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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution.
[Spaltenumbruch] hauffen: ich dencke sie sollen theils auch noch in
meine fäuste gerathen. Den cörper haben die
henckers-knechte hingerissen/ und hin und her
geschleifft/ daß die fültzame strümpff sich dar-
über abgestrichen; als ihn die leute vor wol be-
schauet/ und ein solch gedreng umb ihn gewesen/
daß der cörper mit füssen getreten worden/ und
man ihn wegschaffen müssen.

§. 4. Was sonsten die Auctores dieses ge-
gen-berichts unter andern von D. Polycarpo
Leysern
geschrieben/ daß er bey Crellens hin-
richtung woldas seinige auch beygetragen/ ha-
ben sie ohne zweiffel aus einigen umbständen
geschlossen. Unter seinen schrifften findet man in
einer landtags-predigt/ so er Anno 1601. den
9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An-
no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ diese wor-
te von Crellio/ woraus man seinen grund und
"sinn gnugsam sehen kan/ p. 36. Jn der welt
"thut immer einer dem andern einen eingriff in
"sein ampt/ und läst unterdessen sein eignes an-
"stehen. Jm Pabstthum wolten die geistliche
"Herren alle weltliche ämpter|bedienen/ sie wa-
"ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja
"mengeten sich auch ins kriegswesen ein. Aber
"wenn Jesuiten und Capuciner/ Mönch krieg
"führen wollen/ ey so nimmt es einen feinen auß-
"gang/ wie jetzo vor Canischa geschehen. Bey
"uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die
"weltlichen das Directorium haben/ in Reli-
"gions-sachen. Aber mich bedünckt/ diese lan-
"de soltens schter weiß worden seyn/ was es für
"nutz und frommen bringe/ wenn ein politischer
"Crell das Directorium in kirchen- und schul-
"sachen hält. O wie kan doch ein solcher hei-
"mischer und verschlagener kopff/ der sein leb-
"tag nie öffentlich vor der gemeine sich in Reli-
"gions sachen hören lässet/ in den winckeln und
"in geheim so grossen schaden thun/ ehe man
"desselben gewahr wird/ daß hernach/ wenns
"endlich außbricht/ man schier nicht mehr weiß/
"wie den sachen zu helffen oder zu rathen stehe.

§. 5. Die drey Prediger/ so Crellium zum
tod begleitet/ haben dergleichen sinn in dem
Examine examinis Pierii auch sehr deutlich ent-
decket/ daraus nur zur probe folgendes aus
p. 95. anzuführen gnug seyn wird: Es dancke
euch solches der teuffel/
daß ihr (Calvini-
sten) solche gesellen seyd/ daß/ wenn ihr die O-
brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade
angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und
lebens/ guts und bluts gesetzt/ und wider den
landfrieden gehandelt/ man auch solches über
euch erweiset/ und urtheil und recht gibt/ sie als
landfriedbrecher sollen NB. mit dem schwerd
getödtet werden;
daß ihr pfleget gute worte
aus falschen hertzen zu geben/ und sich erbieten
gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der
Obrigkeit und den Nächsten sich also zu ver-
halten/ u. s. f. da sagen wir noch: Es dancke
es euch der teuffel/
daß ihr solche lose leu-
te seyd/ und hätten nicht vermeint/ daß ihr
solche personen de tribu Levi seyn solt. u. s. w.

Und p. 99. Jhr (D. Pieri) habt sehr übel ge-
than/ daß ihr D. Crellen als euren Messiam al-
so jämmerlich in der patsche habt stecken lassen/
und gar verlassen NB. nicht anders/ als die
Jünger und Apostel zur zeit der paßion den
HErrn CHRistum verliessen. Dergleichen
leichtsinnige und übel-klingende exprossiones
[Spaltenumbruch] sind allenthalben in dieser und andern solchen
schrifften anzutreffen.

§. 6. Folget hierauff die Supplication an
Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sachsen/
Administratorn der Chur-Sachsen etc. 1601.
aus der antwort auff die leich-predigt D. Crel-
lens von seinen freunden publicirt 1605. p. 69.

Gnädigster Herr/ E. F. G. kan ich aus
betrübtem gemüthe unterthänigst klagend
nicht bergen/ wie daß heute früh der Amtschös-
ser zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al-
ten berge/ in gegenwart 2. Notarien, und der
angebohrnen landschafft Syndici, so wol des
Fiscals und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den
wider mich geführten Inquisitions-proceß ein
urtheil allhier publiciret/ daß man mir wegen
meiner daheim fürgegebenen/ und mit fremder
Herrschafft/ und derselbigen abgefertigten/ wi-
der den landfrieden gebrauchten böser practi-
ken und anderer fürnehmen/ so/ wie zu Recht
gnugsam auff mich dargethan seyn sol/ mein
leib und leben vermeintlich abgesprochen/ und
das schwerdt zuerkannt. Nun hätte ich mich
ehe himmels-fallens/ denn eines solchen urtheils/
auff den geführten proceß und beweiß verse-
hen/ sintemal ich mich vor GOttes angesicht
dergleichen bösen practiken und fürnehmen un-
schuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein
kein mensch auff dieser welt/ einige böse practi-
ken und fürnehmen von mir mit bestande wahr
sagen könne/ sondern daß auch in dem geführ-
ten beweiß/ wenn derselbige mit unpartheyischen
augen angesehen/ mehr für mich als wider mich
dargethan; Und hätte ich hierüber gerad das
gegenspiel alles deß/ so ich vermeintlich beschul-
diget/ wenn man mich nur gebührlich gehört
(wie Rechtens/ und vom Käyserl. Cammer-
Gericht vorlängst befohlen/ und sonder zweiffel
auch erkant) beständiglich darthun/ und auß-
führen wollen. So ist auch unverneinlich und
offenbar/ daß vermöge des klaren buchstabens
des auffgerichteten land-friedens niemanden
lebens-straffe zuerkant werden kan/ er habe
denn gemeldte thaten geübt/ deren ich aber nie
beschuldiget/ viel weniger überwiesen. Es be-
zeugen auch die ergangenen Acta |klärlich/ daß
dasjenige/ so erkannt/ dergestalt wie es gespro-
chen/ nie geklagt/ ich geschweige/ wie zu Recht
gnugsam/ erwiesen; sondern es seyn im grund
allein etliche/ in Religions- und dann je wenig
politischen sachen/ ergangene geschicht angezo-
gen; welche/ wenn sie gleich über mich bewie-
sen/ als doch nicht ist/ einige leibs- und lebens-
straffe nicht auff sich tragen oder wegen. Denn
das urtheil gar extra acta & petita, und wie ge-
meldt/ auch wider den klaren innhalt des land-
friedens gesprochen; immassen dann auch solch
urtheil gar wider den gebräuchlichen stylum
verfast/ auch wort in sich hat/ so sonsten in ur-
theilen nicht gesetzet worden. So ist es auch
nicht an dem orte/ da vermöge der inquisition
befehl/ geurtheilt werden sollen/ ergangen;
Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler-
nungs-urtheil in originali vorzulegen/ dasselbe
aber nicht erhalten können. So habe ich auch
von stund an nachmals gesucht/ meinem Wei-
be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten
einen freyen unverhinderten zutritt zu mir zu
verstatten; welches aber/ neben vorgemeldtem
meinem suchen allein zu referiren verzeichnet

wor-

Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution.
[Spaltenumbruch] hauffen: ich dencke ſie ſollen theils auch noch in
meine faͤuſte gerathen. Den coͤrper haben die
henckers-knechte hingeriſſen/ und hin und her
geſchleifft/ daß die fuͤltzame ſtruͤmpff ſich dar-
uͤber abgeſtrichen; als ihn die leute vor wol be-
ſchauet/ und ein ſolch gedreng umb ihn geweſen/
daß der coͤrper mit fuͤſſen getreten worden/ und
man ihn wegſchaffen muͤſſen.

§. 4. Was ſonſten die Auctores dieſes ge-
gen-berichts unter andern von D. Polycarpo
Leyſern
geſchrieben/ daß er bey Crellens hin-
richtung woldas ſeinige auch beygetragen/ ha-
ben ſie ohne zweiffel aus einigen umbſtaͤnden
geſchloſſen. Unter ſeinen ſchrifften findet man in
einer landtags-predigt/ ſo er Anno 1601. den
9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An-
no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ dieſe wor-
te von Crellio/ woraus man ſeinen grund und
„ſinn gnugſam ſehen kan/ p. 36. Jn der welt
„thut immer einer dem andern einen eingriff in
„ſein ampt/ und laͤſt unterdeſſen ſein eignes an-
„ſtehen. Jm Pabſtthum wolten die geiſtliche
„Herren alle weltliche aͤmpter|bedienen/ ſie wa-
„ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja
„mengeten ſich auch ins kriegsweſen ein. Aber
„wenn Jeſuiten und Capuciner/ Moͤnch krieg
„fuͤhren wollen/ ey ſo nim̃t es einen feinen auß-
„gang/ wie jetzo vor Caniſcha geſchehen. Bey
„uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die
„weltlichen das Directorium haben/ in Reli-
„gions-ſachen. Aber mich beduͤnckt/ dieſe lan-
„de ſoltens ſchter weiß worden ſeyn/ was es fuͤr
„nutz und frommen bringe/ wenn ein politiſcher
„Crell das Directorium in kirchen- und ſchul-
„ſachen haͤlt. O wie kan doch ein ſolcher hei-
„miſcher und verſchlagener kopff/ der ſein leb-
„tag nie oͤffentlich vor der gemeine ſich in Reli-
„gions ſachen hoͤren laͤſſet/ in den winckeln und
„in geheim ſo groſſen ſchaden thun/ ehe man
„deſſelben gewahr wird/ daß hernach/ wenns
„endlich außbricht/ man ſchier nicht mehr weiß/
„wie den ſachen zu helffen oder zu rathen ſtehe.

§. 5. Die drey Prediger/ ſo Crellium zum
tod begleitet/ haben dergleichen ſinn in dem
Examine examinis Pierii auch ſehr deutlich ent-
decket/ daraus nur zur probe folgendes aus
p. 95. anzufuͤhren gnug ſeyn wird: Es dancke
euch ſolches der teuffel/
daß ihr (Calvini-
ſten) ſolche geſellen ſeyd/ daß/ wenn ihr die O-
brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade
angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und
lebens/ guts und bluts geſetzt/ und wider den
landfrieden gehandelt/ man auch ſolches uͤber
euch erweiſet/ und urtheil und recht gibt/ ſie als
landfriedbrecher ſollen NB. mit dem ſchwerd
getoͤdtet werden;
daß ihr pfleget gute worte
aus falſchen hertzen zu geben/ und ſich erbieten
gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der
Obrigkeit und den Naͤchſten ſich alſo zu ver-
halten/ u. ſ. f. da ſagen wir noch: Es dancke
es euch der teuffel/
daß ihr ſolche loſe leu-
te ſeyd/ und haͤtten nicht vermeint/ daß ihr
ſolche perſonen de tribu Levi ſeyn ſolt. u. ſ. w.

Und p. 99. Jhr (D. Pieri) habt ſehr uͤbel ge-
than/ daß ihr D. Crellen als euren Meſſiam al-
ſo jaͤmmerlich in der patſche habt ſtecken laſſen/
und gar verlaſſen NB. nicht anders/ als die
Juͤnger und Apoſtel zur zeit der paßion den
HErrn CHRiſtum verlieſſen. Dergleichen
leichtſinnige und uͤbel-klingende exproſſiones
[Spaltenumbruch] ſind allenthalben in dieſer und andern ſolchen
ſchrifften anzutreffen.

§. 6. Folget hierauff die Supplication an
Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sachſen/
Adminiſtratorn der Chur-Sachſen ꝛc. 1601.
aus der antwort auff die leich-predigt D. Crel-
lens von ſeinen freunden publicirt 1605. p. 69.

Gnaͤdigſter Herr/ E. F. G. kan ich aus
betruͤbtem gemuͤthe unterthaͤnigſt klagend
nicht bergen/ wie daß heute fruͤh der Amtſchoͤſ-
ſer zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al-
ten berge/ in gegenwart 2. Notarien, und der
angebohrnen landſchafft Syndici, ſo wol des
Fiſcals und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den
wider mich gefuͤhrten Inquiſitions-proceß ein
urtheil allhier publiciret/ daß man mir wegen
meiner daheim fuͤrgegebenen/ und mit fremder
Herrſchafft/ und derſelbigen abgefertigten/ wi-
der den landfrieden gebrauchten boͤſer practi-
ken und anderer fuͤrnehmen/ ſo/ wie zu Recht
gnugſam auff mich dargethan ſeyn ſol/ mein
leib und leben vermeintlich abgeſprochen/ und
das ſchwerdt zuerkannt. Nun haͤtte ich mich
ehe himmels-fallens/ deñ eines ſolchen urtheils/
auff den gefuͤhrten proceß und beweiß verſe-
hen/ ſintemal ich mich vor GOttes angeſicht
dergleichen boͤſen practiken und fuͤrnehmen un-
ſchuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein
kein menſch auff dieſer welt/ einige boͤſe practi-
ken und fuͤrnehmen von mir mit beſtande wahr
ſagen koͤnne/ ſondern daß auch in dem gefuͤhr-
ten beweiß/ weñ derſelbige mit unpartheyiſchen
augen angeſehen/ mehr fuͤr mich als wider mich
dargethan; Und haͤtte ich hieruͤber gerad das
gegenſpiel alles deß/ ſo ich vermeintlich beſchul-
diget/ wenn man mich nur gebuͤhrlich gehoͤrt
(wie Rechtens/ und vom Kaͤyſerl. Cammer-
Gericht vorlaͤngſt befohlen/ und ſonder zweiffel
auch erkant) beſtaͤndiglich darthun/ und auß-
fuͤhren wollen. So iſt auch unverneinlich und
offenbar/ daß vermoͤge des klaren buchſtabens
des auffgerichteten land-friedens niemanden
lebens-ſtraffe zuerkant werden kan/ er habe
denn gemeldte thaten geuͤbt/ deren ich aber nie
beſchuldiget/ viel weniger uͤberwieſen. Es be-
zeugen auch die ergangenen Acta |klaͤrlich/ daß
dasjenige/ ſo erkannt/ dergeſtalt wie es geſpro-
chen/ nie geklagt/ ich geſchweige/ wie zu Recht
gnugſam/ erwieſen; ſondern es ſeyn im grund
allein etliche/ in Religions- und dann je wenig
politiſchen ſachen/ ergangene geſchicht angezo-
gen; welche/ wenn ſie gleich uͤber mich bewie-
ſen/ als doch nicht iſt/ einige leibs- und lebens-
ſtraffe nicht auff ſich tragen oder wegen. Denn
das urtheil gar extra acta & petita, und wie ge-
meldt/ auch wider den klaren innhalt des land-
friedens geſprochen; immaſſen dann auch ſolch
urtheil gar wider den gebraͤuchlichen ſtylum
verfaſt/ auch wort in ſich hat/ ſo ſonſten in ur-
theilen nicht geſetzet worden. So iſt es auch
nicht an dem orte/ da vermoͤge der inquiſition
befehl/ geurtheilt werden ſollen/ ergangen;
Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler-
nungs-urtheil in originali vorzulegen/ daſſelbe
aber nicht erhalten koͤnnen. So habe ich auch
von ſtund an nachmals geſucht/ meinem Wei-
be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten
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[0768] Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution. hauffen: ich dencke ſie ſollen theils auch noch in meine faͤuſte gerathen. Den coͤrper haben die henckers-knechte hingeriſſen/ und hin und her geſchleifft/ daß die fuͤltzame ſtruͤmpff ſich dar- uͤber abgeſtrichen; als ihn die leute vor wol be- ſchauet/ und ein ſolch gedreng umb ihn geweſen/ daß der coͤrper mit fuͤſſen getreten worden/ und man ihn wegſchaffen muͤſſen. §. 4. Was ſonſten die Auctores dieſes ge- gen-berichts unter andern von D. Polycarpo Leyſern geſchrieben/ daß er bey Crellens hin- richtung woldas ſeinige auch beygetragen/ ha- ben ſie ohne zweiffel aus einigen umbſtaͤnden geſchloſſen. Unter ſeinen ſchrifften findet man in einer landtags-predigt/ ſo er Anno 1601. den 9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An- no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ dieſe wor- te von Crellio/ woraus man ſeinen grund und „ſinn gnugſam ſehen kan/ p. 36. Jn der welt „thut immer einer dem andern einen eingriff in „ſein ampt/ und laͤſt unterdeſſen ſein eignes an- „ſtehen. Jm Pabſtthum wolten die geiſtliche „Herren alle weltliche aͤmpter|bedienen/ ſie wa- „ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja „mengeten ſich auch ins kriegsweſen ein. Aber „wenn Jeſuiten und Capuciner/ Moͤnch krieg „fuͤhren wollen/ ey ſo nim̃t es einen feinen auß- „gang/ wie jetzo vor Caniſcha geſchehen. Bey „uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die „weltlichen das Directorium haben/ in Reli- „gions-ſachen. Aber mich beduͤnckt/ dieſe lan- „de ſoltens ſchter weiß worden ſeyn/ was es fuͤr „nutz und frommen bringe/ wenn ein politiſcher „Crell das Directorium in kirchen- und ſchul- „ſachen haͤlt. O wie kan doch ein ſolcher hei- „miſcher und verſchlagener kopff/ der ſein leb- „tag nie oͤffentlich vor der gemeine ſich in Reli- „gions ſachen hoͤren laͤſſet/ in den winckeln und „in geheim ſo groſſen ſchaden thun/ ehe man „deſſelben gewahr wird/ daß hernach/ wenns „endlich außbricht/ man ſchier nicht mehr weiß/ „wie den ſachen zu helffen oder zu rathen ſtehe. §. 5. Die drey Prediger/ ſo Crellium zum tod begleitet/ haben dergleichen ſinn in dem Examine examinis Pierii auch ſehr deutlich ent- decket/ daraus nur zur probe folgendes aus p. 95. anzufuͤhren gnug ſeyn wird: Es dancke euch ſolches der teuffel/ daß ihr (Calvini- ſten) ſolche geſellen ſeyd/ daß/ wenn ihr die O- brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und lebens/ guts und bluts geſetzt/ und wider den landfrieden gehandelt/ man auch ſolches uͤber euch erweiſet/ und urtheil und recht gibt/ ſie als landfriedbrecher ſollen NB. mit dem ſchwerd getoͤdtet werden; daß ihr pfleget gute worte aus falſchen hertzen zu geben/ und ſich erbieten gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der Obrigkeit und den Naͤchſten ſich alſo zu ver- halten/ u. ſ. f. da ſagen wir noch: Es dancke es euch der teuffel/ daß ihr ſolche loſe leu- te ſeyd/ und haͤtten nicht vermeint/ daß ihr ſolche perſonen de tribu Levi ſeyn ſolt. u. ſ. w. Und p. 99. Jhr (D. Pieri) habt ſehr uͤbel ge- than/ daß ihr D. Crellen als euren Meſſiam al- ſo jaͤmmerlich in der patſche habt ſtecken laſſen/ und gar verlaſſen NB. nicht anders/ als die Juͤnger und Apoſtel zur zeit der paßion den HErrn CHRiſtum verlieſſen. Dergleichen leichtſinnige und uͤbel-klingende exproſſiones ſind allenthalben in dieſer und andern ſolchen ſchrifften anzutreffen. §. 6. Folget hierauff die Supplication an Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sachſen/ Adminiſtratorn der Chur-Sachſen ꝛc. 1601. aus der antwort auff die leich-predigt D. Crel- lens von ſeinen freunden publicirt 1605. p. 69. Gnaͤdigſter Herr/ E. F. G. kan ich aus betruͤbtem gemuͤthe unterthaͤnigſt klagend nicht bergen/ wie daß heute fruͤh der Amtſchoͤſ- ſer zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al- ten berge/ in gegenwart 2. Notarien, und der angebohrnen landſchafft Syndici, ſo wol des Fiſcals und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den wider mich gefuͤhrten Inquiſitions-proceß ein urtheil allhier publiciret/ daß man mir wegen meiner daheim fuͤrgegebenen/ und mit fremder Herrſchafft/ und derſelbigen abgefertigten/ wi- der den landfrieden gebrauchten boͤſer practi- ken und anderer fuͤrnehmen/ ſo/ wie zu Recht gnugſam auff mich dargethan ſeyn ſol/ mein leib und leben vermeintlich abgeſprochen/ und das ſchwerdt zuerkannt. Nun haͤtte ich mich ehe himmels-fallens/ deñ eines ſolchen urtheils/ auff den gefuͤhrten proceß und beweiß verſe- hen/ ſintemal ich mich vor GOttes angeſicht dergleichen boͤſen practiken und fuͤrnehmen un- ſchuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein kein menſch auff dieſer welt/ einige boͤſe practi- ken und fuͤrnehmen von mir mit beſtande wahr ſagen koͤnne/ ſondern daß auch in dem gefuͤhr- ten beweiß/ weñ derſelbige mit unpartheyiſchen augen angeſehen/ mehr fuͤr mich als wider mich dargethan; Und haͤtte ich hieruͤber gerad das gegenſpiel alles deß/ ſo ich vermeintlich beſchul- diget/ wenn man mich nur gebuͤhrlich gehoͤrt (wie Rechtens/ und vom Kaͤyſerl. Cammer- Gericht vorlaͤngſt befohlen/ und ſonder zweiffel auch erkant) beſtaͤndiglich darthun/ und auß- fuͤhren wollen. So iſt auch unverneinlich und offenbar/ daß vermoͤge des klaren buchſtabens des auffgerichteten land-friedens niemanden lebens-ſtraffe zuerkant werden kan/ er habe denn gemeldte thaten geuͤbt/ deren ich aber nie beſchuldiget/ viel weniger uͤberwieſen. Es be- zeugen auch die ergangenen Acta |klaͤrlich/ daß dasjenige/ ſo erkannt/ dergeſtalt wie es geſpro- chen/ nie geklagt/ ich geſchweige/ wie zu Recht gnugſam/ erwieſen; ſondern es ſeyn im grund allein etliche/ in Religions- und dann je wenig politiſchen ſachen/ ergangene geſchicht angezo- gen; welche/ wenn ſie gleich uͤber mich bewie- ſen/ als doch nicht iſt/ einige leibs- und lebens- ſtraffe nicht auff ſich tragen oder wegen. Denn das urtheil gar extra acta & petita, und wie ge- meldt/ auch wider den klaren innhalt des land- friedens geſprochen; immaſſen dann auch ſolch urtheil gar wider den gebraͤuchlichen ſtylum verfaſt/ auch wort in ſich hat/ ſo ſonſten in ur- theilen nicht geſetzet worden. So iſt es auch nicht an dem orte/ da vermoͤge der inquiſition befehl/ geurtheilt werden ſollen/ ergangen; Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler- nungs-urtheil in originali vorzulegen/ daſſelbe aber nicht erhalten koͤnnen. So habe ich auch von ſtund an nachmals geſucht/ meinem Wei- be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten einen freyen unverhinderten zutritt zu mir zu verſtatten; welches aber/ neben vorgemeldtem meinem ſuchen allein zu referiren verzeichnet wor-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/768>, abgerufen am 01.11.2024.