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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LXI. D. Nic. Crellii Sache.
[Spaltenumbruch] ihrer dienste verlustig zu seyn/ und solte auch
ein jeglicher das patent, so deßhalber insinuiret
wurde/ wann er Churfl. befehl folge zu leisten ge-
sonnen/ eigenhändig unterschreiben; dieser ge-
brauchte ernst schreckte ihrer viele von der be-
ständigkeit ab/ daß auch der allerwenigste theil
durch das Churfürstenthum Sachsen/ und an-
dere Churfl. Sächs. lande sich der subscription
weigert/ daher dann das alte sprichwort kommen:

Schreibe daß du bey der pfarr bleibest. Jn-
dem ein priesters weib ihrem Mann/ welcher sich
sehr ungerne zur unterschrifft verstehen wollen/
zu geredet und gesagt: Herr! lieber Herr! schrei-
bet/ daß ihr bey der pfarre bleibt. Jm gantzen
Wittenbergis. consistorio nun hatten alle hohe
und niedere Geistl. unterschrieben/ ausser der
Pfarrer und Caplan Tobias Mirus und M. Za-
charias Nicolai,
zu Gräfenhainichen/ welche
wie auch die Superint. zu Freyberg/ Firna/ Hol-
ditz/ Naumburg/ Eulenburg/ 2. Capläne zu
Wittenb. und etlich andere theils abgeschaft/
theils auß dem lande verwiesen und theils ge-
fangen gesetzet wurden/ D. Schiltern zu Leipzig
aber/ der auch nicht unterschreiben wolte.

Es überlieff aber der obermelte Cantzler Jh.
C. G. dißfalls dergestalt mit den expeditionen
(als welche alle durch seine hände giengen) daß
er auch einsten mit einer nicht geringen anzahl
befehligen nebenst federn und dinte S. C. F.
G. in die schloß kirche gefolget/ und dieselbe ge-
nöthiget die sachen zu unterzeichnen/ darüber/
und dem allzuhefftigen eyffer J. C. F. G. offt
geklaget/ daß ihr keine ruhe gelassen werde/
und war der heimliche kummer nit wenig ursach
an deß allzufrommen Herrn frühzeitigen tod-
tesfall/ über welchem verfahren D. Krellens die
Churfl. Fr. Gemahlin zwar oft und viel geseuf-
tzet/ aber sie vermocht es nicht zu ändern.

Stracks nach deß Sel. Churfürstens tödt-
lichem hintritt/ wurde mehr ermeldter D. Krell
in seiner behausung verarrestiret/ also daß er ni-
mals wieder an seinen dienst und auffreyen fuß
kam/ sondern er wurde von Humen nach der
vestung Königstein geführet/ und deß orts ge-
fänglich enthalten; da auch folgends bey dem
allgemeinen landtage die sämmtliche landschafft
sich der sache annahm/ wurde nit allein geschlos-
sen/ daß von dem an kein hofdiener/ weder groß
noch klein in bestallung genommen werden solte/
welcher nit vorher/ wie annoch üblich/ neben dem
eyde der treue/ auch das juramentum religionis
würcklich abgeleget hätte/ sondern es constitu-
ir
te auch dasland auff deß Hrn. Administrato-
ris
der Chur Sachsen bewilligten process wider
obernannten D. Krellen M. Abraham Giesba-
chen zum fiscal und ankläger/ mit welchem or-
dentlichen processu in die 10. jahr zu gebracht
wurde/ also daß es sich mit der execution deß
endurthels gar biß zu C. F. Christian II. regie-
rung verzog. Nebst diesem aber daß er| sich
in religions-sachen also vertiefft/ beschuldigte
man ihn zum andern/ er hätte J. C. F. G. und
die landschafft in einander geflochten/ daß es
leicht unglück und mißtrauen causiren können/
weiler gerathen. Man solte dem Adel der doch
damit beliehen/ die jagden einziehen. Und drit-
tens/ daß er eine schädliche correspondentz mit
dem Könige in Franckr. zu der Röm. Käyserl.
Mäj. praejudiz für sich/ ohne der andern räthe
wissen/ gerathen und eingerichtet.

Der process aber war daher so über die mas-
se weitläufftig/ weil er sich als ein kluger und
vortreflicher jurist mit remediis suspensivis sehr
[Spaltenumbruch] geschickt zu behelfen wuste/ also daß er in allem
mit zeugnissen oder seiner eigenen hand muste
convinciret werden; Darbey gleichwol der ge-
neigte leser der wahrheit zu steuer zuversichern/
wie ex actis nicht zu befinden/ daß ein eintziger
mensch (wie wol ehemals der Gn. Herrschafft
zu nachtheil nachgeredet worden) um der reli-
gion
wegen/ heimlich wäre hingerichtet wor-
den/ welches auch von dem fiscal nicht würde
seyn verschwiegen blieben/ weil solches den in-
quisit
en mercklich graviret hätte/ daß aber der
gram und die bekümmerniß nicht manchem ehr-
lichen priester das leben verkürtzet/ und also vor
der zeit betrübte wittwen und weisen gemacht
haben solle/ ist wol ausser allem zweiffel.

Als nun der process wider besagten D. Krel-
len gäntzlich absolviret war/ und ein urthel deß-
halb eingeholet werden solte/ hatte man be-
dencken/ das rechtliche erkandtniß von inlän-
dischen facultaeten oder schöppenstühlen/ als
membris von dem corpore der Landschafft/ die
klägers stelle vertrat/ zu begehren/ sondern man
sahe vor gut an/ sich dessen zu Prage bey der
Böhmischen appellation-cammer (welche in cri-
minal-
sachen zu sprechen pfleget) zuerholen/
und das bekam man folgenden inhalts:

Wir Rudolph etc. etc. etc. erkennen/ als uns
von dem hochgebohrnen Fürsten unserm lieben
Oheim Fried. Wilhelm/ Hertzogen zu Sach-
sen/ vormünden und der Chur-Sachsen admi-
nistratorn
pein/ und von M. Abraham Giesba-
chen/ als hierzu verordneten fiscalen anklägern/
vermög deß land üblichen gebrauchs/ angestell-
ter inquisition-process sammt geführten beweise
wider den verhafften D. Nic. Krellen angeklag-
ten zugeschicket worden/ und darinnen was
recht seyn möchte/ zuerkennen gebetten. Daß
wir solchen process und beweiß unsern verord-
neten Praesident und räthen/ so über den appel-
lation
en auf unserm Königl. schlosse zu Praga
sitzen zum versprechen übergeben; Haben ge-
dachte unser Praesident und räthe nach erse-
hung und gnusamer erwegung zu recht erkand;
daß angeklagter Nic. Krell mit seinen vielfälti-
gen bösen/ wider seine pflicht fürgenommenen/
daheim und mit fremder herrschaft und dersel-
ben abgefertigten gebrauchten practicen/ aller-
hand arglistigen schädlichen fürnehmen so zu
recht gnugsam auff ihn dargethan und erwie-
sen/ dadurch er wider den auffgerichteten land-
frieden/ zu turbirung gemeinen vatterlands ru-
he und einigkeit gehandelt/ sein leib und leben
verwircket/ und also andern zum abscheu mit
dem Schwerde gerechtfertiget werden solte etc.
von rechts wegen etc. etc.

Solches urthel wurde transumiret/ und im nahmen
der Chur Sachsen Administratoris Hertzog Frid. Wil-
helms zu Sachsen eingerichtet/ darauff der schösser zu
Dreßden/ der amptsverwalter zu Altenberge zwey öf-
fentliche notarien und der landschafft fiscal, M. Abra-
ham Giesbach mit demselben nach dem Königstein ab-
gefertiget/ welche am 22 Sept. dem verhafften solches
wie folget zwar vorgelesen.

Auf verführten beweiß in peinlichen inquisi-
tion-
sachen M. Abrah. Gießbachen Chur S. in
vormundschafft bestellten fiscal, anklägern an ei-
nem/ und dem verhafften D. Nic. Krelle angeklag-
ten andern theils. Erkennen von GOttes Gn.
wir Fried. Wilh. Hertzog zu Sachsen auf beken-
nung der rechtsgelehrten vor recht: daß angeklag-
ter D. Nic. Krell mir seinen vilfältigen bösen/ wider
sein pflicht fürgenommenen/ daheim und mit fremm-
der herrschafft und derselben abgefertigten ge-
brauchten practicen und allerhand arglistigen

schäd-

Th. IV. Sect. II. Num. LXI. D. Nic. Crellii Sache.
[Spaltenumbruch] ihrer dienſte verluſtig zu ſeyn/ und ſolte auch
ein jeglicher das patent, ſo deßhalber inſinuiret
wurde/ wañ er Churfl. befehl folge zu leiſten ge-
ſoñen/ eigenhaͤndig unterſchreiben; dieſer ge-
brauchte ernſt ſchreckte ihrer viele von der be-
ſtaͤndigkeit ab/ daß auch der allerwenigſte theil
durch das Churfuͤrſtenthum Sachſen/ und an-
dere Churfl. Saͤchſ. lande ſich der ſubſcription
weigert/ daher dañ das alte ſprichwort kom̃en:

Schreibe daß du bey der pfarr bleibeſt. Jn-
dem ein prieſters weib ihrem Mañ/ welcher ſich
ſehr ungerne zur unterſchrifft verſtehen wollen/
zu geredet und geſagt: Herr! lieber Herr! ſchrei-
bet/ daß ihr bey der pfarre bleibt. Jm gantzen
Wittenbergiſ. conſiſtorio nun hattẽ alle hohe
und niedere Geiſtl. unterſchrieben/ auſſer der
Pfarrer und Caplan Tobias Mirus und M. Za-
charias Nicolai,
zu Graͤfenhainichen/ welche
wie auch die Superint. zu Freyberg/ Firna/ Hol-
ditz/ Naumburg/ Eulenburg/ 2. Caplaͤne zu
Wittenb. und etlich andere theils abgeſchaft/
theils auß dem lande verwieſen und theils ge-
fangen geſetzet wurden/ D. Schiltern zu Leipzig
aber/ der auch nicht unterſchreiben wolte.

Es uͤberlieff aber der obermelte Cantzler Jh.
C. G. dißfalls dergeſtalt mit den expeditionen
(als welche alle durch ſeine haͤnde giengen) daß
er auch einſten mit einer nicht geringen anzahl
befehligen nebenſt federn und dinte S. C. F.
G. in die ſchloß kirche gefolget/ und dieſelbe ge-
noͤthiget die ſachen zu unterzeichnen/ daruͤber/
und dem allzuhefftigen eyffer J. C. F. G. offt
geklaget/ daß ihr keine ruhe gelaſſen werde/
und war der heimliche kum̃er nit wenig urſach
an deß allzufrommen Herrn fruͤhzeitigen tod-
tesfall/ uͤber welchem verfahren D. Krellens die
Churfl. Fr. Gemahlin zwar oft und viel geſeuf-
tzet/ aber ſie vermocht es nicht zu aͤndern.

Stracks nach deß Sel. Churfuͤrſtens toͤdt-
lichem hintritt/ wurde mehr ermeldter D. Krell
in ſeiner behauſung verarreſtiret/ alſo daß er ni-
mals wieder an ſeinen dienſt und auffreyen fuß
kam/ ſondern er wurde von Humen nach der
veſtung Koͤnigſtein gefuͤhret/ und deß orts ge-
faͤnglich enthalten; da auch folgends bey dem
allgemeinen landtage die ſaͤm̃tliche landſchafft
ſich der ſache annahm/ wurde nit allein geſchloſ-
ſen/ daß von dem an kein hofdiener/ weder groß
noch klein in beſtallung genom̃en werden ſolte/
welcher nit vorher/ wie añoch uͤblich/ neben dem
eyde der treue/ auch das juramentum religionis
wuͤrcklich abgeleget haͤtte/ ſondern es conſtitu-
ir
te auch dasland auff deß Hrn. Adminiſtrato-
ris
der Chur Sachſen bewilligten proceſs wider
obernannten D. Krellen M. Abraham Giesba-
chen zum fiſcal und anklaͤger/ mit welchem or-
dentlichen proceſsu in die 10. jahr zu gebracht
wurde/ alſo daß es ſich mit der execution deß
endurthels gar biß zu C. F. Chriſtian II. regie-
rung verzog. Nebſt dieſem aber daß er| ſich
in religions-ſachen alſo vertiefft/ beſchuldigte
man ihn zum andern/ er haͤtte J. C. F. G. und
die landſchafft in einander geflochten/ daß es
leicht ungluͤck und mißtrauen cauſiren koͤnnen/
weiler gerathen. Man ſolte dem Adel der doch
damit beliehen/ die jagden einziehen. Und drit-
tens/ daß er eine ſchaͤdliche correſpondentz mit
dem Koͤnige in Franckr. zu der Roͤm. Kaͤyſerl.
Maͤj. præjudiz fuͤr ſich/ ohne der andern raͤthe
wiſſen/ gerathen und eingerichtet.

Der proceſs aber war daher ſo uͤber die maſ-
ſe weitlaͤufftig/ weil er ſich als ein kluger und
vortreflicher juriſt mit remediis ſuſpenſivis ſehr
[Spaltenumbruch] geſchickt zu behelfen wuſte/ alſo daß er in allem
mit zeugniſſen oder ſeiner eigenen hand muſte
convinciret werden; Darbey gleichwol der ge-
neigte leſer der wahrheit zu ſteuer zuverſichern/
wie ex actis nicht zu befinden/ daß ein eintziger
menſch (wie wol ehemals der Gn. Herrſchafft
zu nachtheil nachgeredet worden) um der reli-
gion
wegen/ heimlich waͤre hingerichtet wor-
den/ welches auch von dem fiſcal nicht wuͤrde
ſeyn verſchwiegen blieben/ weil ſolches den in-
quiſit
en mercklich graviret haͤtte/ daß aber der
gram und die bekuͤm̃erniß nicht manchem ehr-
lichen prieſter das leben verkuͤrtzet/ und alſo vor
der zeit betruͤbte wittwen und weiſen gemacht
haben ſolle/ iſt wol auſſer allem zweiffel.

Als nun der proceſs wider beſagten D. Krel-
len gaͤntzlich abſolviret war/ und ein urthel deß-
halb eingeholet werden ſolte/ hatte man be-
dencken/ das rechtliche erkandtniß von inlaͤn-
diſchen facultæten oder ſchoͤppenſtuͤhlen/ als
membris von dem corpore der Landſchafft/ die
klaͤgers ſtelle vertrat/ zu begehren/ ſondern man
ſahe vor gut an/ ſich deſſen zu Prage bey der
Boͤhmiſchen appellation-cam̃er (welche in cri-
minal-
ſachen zu ſprechen pfleget) zuerholen/
und das bekam man folgenden inhalts:

Wir Rudolph ꝛc. ꝛc. ꝛc. erkennen/ als uns
von dem hochgebohrnen Fuͤrſten unſerm lieben
Oheim Fried. Wilhelm/ Hertzogen zu Sach-
ſen/ vormuͤnden und der Chur-Sachſen admi-
niſtratorn
pein/ und von M. Abraham Giesba-
chen/ als hierzu verordneten fiſcalen anklaͤgern/
vermoͤg deß land uͤblichen gebrauchs/ angeſtell-
ter inquiſition-proceſs ſam̃t gefuͤhrten beweiſe
wider den verhafften D. Nic. Krellen angeklag-
ten zugeſchicket worden/ und darinnen was
recht ſeyn moͤchte/ zuerkennen gebetten. Daß
wir ſolchen proceſs und beweiß unſern verord-
neten Præſident und raͤthen/ ſo uͤber den appel-
lation
en auf unſerm Koͤnigl. ſchloſſe zu Praga
ſitzen zum verſprechen uͤbergeben; Haben ge-
dachte unſer Præſident und raͤthe nach erſe-
hung und gnuſamer erwegung zu recht erkand;
daß angeklagter Nic. Krell mit ſeinen vielfaͤlti-
gen boͤſen/ wider ſeine pflicht fuͤrgenom̃enen/
daheim und mit fremder herrſchaft und derſel-
ben abgefertigten gebrauchten practicen/ aller-
hand argliſtigen ſchaͤdlichen fuͤrnehmen ſo zu
recht gnugſam auff ihn dargethan und erwie-
ſen/ dadurch er wider den auffgerichteten land-
frieden/ zu turbirung gemeinen vatterlands ru-
he und einigkeit gehandelt/ ſein leib und leben
verwircket/ und alſo andern zum abſcheu mit
dem Schwerde gerechtfertiget werden ſolte ꝛc.
von rechts wegen ꝛc. ꝛc.

Solches urthel wurde tranſumiret/ und im nahmen
der Chur Sachſen Adminiſtratoris Hertzog Frid. Wil-
helms zu Sachſen eingerichtet/ darauff der ſchoͤſſer zu
Dreßden/ der amptsverwalter zu Altenberge zwey oͤf-
fentliche notarien und der landſchafft fiſcal, M. Abra-
ham Giesbach mit demſelben nach dem Koͤnigſtein ab-
gefertiget/ welche am 22 Sept. dem verhafften ſolches
wie folget zwar vorgeleſen.

Auf verfuͤhrten beweiß in peinlichen inquiſi-
tion-
ſachen M. Abrah. Gießbachen Chur S. in
vormundſchafft beſtellten fiſcal, anklaͤgern an ei-
nem/ uñ dem verhafften D. Nic. Krelle angeklag-
ten andern theils. Erkennen von GOttes Gn.
wir Fried. Wilh. Hertzog zu Sachſen auf beken-
nung der rechtsgelehrtẽ vor recht: daß angeklag-
ter D. Nic. Krell mir ſeinẽ vilfaͤltigen boͤſen/ wider
ſein pflicht fuͤrgenom̃enen/ daheim und mit frem̃-
der herrſchafft und derſelben abgefertigten ge-
brauchten practicen und allerhand argliſtigen

ſchaͤd-
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[458/0764] Th. IV. Sect. II. Num. LXI. D. Nic. Crellii Sache. ihrer dienſte verluſtig zu ſeyn/ und ſolte auch ein jeglicher das patent, ſo deßhalber inſinuiret wurde/ wañ er Churfl. befehl folge zu leiſten ge- ſoñen/ eigenhaͤndig unterſchreiben; dieſer ge- brauchte ernſt ſchreckte ihrer viele von der be- ſtaͤndigkeit ab/ daß auch der allerwenigſte theil durch das Churfuͤrſtenthum Sachſen/ und an- dere Churfl. Saͤchſ. lande ſich der ſubſcription weigert/ daher dañ das alte ſprichwort kom̃en: Schreibe daß du bey der pfarr bleibeſt. Jn- dem ein prieſters weib ihrem Mañ/ welcher ſich ſehr ungerne zur unterſchrifft verſtehen wollen/ zu geredet und geſagt: Herr! lieber Herr! ſchrei- bet/ daß ihr bey der pfarre bleibt. Jm gantzen Wittenbergiſ. conſiſtorio nun hattẽ alle hohe und niedere Geiſtl. unterſchrieben/ auſſer der Pfarrer und Caplan Tobias Mirus und M. Za- charias Nicolai, zu Graͤfenhainichen/ welche wie auch die Superint. zu Freyberg/ Firna/ Hol- ditz/ Naumburg/ Eulenburg/ 2. Caplaͤne zu Wittenb. und etlich andere theils abgeſchaft/ theils auß dem lande verwieſen und theils ge- fangen geſetzet wurden/ D. Schiltern zu Leipzig aber/ der auch nicht unterſchreiben wolte. Es uͤberlieff aber der obermelte Cantzler Jh. C. G. dißfalls dergeſtalt mit den expeditionen (als welche alle durch ſeine haͤnde giengen) daß er auch einſten mit einer nicht geringen anzahl befehligen nebenſt federn und dinte S. C. F. G. in die ſchloß kirche gefolget/ und dieſelbe ge- noͤthiget die ſachen zu unterzeichnen/ daruͤber/ und dem allzuhefftigen eyffer J. C. F. G. offt geklaget/ daß ihr keine ruhe gelaſſen werde/ und war der heimliche kum̃er nit wenig urſach an deß allzufrommen Herrn fruͤhzeitigen tod- tesfall/ uͤber welchem verfahren D. Krellens die Churfl. Fr. Gemahlin zwar oft und viel geſeuf- tzet/ aber ſie vermocht es nicht zu aͤndern. Stracks nach deß Sel. Churfuͤrſtens toͤdt- lichem hintritt/ wurde mehr ermeldter D. Krell in ſeiner behauſung verarreſtiret/ alſo daß er ni- mals wieder an ſeinen dienſt und auffreyen fuß kam/ ſondern er wurde von Humen nach der veſtung Koͤnigſtein gefuͤhret/ und deß orts ge- faͤnglich enthalten; da auch folgends bey dem allgemeinen landtage die ſaͤm̃tliche landſchafft ſich der ſache annahm/ wurde nit allein geſchloſ- ſen/ daß von dem an kein hofdiener/ weder groß noch klein in beſtallung genom̃en werden ſolte/ welcher nit vorher/ wie añoch uͤblich/ neben dem eyde der treue/ auch das juramentum religionis wuͤrcklich abgeleget haͤtte/ ſondern es conſtitu- irte auch dasland auff deß Hrn. Adminiſtrato- ris der Chur Sachſen bewilligten proceſs wider obernannten D. Krellen M. Abraham Giesba- chen zum fiſcal und anklaͤger/ mit welchem or- dentlichen proceſsu in die 10. jahr zu gebracht wurde/ alſo daß es ſich mit der execution deß endurthels gar biß zu C. F. Chriſtian II. regie- rung verzog. Nebſt dieſem aber daß er| ſich in religions-ſachen alſo vertiefft/ beſchuldigte man ihn zum andern/ er haͤtte J. C. F. G. und die landſchafft in einander geflochten/ daß es leicht ungluͤck und mißtrauen cauſiren koͤnnen/ weiler gerathen. Man ſolte dem Adel der doch damit beliehen/ die jagden einziehen. Und drit- tens/ daß er eine ſchaͤdliche correſpondentz mit dem Koͤnige in Franckr. zu der Roͤm. Kaͤyſerl. Maͤj. præjudiz fuͤr ſich/ ohne der andern raͤthe wiſſen/ gerathen und eingerichtet. Der proceſs aber war daher ſo uͤber die maſ- ſe weitlaͤufftig/ weil er ſich als ein kluger und vortreflicher juriſt mit remediis ſuſpenſivis ſehr geſchickt zu behelfen wuſte/ alſo daß er in allem mit zeugniſſen oder ſeiner eigenen hand muſte convinciret werden; Darbey gleichwol der ge- neigte leſer der wahrheit zu ſteuer zuverſichern/ wie ex actis nicht zu befinden/ daß ein eintziger menſch (wie wol ehemals der Gn. Herrſchafft zu nachtheil nachgeredet worden) um der reli- gion wegen/ heimlich waͤre hingerichtet wor- den/ welches auch von dem fiſcal nicht wuͤrde ſeyn verſchwiegen blieben/ weil ſolches den in- quiſiten mercklich graviret haͤtte/ daß aber der gram und die bekuͤm̃erniß nicht manchem ehr- lichen prieſter das leben verkuͤrtzet/ und alſo vor der zeit betruͤbte wittwen und weiſen gemacht haben ſolle/ iſt wol auſſer allem zweiffel. Als nun der proceſs wider beſagten D. Krel- len gaͤntzlich abſolviret war/ und ein urthel deß- halb eingeholet werden ſolte/ hatte man be- dencken/ das rechtliche erkandtniß von inlaͤn- diſchen facultæten oder ſchoͤppenſtuͤhlen/ als membris von dem corpore der Landſchafft/ die klaͤgers ſtelle vertrat/ zu begehren/ ſondern man ſahe vor gut an/ ſich deſſen zu Prage bey der Boͤhmiſchen appellation-cam̃er (welche in cri- minal-ſachen zu ſprechen pfleget) zuerholen/ und das bekam man folgenden inhalts: Wir Rudolph ꝛc. ꝛc. ꝛc. erkennen/ als uns von dem hochgebohrnen Fuͤrſten unſerm lieben Oheim Fried. Wilhelm/ Hertzogen zu Sach- ſen/ vormuͤnden und der Chur-Sachſen admi- niſtratorn pein/ und von M. Abraham Giesba- chen/ als hierzu verordneten fiſcalen anklaͤgern/ vermoͤg deß land uͤblichen gebrauchs/ angeſtell- ter inquiſition-proceſs ſam̃t gefuͤhrten beweiſe wider den verhafften D. Nic. Krellen angeklag- ten zugeſchicket worden/ und darinnen was recht ſeyn moͤchte/ zuerkennen gebetten. Daß wir ſolchen proceſs und beweiß unſern verord- neten Præſident und raͤthen/ ſo uͤber den appel- lationen auf unſerm Koͤnigl. ſchloſſe zu Praga ſitzen zum verſprechen uͤbergeben; Haben ge- dachte unſer Præſident und raͤthe nach erſe- hung und gnuſamer erwegung zu recht erkand; daß angeklagter Nic. Krell mit ſeinen vielfaͤlti- gen boͤſen/ wider ſeine pflicht fuͤrgenom̃enen/ daheim und mit fremder herrſchaft und derſel- ben abgefertigten gebrauchten practicen/ aller- hand argliſtigen ſchaͤdlichen fuͤrnehmen ſo zu recht gnugſam auff ihn dargethan und erwie- ſen/ dadurch er wider den auffgerichteten land- frieden/ zu turbirung gemeinen vatterlands ru- he und einigkeit gehandelt/ ſein leib und leben verwircket/ und alſo andern zum abſcheu mit dem Schwerde gerechtfertiget werden ſolte ꝛc. von rechts wegen ꝛc. ꝛc. Solches urthel wurde tranſumiret/ und im nahmen der Chur Sachſen Adminiſtratoris Hertzog Frid. Wil- helms zu Sachſen eingerichtet/ darauff der ſchoͤſſer zu Dreßden/ der amptsverwalter zu Altenberge zwey oͤf- fentliche notarien und der landſchafft fiſcal, M. Abra- ham Giesbach mit demſelben nach dem Koͤnigſtein ab- gefertiget/ welche am 22 Sept. dem verhafften ſolches wie folget zwar vorgeleſen. Auf verfuͤhrten beweiß in peinlichen inquiſi- tion-ſachen M. Abrah. Gießbachen Chur S. in vormundſchafft beſtellten fiſcal, anklaͤgern an ei- nem/ uñ dem verhafften D. Nic. Krelle angeklag- ten andern theils. Erkennen von GOttes Gn. wir Fried. Wilh. Hertzog zu Sachſen auf beken- nung der rechtsgelehrtẽ vor recht: daß angeklag- ter D. Nic. Krell mir ſeinẽ vilfaͤltigen boͤſen/ wider ſein pflicht fuͤrgenom̃enen/ daheim und mit frem̃- der herrſchafft und derſelben abgefertigten ge- brauchten practicen und allerhand argliſtigen ſchaͤd-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/764>, abgerufen am 01.11.2024.