Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

wo oder bey wem der rechte glaube ist etc.
[Spaltenumbruch] digem im trost erscheinen/ oder ihn tingiren und
in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders
(ob mans gleich tausendmal buchstäblich hö-
ret) zugesandt wird. Jst dann GOtt nicht ein
nothhelffer? vergibt er die sünde/ ehe sie ge-
schehen; oder rufft er auch jemand anders zu
ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und
von hertzen beschweret ist? Kans wol an-
ders seyn? Nein/ werden alle/ die es hören/
sagen müssen. Darum müssen sie erst zum er-
käntnis und gefühl derselben kommen/ ehe sie
darinn/ deßwegen oder darüber von hertzen
beschweret und betrübet so hingehen/ welches
alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung
deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man
dann siehet/ daß das gesetz erst darzu kommt/
welches hernach durch den HERRN JE-
SUM seine erfüllung und eine grössere macht
nach dem Geiste empfänget. Also hat er uns
ohne uns nie in der unwissenheit außerkohren/
selig und gesund machen/ noch auch das licht
oder leben ohne ein tödtliches gefühl der blind-
heit geben wollen/ und das muß jedermann
bekennen. Es ist wohl wahr/ er erwehlet und
liebet sie alle/ ehe sie es sind/ jedennoch an-
ders nicht/ als daß sie es werden/ ihme ge-
horsamen und lieben sollen. Diß kan niemand
ändern. Also und nicht anders gehet er mit
dem menschen umb. Nimmt ihn jemand von
hertzen an/ so nimmt er ihn/ wie gehöret/
mit seinem wissen/ erkennen und verstand wil
liglich an.

Wer ihme nun ein gelübde thut oder treue
zusaget/ der muß wissen/ daß er sich alsobald
wider sich selbst und die feinde waffnen/ und mit
stärcke deß glaubens anthun muß. Warum?
daß er in seiner erstgeburt des fleisches und der
welt/ diesen Sohn oder Geist des rechten
wahren lichts und neuen lebens entgegen und
zuwider gesinnet ist/ als der gantz von einer
andern natur ist. Sehet/ von dieser sünd-
lichen natur und von der welt mit ihrer macht/
glorie und ehre/ lust/ friede und leben auß-
und abzugehen/ bringt den menschen in man-
cherley versuchung und andacht/ auch zur er-
käntnis und gefühl sein selbst/ als worinn er
sich selbst erst recht offenbahr wird/ daß er
weder GOTT in seinem CHristo warhaff-
tig liebet und glaubet/ noch das gütige/ wort
(in welchem wir/ so wir gutwillig/ nicht aber
ausser demselben eigenwillig sind/ gebenedeyet
werden) zu hertzen genommen/ das ist/ gehor-
sam ist oder nicht. Als Jsrael alle sitten und
rechte deß HERRN auß dem buche deß
bundes von Mose gehöret hatte/ antworte-
ten sie alle mit einer stimme/ und sprachen:
Alle worte/ die der HERR gesagt hat/
wollen wir thun und gehorsam seyn. Da
nahme Moses das blut deß brand-und frie-
den-opffers und besprengete sie damit/ und
sprach: Sehet/ das ist das blut deß bun-
des/ so der HERR mit euch gemacht hat
über solche worte/ nemlich/ das wollen wir
thun.

Nun sehet/ das ist im beweiß des schat-
tens vorhin im vorbilde geschehen/ soll es wol
auch im wahren wesen anders geschehen kön-
Jn seinem
willen/
nen? Nein/ das muß jedermann bekennen.
Darum sind wir in seinem willen (der aus
[Spaltenumbruch] GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili-das ist/
daß er in
uns ge-
schehe/
und nie-
mand
demselben
wehren/
sondern
mit dem-
selben ver-
einiget
und mit
dem her-
tzen un-
terthäuig
seyn müs-
se.

get/ mit welchem wir gleich gesinnet und ver-
einiget seyn/ und darum bitten müssen/ daß
er auff erden/ wie im himmel geschehen mö-
ge. Ja das muß und kan nicht anders seyn.
Was ist das nun anders/ dann daß wir in
seinem willen ihm außerkohren gemacht wer-
den/ sintemal der sinn allein gut/ heilig/ e-
wig und gerecht/ der unsere aber böse/ unse-
lig und verdammt/ sündlich/ tödtlich und ver-
gänglich ist. Und sehet/ so wir darinnen ste-
hen/ können wir ihm nicht außerkohren und
angenehm gemacht werden. Darum müssen
wir von demselben aus- und auff allerley weise
in GOttes willen eingehen/ und denselben
an uns und in uns ohne wiederstand geschehen
lassen/ oder wir werden ihm nimmermehr
außerkohren oder gefällig; solcher aber kan
bey uns ohne den glauben keinen platz haben/
angesehen man sonst GOTT in seinem CHri-
sto unglaubig ist/ und das wort der versöh-
nung/ welches CHristus ist/ nicht empfän-
get. Was ist dann nun sein wille undDas
wort der
versöh-
nung em-
pfangen/
ist Chri-
stum JE-
sum von
gautzem
hertzen
glanben
und nach,
folgen in
seinem
Geist/
willen
und sinn/
der allein
gut ist/
und lau-
ter liebe/
friede und
gerech-
tigkeit
mit sich
bringt.

werck/ darinn man ihn empfangen/ glau-
ben und vertrauen soll? nemlich das ungött-
liche wesen auffzulösen und von der erden weg-
zunehmen/ das böse außzutilgen und das gute
einzupflantzen/ die hertzen selig und gesund zu
machen und das ewige leben in seinem Göttli-
chen wesen zu geben. Wer darzu keinen wil-
len oder sinn hat/ und GOTT das nicht zu-
lassen oder zutrauen will/ der muß ohne alle
hülffe und erbarmung in seiner eigenen boßheit
untergehen.

Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit
lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem beson-
dern volck/ das sich seinerrühmet/ ja nach
seinem namen genennet ist. Aber wann er bey
ihnen einkehren will/ so ärgern und stossen sie
sich an ihm/ und nehmen ihn in keinem stück/
das er will und ist/ nicht an. So dencket doch/
wie lange er ihnen den ruhm seines namens las-
sen wird. Frage: wie lange dann? Ant-
wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli-
chet wird/ und sie sehen werden/ wie sie sich an
ihn gestossen/ und in ihn/ wie Longinus/ geist-
lich gestochen haben/ und diß werden sie bitter-
lich beweinen/ nemlich/ daß sie unglaubig blie-
ben sind. Also hören wir/ daß unser hertz gantz
mit dem abgeschiedenen weltlichen sinn daran
muß/ es gehe mit den händen/ wie es wolle.
Gott will eine freywillige ungezwungene braut
und ein festes vertrauen und gehorsam des Gei-
stes haben. Und das gehöret ihm auch zu/
weil er ein Geist/ HERR und Meister über al-
les ist. Darum besprich dich/ o mensch/ nicht
mit fleisch und blut/ berath schlage dich nicht mit
den Weisen dieser welt/ ja glaube und siehe auff
keinen menschen in der gantzen welt. Kehre
deine augen/ o mensch/ ab von allem/ was eytel
und vergänglich/ schweige/ was dem heiligen
gütigen GOtt und seinem Christo oder wort
zuwider ist. Höre auff seinen willen und Geist/
auff seinen rath/ wort und lehre/ sie ist lauter
Geist und leben; beuge dich darunter/ dann
er ist/ sage ich/ der HERR/ GOTT/
Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel-
chem du ewig gesegnet/ befreyet und gebe-
nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben must

bewah-

wo oder bey wem der rechte glaube iſt ꝛc.
[Spaltenumbruch] digem im troſt erſcheinen/ oder ihn tingiren und
in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders
(ob mans gleich tauſendmal buchſtaͤblich hoͤ-
ret) zugeſandt wird. Jſt dann GOtt nicht ein
nothhelffer? vergibt er die ſuͤnde/ ehe ſie ge-
ſchehen; oder rufft er auch jemand anders zu
ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und
von hertzen beſchweret iſt? Kans wol an-
ders ſeyn? Nein/ werden alle/ die es hoͤren/
ſagen muͤſſen. Darum muͤſſen ſie erſt zum er-
kaͤntnis und gefuͤhl derſelben kommen/ ehe ſie
darinn/ deßwegen oder daruͤber von hertzen
beſchweret und betruͤbet ſo hingehen/ welches
alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung
deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man
dann ſiehet/ daß das geſetz erſt darzu kommt/
welches hernach durch den HERRN JE-
SUM ſeine erfuͤllung und eine groͤſſere macht
nach dem Geiſte empfaͤnget. Alſo hat er uns
ohne uns nie in der unwiſſenheit außerkohren/
ſelig und geſund machen/ noch auch das licht
oder leben ohne ein toͤdtliches gefuͤhl der blind-
heit geben wollen/ und das muß jedermann
bekennen. Es iſt wohl wahr/ er erwehlet und
liebet ſie alle/ ehe ſie es ſind/ jedennoch an-
ders nicht/ als daß ſie es werden/ ihme ge-
horſamen und lieben ſollen. Diß kan niemand
aͤndern. Alſo und nicht anders gehet er mit
dem menſchen umb. Nimmt ihn jemand von
hertzen an/ ſo nimmt er ihn/ wie gehoͤret/
mit ſeinem wiſſen/ erkennen und verſtand wil
liglich an.

Wer ihme nun ein geluͤbde thut oder treue
zuſaget/ der muß wiſſen/ daß er ſich alſobald
wider ſich ſelbſt und die feinde waffnen/ und mit
ſtaͤrcke deß glaubens anthun muß. Warum?
daß er in ſeiner erſtgeburt des fleiſches und der
welt/ dieſen Sohn oder Geiſt des rechten
wahren lichts und neuen lebens entgegen und
zuwider geſinnet iſt/ als der gantz von einer
andern natur iſt. Sehet/ von dieſer ſuͤnd-
lichen natur und von der welt mit ihrer macht/
glorie und ehre/ luſt/ friede und leben auß-
und abzugehen/ bringt den menſchen in man-
cherley verſuchung und andacht/ auch zur er-
kaͤntnis und gefuͤhl ſein ſelbſt/ als worinn er
ſich ſelbſt erſt recht offenbahr wird/ daß er
weder GOTT in ſeinem CHriſto warhaff-
tig liebet und glaubet/ noch das guͤtige/ wort
(in welchem wir/ ſo wir gutwillig/ nicht aber
auſſer demſelben eigenwillig ſind/ gebenedeyet
werden) zu hertzen genommen/ das iſt/ gehor-
ſam iſt oder nicht. Als Jſrael alle ſitten und
rechte deß HERRN auß dem buche deß
bundes von Moſe gehoͤret hatte/ antworte-
ten ſie alle mit einer ſtimme/ und ſprachen:
Alle worte/ die der HERR geſagt hat/
wollen wir thun und gehorſam ſeyn. Da
nahme Moſes das blut deß brand-und frie-
den-opffers und beſprengete ſie damit/ und
ſprach: Sehet/ das iſt das blut deß bun-
des/ ſo der HERR mit euch gemacht hat
uͤber ſolche worte/ nemlich/ das wollen wir
thun.

Nun ſehet/ das iſt im beweiß des ſchat-
tens vorhin im vorbilde geſchehen/ ſoll es wol
auch im wahren weſen anders geſchehen koͤn-
Jn ſeinem
willen/
nen? Nein/ das muß jedermann bekennen.
Darum ſind wir in ſeinem willen (der aus
[Spaltenumbruch] GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili-das iſt/
daß er in
uns ge-
ſchehe/
und nie-
mand
demſelben
wehren/
ſondern
mit dem-
ſelben ver-
einiget
und mit
dem her-
tzen un-
terthaͤuig
ſeyn muͤſ-
ſe.

get/ mit welchem wir gleich geſinnet und ver-
einiget ſeyn/ und darum bitten muͤſſen/ daß
er auff erden/ wie im himmel geſchehen moͤ-
ge. Ja das muß und kan nicht anders ſeyn.
Was iſt das nun anders/ dann daß wir in
ſeinem willen ihm außerkohren gemacht wer-
den/ ſintemal der ſinn allein gut/ heilig/ e-
wig und gerecht/ der unſere aber boͤſe/ unſe-
lig und verdammt/ ſuͤndlich/ toͤdtlich und ver-
gaͤnglich iſt. Und ſehet/ ſo wir darinnen ſte-
hen/ koͤnnen wir ihm nicht außerkohren und
angenehm gemacht werden. Darum muͤſſen
wir von demſelben aus- und auff allerley weiſe
in GOttes willen eingehen/ und denſelben
an uns und in uns ohne wiederſtand geſchehen
laſſen/ oder wir werden ihm nimmermehr
außerkohren oder gefaͤllig; ſolcher aber kan
bey uns ohne den glauben keinen platz haben/
angeſehen man ſonſt GOTT in ſeinem CHri-
ſto unglaubig iſt/ und das wort der verſoͤh-
nung/ welches CHriſtus iſt/ nicht empfaͤn-
get. Was iſt dann nun ſein wille undDas
wort der
verſoͤh-
nung em-
pfangen/
iſt Chri-
ſtum JE-
ſum von
gautzem
hertzen
glanben
und nach,
folgen in
ſeinem
Geiſt/
willen
und ſinn/
der allein
gut iſt/
und lau-
ter liebe/
friede und
gerech-
tigkeit
mit ſich
bringt.

werck/ darinn man ihn empfangen/ glau-
ben und vertrauen ſoll? nemlich das ungoͤtt-
liche weſen auffzuloͤſen und von der erden weg-
zunehmen/ das boͤſe außzutilgen und das gute
einzupflantzen/ die hertzen ſelig und geſund zu
machen und das ewige leben in ſeinem Goͤttli-
chen weſen zu geben. Wer darzu keinen wil-
len oder ſinn hat/ und GOTT das nicht zu-
laſſen oder zutrauen will/ der muß ohne alle
huͤlffe und erbarmung in ſeiner eigenen boßheit
untergehen.

Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit
lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem beſon-
dern volck/ das ſich ſeinerruͤhmet/ ja nach
ſeinem namen genennet iſt. Aber wann er bey
ihnen einkehren will/ ſo aͤrgern und ſtoſſen ſie
ſich an ihm/ und nehmen ihn in keinem ſtuͤck/
das er will und iſt/ nicht an. So dencket doch/
wie lange er ihnen den ruhm ſeines namens laſ-
ſen wird. Frage: wie lange dann? Ant-
wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli-
chet wird/ und ſie ſehen werden/ wie ſie ſich an
ihn geſtoſſen/ und in ihn/ wie Longinus/ geiſt-
lich geſtochen haben/ und diß werden ſie bitter-
lich beweinen/ nemlich/ daß ſie unglaubig blie-
ben ſind. Alſo hoͤren wir/ daß unſer hertz gantz
mit dem abgeſchiedenen weltlichen ſinn daran
muß/ es gehe mit den haͤnden/ wie es wolle.
Gott will eine freywillige ungezwungene braut
und ein feſtes vertrauen und gehorſam des Gei-
ſtes haben. Und das gehoͤret ihm auch zu/
weil er ein Geiſt/ HERR und Meiſter uͤber al-
les iſt. Darum beſprich dich/ o menſch/ nicht
mit fleiſch und blut/ berath ſchlage dich nicht mit
den Weiſen dieſer welt/ ja glaube und ſiehe auff
keinen menſchen in der gantzen welt. Kehre
deine augen/ o menſch/ ab von allem/ was eytel
und vergaͤnglich/ ſchweige/ was dem heiligen
guͤtigen GOtt und ſeinem Chriſto oder wort
zuwider iſt. Hoͤre auff ſeinen willen und Geiſt/
auff ſeinen rath/ wort und lehre/ ſie iſt lauter
Geiſt und leben; beuge dich darunter/ dann
er iſt/ ſage ich/ der HERR/ GOTT/
Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel-
chem du ewig geſegnet/ befreyet und gebe-
nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben muſt

bewah-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0631" n="335"/><fw place="top" type="header">wo oder bey wem der rechte glaube i&#x017F;t &#xA75B;c.</fw><lb/><cb/>
digem im tro&#x017F;t er&#x017F;cheinen/ oder ihn <hi rendition="#aq">tingi</hi>ren und<lb/>
in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders<lb/>
(ob mans gleich tau&#x017F;endmal buch&#x017F;ta&#x0364;blich ho&#x0364;-<lb/>
ret) zuge&#x017F;andt wird. J&#x017F;t dann GOtt nicht ein<lb/>
nothhelffer? vergibt er die &#x017F;u&#x0364;nde/ ehe &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;chehen; oder rufft er auch jemand anders zu<lb/>
ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und<lb/>
von hertzen be&#x017F;chweret i&#x017F;t? Kans wol an-<lb/>
ders &#x017F;eyn? Nein/ werden alle/ die es ho&#x0364;ren/<lb/>
&#x017F;agen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Darum mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie er&#x017F;t zum er-<lb/>
ka&#x0364;ntnis und gefu&#x0364;hl der&#x017F;elben kommen/ ehe &#x017F;ie<lb/>
darinn/ deßwegen oder daru&#x0364;ber von hertzen<lb/>
be&#x017F;chweret und betru&#x0364;bet &#x017F;o hingehen/ welches<lb/>
alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung<lb/>
deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man<lb/>
dann &#x017F;iehet/ daß das ge&#x017F;etz er&#x017F;t darzu kommt/<lb/>
welches hernach durch den HERRN JE-<lb/>
SUM &#x017F;eine erfu&#x0364;llung und eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere macht<lb/>
nach dem Gei&#x017F;te empfa&#x0364;nget. Al&#x017F;o hat er uns<lb/>
ohne uns nie in der unwi&#x017F;&#x017F;enheit außerkohren/<lb/>
&#x017F;elig und ge&#x017F;und machen/ noch auch das licht<lb/>
oder leben ohne ein to&#x0364;dtliches gefu&#x0364;hl der blind-<lb/>
heit geben wollen/ und das muß jedermann<lb/>
bekennen. Es i&#x017F;t wohl wahr/ er erwehlet und<lb/>
liebet &#x017F;ie alle/ ehe &#x017F;ie es &#x017F;ind/ jedennoch an-<lb/>
ders nicht/ als daß &#x017F;ie es werden/ ihme ge-<lb/>
hor&#x017F;amen und lieben &#x017F;ollen. Diß kan niemand<lb/>
a&#x0364;ndern. Al&#x017F;o und nicht anders gehet er mit<lb/>
dem men&#x017F;chen umb. Nimmt ihn jemand von<lb/>
hertzen an/ &#x017F;o nimmt er ihn/ wie geho&#x0364;ret/<lb/>
mit &#x017F;einem wi&#x017F;&#x017F;en/ erkennen und ver&#x017F;tand wil<lb/>
liglich an.</p><lb/>
              <p>Wer ihme nun ein gelu&#x0364;bde thut oder treue<lb/>
zu&#x017F;aget/ der muß wi&#x017F;&#x017F;en/ daß er &#x017F;ich al&#x017F;obald<lb/>
wider &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und die feinde waffnen/ und mit<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcke deß glaubens anthun muß. Warum?<lb/>
daß er in &#x017F;einer er&#x017F;tgeburt des flei&#x017F;ches und der<lb/>
welt/ die&#x017F;en Sohn oder Gei&#x017F;t des rechten<lb/>
wahren lichts und neuen lebens entgegen und<lb/>
zuwider ge&#x017F;innet i&#x017F;t/ als der gantz von einer<lb/>
andern natur i&#x017F;t. Sehet/ von die&#x017F;er &#x017F;u&#x0364;nd-<lb/>
lichen natur und von der welt mit ihrer macht/<lb/>
glorie und ehre/ lu&#x017F;t/ friede und leben auß-<lb/>
und abzugehen/ bringt den men&#x017F;chen in man-<lb/>
cherley ver&#x017F;uchung und andacht/ auch zur er-<lb/>
ka&#x0364;ntnis und gefu&#x0364;hl &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t/ als worinn er<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;t recht offenbahr wird/ daß er<lb/>
weder GOTT in &#x017F;einem CHri&#x017F;to warhaff-<lb/>
tig liebet und glaubet/ noch das gu&#x0364;tige/ wort<lb/>
(in welchem wir/ &#x017F;o wir gutwillig/ nicht aber<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er dem&#x017F;elben eigenwillig &#x017F;ind/ gebenedeyet<lb/>
werden) zu hertzen genommen/ das i&#x017F;t/ gehor-<lb/>
&#x017F;am i&#x017F;t oder nicht. Als J&#x017F;rael alle &#x017F;itten und<lb/>
rechte deß <hi rendition="#g">HERRN</hi> auß dem buche deß<lb/>
bundes von Mo&#x017F;e geho&#x0364;ret hatte/ antworte-<lb/>
ten &#x017F;ie alle mit einer &#x017F;timme/ und &#x017F;prachen:<lb/>
Alle worte/ die der <hi rendition="#g">HERR</hi> ge&#x017F;agt hat/<lb/>
wollen wir thun und gehor&#x017F;am &#x017F;eyn. Da<lb/>
nahme Mo&#x017F;es das blut deß brand-und frie-<lb/>
den-opffers und be&#x017F;prengete &#x017F;ie damit/ und<lb/>
&#x017F;prach: Sehet/ das i&#x017F;t das blut deß bun-<lb/>
des/ &#x017F;o der <hi rendition="#g">HERR</hi> mit euch gemacht hat<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;olche worte/ nemlich/ das wollen wir<lb/>
thun.</p><lb/>
              <p>Nun &#x017F;ehet/ das i&#x017F;t im beweiß des &#x017F;chat-<lb/>
tens vorhin im vorbilde ge&#x017F;chehen/ &#x017F;oll es wol<lb/>
auch im wahren we&#x017F;en anders ge&#x017F;chehen ko&#x0364;n-<lb/><note place="left">Jn &#x017F;einem<lb/>
willen/</note>nen? Nein/ das muß jedermann bekennen.<lb/>
Darum &#x017F;ind wir in &#x017F;einem willen (der aus<lb/><cb/>
GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili-<note place="right">das i&#x017F;t/<lb/>
daß er in<lb/>
uns ge-<lb/>
&#x017F;chehe/<lb/>
und nie-<lb/>
mand<lb/>
dem&#x017F;elben<lb/>
wehren/<lb/>
&#x017F;ondern<lb/>
mit dem-<lb/>
&#x017F;elben ver-<lb/>
einiget<lb/>
und mit<lb/>
dem her-<lb/>
tzen un-<lb/>
tertha&#x0364;uig<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e.</note><lb/>
get/ mit welchem wir gleich ge&#x017F;innet und ver-<lb/>
einiget &#x017F;eyn/ und darum bitten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß<lb/>
er auff erden/ wie im himmel ge&#x017F;chehen mo&#x0364;-<lb/>
ge. Ja das muß und kan nicht anders &#x017F;eyn.<lb/>
Was i&#x017F;t das nun anders/ dann daß wir in<lb/>
&#x017F;einem willen ihm außerkohren gemacht wer-<lb/>
den/ &#x017F;intemal der &#x017F;inn allein gut/ heilig/ e-<lb/>
wig und gerecht/ der un&#x017F;ere aber bo&#x0364;&#x017F;e/ un&#x017F;e-<lb/>
lig und verdammt/ &#x017F;u&#x0364;ndlich/ to&#x0364;dtlich und ver-<lb/>
ga&#x0364;nglich i&#x017F;t. Und &#x017F;ehet/ &#x017F;o wir darinnen &#x017F;te-<lb/>
hen/ ko&#x0364;nnen wir ihm nicht außerkohren und<lb/>
angenehm gemacht werden. Darum mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir von dem&#x017F;elben aus- und auff allerley wei&#x017F;e<lb/>
in GOttes willen eingehen/ und den&#x017F;elben<lb/>
an uns und in uns ohne wieder&#x017F;tand ge&#x017F;chehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ oder wir werden ihm nimmermehr<lb/>
außerkohren oder gefa&#x0364;llig; &#x017F;olcher aber kan<lb/>
bey uns ohne den glauben keinen platz haben/<lb/>
ange&#x017F;ehen man &#x017F;on&#x017F;t GOTT in &#x017F;einem CHri-<lb/>
&#x017F;to unglaubig i&#x017F;t/ und das wort der ver&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nung/ welches CHri&#x017F;tus i&#x017F;t/ nicht empfa&#x0364;n-<lb/>
get. Was i&#x017F;t dann nun &#x017F;ein wille und<note place="right">Das<lb/>
wort der<lb/>
ver&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nung em-<lb/>
pfangen/<lb/>
i&#x017F;t Chri-<lb/>
&#x017F;tum JE-<lb/>
&#x017F;um von<lb/>
gautzem<lb/>
hertzen<lb/>
glanben<lb/>
und nach,<lb/>
folgen in<lb/>
&#x017F;einem<lb/>
Gei&#x017F;t/<lb/>
willen<lb/>
und &#x017F;inn/<lb/>
der allein<lb/>
gut i&#x017F;t/<lb/>
und lau-<lb/>
ter liebe/<lb/>
friede und<lb/>
gerech-<lb/>
tigkeit<lb/>
mit &#x017F;ich<lb/>
bringt.</note><lb/>
werck/ darinn man ihn empfangen/ glau-<lb/>
ben und vertrauen &#x017F;oll? nemlich das ungo&#x0364;tt-<lb/>
liche we&#x017F;en auffzulo&#x0364;&#x017F;en und von der erden weg-<lb/>
zunehmen/ das bo&#x0364;&#x017F;e außzutilgen und das gute<lb/>
einzupflantzen/ die hertzen &#x017F;elig und ge&#x017F;und zu<lb/>
machen und das ewige leben in &#x017F;einem Go&#x0364;ttli-<lb/>
chen we&#x017F;en zu geben. Wer darzu keinen wil-<lb/>
len oder &#x017F;inn hat/ und GOTT das nicht zu-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en oder zutrauen will/ der muß ohne alle<lb/>
hu&#x0364;lffe und erbarmung in &#x017F;einer eigenen boßheit<lb/>
untergehen.</p><lb/>
              <p>Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit<lb/>
lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem be&#x017F;on-<lb/>
dern volck/ das &#x017F;ich &#x017F;einerru&#x0364;hmet/ ja nach<lb/>
&#x017F;einem namen genennet i&#x017F;t. Aber wann er bey<lb/>
ihnen einkehren will/ &#x017F;o a&#x0364;rgern und &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich an ihm/ und nehmen ihn in keinem &#x017F;tu&#x0364;ck/<lb/>
das er will und i&#x017F;t/ nicht an. So dencket doch/<lb/>
wie lange er ihnen den ruhm &#x017F;eines namens la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wird. Frage: wie lange dann? Ant-<lb/>
wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli-<lb/>
chet wird/ und &#x017F;ie &#x017F;ehen werden/ wie &#x017F;ie &#x017F;ich an<lb/>
ihn ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und in ihn/ wie Longinus/ gei&#x017F;t-<lb/>
lich ge&#x017F;tochen haben/ und diß werden &#x017F;ie bitter-<lb/>
lich beweinen/ nemlich/ daß &#x017F;ie unglaubig blie-<lb/>
ben &#x017F;ind. Al&#x017F;o ho&#x0364;ren wir/ daß un&#x017F;er hertz gantz<lb/>
mit dem abge&#x017F;chiedenen weltlichen &#x017F;inn daran<lb/>
muß/ es gehe mit den ha&#x0364;nden/ wie es wolle.<lb/>
Gott will eine freywillige ungezwungene braut<lb/>
und ein fe&#x017F;tes vertrauen und gehor&#x017F;am des Gei-<lb/>
&#x017F;tes haben. Und das geho&#x0364;ret ihm auch zu/<lb/>
weil er ein Gei&#x017F;t/ HERR und Mei&#x017F;ter u&#x0364;ber al-<lb/>
les i&#x017F;t. Darum be&#x017F;prich dich/ o men&#x017F;ch/ nicht<lb/>
mit flei&#x017F;ch und blut/ berath &#x017F;chlage dich nicht mit<lb/>
den Wei&#x017F;en die&#x017F;er welt/ ja glaube und &#x017F;iehe auff<lb/>
keinen men&#x017F;chen in der gantzen welt. Kehre<lb/>
deine augen/ o men&#x017F;ch/ ab von allem/ was eytel<lb/>
und verga&#x0364;nglich/ &#x017F;chweige/ was dem heiligen<lb/>
gu&#x0364;tigen GOtt und &#x017F;einem Chri&#x017F;to oder wort<lb/>
zuwider i&#x017F;t. Ho&#x0364;re auff &#x017F;einen willen und Gei&#x017F;t/<lb/>
auff &#x017F;einen rath/ wort und lehre/ &#x017F;ie i&#x017F;t lauter<lb/>
Gei&#x017F;t und leben; beuge dich darunter/ dann<lb/>
er i&#x017F;t/ &#x017F;age ich/ der <hi rendition="#g">HERR/</hi> GOTT/<lb/>
Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel-<lb/>
chem du ewig ge&#x017F;egnet/ befreyet und gebe-<lb/>
nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben mu&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bewah-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0631] wo oder bey wem der rechte glaube iſt ꝛc. digem im troſt erſcheinen/ oder ihn tingiren und in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders (ob mans gleich tauſendmal buchſtaͤblich hoͤ- ret) zugeſandt wird. Jſt dann GOtt nicht ein nothhelffer? vergibt er die ſuͤnde/ ehe ſie ge- ſchehen; oder rufft er auch jemand anders zu ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und von hertzen beſchweret iſt? Kans wol an- ders ſeyn? Nein/ werden alle/ die es hoͤren/ ſagen muͤſſen. Darum muͤſſen ſie erſt zum er- kaͤntnis und gefuͤhl derſelben kommen/ ehe ſie darinn/ deßwegen oder daruͤber von hertzen beſchweret und betruͤbet ſo hingehen/ welches alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man dann ſiehet/ daß das geſetz erſt darzu kommt/ welches hernach durch den HERRN JE- SUM ſeine erfuͤllung und eine groͤſſere macht nach dem Geiſte empfaͤnget. Alſo hat er uns ohne uns nie in der unwiſſenheit außerkohren/ ſelig und geſund machen/ noch auch das licht oder leben ohne ein toͤdtliches gefuͤhl der blind- heit geben wollen/ und das muß jedermann bekennen. Es iſt wohl wahr/ er erwehlet und liebet ſie alle/ ehe ſie es ſind/ jedennoch an- ders nicht/ als daß ſie es werden/ ihme ge- horſamen und lieben ſollen. Diß kan niemand aͤndern. Alſo und nicht anders gehet er mit dem menſchen umb. Nimmt ihn jemand von hertzen an/ ſo nimmt er ihn/ wie gehoͤret/ mit ſeinem wiſſen/ erkennen und verſtand wil liglich an. Wer ihme nun ein geluͤbde thut oder treue zuſaget/ der muß wiſſen/ daß er ſich alſobald wider ſich ſelbſt und die feinde waffnen/ und mit ſtaͤrcke deß glaubens anthun muß. Warum? daß er in ſeiner erſtgeburt des fleiſches und der welt/ dieſen Sohn oder Geiſt des rechten wahren lichts und neuen lebens entgegen und zuwider geſinnet iſt/ als der gantz von einer andern natur iſt. Sehet/ von dieſer ſuͤnd- lichen natur und von der welt mit ihrer macht/ glorie und ehre/ luſt/ friede und leben auß- und abzugehen/ bringt den menſchen in man- cherley verſuchung und andacht/ auch zur er- kaͤntnis und gefuͤhl ſein ſelbſt/ als worinn er ſich ſelbſt erſt recht offenbahr wird/ daß er weder GOTT in ſeinem CHriſto warhaff- tig liebet und glaubet/ noch das guͤtige/ wort (in welchem wir/ ſo wir gutwillig/ nicht aber auſſer demſelben eigenwillig ſind/ gebenedeyet werden) zu hertzen genommen/ das iſt/ gehor- ſam iſt oder nicht. Als Jſrael alle ſitten und rechte deß HERRN auß dem buche deß bundes von Moſe gehoͤret hatte/ antworte- ten ſie alle mit einer ſtimme/ und ſprachen: Alle worte/ die der HERR geſagt hat/ wollen wir thun und gehorſam ſeyn. Da nahme Moſes das blut deß brand-und frie- den-opffers und beſprengete ſie damit/ und ſprach: Sehet/ das iſt das blut deß bun- des/ ſo der HERR mit euch gemacht hat uͤber ſolche worte/ nemlich/ das wollen wir thun. Nun ſehet/ das iſt im beweiß des ſchat- tens vorhin im vorbilde geſchehen/ ſoll es wol auch im wahren weſen anders geſchehen koͤn- nen? Nein/ das muß jedermann bekennen. Darum ſind wir in ſeinem willen (der aus GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili- get/ mit welchem wir gleich geſinnet und ver- einiget ſeyn/ und darum bitten muͤſſen/ daß er auff erden/ wie im himmel geſchehen moͤ- ge. Ja das muß und kan nicht anders ſeyn. Was iſt das nun anders/ dann daß wir in ſeinem willen ihm außerkohren gemacht wer- den/ ſintemal der ſinn allein gut/ heilig/ e- wig und gerecht/ der unſere aber boͤſe/ unſe- lig und verdammt/ ſuͤndlich/ toͤdtlich und ver- gaͤnglich iſt. Und ſehet/ ſo wir darinnen ſte- hen/ koͤnnen wir ihm nicht außerkohren und angenehm gemacht werden. Darum muͤſſen wir von demſelben aus- und auff allerley weiſe in GOttes willen eingehen/ und denſelben an uns und in uns ohne wiederſtand geſchehen laſſen/ oder wir werden ihm nimmermehr außerkohren oder gefaͤllig; ſolcher aber kan bey uns ohne den glauben keinen platz haben/ angeſehen man ſonſt GOTT in ſeinem CHri- ſto unglaubig iſt/ und das wort der verſoͤh- nung/ welches CHriſtus iſt/ nicht empfaͤn- get. Was iſt dann nun ſein wille und werck/ darinn man ihn empfangen/ glau- ben und vertrauen ſoll? nemlich das ungoͤtt- liche weſen auffzuloͤſen und von der erden weg- zunehmen/ das boͤſe außzutilgen und das gute einzupflantzen/ die hertzen ſelig und geſund zu machen und das ewige leben in ſeinem Goͤttli- chen weſen zu geben. Wer darzu keinen wil- len oder ſinn hat/ und GOTT das nicht zu- laſſen oder zutrauen will/ der muß ohne alle huͤlffe und erbarmung in ſeiner eigenen boßheit untergehen. Jn ſeinem willen/ das iſt/ daß er in uns ge- ſchehe/ und nie- mand demſelben wehren/ ſondern mit dem- ſelben ver- einiget und mit dem her- tzen un- terthaͤuig ſeyn muͤſ- ſe. Das wort der verſoͤh- nung em- pfangen/ iſt Chri- ſtum JE- ſum von gautzem hertzen glanben und nach, folgen in ſeinem Geiſt/ willen und ſinn/ der allein gut iſt/ und lau- ter liebe/ friede und gerech- tigkeit mit ſich bringt. Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem beſon- dern volck/ das ſich ſeinerruͤhmet/ ja nach ſeinem namen genennet iſt. Aber wann er bey ihnen einkehren will/ ſo aͤrgern und ſtoſſen ſie ſich an ihm/ und nehmen ihn in keinem ſtuͤck/ das er will und iſt/ nicht an. So dencket doch/ wie lange er ihnen den ruhm ſeines namens laſ- ſen wird. Frage: wie lange dann? Ant- wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli- chet wird/ und ſie ſehen werden/ wie ſie ſich an ihn geſtoſſen/ und in ihn/ wie Longinus/ geiſt- lich geſtochen haben/ und diß werden ſie bitter- lich beweinen/ nemlich/ daß ſie unglaubig blie- ben ſind. Alſo hoͤren wir/ daß unſer hertz gantz mit dem abgeſchiedenen weltlichen ſinn daran muß/ es gehe mit den haͤnden/ wie es wolle. Gott will eine freywillige ungezwungene braut und ein feſtes vertrauen und gehorſam des Gei- ſtes haben. Und das gehoͤret ihm auch zu/ weil er ein Geiſt/ HERR und Meiſter uͤber al- les iſt. Darum beſprich dich/ o menſch/ nicht mit fleiſch und blut/ berath ſchlage dich nicht mit den Weiſen dieſer welt/ ja glaube und ſiehe auff keinen menſchen in der gantzen welt. Kehre deine augen/ o menſch/ ab von allem/ was eytel und vergaͤnglich/ ſchweige/ was dem heiligen guͤtigen GOtt und ſeinem Chriſto oder wort zuwider iſt. Hoͤre auff ſeinen willen und Geiſt/ auff ſeinen rath/ wort und lehre/ ſie iſt lauter Geiſt und leben; beuge dich darunter/ dann er iſt/ ſage ich/ der HERR/ GOTT/ Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel- chem du ewig geſegnet/ befreyet und gebe- nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben muſt bewah-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/631
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/631>, abgerufen am 22.12.2024.