Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung.
[Spaltenumbruch] und sinnen und also mit grosser eil und geschwin-
digkeit/ als ers vom Geiste empfangen und ihm
alle dinge in ihrer vollkommenheit zu der zeit wei-
ter einzusehen und zu schreiben gegeben war/ und
schrieb es auff Lombardische felle in gröstem for-
mat/ worinn noch viel andere dinge mehr ent-
halten als das ausgegebene in sich hatte und
kürtzlich verfasset war/ weil sie nicht alle gedruckt
wurden um der unerhörten dinge willen;
Doch ist das büchlein gedruckt und etliche din-
ge ausgelassen worden/ wie es der drucker be-
gehrt/ der solches nicht verstanden oder erkannt
hat.

Jn diesen geist schrieb er auch 3. brieffe/ ei-
nen in Engelland/ den andern in Teutschland/
nach Straßburg und den dritten nach Frieß-
land ins Westphalische land und die musten
in seinem namen eingehändiget werden/ und
solte er sie auch selbst zu fuß hinbracht haben/
aber es geschahe/ daß er sie durch andere schickte.
Denn in dem brieff nach Engelland kam zuletzt/
als er gantz geschrieben und schier aus war/ un-
ter andern etwas/ das David sehr frembd vor-
kam/ wiewol es aus der feder geflossen und ge-
schrieben war/ ehe es vollkommen eingesehen
worden/ also lautende: Geschencke und gaben
wird man euch noch zubringen. Da es nun al-
so geschrieben war/ wolte er sich vor den brü-
dern schämen/ was sie daraus dencken möch-
ten/ weil etliche denen von Münster nachrede-
ten/ daß sie in ander leute güter wolten fallen/
ob D. J. auch auffgewacht und solches mit im
sinn hätte/ wovon sein hertz doch weit gewesen
und immerfort in ewigkeit davon geblieben ist.
Er kratzte es wieder aus/ durffte aber so stoltz
nicht seyn es also zu lassen/ sondern muste es
wieder schreiben/ so kräfftig ward er innerlich
dazu getrieben/ denn es dauchte ihm so frembd
als der Sara/ daß sie einen sohn solte haben/
man mags glauben oder nicht.

Jn dieser zeit erfuhr er viel wunder von in-
nerlichen träumen/ gesichten und andern visio-
nen/ ja den gantzen tag durch hörte oder sahe
man anders nicht von ihm als des HErren
wort und Geist wozu es nemlich noch kommen
müste/ ehe es alles recht nach Gottes hertz/ sinn
und gemüthe wäre; Es kam ihm auch endlich
augenscheinlich nach dem Geist und fühlete die
krafft in effect, daß er von allen fleisch einen
vollkommenen Abschied an den sinnen des her-
tzens nehmen muste/ denn in der zeit wolte Gott
alle dinge nach ihm und in ihm verneuen. Das
schalcks-auge/ fleischliche gedancken oder was
vor sündliche lüste es nur waren/ muste alles
weg/ und derselbe geist trieb ihn im hertzen so
starck an/ daß er je zuweilen auff dem söller vor
mattigkeit niedergefallen lag und gantz zusam-
men gekrümmet war vor furcht und schrecken
des strengen richters/ ehe er diß befindlicher und
empfindlicher weise im hertzen alles freywillig
über geben konte/ also daß er in einem augen-
blick in der krafft des hertzens als ein tod-ster-
bender niederfiel/ eben als obs äusserlich gesche-
hen wäre. Und doch war es nicht als in ge-
dancken und gemüthe allein dem sinn und wil-
len Gottes an ihm beyzustimmen/ und dassel-
be hatte so viel in sich/ daß es von gantzer seelen-
und hertzens-grund muste ewiglich gemeynet
seyn. Und sehet/ das gebet hörte nimmermehr
[Spaltenumbruch] auff/ so kam ihm auch dis und jenes schones in
dem HErrn vor/ daß er nun forthin wol zuse-
hen solte/ daß er sich von diesen abgeschiedenen
sinn nicht wieder solte bewegen noch in eine
fleischliche liebe oder gesichte ziehen lassen/ son-
dern müste sich vergeistern oder vergöttern las-
sen/ und sich untersuchen und sehen/ obs mit
ihm so wäre und er mit dem sinn in dem geiste
der einfältigkeit und reinigkeit des hertzens
bliebe.

Summa er wurde gantz auß allem schal-
cken oder fleischlichen gesichte gezogen/ wie ein
kindlein von seinem willen und gemüthe abge-
kehret und gelehret wird/ in empfindlicher
weise wieder zu dem ersten wunderlichen ge-
sichte zu kommen. Denn es gab und zeigete
ihm zu erkennen/ daß in dem reiche Gottes
nichts unreines würde dauren oder bleiben
können/ daß auch deß menschen hertze müsse
gantz lauter/ einfältig und unschalckhafftig
seyn/ deßwegen er sich auch selbst öffters zu
untersuchen/ und zu prüffen hätte/ ob er auch
in dem sinn und willen gründlich stünde/ daß
also hierauß eine gefahr schiene/ desselben zu
mangeln/ und das hertze tapffer müsse ange-
fochten und bestürmet werden/ ehe es gantz
rein und lauter könte erscheinen. Darauff denn
sein glaube und seine liebe auffs allerstärckste
versuchet wurden/ denn der HErr hatte ihn erst-
lich wol vätterlich angenommen/ aber er setzte ihn
hernach nicht so sanffte ohne gefühl sein selbst
nieder/ wiewol er ihm doch dabey mächtige
grosse thaten zeigete/ und durch unglaubliche
dinge geführet hat/ die über alle natur in
der welt je geschehen sind/ welche nicht zu er-
zehlen. Jn warheit/ wenn solches von dem
HErrn befördert worden wäre/ so weiß ich/
(als der ichs alles aus seinem eigenen munde
gehört/ erkannt und diß geschrieben) wol/ daß
dasselbe keinem menschen möglich gewest wä-
re. Jch mag mit Paulo hier wol sagen/ daß
fleisch und blut dazu viel zu untüchtig/ und
menschlichen gedancken zu schwach es zu tra-
gen. Er stund allewege in einer hertzlichen be-
gierde zu Gott gekehret mit beten/ drang auch
ohne unterlaß auß allen seinen kräfften und
vermögen der seelen in Gott ein/ und lebete so
mässig/ daß er gantz ohnmächtig und matt am
leibe war/ nicht allein umb der speise willen/
sondern umb seines eifrigen hertzens willen/
das gantz weg und zu nichte verzehret war.

Er sahe sein eigen hertz in einem bedencken
oder innerlichen gesichte/ als einen außgezehr-
ten fisch/ der einen andern fisch in sich hat/ und
Gott ermahnete ihn in seinem gemüthe/ er sol-
te etwas ruhen in der creatur/ und essen und
trincken was ihm wol schmeckte und gelüstete
zur nahrung und erhaltung/ da es ihm doch
alles frey war/ und sehet/ er muste es thun/ die
noth zwang ihn dazu. Man richtete ihm et-
was zu mit kraut das hertze zu stärcken/ und
wartete ihm etwas besser/ und holte ihm zu-
weilen einen trunck wein; sonst hätte er sich
lieber allen menschlichen dingen wollen entzie-
hen/ denn Gott gab licht und verstand zu er-
kennen was es war/ worauff er sahe/ und hätte
sich gern mit grün kraut vergnügen lassen/
wie er sich denn auch eine zeitlang nur
mit sallat speißte/ aber leider! seine natur

konts
A. K. H. Vierdter Theil. F f f 2

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung.
[Spaltenumbruch] und ſiñen uñ alſo mit groſſer eil und geſchwin-
digkeit/ als ers vom Geiſte empfangen und ihm
alle dinge in ihrer vollkom̃enheit zu der zeit wei-
ter einzuſehen und zu ſchreiben gegeben war/ uñ
ſchrieb es auff Lombardiſche felle in groͤſtem for-
mat/ worinn noch viel andere dinge mehr ent-
halten als das ausgegebene in ſich hatte und
kuͤrtzlich verfaſſet war/ weil ſie nicht alle gedruckt
wurden um der unerhoͤrten dinge willen;
Doch iſt das buͤchlein gedruckt und etliche din-
ge ausgelaſſen worden/ wie es der drucker be-
gehrt/ der ſolches nicht verſtanden oder erkannt
hat.

Jn dieſen geiſt ſchrieb er auch 3. brieffe/ ei-
nen in Engelland/ den andern in Teutſchland/
nach Straßburg und den dritten nach Frieß-
land ins Weſtphaliſche land und die muſten
in ſeinem namen eingehaͤndiget werden/ und
ſolte er ſie auch ſelbſt zu fuß hinbracht haben/
aber es geſchahe/ daß er ſie durch andere ſchickte.
Denn in dem brieff nach Engelland kam zuletzt/
als er gantz geſchrieben und ſchier aus war/ un-
ter andern etwas/ das David ſehr frembd vor-
kam/ wiewol es aus der feder gefloſſen und ge-
ſchrieben war/ ehe es vollkommen eingeſehen
worden/ alſo lautende: Geſchencke und gaben
wird man euch noch zubringen. Da es nun al-
ſo geſchrieben war/ wolte er ſich vor den bruͤ-
dern ſchaͤmen/ was ſie daraus dencken moͤch-
ten/ weil etliche denen von Muͤnſter nachrede-
ten/ daß ſie in ander leute guͤter wolten fallen/
ob D. J. auch auffgewacht und ſolches mit im
ſinn haͤtte/ wovon ſein hertz doch weit geweſen
und immerfort in ewigkeit davon geblieben iſt.
Er kratzte es wieder aus/ durffte aber ſo ſtoltz
nicht ſeyn es alſo zu laſſen/ ſondern muſte es
wieder ſchreiben/ ſo kraͤfftig ward er innerlich
dazu getrieben/ denn es dauchte ihm ſo frembd
als der Sara/ daß ſie einen ſohn ſolte haben/
man mags glauben oder nicht.

Jn dieſer zeit erfuhr er viel wunder von in-
nerlichen traͤumen/ geſichten und andern viſio-
nen/ ja den gantzen tag durch hoͤrte oder ſahe
man anders nicht von ihm als des HErren
wort und Geiſt wozu es nemlich noch kommen
muͤſte/ ehe es alles recht nach Gottes hertz/ ſinn
und gemuͤthe waͤre; Es kam ihm auch endlich
augenſcheinlich nach dem Geiſt und fuͤhlete die
krafft in effect, daß er von allen fleiſch einen
vollkommenen Abſchied an den ſinnen des her-
tzens nehmen muſte/ denn in der zeit wolte Gott
alle dinge nach ihm und in ihm verneuen. Das
ſchalcks-auge/ fleiſchliche gedancken oder was
vor ſuͤndliche luͤſte es nur waren/ muſte alles
weg/ und derſelbe geiſt trieb ihn im hertzen ſo
ſtarck an/ daß er je zuweilen auff dem ſoͤller vor
mattigkeit niedergefallen lag und gantz zuſam-
men gekruͤmmet war vor furcht und ſchrecken
des ſtrengen richters/ ehe er diß befindlicher und
empfindlicher weiſe im hertzen alles freywillig
uͤber geben konte/ alſo daß er in einem augen-
blick in der krafft des hertzens als ein tod-ſter-
bender niederfiel/ eben als obs aͤuſſerlich geſche-
hen waͤre. Und doch war es nicht als in ge-
dancken und gemuͤthe allein dem ſinn und wil-
len Gottes an ihm beyzuſtimmen/ und daſſel-
be hatte ſo viel in ſich/ daß es von gantzer ſeelen-
und hertzens-grund muſte ewiglich gemeynet
ſeyn. Und ſehet/ das gebet hoͤrte nimmermehr
[Spaltenumbruch] auff/ ſo kam ihm auch dis und jenes ſchones in
dem HErrn vor/ daß er nun forthin wol zuſe-
hen ſolte/ daß er ſich von dieſen abgeſchiedenen
ſinn nicht wieder ſolte bewegen noch in eine
fleiſchliche liebe oder geſichte ziehen laſſen/ ſon-
dern muͤſte ſich vergeiſtern oder vergoͤttern laſ-
ſen/ und ſich unterſuchen und ſehen/ obs mit
ihm ſo waͤre und er mit dem ſinn in dem geiſte
der einfaͤltigkeit und reinigkeit des hertzens
bliebe.

Summa er wurde gantz auß allem ſchal-
cken oder fleiſchlichen geſichte gezogen/ wie ein
kindlein von ſeinem willen und gemuͤthe abge-
kehret und gelehret wird/ in empfindlicher
weiſe wieder zu dem erſten wunderlichen ge-
ſichte zu kommen. Denn es gab und zeigete
ihm zu erkennen/ daß in dem reiche Gottes
nichts unreines wuͤrde dauren oder bleiben
koͤnnen/ daß auch deß menſchen hertze muͤſſe
gantz lauter/ einfaͤltig und unſchalckhafftig
ſeyn/ deßwegen er ſich auch ſelbſt oͤffters zu
unterſuchen/ und zu pruͤffen haͤtte/ ob er auch
in dem ſinn und willen gruͤndlich ſtuͤnde/ daß
alſo hierauß eine gefahr ſchiene/ deſſelben zu
mangeln/ und das hertze tapffer muͤſſe ange-
fochten und beſtuͤrmet werden/ ehe es gantz
rein und lauter koͤnte erſcheinen. Darauff deñ
ſein glaube und ſeine liebe auffs allerſtaͤrckſte
verſuchet wurden/ deñ der HErr hatte ihn erſt-
lich wol vaͤtterlich angenom̃en/ aber er ſetzte ihn
hernach nicht ſo ſanffte ohne gefuͤhl ſein ſelbſt
nieder/ wiewol er ihm doch dabey maͤchtige
groſſe thaten zeigete/ und durch unglaubliche
dinge gefuͤhret hat/ die uͤber alle natur in
der welt je geſchehen ſind/ welche nicht zu er-
zehlen. Jn warheit/ wenn ſolches von dem
HErrn befoͤrdert worden waͤre/ ſo weiß ich/
(als der ichs alles aus ſeinem eigenen munde
gehoͤrt/ erkannt und diß geſchrieben) wol/ daß
daſſelbe keinem menſchen moͤglich geweſt waͤ-
re. Jch mag mit Paulo hier wol ſagen/ daß
fleiſch und blut dazu viel zu untuͤchtig/ und
menſchlichen gedancken zu ſchwach es zu tra-
gen. Er ſtund allewege in einer hertzlichen be-
gierde zu Gott gekehret mit beten/ drang auch
ohne unterlaß auß allen ſeinen kraͤfften und
vermoͤgen der ſeelen in Gott ein/ und lebete ſo
maͤſſig/ daß er gantz ohnmaͤchtig und matt am
leibe war/ nicht allein umb der ſpeiſe willen/
ſondern umb ſeines eifrigen hertzens willen/
das gantz weg und zu nichte verzehret war.

Er ſahe ſein eigen hertz in einem bedencken
oder innerlichen geſichte/ als einen außgezehr-
ten fiſch/ der einen andern fiſch in ſich hat/ und
Gott ermahnete ihn in ſeinem gemuͤthe/ er ſol-
te etwas ruhen in der creatur/ und eſſen und
trincken was ihm wol ſchmeckte und geluͤſtete
zur nahrung und erhaltung/ da es ihm doch
alles frey war/ und ſehet/ er muſte es thun/ die
noth zwang ihn dazu. Man richtete ihm et-
was zu mit kraut das hertze zu ſtaͤrcken/ und
wartete ihm etwas beſſer/ und holte ihm zu-
weilen einen trunck wein; ſonſt haͤtte er ſich
lieber allen menſchlichen dingen wollen entzie-
hen/ denn Gott gab licht und verſtand zu er-
kennen was es war/ worauff er ſahe/ und haͤtte
ſich gern mit gruͤn kraut vergnuͤgen laſſen/
wie er ſich denn auch eine zeitlang nur
mit ſallat ſpeißte/ aber leider! ſeine natur

konts
A. K. H. Vierdter Theil. F f f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0707" n="411"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris</hi> Lebens-Be&#x017F;chreibung.</fw><lb/><cb/>
und &#x017F;in&#x0303;en un&#x0303; al&#x017F;o mit gro&#x017F;&#x017F;er eil und ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit/ als ers vom Gei&#x017F;te empfangen und ihm<lb/>
alle dinge in ihrer vollkom&#x0303;enheit zu der zeit wei-<lb/>
ter einzu&#x017F;ehen und zu &#x017F;chreiben gegeben war/ un&#x0303;<lb/>
&#x017F;chrieb es auff Lombardi&#x017F;che felle in gro&#x0364;&#x017F;tem for-<lb/>
mat/ worinn noch viel andere dinge mehr ent-<lb/>
halten als das ausgegebene in &#x017F;ich hatte und<lb/>
ku&#x0364;rtzlich verfa&#x017F;&#x017F;et war/ weil &#x017F;ie nicht alle gedruckt<lb/>
wurden um der unerho&#x0364;rten dinge willen;<lb/>
Doch i&#x017F;t das bu&#x0364;chlein gedruckt und etliche din-<lb/>
ge ausgela&#x017F;&#x017F;en worden/ wie es der drucker be-<lb/>
gehrt/ der &#x017F;olches nicht ver&#x017F;tanden oder erkannt<lb/>
hat.</p><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;en gei&#x017F;t &#x017F;chrieb er auch 3. brieffe/ ei-<lb/>
nen in Engelland/ den andern in Teut&#x017F;chland/<lb/>
nach Straßburg und den dritten nach Frieß-<lb/>
land ins We&#x017F;tphali&#x017F;che land und die mu&#x017F;ten<lb/>
in &#x017F;einem namen eingeha&#x0364;ndiget werden/ und<lb/>
&#x017F;olte er &#x017F;ie auch &#x017F;elb&#x017F;t zu fuß hinbracht haben/<lb/>
aber es ge&#x017F;chahe/ daß er &#x017F;ie durch andere &#x017F;chickte.<lb/>
Denn in dem brieff nach Engelland kam zuletzt/<lb/>
als er gantz ge&#x017F;chrieben und &#x017F;chier aus war/ un-<lb/>
ter andern etwas/ das David &#x017F;ehr frembd vor-<lb/>
kam/ wiewol es aus der feder geflo&#x017F;&#x017F;en und ge-<lb/>
&#x017F;chrieben war/ ehe es vollkommen einge&#x017F;ehen<lb/>
worden/ al&#x017F;o lautende: Ge&#x017F;chencke und gaben<lb/>
wird man euch noch zubringen. Da es nun al-<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chrieben war/ wolte er &#x017F;ich vor den bru&#x0364;-<lb/>
dern &#x017F;cha&#x0364;men/ was &#x017F;ie daraus dencken mo&#x0364;ch-<lb/>
ten/ weil etliche denen von Mu&#x0364;n&#x017F;ter nachrede-<lb/>
ten/ daß &#x017F;ie in ander leute gu&#x0364;ter wolten fallen/<lb/>
ob D. J. auch auffgewacht und &#x017F;olches mit im<lb/>
&#x017F;inn ha&#x0364;tte/ wovon &#x017F;ein hertz doch weit gewe&#x017F;en<lb/>
und immerfort in ewigkeit davon geblieben i&#x017F;t.<lb/>
Er kratzte es wieder aus/ durffte aber &#x017F;o &#x017F;toltz<lb/>
nicht &#x017F;eyn es al&#x017F;o zu la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern mu&#x017F;te es<lb/>
wieder &#x017F;chreiben/ &#x017F;o kra&#x0364;fftig ward er innerlich<lb/>
dazu getrieben/ denn es dauchte ihm &#x017F;o frembd<lb/>
als der Sara/ daß &#x017F;ie einen &#x017F;ohn &#x017F;olte haben/<lb/>
man mags glauben oder nicht.</p><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;er zeit erfuhr er viel wunder von in-<lb/>
nerlichen tra&#x0364;umen/ ge&#x017F;ichten und andern <hi rendition="#aq">vi&#x017F;io-</hi><lb/>
nen/ ja den gantzen tag durch ho&#x0364;rte oder &#x017F;ahe<lb/>
man anders nicht von ihm als des HErren<lb/>
wort und Gei&#x017F;t wozu es nemlich noch kommen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te/ ehe es alles recht nach Gottes hertz/ &#x017F;inn<lb/>
und gemu&#x0364;the wa&#x0364;re; Es kam ihm auch endlich<lb/>
augen&#x017F;cheinlich nach dem Gei&#x017F;t und fu&#x0364;hlete die<lb/>
krafft in <hi rendition="#aq">effect,</hi> daß er von allen flei&#x017F;ch einen<lb/>
vollkommenen Ab&#x017F;chied an den &#x017F;innen des her-<lb/>
tzens nehmen mu&#x017F;te/ denn in der zeit wolte Gott<lb/>
alle dinge nach ihm und in ihm verneuen. Das<lb/>
&#x017F;chalcks-auge/ flei&#x017F;chliche gedancken oder was<lb/>
vor &#x017F;u&#x0364;ndliche lu&#x0364;&#x017F;te es nur waren/ mu&#x017F;te alles<lb/>
weg/ und der&#x017F;elbe gei&#x017F;t trieb ihn im hertzen &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tarck an/ daß er je zuweilen auff dem &#x017F;o&#x0364;ller vor<lb/>
mattigkeit niedergefallen lag und gantz zu&#x017F;am-<lb/>
men gekru&#x0364;mmet war vor furcht und &#x017F;chrecken<lb/>
des &#x017F;trengen richters/ ehe er diß befindlicher und<lb/>
empfindlicher wei&#x017F;e im hertzen alles freywillig<lb/>
u&#x0364;ber geben konte/ al&#x017F;o daß er in einem augen-<lb/>
blick in der krafft des hertzens als ein tod-&#x017F;ter-<lb/>
bender niederfiel/ eben als obs a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich ge&#x017F;che-<lb/>
hen wa&#x0364;re. Und doch war es nicht als in ge-<lb/>
dancken und gemu&#x0364;the allein dem &#x017F;inn und wil-<lb/>
len Gottes an ihm beyzu&#x017F;timmen/ und da&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
be hatte &#x017F;o viel in &#x017F;ich/ daß es von gantzer &#x017F;eelen-<lb/>
und hertzens-grund mu&#x017F;te ewiglich gemeynet<lb/>
&#x017F;eyn. Und &#x017F;ehet/ das gebet ho&#x0364;rte nimmermehr<lb/><cb/>
auff/ &#x017F;o kam ihm auch dis und jenes &#x017F;chones in<lb/>
dem HErrn vor/ daß er nun forthin wol zu&#x017F;e-<lb/>
hen &#x017F;olte/ daß er &#x017F;ich von die&#x017F;en abge&#x017F;chiedenen<lb/>
&#x017F;inn nicht wieder &#x017F;olte bewegen noch in eine<lb/>
flei&#x017F;chliche liebe oder ge&#x017F;ichte ziehen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;on-<lb/>
dern mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich vergei&#x017F;tern oder vergo&#x0364;ttern la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und &#x017F;ich unter&#x017F;uchen und &#x017F;ehen/ obs mit<lb/>
ihm &#x017F;o wa&#x0364;re und er mit dem &#x017F;inn in dem gei&#x017F;te<lb/>
der einfa&#x0364;ltigkeit und reinigkeit des hertzens<lb/>
bliebe.</p><lb/>
              <p>Summa er wurde gantz auß allem &#x017F;chal-<lb/>
cken oder flei&#x017F;chlichen ge&#x017F;ichte gezogen/ wie ein<lb/>
kindlein von &#x017F;einem willen und gemu&#x0364;the abge-<lb/>
kehret und gelehret wird/ in empfindlicher<lb/>
wei&#x017F;e wieder zu dem er&#x017F;ten wunderlichen ge-<lb/>
&#x017F;ichte zu kommen. Denn es gab und zeigete<lb/>
ihm zu erkennen/ daß in dem reiche Gottes<lb/>
nichts unreines wu&#x0364;rde dauren oder bleiben<lb/>
ko&#x0364;nnen/ daß auch deß men&#x017F;chen hertze mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
gantz lauter/ einfa&#x0364;ltig und un&#x017F;chalckhafftig<lb/>
&#x017F;eyn/ deßwegen er &#x017F;ich auch &#x017F;elb&#x017F;t o&#x0364;ffters zu<lb/>
unter&#x017F;uchen/ und zu pru&#x0364;ffen ha&#x0364;tte/ ob er auch<lb/>
in dem &#x017F;inn und willen gru&#x0364;ndlich &#x017F;tu&#x0364;nde/ daß<lb/>
al&#x017F;o hierauß eine gefahr &#x017F;chiene/ de&#x017F;&#x017F;elben zu<lb/>
mangeln/ und das hertze tapffer mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ange-<lb/>
fochten und be&#x017F;tu&#x0364;rmet werden/ ehe es gantz<lb/>
rein und lauter ko&#x0364;nte er&#x017F;cheinen. Darauff den&#x0303;<lb/>
&#x017F;ein glaube und &#x017F;eine liebe auffs aller&#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;te<lb/>
ver&#x017F;uchet wurden/ den&#x0303; der HErr hatte ihn er&#x017F;t-<lb/>
lich wol va&#x0364;tterlich angenom&#x0303;en/ aber er &#x017F;etzte ihn<lb/>
hernach nicht &#x017F;o &#x017F;anffte ohne gefu&#x0364;hl &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nieder/ wiewol er ihm doch dabey ma&#x0364;chtige<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e thaten zeigete/ und durch unglaubliche<lb/>
dinge gefu&#x0364;hret hat/ die u&#x0364;ber alle natur in<lb/>
der welt je ge&#x017F;chehen &#x017F;ind/ welche nicht zu er-<lb/>
zehlen. Jn warheit/ wenn &#x017F;olches von dem<lb/>
HErrn befo&#x0364;rdert worden wa&#x0364;re/ &#x017F;o weiß ich/<lb/>
(als der ichs alles aus &#x017F;einem eigenen munde<lb/>
geho&#x0364;rt/ erkannt und diß ge&#x017F;chrieben) wol/ daß<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe keinem men&#x017F;chen mo&#x0364;glich gewe&#x017F;t wa&#x0364;-<lb/>
re. Jch mag mit Paulo hier wol &#x017F;agen/ daß<lb/>
flei&#x017F;ch und blut dazu viel zu untu&#x0364;chtig/ und<lb/>
men&#x017F;chlichen gedancken zu &#x017F;chwach es zu tra-<lb/>
gen. Er &#x017F;tund allewege in einer hertzlichen be-<lb/>
gierde zu Gott gekehret mit beten/ drang auch<lb/>
ohne unterlaß auß allen &#x017F;einen kra&#x0364;fften und<lb/>
vermo&#x0364;gen der &#x017F;eelen in Gott ein/ und lebete &#x017F;o<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/ daß er gantz ohnma&#x0364;chtig und matt am<lb/>
leibe war/ nicht allein umb der &#x017F;pei&#x017F;e willen/<lb/>
&#x017F;ondern umb &#x017F;eines eifrigen hertzens willen/<lb/>
das gantz weg und zu nichte verzehret war.</p><lb/>
              <p>Er &#x017F;ahe &#x017F;ein eigen hertz in einem bedencken<lb/>
oder innerlichen ge&#x017F;ichte/ als einen außgezehr-<lb/>
ten fi&#x017F;ch/ der einen andern fi&#x017F;ch in &#x017F;ich hat/ und<lb/>
Gott ermahnete ihn in &#x017F;einem gemu&#x0364;the/ er &#x017F;ol-<lb/>
te etwas ruhen in der creatur/ und e&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
trincken was ihm wol &#x017F;chmeckte und gelu&#x0364;&#x017F;tete<lb/>
zur nahrung und erhaltung/ da es ihm doch<lb/>
alles frey war/ und &#x017F;ehet/ er mu&#x017F;te es thun/ die<lb/>
noth zwang ihn dazu. Man richtete ihm et-<lb/>
was zu mit kraut das hertze zu &#x017F;ta&#x0364;rcken/ und<lb/>
wartete ihm etwas be&#x017F;&#x017F;er/ und holte ihm zu-<lb/>
weilen einen trunck wein; &#x017F;on&#x017F;t ha&#x0364;tte er &#x017F;ich<lb/>
lieber allen men&#x017F;chlichen dingen wollen entzie-<lb/>
hen/ denn Gott gab licht und ver&#x017F;tand zu er-<lb/>
kennen was es war/ worauff er &#x017F;ahe/ und ha&#x0364;tte<lb/>
&#x017F;ich gern mit gru&#x0364;n kraut vergnu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
wie er &#x017F;ich denn auch eine zeitlang nur<lb/>
mit &#x017F;allat &#x017F;peißte/ aber leider! &#x017F;eine natur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierdter Theil.</hi> F f f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">konts</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0707] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung. und ſiñen uñ alſo mit groſſer eil und geſchwin- digkeit/ als ers vom Geiſte empfangen und ihm alle dinge in ihrer vollkom̃enheit zu der zeit wei- ter einzuſehen und zu ſchreiben gegeben war/ uñ ſchrieb es auff Lombardiſche felle in groͤſtem for- mat/ worinn noch viel andere dinge mehr ent- halten als das ausgegebene in ſich hatte und kuͤrtzlich verfaſſet war/ weil ſie nicht alle gedruckt wurden um der unerhoͤrten dinge willen; Doch iſt das buͤchlein gedruckt und etliche din- ge ausgelaſſen worden/ wie es der drucker be- gehrt/ der ſolches nicht verſtanden oder erkannt hat. Jn dieſen geiſt ſchrieb er auch 3. brieffe/ ei- nen in Engelland/ den andern in Teutſchland/ nach Straßburg und den dritten nach Frieß- land ins Weſtphaliſche land und die muſten in ſeinem namen eingehaͤndiget werden/ und ſolte er ſie auch ſelbſt zu fuß hinbracht haben/ aber es geſchahe/ daß er ſie durch andere ſchickte. Denn in dem brieff nach Engelland kam zuletzt/ als er gantz geſchrieben und ſchier aus war/ un- ter andern etwas/ das David ſehr frembd vor- kam/ wiewol es aus der feder gefloſſen und ge- ſchrieben war/ ehe es vollkommen eingeſehen worden/ alſo lautende: Geſchencke und gaben wird man euch noch zubringen. Da es nun al- ſo geſchrieben war/ wolte er ſich vor den bruͤ- dern ſchaͤmen/ was ſie daraus dencken moͤch- ten/ weil etliche denen von Muͤnſter nachrede- ten/ daß ſie in ander leute guͤter wolten fallen/ ob D. J. auch auffgewacht und ſolches mit im ſinn haͤtte/ wovon ſein hertz doch weit geweſen und immerfort in ewigkeit davon geblieben iſt. Er kratzte es wieder aus/ durffte aber ſo ſtoltz nicht ſeyn es alſo zu laſſen/ ſondern muſte es wieder ſchreiben/ ſo kraͤfftig ward er innerlich dazu getrieben/ denn es dauchte ihm ſo frembd als der Sara/ daß ſie einen ſohn ſolte haben/ man mags glauben oder nicht. Jn dieſer zeit erfuhr er viel wunder von in- nerlichen traͤumen/ geſichten und andern viſio- nen/ ja den gantzen tag durch hoͤrte oder ſahe man anders nicht von ihm als des HErren wort und Geiſt wozu es nemlich noch kommen muͤſte/ ehe es alles recht nach Gottes hertz/ ſinn und gemuͤthe waͤre; Es kam ihm auch endlich augenſcheinlich nach dem Geiſt und fuͤhlete die krafft in effect, daß er von allen fleiſch einen vollkommenen Abſchied an den ſinnen des her- tzens nehmen muſte/ denn in der zeit wolte Gott alle dinge nach ihm und in ihm verneuen. Das ſchalcks-auge/ fleiſchliche gedancken oder was vor ſuͤndliche luͤſte es nur waren/ muſte alles weg/ und derſelbe geiſt trieb ihn im hertzen ſo ſtarck an/ daß er je zuweilen auff dem ſoͤller vor mattigkeit niedergefallen lag und gantz zuſam- men gekruͤmmet war vor furcht und ſchrecken des ſtrengen richters/ ehe er diß befindlicher und empfindlicher weiſe im hertzen alles freywillig uͤber geben konte/ alſo daß er in einem augen- blick in der krafft des hertzens als ein tod-ſter- bender niederfiel/ eben als obs aͤuſſerlich geſche- hen waͤre. Und doch war es nicht als in ge- dancken und gemuͤthe allein dem ſinn und wil- len Gottes an ihm beyzuſtimmen/ und daſſel- be hatte ſo viel in ſich/ daß es von gantzer ſeelen- und hertzens-grund muſte ewiglich gemeynet ſeyn. Und ſehet/ das gebet hoͤrte nimmermehr auff/ ſo kam ihm auch dis und jenes ſchones in dem HErrn vor/ daß er nun forthin wol zuſe- hen ſolte/ daß er ſich von dieſen abgeſchiedenen ſinn nicht wieder ſolte bewegen noch in eine fleiſchliche liebe oder geſichte ziehen laſſen/ ſon- dern muͤſte ſich vergeiſtern oder vergoͤttern laſ- ſen/ und ſich unterſuchen und ſehen/ obs mit ihm ſo waͤre und er mit dem ſinn in dem geiſte der einfaͤltigkeit und reinigkeit des hertzens bliebe. Summa er wurde gantz auß allem ſchal- cken oder fleiſchlichen geſichte gezogen/ wie ein kindlein von ſeinem willen und gemuͤthe abge- kehret und gelehret wird/ in empfindlicher weiſe wieder zu dem erſten wunderlichen ge- ſichte zu kommen. Denn es gab und zeigete ihm zu erkennen/ daß in dem reiche Gottes nichts unreines wuͤrde dauren oder bleiben koͤnnen/ daß auch deß menſchen hertze muͤſſe gantz lauter/ einfaͤltig und unſchalckhafftig ſeyn/ deßwegen er ſich auch ſelbſt oͤffters zu unterſuchen/ und zu pruͤffen haͤtte/ ob er auch in dem ſinn und willen gruͤndlich ſtuͤnde/ daß alſo hierauß eine gefahr ſchiene/ deſſelben zu mangeln/ und das hertze tapffer muͤſſe ange- fochten und beſtuͤrmet werden/ ehe es gantz rein und lauter koͤnte erſcheinen. Darauff deñ ſein glaube und ſeine liebe auffs allerſtaͤrckſte verſuchet wurden/ deñ der HErr hatte ihn erſt- lich wol vaͤtterlich angenom̃en/ aber er ſetzte ihn hernach nicht ſo ſanffte ohne gefuͤhl ſein ſelbſt nieder/ wiewol er ihm doch dabey maͤchtige groſſe thaten zeigete/ und durch unglaubliche dinge gefuͤhret hat/ die uͤber alle natur in der welt je geſchehen ſind/ welche nicht zu er- zehlen. Jn warheit/ wenn ſolches von dem HErrn befoͤrdert worden waͤre/ ſo weiß ich/ (als der ichs alles aus ſeinem eigenen munde gehoͤrt/ erkannt und diß geſchrieben) wol/ daß daſſelbe keinem menſchen moͤglich geweſt waͤ- re. Jch mag mit Paulo hier wol ſagen/ daß fleiſch und blut dazu viel zu untuͤchtig/ und menſchlichen gedancken zu ſchwach es zu tra- gen. Er ſtund allewege in einer hertzlichen be- gierde zu Gott gekehret mit beten/ drang auch ohne unterlaß auß allen ſeinen kraͤfften und vermoͤgen der ſeelen in Gott ein/ und lebete ſo maͤſſig/ daß er gantz ohnmaͤchtig und matt am leibe war/ nicht allein umb der ſpeiſe willen/ ſondern umb ſeines eifrigen hertzens willen/ das gantz weg und zu nichte verzehret war. Er ſahe ſein eigen hertz in einem bedencken oder innerlichen geſichte/ als einen außgezehr- ten fiſch/ der einen andern fiſch in ſich hat/ und Gott ermahnete ihn in ſeinem gemuͤthe/ er ſol- te etwas ruhen in der creatur/ und eſſen und trincken was ihm wol ſchmeckte und geluͤſtete zur nahrung und erhaltung/ da es ihm doch alles frey war/ und ſehet/ er muſte es thun/ die noth zwang ihn dazu. Man richtete ihm et- was zu mit kraut das hertze zu ſtaͤrcken/ und wartete ihm etwas beſſer/ und holte ihm zu- weilen einen trunck wein; ſonſt haͤtte er ſich lieber allen menſchlichen dingen wollen entzie- hen/ denn Gott gab licht und verſtand zu er- kennen was es war/ worauff er ſahe/ und haͤtte ſich gern mit gruͤn kraut vergnuͤgen laſſen/ wie er ſich denn auch eine zeitlang nur mit ſallat ſpeißte/ aber leider! ſeine natur konts A. K. H. Vierdter Theil. F f f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/707
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/707>, abgerufen am 23.12.2024.