Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "leib wol von einander entscheide/ nemlich daß er
"wisse/ was sterblich an ihm sey/ und welcher theil
"unsterblich; daß er auch jederzeit gute achtung
"hab/ was denen beyden theilen/ jedem insonder-
"heit eigenthümlich und zugehörig/ hergegen
"auch was diesem oder jenem zu wieder und ver-
"hinderlich sey; als zum exempel der tag ist dem
"leib annehmlich/ und lieb/ hergegen dem geist
"die nacht/ welche dem leib hefftig zuwider ist/
"wie de somno corporum & spirituum geschrie-
"ben ist; also auch viel essen und wein trincken
"thut dem irrdischen theil gar wol/ welches der
"himmlische sehr scheuet; und unzehlich viel der-
"gleichen mercke er/ damit er aequaliter zu beyden
"theilen rechtmäßig brauche/ und keinen zu fast
"beschwere: Ein groß werck Gottes ist der mensch
"und eine gantze welt/ wer sich nun selbst recht
"erkent/ der ist groß beydes bey Gott und der welt.

"Zum dritten ist vonnöthen/ wenn er sich
"nun wol erkennt und recht hält zu beyden thei-
"len/ daß er lerne mit dem einen theil (der in
"ihm unsterblich ist) nemlich mit der seele
"samt dem geist dem ewigen Gott zu dienen/ ihn
"zu lieben und zu fürchten/ ihn auch also im
"geist und in der wahrheit (wie CHristus auch
"das Samaritische weiblein Joh. IV. unter-
"richtet) anzubeten/ und in allen wercken also
"geistlicher weise anzuruffen. Denn GOtt ist
"ein geist/ wie im selben capitel geschrieben ste-
"het/ darum will er nun auch solche anbeter ha-
"ben/ die ihn im geist und in der wahrheit anbe-
"ten: mit dem sterblichen theil aber/ das ist/
"gleich so wol mit dem himmlischen oder syderi-
"schen/ als mit dem irrdischen leib soll er auch
"thun was GOtt gefällig ist/ nemlich daß er
"nach dem gebot seinem nebenmenschen in brü-
"derlicher liebe nützlich sey/ und mit guten wer-
"cken dienstlich erscheine.

"Und dann erinnert er auch/ p. 95. Aphor.
"29. Der einige und rechte weg zu allen
"geheimnissen und
secreten ist/ daß du
"dieselbigen (damit du vielleicht durch list
"und trug der geister nicht in abgötterey gera-
"thest) bey GOtt dem Allmächtigen (der al-
"les guten ein ursacher ist) suchest und holest/
"nemlich durch daß emsige gebet. Die andere
"lehre ist/ daß du wol merckest/ und in eine ge-
"wohnheit bringest/ was dir CHristus im
"Evangelio gesagt hat: Suchet am ersten
"das reich GOttes/ und seine gerechtigkeit/ so
"wird euch das andere alles zufallen/ Matth.
"VI.
Welches du allhie also verstehen soltest/ daß
"du alle tage vor allen deinen wercken nach dem
"himmel trachten sollest/ wie du darein kom-
"men wollest durch CHristum und durch sein
"heiliges leiden/ dessen du dich mit guten wer-
"cken theilhafftig machest/ und das ist GOttes
"gerechtigkeit/ ohne alle gleißnerey deinen wan-
"del zu führen/ damit du mehr auff das geistli-
"che/ denn auff das leibliche gedenckest.

"Die dritte lehre ist/ daß du gute achtung ha-
"best/ was du vor deinem engel dich unterwin-
"dest fürzunehmen/ damit du nicht mit unge-
"waschenen händen/ das ist/ mit vollem bauch
"mit den reinen geistern zu conversiren/ mit ih-
"nen zu reden oder zu handeln/ dich freventli-
"cher weise unterstündest/ sondern dieweil du
"im suchen der secreten bist/ so halt stäts/ als
"sest dir müglich ist/ jene lehre CHristi/ da er
"sagt Luc. XXI. Hütet euch/ daß euere hertzen
[Spaltenumbruch] nicht beschweret werden mit fressen und sauffen"
und mit sorgen der nahrung dieses lebens/ etc."
Welche wort der H. Paulus Rom. XIII."
also erkläret: Lasset uns ablegen die wercke"
der finsternis/ und anlegen die waffen des"
lichts/ lasset uns erbarlich wandeln/ als am"
tage/ nicht in fressen und sauffen/ und in schlem-"
mereyen/ oder in der trunckenheit/ nicht in"
schlaffkammern noch in ungeschämiger un-"
zucht/ nicht in zanck und hader/ nicht in neid"
noch im eiffer/ sondern ziehet an den HErrn"
JEsum CHristum/ und wartet des leibes/"
nicht also daß er geil werde/ sondern wandelt"
im geist/ Gal. V. und vollbringet nicht die be-"
gierden des fleisches etc. Enthaltet euch von allen"
fleischlichen lüsten/ welche wider die seele strei-"
ten/ 1. Pet. II. und andere dergleichen sprüche."
Laß dir wol angelegen seyn/ daß du in solcher"
zeit nicht viel zu gastereyen etc. gehest/ sondern"
deinem thun und fürnehmen fleißig wartest."
Denn wie kan ein solcher stäts auff GOtt ge-"
dencken/ dessen reiner spiritus im wolleben er-"
stickt ist? und niemand kan zweyen Herren die-"
nen; so kanstu den Engeln und dem bauch mit"
einander nicht folgen: wie kan ein leib/ der"
voller speiß und tranck ist/ recht reinlich ima-"
ginir
en/ oder das fürgenommene werck wol ein-"
bilden können? auch ein solcher satter leib ei-"
nen guten traum entscheiden? verdunckelt"
nicht die übrige speiß und tranck die reinen gei-"
ster und spiritus des haupts/ darinn die sinn"
liegen? welcher weinsäuffer hat jemals sein ge-"
muth in der magie in die exaltation bringen"
können? Jsts nicht dem also/ so er was gutes"
hat gewust und fürgenommen zu vollbringen/"
das hat er durch den wein vergessen oder ver-"
saumseliget? derwegen allein diejenigen hier-"
zu tauglich sich machen/ welche sich mit es-"
sen und trincken mäßig halten/ und die lehre"
CHristi fleißig erwegen/ und in keinem weg"
übertreten."

Zum vierten mercke auch diese regel/ welche"
dir der Königliche Prophet David Ps. 36."
fürschreibt/ da er spricht: Eröffne und befiel"
dem HErrn deine wege/ so wird|ers selbst ma-"
chen; und dessen zu einer gewissen vertröstung"
ruminire daneben wol/ was GOtt bey dem"
Esaia sagt cap. XLIIX. Jch bin der HErr dein"
GOtt/ der dich lehret/ was dir nutz ist/ der"
dich auch leitet in dem weg/ den du wandelst."

Fürs funffte wisse/ daß dir GOtt willig ist"
alle deine begierde zu erfüllen/ so du ihn anderst"
mit recht ersuchest; und damit du dessen auch"
gewiß seyst/ so habe insonderheit wol acht auff"
jenen Göttlichen spruch/ so er selbst durch den"
König David Ps. XXXI. gesagt: Jch will"
dir verstand geben/ und will dich lehren in dem"
weg/ den du gehen solst/ mit meinem aug will"
ich dich regieren und führen/ und dasselbe nicht"
von dir abwenden: Dabey du auch getröst"
wirst/ daß du dich der geister halben nicht solst"
kümmern/ sie sollen dich endlich um des Herrn"
augs willen in kein unglück führen."

Zum sechsten/ so du vielleicht zweiffelst/"
wenn GOtt seinen Engel zu dir zu senden ver-"
zeucht/ so wisse/ daß er dich reitzen will/ hefftiger"
im gebet zu verharren/ darum solstu nicht ab-"
lassen/ sondern den Allmächtigen seiner viel-"
fältigen verheissung erinnern/ und offtmals"
ermahnen/ voraus der tröstlichen zusagung"

Christi
A. K. H. Vierter Theil. X

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „leib wol von einander entſcheide/ nemlich daß er
„wiſſe/ was ſterblich an ihm ſey/ uñ welcher theil
„unſterblich; daß er auch jederzeit gute achtung
„hab/ was denen beyden theilen/ jedem inſonder-
„heit eigenthuͤmlich und zugehoͤrig/ hergegen
„auch was dieſem oder jenem zu wieder und ver-
„hinderlich ſey; als zum exempel der tag iſt dem
„leib annehmlich/ und lieb/ hergegen dem geiſt
„die nacht/ welche dem leib hefftig zuwider iſt/
„wie de ſomno corporum & ſpirituum geſchrie-
„ben iſt; alſo auch viel eſſen und wein trincken
„thut dem irꝛdiſchen theil gar wol/ welches der
„himmliſche ſehr ſcheuet; und unzehlich viel der-
„gleichen mercke er/ damit er æqualiter zu beyden
„theilen rechtmaͤßig brauche/ und keinen zu faſt
„beſchweꝛe: Ein gꝛoß weꝛck Gottes iſt deꝛ menſch
„und eine gantze welt/ wer ſich nun ſelbſt recht
„erkent/ der iſt groß beydes bey Gott uñ der welt.

„Zum dritten iſt vonnoͤthen/ wenn er ſich
„nun wol erkennt und recht haͤlt zu beyden thei-
„len/ daß er lerne mit dem einen theil (der in
„ihm unſterblich iſt) nemlich mit der ſeele
„ſamt dem geiſt dem ewigen Gott zu dienen/ ihn
„zu lieben und zu fuͤrchten/ ihn auch alſo im
„geiſt und in der wahrheit (wie CHriſtus auch
„das Samaritiſche weiblein Joh. IV. unter-
„richtet) anzubeten/ und in allen wercken alſo
„geiſtlicher weiſe anzuruffen. Denn GOtt iſt
„ein geiſt/ wie im ſelben capitel geſchrieben ſte-
„het/ darum will er nun auch ſolche anbeter ha-
„ben/ die ihn im geiſt und in der wahrheit anbe-
„ten: mit dem ſterblichen theil aber/ das iſt/
„gleich ſo wol mit dem himmliſchen oder ſyderi-
„ſchen/ als mit dem irꝛdiſchen leib ſoll er auch
„thun was GOtt gefaͤllig iſt/ nemlich daß er
„nach dem gebot ſeinem nebenmenſchen in bruͤ-
„derlicher liebe nuͤtzlich ſey/ und mit guten wer-
„cken dienſtlich erſcheine.

„Und dann erinnert er auch/ p. 95. Aphor.
„29. Der einige und rechte weg zu allen
„geheimniſſen und
ſecreten iſt/ daß du
„dieſelbigen (damit du vielleicht durch liſt
„und trug der geiſter nicht in abgoͤtterey gera-
„theſt) bey GOtt dem Allmaͤchtigen (der al-
„les guten ein urſacher iſt) ſucheſt und holeſt/
„nemlich durch daß emſige gebet. Die andere
„lehre iſt/ daß du wol merckeſt/ und in eine ge-
„wohnheit bringeſt/ was dir CHriſtus im
„Evangelio geſagt hat: Suchet am erſten
„das reich GOttes/ und ſeine gerechtigkeit/ ſo
„wird euch das andere alles zufallen/ Matth.
„VI.
Welches du allhie alſo verſtehen ſolteſt/ daß
„du alle tage vor allen deinen wercken nach dem
„himmel trachten ſolleſt/ wie du darein kom-
„men wolleſt durch CHriſtum und durch ſein
„heiliges leiden/ deſſen du dich mit guten wer-
„cken theilhafftig macheſt/ und das iſt GOttes
„gerechtigkeit/ ohne alle gleißnerey deinen wan-
„del zu fuͤhren/ damit du mehr auff das geiſtli-
„che/ denn auff das leibliche gedenckeſt.

„Die dritte lehre iſt/ daß du gute achtung ha-
„beſt/ was du vor deinem engel dich unterwin-
„deſt fuͤrzunehmen/ damit du nicht mit unge-
„waſchenen haͤnden/ das iſt/ mit vollem bauch
„mit den reinen geiſtern zu converſiren/ mit ih-
„nen zu reden oder zu handeln/ dich freventli-
„cher weiſe unterſtuͤndeſt/ ſondern dieweil du
„im ſuchen der ſecreten biſt/ ſo halt ſtaͤts/ als
„ſeſt dir muͤglich iſt/ jene lehre CHriſti/ da er
„ſagt Luc. XXI. Huͤtet euch/ daß euere hertzen
[Spaltenumbruch] nicht beſchweret werden mit freſſen und ſauffen“
und mit ſorgen der nahrung dieſes lebens/ ꝛc.“
Welche wort der H. Paulus Rom. XIII.
alſo erklaͤret: Laſſet uns ablegen die wercke“
der finſternis/ und anlegen die waffen des“
lichts/ laſſet uns erbarlich wandeln/ als am“
tage/ nicht in freſſen und ſauffen/ und in ſchlem-“
mereyen/ oder in der trunckenheit/ nicht in“
ſchlaffkammern noch in ungeſchaͤmiger un-“
zucht/ nicht in zanck und hader/ nicht in neid“
noch im eiffer/ ſondern ziehet an den HErꝛn“
JEſum CHriſtum/ und wartet des leibes/“
nicht alſo daß er geil werde/ ſondern wandelt“
im geiſt/ Gal. V. und vollbringet nicht die be-“
gierdẽ des fleiſches ꝛc. Enthaltet euch von allen“
fleiſchlichen luͤſten/ welche wider die ſeele ſtrei-“
ten/ 1. Pet. II. und andere dergleichen ſpruͤche.“
Laß dir wol angelegen ſeyn/ daß du in ſolcher“
zeit nicht viel zu gaſtereyen ꝛc. geheſt/ ſondern“
deinem thun und fuͤrnehmen fleißig warteſt.“
Denn wie kan ein ſolcher ſtaͤts auff GOtt ge-“
dencken/ deſſen reiner ſpiritus im wolleben er-“
ſtickt iſt? und niemand kan zweyen Herren die-“
nen; ſo kanſtu den Engeln und dem bauch mit“
einander nicht folgen: wie kan ein leib/ der“
voller ſpeiß und tranck iſt/ recht reinlich ima-“
ginir
en/ oder das fuͤrgenom̃ene werck wol ein-“
bilden koͤnnen? auch ein ſolcher ſatter leib ei-“
nen guten traum entſcheiden? verdunckelt“
nicht die uͤbrige ſpeiß und tranck die reinen gei-“
ſter und ſpiritus des haupts/ darinn die ſinn“
liegen? welcher weinſaͤuffer hat jemals ſein ge-“
muth in der magie in die exaltation bringen“
koͤnnen? Jſts nicht dem alſo/ ſo er was gutes“
hat gewuſt und fuͤrgenommen zu vollbringen/“
das hat er durch den wein vergeſſen oder ver-“
ſaumſeliget? derwegen allein diejenigen hier-“
zu tauglich ſich machen/ welche ſich mit eſ-“
ſen und trincken maͤßig halten/ und die lehre“
CHriſti fleißig erwegen/ und in keinem weg“
uͤbertreten.„

Zum vierten mercke auch dieſe regel/ welche“
dir der Koͤnigliche Prophet David Pſ. 36.“
fuͤrſchreibt/ da er ſpricht: Eroͤffne und befiel“
dem HErrn deine wege/ ſo wird|ers ſelbſt ma-“
chen; und deſſen zu einer gewiſſen vertroͤſtung“
ruminire daneben wol/ was GOtt bey dem“
Eſaia ſagt cap. XLIIX. Jch bin der HErr dein“
GOtt/ der dich lehret/ was dir nutz iſt/ der“
dich auch leitet in dem weg/ den du wandelſt.„

Fuͤrs funffte wiſſe/ daß dir GOtt willig iſt“
alle deine begierde zu erfuͤllen/ ſo du ihn anderſt“
mit recht erſucheſt; und damit du deſſen auch“
gewiß ſeyſt/ ſo habe inſonderheit wol acht auff“
jenen Goͤttlichen ſpruch/ ſo er ſelbſt durch den“
Koͤnig David Pſ. XXXI. geſagt: Jch will“
dir verſtand geben/ und will dich lehren in dem“
weg/ den du gehen ſolſt/ mit meinem aug will“
ich dich regieren und fuͤhren/ und daſſelbe nicht“
von dir abwenden: Dabey du auch getroͤſt“
wirſt/ daß du dich der geiſter halben nicht ſolſt“
kuͤmmern/ ſie ſollen dich endlich um des Herrn“
augs willen in kein ungluͤck fuͤhren.„

Zum ſechſten/ ſo du vielleicht zweiffelſt/“
wenn GOtt ſeinen Engel zu dir zu ſenden ver-“
zeucht/ ſo wiſſe/ daß er dich reitzen will/ hefftiger“
im gebet zu verharren/ darum ſolſtu nicht ab-“
laſſen/ ſondern den Allmaͤchtigen ſeiner viel-“
faͤltigen verheiſſung erinnern/ und offtmals“
ermahnen/ voraus der troͤſtlichen zuſagung“

Chriſti
A. K. H. Vierter Theil. X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0457" n="161"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXII.</hi> Von der <hi rendition="#aq">Magia.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x201E;leib wol von einander ent&#x017F;cheide/ nemlich daß er<lb/>
&#x201E;wi&#x017F;&#x017F;e/ was &#x017F;terblich an ihm &#x017F;ey/ un&#x0303; welcher theil<lb/>
&#x201E;un&#x017F;terblich; daß er auch jederzeit gute achtung<lb/>
&#x201E;hab/ was denen beyden theilen/ jedem in&#x017F;onder-<lb/>
&#x201E;heit eigenthu&#x0364;mlich und zugeho&#x0364;rig/ hergegen<lb/>
&#x201E;auch was die&#x017F;em oder jenem zu wieder und ver-<lb/>
&#x201E;hinderlich &#x017F;ey; als zum exempel der tag i&#x017F;t dem<lb/>
&#x201E;leib annehmlich/ und lieb/ hergegen dem gei&#x017F;t<lb/>
&#x201E;die nacht/ welche dem leib hefftig zuwider i&#x017F;t/<lb/>
&#x201E;wie <hi rendition="#aq">de &#x017F;omno corporum &amp; &#x017F;pirituum</hi> ge&#x017F;chrie-<lb/>
&#x201E;ben i&#x017F;t; al&#x017F;o auch viel e&#x017F;&#x017F;en und wein trincken<lb/>
&#x201E;thut dem ir&#xA75B;di&#x017F;chen theil gar wol/ welches der<lb/>
&#x201E;himmli&#x017F;che &#x017F;ehr &#x017F;cheuet; und unzehlich viel der-<lb/>
&#x201E;gleichen mercke er/ damit er <hi rendition="#aq">æqualiter</hi> zu beyden<lb/>
&#x201E;theilen rechtma&#x0364;ßig brauche/ und keinen zu fa&#x017F;t<lb/>
&#x201E;be&#x017F;chwe&#xA75B;e: Ein g&#xA75B;oß we&#xA75B;ck Gottes i&#x017F;t de&#xA75B; men&#x017F;ch<lb/>
&#x201E;und eine gantze welt/ wer &#x017F;ich nun &#x017F;elb&#x017F;t recht<lb/>
&#x201E;erkent/ der i&#x017F;t groß beydes bey Gott un&#x0303; der welt.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Zum dritten i&#x017F;t vonno&#x0364;then/ wenn er &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;nun wol erkennt und recht ha&#x0364;lt zu beyden thei-<lb/>
&#x201E;len/ daß er lerne mit dem einen theil (der in<lb/>
&#x201E;ihm un&#x017F;terblich i&#x017F;t) nemlich mit der &#x017F;eele<lb/>
&#x201E;&#x017F;amt dem gei&#x017F;t dem ewigen Gott zu dienen/ ihn<lb/>
&#x201E;zu lieben und zu fu&#x0364;rchten/ ihn auch al&#x017F;o im<lb/>
&#x201E;gei&#x017F;t und in der wahrheit (wie CHri&#x017F;tus auch<lb/>
&#x201E;das Samariti&#x017F;che weiblein <hi rendition="#aq">Joh. IV.</hi> unter-<lb/>
&#x201E;richtet) anzubeten/ und in allen wercken al&#x017F;o<lb/>
&#x201E;gei&#x017F;tlicher wei&#x017F;e anzuruffen. Denn GOtt i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;ein gei&#x017F;t/ wie im &#x017F;elben capitel ge&#x017F;chrieben &#x017F;te-<lb/>
&#x201E;het/ darum will er nun auch &#x017F;olche anbeter ha-<lb/>
&#x201E;ben/ die ihn im gei&#x017F;t und in der wahrheit anbe-<lb/>
&#x201E;ten: mit dem &#x017F;terblichen theil aber/ das i&#x017F;t/<lb/>
&#x201E;gleich &#x017F;o wol mit dem himmli&#x017F;chen oder &#x017F;yderi-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen/ als mit dem ir&#xA75B;di&#x017F;chen leib &#x017F;oll er auch<lb/>
&#x201E;thun was GOtt gefa&#x0364;llig i&#x017F;t/ nemlich daß er<lb/>
&#x201E;nach dem gebot &#x017F;einem nebenmen&#x017F;chen in bru&#x0364;-<lb/>
&#x201E;derlicher liebe nu&#x0364;tzlich &#x017F;ey/ und mit guten wer-<lb/>
&#x201E;cken dien&#x017F;tlich er&#x017F;cheine.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Und dann erinnert er auch/ <hi rendition="#aq">p. 95. Aphor.</hi><lb/>
&#x201E;29. Der <hi rendition="#fr">einige und rechte weg zu allen<lb/>
&#x201E;geheimni&#x017F;&#x017F;en und</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;ecret</hi><hi rendition="#fr">en i&#x017F;t/</hi> daß du<lb/>
&#x201E;die&#x017F;elbigen (damit du vielleicht durch li&#x017F;t<lb/>
&#x201E;und trug der gei&#x017F;ter nicht in abgo&#x0364;tterey gera-<lb/>
&#x201E;the&#x017F;t) bey GOtt dem Allma&#x0364;chtigen (der al-<lb/>
&#x201E;les guten ein ur&#x017F;acher i&#x017F;t) &#x017F;uche&#x017F;t und hole&#x017F;t/<lb/>
&#x201E;nemlich durch daß em&#x017F;ige gebet. Die andere<lb/>
&#x201E;lehre i&#x017F;t/ daß du wol mercke&#x017F;t/ und in eine ge-<lb/>
&#x201E;wohnheit bringe&#x017F;t/ was dir CHri&#x017F;tus im<lb/>
&#x201E;Evangelio ge&#x017F;agt hat: Suchet am er&#x017F;ten<lb/>
&#x201E;das reich GOttes/ und &#x017F;eine gerechtigkeit/ &#x017F;o<lb/>
&#x201E;wird euch das andere alles zufallen/ <hi rendition="#aq">Matth.<lb/>
&#x201E;VI.</hi> Welches du allhie al&#x017F;o ver&#x017F;tehen &#x017F;olte&#x017F;t/ daß<lb/>
&#x201E;du alle tage vor allen deinen wercken nach dem<lb/>
&#x201E;himmel trachten &#x017F;olle&#x017F;t/ wie du darein kom-<lb/>
&#x201E;men wolle&#x017F;t durch CHri&#x017F;tum und durch &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;heiliges leiden/ de&#x017F;&#x017F;en du dich mit guten wer-<lb/>
&#x201E;cken theilhafftig mache&#x017F;t/ und das i&#x017F;t GOttes<lb/>
&#x201E;gerechtigkeit/ ohne alle gleißnerey deinen wan-<lb/>
&#x201E;del zu fu&#x0364;hren/ damit du mehr auff das gei&#x017F;tli-<lb/>
&#x201E;che/ denn auff das leibliche gedencke&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Die dritte lehre i&#x017F;t/ daß du gute achtung ha-<lb/>
&#x201E;be&#x017F;t/ was du vor deinem engel dich unterwin-<lb/>
&#x201E;de&#x017F;t fu&#x0364;rzunehmen/ damit du nicht mit unge-<lb/>
&#x201E;wa&#x017F;chenen ha&#x0364;nden/ das i&#x017F;t/ mit vollem bauch<lb/>
&#x201E;mit den reinen gei&#x017F;tern zu <hi rendition="#aq">conver&#x017F;ir</hi>en/ mit ih-<lb/>
&#x201E;nen zu reden oder zu handeln/ dich freventli-<lb/>
&#x201E;cher wei&#x017F;e unter&#x017F;tu&#x0364;nde&#x017F;t/ &#x017F;ondern dieweil du<lb/>
&#x201E;im &#x017F;uchen der <hi rendition="#aq">&#x017F;ecret</hi>en bi&#x017F;t/ &#x017F;o halt &#x017F;ta&#x0364;ts/ als<lb/>
&#x201E;&#x017F;e&#x017F;t dir mu&#x0364;glich i&#x017F;t/ jene lehre CHri&#x017F;ti/ da er<lb/>
&#x201E;&#x017F;agt <hi rendition="#aq">Luc. XXI.</hi> Hu&#x0364;tet euch/ daß euere hertzen<lb/><cb/>
nicht be&#x017F;chweret werden mit fre&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;auffen&#x201C;<lb/>
und mit &#x017F;orgen der nahrung die&#x017F;es lebens/ &#xA75B;c.&#x201C;<lb/>
Welche wort der H. Paulus <hi rendition="#aq">Rom. XIII.</hi>&#x201C;<lb/>
al&#x017F;o erkla&#x0364;ret: La&#x017F;&#x017F;et uns ablegen die wercke&#x201C;<lb/>
der fin&#x017F;ternis/ und anlegen die waffen des&#x201C;<lb/>
lichts/ la&#x017F;&#x017F;et uns erbarlich wandeln/ als am&#x201C;<lb/>
tage/ nicht in fre&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;auffen/ und in &#x017F;chlem-&#x201C;<lb/>
mereyen/ oder in der trunckenheit/ nicht in&#x201C;<lb/>
&#x017F;chlaffkammern noch in unge&#x017F;cha&#x0364;miger un-&#x201C;<lb/>
zucht/ nicht in zanck und hader/ nicht in neid&#x201C;<lb/>
noch im eiffer/ &#x017F;ondern ziehet an den HEr&#xA75B;n&#x201C;<lb/>
JE&#x017F;um CHri&#x017F;tum/ und wartet des leibes/&#x201C;<lb/>
nicht al&#x017F;o daß er geil werde/ &#x017F;ondern wandelt&#x201C;<lb/>
im gei&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">Gal. V.</hi> und vollbringet nicht die be-&#x201C;<lb/>
gierd&#x1EBD; des flei&#x017F;ches &#xA75B;c. Enthaltet euch von allen&#x201C;<lb/>
flei&#x017F;chlichen lu&#x0364;&#x017F;ten/ welche wider die &#x017F;eele &#x017F;trei-&#x201C;<lb/>
ten/ 1. <hi rendition="#aq">Pet. II.</hi> und andere dergleichen &#x017F;pru&#x0364;che.&#x201C;<lb/>
Laß dir wol angelegen &#x017F;eyn/ daß du in &#x017F;olcher&#x201C;<lb/>
zeit nicht viel zu ga&#x017F;tereyen &#xA75B;c. gehe&#x017F;t/ &#x017F;ondern&#x201C;<lb/>
deinem thun und fu&#x0364;rnehmen fleißig warte&#x017F;t.&#x201C;<lb/>
Denn wie kan ein &#x017F;olcher &#x017F;ta&#x0364;ts auff GOtt ge-&#x201C;<lb/>
dencken/ de&#x017F;&#x017F;en reiner <hi rendition="#aq">&#x017F;piritus</hi> im wolleben er-&#x201C;<lb/>
&#x017F;tickt i&#x017F;t? und niemand kan zweyen Herren die-&#x201C;<lb/>
nen; &#x017F;o kan&#x017F;tu den Engeln und dem bauch mit&#x201C;<lb/>
einander nicht folgen: wie kan ein leib/ der&#x201C;<lb/>
voller &#x017F;peiß und tranck i&#x017F;t/ recht reinlich <hi rendition="#aq">ima-&#x201C;<lb/>
ginir</hi>en/ oder das fu&#x0364;rgenom&#x0303;ene werck wol ein-&#x201C;<lb/>
bilden ko&#x0364;nnen? auch ein &#x017F;olcher &#x017F;atter leib ei-&#x201C;<lb/>
nen guten traum ent&#x017F;cheiden? verdunckelt&#x201C;<lb/>
nicht die u&#x0364;brige &#x017F;peiß und tranck die reinen gei-&#x201C;<lb/>
&#x017F;ter und <hi rendition="#aq">&#x017F;piritus</hi> des haupts/ darinn die &#x017F;inn&#x201C;<lb/>
liegen? welcher wein&#x017F;a&#x0364;uffer hat jemals &#x017F;ein ge-&#x201C;<lb/>
muth in der <hi rendition="#aq">magie</hi> in die <hi rendition="#aq">exaltation</hi> bringen&#x201C;<lb/>
ko&#x0364;nnen? J&#x017F;ts nicht dem al&#x017F;o/ &#x017F;o er was gutes&#x201C;<lb/>
hat gewu&#x017F;t und fu&#x0364;rgenommen zu vollbringen/&#x201C;<lb/>
das hat er durch den wein verge&#x017F;&#x017F;en oder ver-&#x201C;<lb/>
&#x017F;aum&#x017F;eliget? derwegen allein diejenigen hier-&#x201C;<lb/>
zu tauglich &#x017F;ich machen/ welche &#x017F;ich mit e&#x017F;-&#x201C;<lb/>
&#x017F;en und trincken ma&#x0364;ßig halten/ und die lehre&#x201C;<lb/>
CHri&#x017F;ti fleißig erwegen/ und in keinem weg&#x201C;<lb/>
u&#x0364;bertreten.&#x201E;</p><lb/>
            <p>Zum vierten mercke auch die&#x017F;e regel/ welche&#x201C;<lb/>
dir der Ko&#x0364;nigliche Prophet David P&#x017F;. 36.&#x201C;<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;chreibt/ da er &#x017F;pricht: Ero&#x0364;ffne und befiel&#x201C;<lb/>
dem HErrn deine wege/ &#x017F;o wird|ers &#x017F;elb&#x017F;t ma-&#x201C;<lb/>
chen; und de&#x017F;&#x017F;en zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en vertro&#x0364;&#x017F;tung&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">ruminire</hi> daneben wol/ was GOtt bey dem&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">E&#x017F;aia</hi> &#x017F;agt <hi rendition="#aq">cap. XLIIX.</hi> Jch bin der HErr dein&#x201C;<lb/>
GOtt/ der dich lehret/ was dir nutz i&#x017F;t/ der&#x201C;<lb/>
dich auch leitet in dem weg/ den du wandel&#x017F;t.&#x201E;</p><lb/>
            <p>Fu&#x0364;rs funffte wi&#x017F;&#x017F;e/ daß dir GOtt willig i&#x017F;t&#x201C;<lb/>
alle deine begierde zu erfu&#x0364;llen/ &#x017F;o du ihn ander&#x017F;t&#x201C;<lb/>
mit recht er&#x017F;uche&#x017F;t; und damit du de&#x017F;&#x017F;en auch&#x201C;<lb/>
gewiß &#x017F;ey&#x017F;t/ &#x017F;o habe in&#x017F;onderheit wol acht auff&#x201C;<lb/>
jenen Go&#x0364;ttlichen &#x017F;pruch/ &#x017F;o er &#x017F;elb&#x017F;t durch den&#x201C;<lb/>
Ko&#x0364;nig David <hi rendition="#aq">P&#x017F;. XXXI.</hi> ge&#x017F;agt: Jch will&#x201C;<lb/>
dir ver&#x017F;tand geben/ und will dich lehren in dem&#x201C;<lb/>
weg/ den du gehen &#x017F;ol&#x017F;t/ mit meinem aug will&#x201C;<lb/>
ich dich regieren und fu&#x0364;hren/ und da&#x017F;&#x017F;elbe nicht&#x201C;<lb/>
von dir abwenden: Dabey du auch getro&#x0364;&#x017F;t&#x201C;<lb/>
wir&#x017F;t/ daß du dich der gei&#x017F;ter halben nicht &#x017F;ol&#x017F;t&#x201C;<lb/>
ku&#x0364;mmern/ &#x017F;ie &#x017F;ollen dich endlich um des Herrn&#x201C;<lb/>
augs willen in kein unglu&#x0364;ck fu&#x0364;hren.&#x201E;</p><lb/>
            <p>Zum &#x017F;ech&#x017F;ten/ &#x017F;o du vielleicht zweiffel&#x017F;t/&#x201C;<lb/>
wenn GOtt &#x017F;einen Engel zu dir zu &#x017F;enden ver-&#x201C;<lb/>
zeucht/ &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;e/ daß er dich reitzen will/ hefftiger&#x201C;<lb/>
im gebet zu verharren/ darum &#x017F;ol&#x017F;tu nicht ab-&#x201C;<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern den Allma&#x0364;chtigen &#x017F;einer viel-&#x201C;<lb/>
fa&#x0364;ltigen verhei&#x017F;&#x017F;ung erinnern/ und offtmals&#x201C;<lb/>
ermahnen/ voraus der tro&#x0364;&#x017F;tlichen zu&#x017F;agung&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> X</fw><fw place="bottom" type="catch">Chri&#x017F;ti</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0457] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „leib wol von einander entſcheide/ nemlich daß er „wiſſe/ was ſterblich an ihm ſey/ uñ welcher theil „unſterblich; daß er auch jederzeit gute achtung „hab/ was denen beyden theilen/ jedem inſonder- „heit eigenthuͤmlich und zugehoͤrig/ hergegen „auch was dieſem oder jenem zu wieder und ver- „hinderlich ſey; als zum exempel der tag iſt dem „leib annehmlich/ und lieb/ hergegen dem geiſt „die nacht/ welche dem leib hefftig zuwider iſt/ „wie de ſomno corporum & ſpirituum geſchrie- „ben iſt; alſo auch viel eſſen und wein trincken „thut dem irꝛdiſchen theil gar wol/ welches der „himmliſche ſehr ſcheuet; und unzehlich viel der- „gleichen mercke er/ damit er æqualiter zu beyden „theilen rechtmaͤßig brauche/ und keinen zu faſt „beſchweꝛe: Ein gꝛoß weꝛck Gottes iſt deꝛ menſch „und eine gantze welt/ wer ſich nun ſelbſt recht „erkent/ der iſt groß beydes bey Gott uñ der welt. „Zum dritten iſt vonnoͤthen/ wenn er ſich „nun wol erkennt und recht haͤlt zu beyden thei- „len/ daß er lerne mit dem einen theil (der in „ihm unſterblich iſt) nemlich mit der ſeele „ſamt dem geiſt dem ewigen Gott zu dienen/ ihn „zu lieben und zu fuͤrchten/ ihn auch alſo im „geiſt und in der wahrheit (wie CHriſtus auch „das Samaritiſche weiblein Joh. IV. unter- „richtet) anzubeten/ und in allen wercken alſo „geiſtlicher weiſe anzuruffen. Denn GOtt iſt „ein geiſt/ wie im ſelben capitel geſchrieben ſte- „het/ darum will er nun auch ſolche anbeter ha- „ben/ die ihn im geiſt und in der wahrheit anbe- „ten: mit dem ſterblichen theil aber/ das iſt/ „gleich ſo wol mit dem himmliſchen oder ſyderi- „ſchen/ als mit dem irꝛdiſchen leib ſoll er auch „thun was GOtt gefaͤllig iſt/ nemlich daß er „nach dem gebot ſeinem nebenmenſchen in bruͤ- „derlicher liebe nuͤtzlich ſey/ und mit guten wer- „cken dienſtlich erſcheine. „Und dann erinnert er auch/ p. 95. Aphor. „29. Der einige und rechte weg zu allen „geheimniſſen und ſecreten iſt/ daß du „dieſelbigen (damit du vielleicht durch liſt „und trug der geiſter nicht in abgoͤtterey gera- „theſt) bey GOtt dem Allmaͤchtigen (der al- „les guten ein urſacher iſt) ſucheſt und holeſt/ „nemlich durch daß emſige gebet. Die andere „lehre iſt/ daß du wol merckeſt/ und in eine ge- „wohnheit bringeſt/ was dir CHriſtus im „Evangelio geſagt hat: Suchet am erſten „das reich GOttes/ und ſeine gerechtigkeit/ ſo „wird euch das andere alles zufallen/ Matth. „VI. Welches du allhie alſo verſtehen ſolteſt/ daß „du alle tage vor allen deinen wercken nach dem „himmel trachten ſolleſt/ wie du darein kom- „men wolleſt durch CHriſtum und durch ſein „heiliges leiden/ deſſen du dich mit guten wer- „cken theilhafftig macheſt/ und das iſt GOttes „gerechtigkeit/ ohne alle gleißnerey deinen wan- „del zu fuͤhren/ damit du mehr auff das geiſtli- „che/ denn auff das leibliche gedenckeſt. „Die dritte lehre iſt/ daß du gute achtung ha- „beſt/ was du vor deinem engel dich unterwin- „deſt fuͤrzunehmen/ damit du nicht mit unge- „waſchenen haͤnden/ das iſt/ mit vollem bauch „mit den reinen geiſtern zu converſiren/ mit ih- „nen zu reden oder zu handeln/ dich freventli- „cher weiſe unterſtuͤndeſt/ ſondern dieweil du „im ſuchen der ſecreten biſt/ ſo halt ſtaͤts/ als „ſeſt dir muͤglich iſt/ jene lehre CHriſti/ da er „ſagt Luc. XXI. Huͤtet euch/ daß euere hertzen nicht beſchweret werden mit freſſen und ſauffen“ und mit ſorgen der nahrung dieſes lebens/ ꝛc.“ Welche wort der H. Paulus Rom. XIII.“ alſo erklaͤret: Laſſet uns ablegen die wercke“ der finſternis/ und anlegen die waffen des“ lichts/ laſſet uns erbarlich wandeln/ als am“ tage/ nicht in freſſen und ſauffen/ und in ſchlem-“ mereyen/ oder in der trunckenheit/ nicht in“ ſchlaffkammern noch in ungeſchaͤmiger un-“ zucht/ nicht in zanck und hader/ nicht in neid“ noch im eiffer/ ſondern ziehet an den HErꝛn“ JEſum CHriſtum/ und wartet des leibes/“ nicht alſo daß er geil werde/ ſondern wandelt“ im geiſt/ Gal. V. und vollbringet nicht die be-“ gierdẽ des fleiſches ꝛc. Enthaltet euch von allen“ fleiſchlichen luͤſten/ welche wider die ſeele ſtrei-“ ten/ 1. Pet. II. und andere dergleichen ſpruͤche.“ Laß dir wol angelegen ſeyn/ daß du in ſolcher“ zeit nicht viel zu gaſtereyen ꝛc. geheſt/ ſondern“ deinem thun und fuͤrnehmen fleißig warteſt.“ Denn wie kan ein ſolcher ſtaͤts auff GOtt ge-“ dencken/ deſſen reiner ſpiritus im wolleben er-“ ſtickt iſt? und niemand kan zweyen Herren die-“ nen; ſo kanſtu den Engeln und dem bauch mit“ einander nicht folgen: wie kan ein leib/ der“ voller ſpeiß und tranck iſt/ recht reinlich ima-“ giniren/ oder das fuͤrgenom̃ene werck wol ein-“ bilden koͤnnen? auch ein ſolcher ſatter leib ei-“ nen guten traum entſcheiden? verdunckelt“ nicht die uͤbrige ſpeiß und tranck die reinen gei-“ ſter und ſpiritus des haupts/ darinn die ſinn“ liegen? welcher weinſaͤuffer hat jemals ſein ge-“ muth in der magie in die exaltation bringen“ koͤnnen? Jſts nicht dem alſo/ ſo er was gutes“ hat gewuſt und fuͤrgenommen zu vollbringen/“ das hat er durch den wein vergeſſen oder ver-“ ſaumſeliget? derwegen allein diejenigen hier-“ zu tauglich ſich machen/ welche ſich mit eſ-“ ſen und trincken maͤßig halten/ und die lehre“ CHriſti fleißig erwegen/ und in keinem weg“ uͤbertreten.„ Zum vierten mercke auch dieſe regel/ welche“ dir der Koͤnigliche Prophet David Pſ. 36.“ fuͤrſchreibt/ da er ſpricht: Eroͤffne und befiel“ dem HErrn deine wege/ ſo wird|ers ſelbſt ma-“ chen; und deſſen zu einer gewiſſen vertroͤſtung“ ruminire daneben wol/ was GOtt bey dem“ Eſaia ſagt cap. XLIIX. Jch bin der HErr dein“ GOtt/ der dich lehret/ was dir nutz iſt/ der“ dich auch leitet in dem weg/ den du wandelſt.„ Fuͤrs funffte wiſſe/ daß dir GOtt willig iſt“ alle deine begierde zu erfuͤllen/ ſo du ihn anderſt“ mit recht erſucheſt; und damit du deſſen auch“ gewiß ſeyſt/ ſo habe inſonderheit wol acht auff“ jenen Goͤttlichen ſpruch/ ſo er ſelbſt durch den“ Koͤnig David Pſ. XXXI. geſagt: Jch will“ dir verſtand geben/ und will dich lehren in dem“ weg/ den du gehen ſolſt/ mit meinem aug will“ ich dich regieren und fuͤhren/ und daſſelbe nicht“ von dir abwenden: Dabey du auch getroͤſt“ wirſt/ daß du dich der geiſter halben nicht ſolſt“ kuͤmmern/ ſie ſollen dich endlich um des Herrn“ augs willen in kein ungluͤck fuͤhren.„ Zum ſechſten/ ſo du vielleicht zweiffelſt/“ wenn GOtt ſeinen Engel zu dir zu ſenden ver-“ zeucht/ ſo wiſſe/ daß er dich reitzen will/ hefftiger“ im gebet zu verharren/ darum ſolſtu nicht ab-“ laſſen/ ſondern den Allmaͤchtigen ſeiner viel-“ faͤltigen verheiſſung erinnern/ und offtmals“ ermahnen/ voraus der troͤſtlichen zuſagung“ Chriſti A. K. H. Vierter Theil. X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/457
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/457>, abgerufen am 10.05.2024.