er drauff ein-“ geſchlaffen/ haͤtte ihm getraͤumet/ ob waͤre er“ zu Abends-zeit in eine Stadt gegangen/“ und alda in ein hauß gekommen/ allwo viele“ leute geweſen/ ſo getantzet und geſprungen/“ mittler weile waͤre ihm die naſe trieffend ge-“ worden/ deßwegen er ſich an einen ort daſelbſt“ niedergeſetzet/ worauff ihm das waſſer aus“ den augen/ ohren/ mund und naſe haͤuffig her-“ aus geſtuͤrtzet/ und unter denen anweſenden“ leuten ſtarck durchgelauffen/ darauff die leute“ zu ihm getreten/ und ihn wiederum ermun-“ tert/ daß daruͤber das waſſer von ihm zu lauf-“ fen auffgehoͤret/ und ihm gantz wol wieder zu“ muthe geworden; da haͤtte er ein breñend licht“ in die hand genommen/ und waͤre da mit nach“ der gaſſen gangen/ woſelbſt ihm aber der wind“ das licht ausgewehet/ deßwegen er im finſtern“ ſeines weges fortgegangen/ und wie ihm da-“ rauff ein knabe mit einem breñenden lichte be-“ gegnet/ habe er denſelben gebeten/ ſein licht“ anzuͤnden zu laſſen; der aber verſetzet: er haͤtte“ keine zeit dazu/ in dem er nach dem hochzeit-“ hauſe eilete/ er ſolte nur weiter vor ſich gehen/“ ſo wuͤrde er ſchon ein licht antreffen; als er nun“ hierauff weiter fortgegangen/ da haͤtte er ei-“ nen lehnſtuhl angetroffen/ worauff ein bren-“ nend licht geſtanden/ dabey er ſeines wieder“ angeſtecket/ ſey damit ferner gangen/ und bald“ darauff an eine brandſtaͤdte gekommen/ wo-“ ſelbſt dem anſehen nach ein hauß geſtanden/ ſo“ abgebrandt/ daſelbſt haͤtte er ſich niedergeſe-“ tzet/ und indem allda gelegenen gruſe oder ſtein-“ hauffen mit den haͤnden gearbeitet/ da er denn“ 2. ſtuͤcklein/ als ein gruͤn und ein weiß ſtuͤck kaͤſe“ gefunden/ ſo er auffgenommen/ und ein we-“ nig davon gekoſtet. 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Nachdem er nun aus dem“ bette geſtanden/ waͤre er nach ſeiner mutter“ gangen/ und haͤtte derſelben erzehlet was ihm“ getraͤumet/ und waͤre er mit gedachter ſeiner“ mutter und ſeiner ſchweſter auff ihre knie gefal-“ len und haͤtten mit einander gebetet.„ Womit captivus dimittiret/ und haben“ Domini Præſides judicii dieſem Protocollo“ zu annectiren befohlen/ daß ſie nicht penetri-“ ren koͤnnen/ ob dieſe des captivi erzehlung per“ meras ſimulationes, oder aber ex corrupta“ mente hergefloſſen/ wiewol dasletztere ex mo-“ do rationis & ex geſtibus captivi ziemlich“ glaublich geſchienen. Judicium deſuper Am-“ pliſſimo Senatui anheim ſtellend. Actum in“ der Fronerey zu Luͤbeck.„ Uber A. K. H. Vierter Theil. P p p 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/791>, abgerufen am 22.12.2024.