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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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wo oder bey wem der rechte glaube ist etc.
[Spaltenumbruch] digem im trost erscheinen/ oder ihn tingiren und
in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders
(ob mans gleich tausendmal buchstäblich hö-
ret) zugesandt wird. Jst dann GOtt nicht ein
nothhelffer? vergibt er die sünde/ ehe sie ge-
schehen; oder rufft er auch jemand anders zu
ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und
von hertzen beschweret ist? Kans wol an-
ders seyn? Nein/ werden alle/ die es hören/
sagen müssen. Darum müssen sie erst zum er-
käntnis und gefühl derselben kommen/ ehe sie
darinn/ deßwegen oder darüber von hertzen
beschweret und betrübet so hingehen/ welches
alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung
deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man
dann siehet/ daß das gesetz erst darzu kommt/
welches hernach durch den HERRN JE-
SUM seine erfüllung und eine grössere macht
nach dem Geiste empfänget. Also hat er uns
ohne uns nie in der unwissenheit außerkohren/
selig und gesund machen/ noch auch das licht
oder leben ohne ein tödtliches gefühl der blind-
heit geben wollen/ und das muß jedermann
bekennen. Es ist wohl wahr/ er erwehlet und
liebet sie alle/ ehe sie es sind/ jedennoch an-
ders nicht/ als daß sie es werden/ ihme ge-
horsamen und lieben sollen. Diß kan niemand
ändern. Also und nicht anders gehet er mit
dem menschen umb. Nimmt ihn jemand von
hertzen an/ so nimmt er ihn/ wie gehöret/
mit seinem wissen/ erkennen und verstand wil
liglich an.

Wer ihme nun ein gelübde thut oder treue
zusaget/ der muß wissen/ daß er sich alsobald
wider sich selbst und die feinde waffnen/ und mit
stärcke deß glaubens anthun muß. Warum?
daß er in seiner erstgeburt des fleisches und der
welt/ diesen Sohn oder Geist des rechten
wahren lichts und neuen lebens entgegen und
zuwider gesinnet ist/ als der gantz von einer
andern natur ist. Sehet/ von dieser sünd-
lichen natur und von der welt mit ihrer macht/
glorie und ehre/ lust/ friede und leben auß-
und abzugehen/ bringt den menschen in man-
cherley versuchung und andacht/ auch zur er-
käntnis und gefühl sein selbst/ als worinn er
sich selbst erst recht offenbahr wird/ daß er
weder GOTT in seinem CHristo warhaff-
tig liebet und glaubet/ noch das gütige/ wort
(in welchem wir/ so wir gutwillig/ nicht aber
ausser demselben eigenwillig sind/ gebenedeyet
werden) zu hertzen genommen/ das ist/ gehor-
sam ist oder nicht. Als Jsrael alle sitten und
rechte deß HERRN auß dem buche deß
bundes von Mose gehöret hatte/ antworte-
ten sie alle mit einer stimme/ und sprachen:
Alle worte/ die der HERR gesagt hat/
wollen wir thun und gehorsam seyn. Da
nahme Moses das blut deß brand-und frie-
den-opffers und besprengete sie damit/ und
sprach: Sehet/ das ist das blut deß bun-
des/ so der HERR mit euch gemacht hat
über solche worte/ nemlich/ das wollen wir
thun.

Nun sehet/ das ist im beweiß des schat-
tens vorhin im vorbilde geschehen/ soll es wol
auch im wahren wesen anders geschehen kön-
Jn seinem
willen/
nen? Nein/ das muß jedermann bekennen.
Darum sind wir in seinem willen (der aus
[Spaltenumbruch] GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili-das ist/
daß er in
uns ge-
schehe/
und nie-
mand
demselben
wehren/
sondern
mit dem-
selben ver-
einiget
und mit
dem her-
tzen un-
terthäuig
seyn müs-
se.

get/ mit welchem wir gleich gesinnet und ver-
einiget seyn/ und darum bitten müssen/ daß
er auff erden/ wie im himmel geschehen mö-
ge. Ja das muß und kan nicht anders seyn.
Was ist das nun anders/ dann daß wir in
seinem willen ihm außerkohren gemacht wer-
den/ sintemal der sinn allein gut/ heilig/ e-
wig und gerecht/ der unsere aber böse/ unse-
lig und verdammt/ sündlich/ tödtlich und ver-
gänglich ist. Und sehet/ so wir darinnen ste-
hen/ können wir ihm nicht außerkohren und
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wir von demselben aus- und auff allerley weise
in GOttes willen eingehen/ und denselben
an uns und in uns ohne wiederstand geschehen
lassen/ oder wir werden ihm nimmermehr
außerkohren oder gefällig; solcher aber kan
bey uns ohne den glauben keinen platz haben/
angesehen man sonst GOTT in seinem CHri-
sto unglaubig ist/ und das wort der versöh-
nung/ welches CHristus ist/ nicht empfän-
get. Was ist dann nun sein wille undDas
wort der
versöh-
nung em-
pfangen/
ist Chri-
stum JE-
sum von
gautzem
hertzen
glanben
und nach,
folgen in
seinem
Geist/
willen
und sinn/
der allein
gut ist/
und lau-
ter liebe/
friede und
gerech-
tigkeit
mit sich
bringt.

werck/ darinn man ihn empfangen/ glau-
ben und vertrauen soll? nemlich das ungött-
liche wesen auffzulösen und von der erden weg-
zunehmen/ das böse außzutilgen und das gute
einzupflantzen/ die hertzen selig und gesund zu
machen und das ewige leben in seinem Göttli-
chen wesen zu geben. Wer darzu keinen wil-
len oder sinn hat/ und GOTT das nicht zu-
lassen oder zutrauen will/ der muß ohne alle
hülffe und erbarmung in seiner eigenen boßheit
untergehen.

Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit
lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem beson-
dern volck/ das sich seinerrühmet/ ja nach
seinem namen genennet ist. Aber wann er bey
ihnen einkehren will/ so ärgern und stossen sie
sich an ihm/ und nehmen ihn in keinem stück/
das er will und ist/ nicht an. So dencket doch/
wie lange er ihnen den ruhm seines namens las-
sen wird. Frage: wie lange dann? Ant-
wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli-
chet wird/ und sie sehen werden/ wie sie sich an
ihn gestossen/ und in ihn/ wie Longinus/ geist-
lich gestochen haben/ und diß werden sie bitter-
lich beweinen/ nemlich/ daß sie unglaubig blie-
ben sind. Also hören wir/ daß unser hertz gantz
mit dem abgeschiedenen weltlichen sinn daran
muß/ es gehe mit den händen/ wie es wolle.
Gott will eine freywillige ungezwungene braut
und ein festes vertrauen und gehorsam des Gei-
stes haben. Und das gehöret ihm auch zu/
weil er ein Geist/ HERR und Meister über al-
les ist. Darum besprich dich/ o mensch/ nicht
mit fleisch und blut/ berath schlage dich nicht mit
den Weisen dieser welt/ ja glaube und siehe auff
keinen menschen in der gantzen welt. Kehre
deine augen/ o mensch/ ab von allem/ was eytel
und vergänglich/ schweige/ was dem heiligen
gütigen GOtt und seinem Christo oder wort
zuwider ist. Höre auff seinen willen und Geist/
auff seinen rath/ wort und lehre/ sie ist lauter
Geist und leben; beuge dich darunter/ dann
er ist/ sage ich/ der HERR/ GOTT/
Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel-
chem du ewig gesegnet/ befreyet und gebe-
nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben must

bewah-

wo oder bey wem der rechte glaube iſt ꝛc.
[Spaltenumbruch] digem im troſt erſcheinen/ oder ihn tingiren und
in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders
(ob mans gleich tauſendmal buchſtaͤblich hoͤ-
ret) zugeſandt wird. Jſt dann GOtt nicht ein
nothhelffer? vergibt er die ſuͤnde/ ehe ſie ge-
ſchehen; oder rufft er auch jemand anders zu
ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und
von hertzen beſchweret iſt? Kans wol an-
ders ſeyn? Nein/ werden alle/ die es hoͤren/
ſagen muͤſſen. Darum muͤſſen ſie erſt zum er-
kaͤntnis und gefuͤhl derſelben kommen/ ehe ſie
darinn/ deßwegen oder daruͤber von hertzen
beſchweret und betruͤbet ſo hingehen/ welches
alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung
deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man
dann ſiehet/ daß das geſetz erſt darzu kommt/
welches hernach durch den HERRN JE-
SUM ſeine erfuͤllung und eine groͤſſere macht
nach dem Geiſte empfaͤnget. Alſo hat er uns
ohne uns nie in der unwiſſenheit außerkohren/
ſelig und geſund machen/ noch auch das licht
oder leben ohne ein toͤdtliches gefuͤhl der blind-
heit geben wollen/ und das muß jedermann
bekennen. Es iſt wohl wahr/ er erwehlet und
liebet ſie alle/ ehe ſie es ſind/ jedennoch an-
ders nicht/ als daß ſie es werden/ ihme ge-
horſamen und lieben ſollen. Diß kan niemand
aͤndern. Alſo und nicht anders gehet er mit
dem menſchen umb. Nimmt ihn jemand von
hertzen an/ ſo nimmt er ihn/ wie gehoͤret/
mit ſeinem wiſſen/ erkennen und verſtand wil
liglich an.

Wer ihme nun ein geluͤbde thut oder treue
zuſaget/ der muß wiſſen/ daß er ſich alſobald
wider ſich ſelbſt und die feinde waffnen/ und mit
ſtaͤrcke deß glaubens anthun muß. Warum?
daß er in ſeiner erſtgeburt des fleiſches und der
welt/ dieſen Sohn oder Geiſt des rechten
wahren lichts und neuen lebens entgegen und
zuwider geſinnet iſt/ als der gantz von einer
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lichen natur und von der welt mit ihrer macht/
glorie und ehre/ luſt/ friede und leben auß-
und abzugehen/ bringt den menſchen in man-
cherley verſuchung und andacht/ auch zur er-
kaͤntnis und gefuͤhl ſein ſelbſt/ als worinn er
ſich ſelbſt erſt recht offenbahr wird/ daß er
weder GOTT in ſeinem CHriſto warhaff-
tig liebet und glaubet/ noch das guͤtige/ wort
(in welchem wir/ ſo wir gutwillig/ nicht aber
auſſer demſelben eigenwillig ſind/ gebenedeyet
werden) zu hertzen genommen/ das iſt/ gehor-
ſam iſt oder nicht. Als Jſrael alle ſitten und
rechte deß HERRN auß dem buche deß
bundes von Moſe gehoͤret hatte/ antworte-
ten ſie alle mit einer ſtimme/ und ſprachen:
Alle worte/ die der HERR geſagt hat/
wollen wir thun und gehorſam ſeyn. Da
nahme Moſes das blut deß brand-und frie-
den-opffers und beſprengete ſie damit/ und
ſprach: Sehet/ das iſt das blut deß bun-
des/ ſo der HERR mit euch gemacht hat
uͤber ſolche worte/ nemlich/ das wollen wir
thun.

Nun ſehet/ das iſt im beweiß des ſchat-
tens vorhin im vorbilde geſchehen/ ſoll es wol
auch im wahren weſen anders geſchehen koͤn-
Jn ſeinem
willen/
nen? Nein/ das muß jedermann bekennen.
Darum ſind wir in ſeinem willen (der aus
[Spaltenumbruch] GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili-das iſt/
daß er in
uns ge-
ſchehe/
und nie-
mand
demſelben
wehren/
ſondern
mit dem-
ſelben ver-
einiget
und mit
dem her-
tzen un-
terthaͤuig
ſeyn muͤſ-
ſe.

get/ mit welchem wir gleich geſinnet und ver-
einiget ſeyn/ und darum bitten muͤſſen/ daß
er auff erden/ wie im himmel geſchehen moͤ-
ge. Ja das muß und kan nicht anders ſeyn.
Was iſt das nun anders/ dann daß wir in
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den/ ſintemal der ſinn allein gut/ heilig/ e-
wig und gerecht/ der unſere aber boͤſe/ unſe-
lig und verdammt/ ſuͤndlich/ toͤdtlich und ver-
gaͤnglich iſt. Und ſehet/ ſo wir darinnen ſte-
hen/ koͤnnen wir ihm nicht außerkohren und
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wir von demſelben aus- und auff allerley weiſe
in GOttes willen eingehen/ und denſelben
an uns und in uns ohne wiederſtand geſchehen
laſſen/ oder wir werden ihm nimmermehr
außerkohren oder gefaͤllig; ſolcher aber kan
bey uns ohne den glauben keinen platz haben/
angeſehen man ſonſt GOTT in ſeinem CHri-
ſto unglaubig iſt/ und das wort der verſoͤh-
nung/ welches CHriſtus iſt/ nicht empfaͤn-
get. Was iſt dann nun ſein wille undDas
wort der
verſoͤh-
nung em-
pfangen/
iſt Chri-
ſtum JE-
ſum von
gautzem
hertzen
glanben
und nach,
folgen in
ſeinem
Geiſt/
willen
und ſinn/
der allein
gut iſt/
und lau-
ter liebe/
friede und
gerech-
tigkeit
mit ſich
bringt.

werck/ darinn man ihn empfangen/ glau-
ben und vertrauen ſoll? nemlich das ungoͤtt-
liche weſen auffzuloͤſen und von der erden weg-
zunehmen/ das boͤſe außzutilgen und das gute
einzupflantzen/ die hertzen ſelig und geſund zu
machen und das ewige leben in ſeinem Goͤttli-
chen weſen zu geben. Wer darzu keinen wil-
len oder ſinn hat/ und GOTT das nicht zu-
laſſen oder zutrauen will/ der muß ohne alle
huͤlffe und erbarmung in ſeiner eigenen boßheit
untergehen.

Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit
lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem beſon-
dern volck/ das ſich ſeinerruͤhmet/ ja nach
ſeinem namen genennet iſt. Aber wann er bey
ihnen einkehren will/ ſo aͤrgern und ſtoſſen ſie
ſich an ihm/ und nehmen ihn in keinem ſtuͤck/
das er will und iſt/ nicht an. So dencket doch/
wie lange er ihnen den ruhm ſeines namens laſ-
ſen wird. Frage: wie lange dann? Ant-
wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli-
chet wird/ und ſie ſehen werden/ wie ſie ſich an
ihn geſtoſſen/ und in ihn/ wie Longinus/ geiſt-
lich geſtochen haben/ und diß werden ſie bitter-
lich beweinen/ nemlich/ daß ſie unglaubig blie-
ben ſind. Alſo hoͤren wir/ daß unſer hertz gantz
mit dem abgeſchiedenen weltlichen ſinn daran
muß/ es gehe mit den haͤnden/ wie es wolle.
Gott will eine freywillige ungezwungene braut
und ein feſtes vertrauen und gehorſam des Gei-
ſtes haben. Und das gehoͤret ihm auch zu/
weil er ein Geiſt/ HERR und Meiſter uͤber al-
les iſt. Darum beſprich dich/ o menſch/ nicht
mit fleiſch und blut/ berath ſchlage dich nicht mit
den Weiſen dieſer welt/ ja glaube und ſiehe auff
keinen menſchen in der gantzen welt. Kehre
deine augen/ o menſch/ ab von allem/ was eytel
und vergaͤnglich/ ſchweige/ was dem heiligen
guͤtigen GOtt und ſeinem Chriſto oder wort
zuwider iſt. Hoͤre auff ſeinen willen und Geiſt/
auff ſeinen rath/ wort und lehre/ ſie iſt lauter
Geiſt und leben; beuge dich darunter/ dann
er iſt/ ſage ich/ der HERR/ GOTT/
Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel-
chem du ewig geſegnet/ befreyet und gebe-
nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben muſt

bewah-
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              <p>Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit<lb/>
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[335/0631] wo oder bey wem der rechte glaube iſt ꝛc. digem im troſt erſcheinen/ oder ihn tingiren und in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders (ob mans gleich tauſendmal buchſtaͤblich hoͤ- ret) zugeſandt wird. Jſt dann GOtt nicht ein nothhelffer? vergibt er die ſuͤnde/ ehe ſie ge- ſchehen; oder rufft er auch jemand anders zu ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und von hertzen beſchweret iſt? Kans wol an- ders ſeyn? Nein/ werden alle/ die es hoͤren/ ſagen muͤſſen. Darum muͤſſen ſie erſt zum er- kaͤntnis und gefuͤhl derſelben kommen/ ehe ſie darinn/ deßwegen oder daruͤber von hertzen beſchweret und betruͤbet ſo hingehen/ welches alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man dann ſiehet/ daß das geſetz erſt darzu kommt/ welches hernach durch den HERRN JE- SUM ſeine erfuͤllung und eine groͤſſere macht nach dem Geiſte empfaͤnget. Alſo hat er uns ohne uns nie in der unwiſſenheit außerkohren/ ſelig und geſund machen/ noch auch das licht oder leben ohne ein toͤdtliches gefuͤhl der blind- heit geben wollen/ und das muß jedermann bekennen. Es iſt wohl wahr/ er erwehlet und liebet ſie alle/ ehe ſie es ſind/ jedennoch an- ders nicht/ als daß ſie es werden/ ihme ge- horſamen und lieben ſollen. Diß kan niemand aͤndern. Alſo und nicht anders gehet er mit dem menſchen umb. Nimmt ihn jemand von hertzen an/ ſo nimmt er ihn/ wie gehoͤret/ mit ſeinem wiſſen/ erkennen und verſtand wil liglich an. Wer ihme nun ein geluͤbde thut oder treue zuſaget/ der muß wiſſen/ daß er ſich alſobald wider ſich ſelbſt und die feinde waffnen/ und mit ſtaͤrcke deß glaubens anthun muß. Warum? daß er in ſeiner erſtgeburt des fleiſches und der welt/ dieſen Sohn oder Geiſt des rechten wahren lichts und neuen lebens entgegen und zuwider geſinnet iſt/ als der gantz von einer andern natur iſt. Sehet/ von dieſer ſuͤnd- lichen natur und von der welt mit ihrer macht/ glorie und ehre/ luſt/ friede und leben auß- und abzugehen/ bringt den menſchen in man- cherley verſuchung und andacht/ auch zur er- kaͤntnis und gefuͤhl ſein ſelbſt/ als worinn er ſich ſelbſt erſt recht offenbahr wird/ daß er weder GOTT in ſeinem CHriſto warhaff- tig liebet und glaubet/ noch das guͤtige/ wort (in welchem wir/ ſo wir gutwillig/ nicht aber auſſer demſelben eigenwillig ſind/ gebenedeyet werden) zu hertzen genommen/ das iſt/ gehor- ſam iſt oder nicht. Als Jſrael alle ſitten und rechte deß HERRN auß dem buche deß bundes von Moſe gehoͤret hatte/ antworte- ten ſie alle mit einer ſtimme/ und ſprachen: Alle worte/ die der HERR geſagt hat/ wollen wir thun und gehorſam ſeyn. Da nahme Moſes das blut deß brand-und frie- den-opffers und beſprengete ſie damit/ und ſprach: Sehet/ das iſt das blut deß bun- des/ ſo der HERR mit euch gemacht hat uͤber ſolche worte/ nemlich/ das wollen wir thun. Nun ſehet/ das iſt im beweiß des ſchat- tens vorhin im vorbilde geſchehen/ ſoll es wol auch im wahren weſen anders geſchehen koͤn- nen? Nein/ das muß jedermann bekennen. Darum ſind wir in ſeinem willen (der aus GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili- get/ mit welchem wir gleich geſinnet und ver- einiget ſeyn/ und darum bitten muͤſſen/ daß er auff erden/ wie im himmel geſchehen moͤ- ge. Ja das muß und kan nicht anders ſeyn. Was iſt das nun anders/ dann daß wir in ſeinem willen ihm außerkohren gemacht wer- den/ ſintemal der ſinn allein gut/ heilig/ e- wig und gerecht/ der unſere aber boͤſe/ unſe- lig und verdammt/ ſuͤndlich/ toͤdtlich und ver- gaͤnglich iſt. Und ſehet/ ſo wir darinnen ſte- hen/ koͤnnen wir ihm nicht außerkohren und angenehm gemacht werden. Darum muͤſſen wir von demſelben aus- und auff allerley weiſe in GOttes willen eingehen/ und denſelben an uns und in uns ohne wiederſtand geſchehen laſſen/ oder wir werden ihm nimmermehr außerkohren oder gefaͤllig; ſolcher aber kan bey uns ohne den glauben keinen platz haben/ angeſehen man ſonſt GOTT in ſeinem CHri- ſto unglaubig iſt/ und das wort der verſoͤh- nung/ welches CHriſtus iſt/ nicht empfaͤn- get. Was iſt dann nun ſein wille und werck/ darinn man ihn empfangen/ glau- ben und vertrauen ſoll? nemlich das ungoͤtt- liche weſen auffzuloͤſen und von der erden weg- zunehmen/ das boͤſe außzutilgen und das gute einzupflantzen/ die hertzen ſelig und geſund zu machen und das ewige leben in ſeinem Goͤttli- chen weſen zu geben. Wer darzu keinen wil- len oder ſinn hat/ und GOTT das nicht zu- laſſen oder zutrauen will/ der muß ohne alle huͤlffe und erbarmung in ſeiner eigenen boßheit untergehen. Jn ſeinem willen/ das iſt/ daß er in uns ge- ſchehe/ und nie- mand demſelben wehren/ ſondern mit dem- ſelben ver- einiget und mit dem her- tzen un- terthaͤuig ſeyn muͤſ- ſe. Das wort der verſoͤh- nung em- pfangen/ iſt Chri- ſtum JE- ſum von gautzem hertzen glanben und nach, folgen in ſeinem Geiſt/ willen und ſinn/ der allein gut iſt/ und lau- ter liebe/ friede und gerech- tigkeit mit ſich bringt. Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem beſon- dern volck/ das ſich ſeinerruͤhmet/ ja nach ſeinem namen genennet iſt. Aber wann er bey ihnen einkehren will/ ſo aͤrgern und ſtoſſen ſie ſich an ihm/ und nehmen ihn in keinem ſtuͤck/ das er will und iſt/ nicht an. So dencket doch/ wie lange er ihnen den ruhm ſeines namens laſ- ſen wird. Frage: wie lange dann? Ant- wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli- chet wird/ und ſie ſehen werden/ wie ſie ſich an ihn geſtoſſen/ und in ihn/ wie Longinus/ geiſt- lich geſtochen haben/ und diß werden ſie bitter- lich beweinen/ nemlich/ daß ſie unglaubig blie- ben ſind. Alſo hoͤren wir/ daß unſer hertz gantz mit dem abgeſchiedenen weltlichen ſinn daran muß/ es gehe mit den haͤnden/ wie es wolle. Gott will eine freywillige ungezwungene braut und ein feſtes vertrauen und gehorſam des Gei- ſtes haben. Und das gehoͤret ihm auch zu/ weil er ein Geiſt/ HERR und Meiſter uͤber al- les iſt. Darum beſprich dich/ o menſch/ nicht mit fleiſch und blut/ berath ſchlage dich nicht mit den Weiſen dieſer welt/ ja glaube und ſiehe auff keinen menſchen in der gantzen welt. Kehre deine augen/ o menſch/ ab von allem/ was eytel und vergaͤnglich/ ſchweige/ was dem heiligen guͤtigen GOtt und ſeinem Chriſto oder wort zuwider iſt. Hoͤre auff ſeinen willen und Geiſt/ auff ſeinen rath/ wort und lehre/ ſie iſt lauter Geiſt und leben; beuge dich darunter/ dann er iſt/ ſage ich/ der HERR/ GOTT/ Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel- chem du ewig geſegnet/ befreyet und gebe- nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben muſt bewah-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/631>, abgerufen am 20.05.2024.