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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von denen ketzer-geschichten.
[Spaltenumbruch] weil er merckte auff CHristi und seiner Jünger
weltliche thorheit/ der da arm/ veracht und ver-
folgt worden ist/ und der Päbste weltliche
weißheit/ die in reichthum/ wollüsten und
höchsten ehren leben und andere verfolgen/
da er in keine andere worte in seiner Predigt
konte ausbrechen/ denn in diese: Pfuy
Petre/ pfuy Paule. Der Pabst Paulus III.
selbst/ als er auff dem saal spatziren gieng/ und
zwischen einigen umstehenden Cardinälen
auff die zwey steinerne bilder Petri und Pauli
sahe/ und/ (als zu vermuthen ist) ihren staat
mit seinem verglich/ brach er/ mit der hand
auff die 2. bilder zeigend/ in diese worte aus:
Diese 2. narren sind ursacher unserer wolfahrt.
Wie die alten sungen/ so pfiffen die jungen.
Also auch die 3. vorerwehnte heiligen/ welche
lieber der welt gemächlichen/ herrlichen und
prächtigen/ als CHristi elenden/ verachteten
und verhasten frieden erkieseten; War es denn
solchen heiligen nachfolgern nun auch keine
thorheit/ Christi thorheit und nicht solcher wei-
sen heiligen weißheit nachzufolgen? Jsts nicht
besser/ wie die weisen Phariseer es zu machen/
daß sie andere aus der Synagoge verstossen/ ja
aus dem lande/ ja gar aus ihrem leben verban-
nen/ denn mit CHristo und seinen nachfolgern
von andern verbannet/ verfolgt und getödtet
werden?

Des 26. hauptstücks.

Deßwegen/ so je zu weilen die Aria-
ner einige versammlungen gehalten ha-
ben ausser denstädten/ so ist solches nicht
mit wissen der Käyser/ viel weniger der
Päbste und Bischöffe zulassung ge-
schehen/ sondern viel mehr durch der ke-
tzer hartnäckigkeit/ die die gesetze verach-
teten.

Antwort.

Daß eure lügen-historien der kirchen öffent-
liche exercitia oder übungen unterschiedlicher
religionen durch verschiedener Käyser zulas-
sung in sich halten/ kan man nicht leugnen/
wie auch diß/ daß die ketzer (wie die Römisch-
Catholische sie nennen) solches genossen und
ihre religion und versammlungen öffentlich ge-
halten haben in- und ausser den städten an ver-
schiedenen zeiten und örtern. Haben denn
nicht ketzerische Käyser (die ihr hier nicht aus-
sondert) solches den Arianern zugelassen?
Auch nicht/ als sie Athanasium und ande-
re Römisch-Catholische vertrieben? Das ist
zu grob gesponnen. So ist auch der Catholi-
schen Käyser gebot wider die wahrheit lügen-
hafft/ ja noch mehr wider sein eigen schreiben in
diesen zwey nächst vorhergehenden hauptstü-
cken. Denn in dem ersten dieser zweyen schreibt
er selbst/ daß einige Catholische Käyser den Ari-
anern übungen ihrer religion zugelassen/ wel-
ches ihnen hernachmals gereuet; und in den letz-
ten/ 25ten/ daß es seine 3. heiligen zugelassen ha-
ben durch ihre gelindigkeit gegen die ketzer: noch
mehr/ daß den Arianern ihre kirchen wurden
wiedergegeben/ welches hernachmals ihnen/
wie er saget/ gereuet. Wie mochte es ihnen
gereuen/ so sie es nicht zugelassen hätten? Hat-
ten sie es aber zugelassen/ wie kan denn der Ca-
nonicus
mit wahrheit wider sein eigen geschwä-
tze sagen/ daß sie es nicht haben zugelassen. Wer
nur kan/ der bemäntele doch diese tumme plum-
pe und grobe unwahrheit.

[Spaltenumbruch]
Des 27. hauptstücks.

Daß auch die ketzer selbst keine ver-
schiedene religionen in ihren gebieten
haben zulassen wollen. Dann als
Atha-
nasius
an den Käyser Constantium, und die-
ser an jenen begehrte/ daß die Arianer zu

Alexandrien solten zugelassen werden/ er
in gleichen den Catholischen zu
Antiochia
eine kirche solte zulassen/ hat der Käy-
ser solches nicht zulassen wollen/ oder
(wie
Nicephorus saget) so woltens die
häupter der Arianer nicht zulassen.

Antwort.

Jst diß nicht ein schöner kräfftiger beweiß/ er
stehet in seiner krafft auffs allerschönste da? al-
les/ was die ketzer nicht wollen zulassen/ da
thun sie wol dran/ und darff von niemanden/
auch von wahren Christen nicht zugelassen
werden. Die Arianer/ welches ketzer/ ja haupt-
ketzer sind/ wolten keine andere religion denn
die ihrige/ da sie macht hatten/ zulassen/ auch
den Christen nicht: Deßwegen dürffen auch
die Catholischen keine andere religionen/ und
wärens auch Christen/ zulassen/ wo sie macht
haben. Und gewiß/ esscheinet recht wol/ daß
die Catholischen diese lection nicht übel von den
Arianern/ ihren Schulmeistern/ gelernet habe/
und auch garwol in acht nehmen. Aber ob sie
damit werden prangen können vor dem einigen
rechten Schulmeister JEsu CHristo/ sollen sie
(deucht mich) wol einst zu späte vernehmen/
wenn ein jeder seine lection vor ihm wird aufsa-
gen müssen.

Des 28. hauptstücks.

Daß viel gutes kommen sey aus den
gesetzen der Käyser wider die ketzer.

Antwort.

Hier erzehlet dieser Canonicus aus seiner
unglaubwürdigen kirchen-historie/ daß durch
der Käyser zwang viele aus furcht wider zu der
Römischen kirche sich gekehret. Das sey so.
Aber daß eine liebliche unterweisung zur wahr-
heit das rechte mittel ist wahre Christen/ und
dargegen der verhaste zwang verstellte heuchler
oder Gottlose zu machen/ ist gleicher weise wahr-
hafftig. Welches zwang-mittel auch wol schei-
net die ursache gewest zu seyn/ daß die offenba-
re feinde von aussen/ nachdem sie verändert wa-
ren aus furcht/ im verborgenen und inwendig
feinde der Römisch-Catholischen gemeine
alldar/ dieselbe gantz aus Africa verstossen ha-
ben. Das war die schöne frucht des zwangs/
nemlich/ daß man dasverlieret/ was man al-
lein will haben. Aber man stelle das alte lügen-
buch mit seinen exempeln derselben zeit/ auch die
da sigen verschiedene reden des schreibers dabey/
so kan man hiebevor in Lipsii Process p. 137.
lauter andere früchte des gewissen-zwangs sehen
aus dem wahren buch des unternehmens/ so wir
selbst mit augen gesehen haben/ und noch täglich
mit bitterer traurigkeit und verderbung land
und leute fühlen müssen. Welches so wahr ist/
daß es niemand leugnen mag/ es sey denn/ daß
er sich sinnenloß beweisen wolte. Dieselben
sind nun greulich blutvergiessen/ zwietracht/
auffruhr/ krieg/ verderbung land und leute/ und
das was man mit dem zwang an der einen sei-
ten meinte auszurotten/ hat man an der andern
befestiget/ nemlich überflüßige auff kunfft der

secten
A. K. H. Vierter Theil. E 2

von denen ketzer-geſchichten.
[Spaltenumbruch] weil er merckte auff CHriſti und ſeiner Juͤnger
weltliche thorheit/ der da arm/ veracht und ver-
folgt worden iſt/ und der Paͤbſte weltliche
weißheit/ die in reichthum/ wolluͤſten und
hoͤchſten ehren leben und andere verfolgen/
da er in keine andere worte in ſeiner Predigt
konte ausbrechen/ denn in dieſe: Pfuy
Petre/ pfuy Paule. Der Pabſt Paulus III.
ſelbſt/ als er auff dem ſaal ſpatziren gieng/ und
zwiſchen einigen umſtehenden Cardinaͤlen
auff die zwey ſteinerne bilder Petri und Pauli
ſahe/ und/ (als zu vermuthen iſt) ihren ſtaat
mit ſeinem verglich/ brach er/ mit der hand
auff die 2. bilder zeigend/ in dieſe worte aus:
Dieſe 2. narren ſind urſacher unſerer wolfahrt.
Wie die alten ſungen/ ſo pfiffen die jungen.
Alſo auch die 3. vorerwehnte heiligen/ welche
lieber der welt gemaͤchlichen/ herrlichen und
praͤchtigen/ als CHriſti elenden/ verachteten
und verhaſten frieden erkieſeten; War es denn
ſolchen heiligen nachfolgern nun auch keine
thorheit/ Chriſti thorheit und nicht ſolcher wei-
ſen heiligen weißheit nachzufolgen? Jſts nicht
beſſer/ wie die weiſen Phariſeer es zu machen/
daß ſie andere aus der Synagoge verſtoſſen/ ja
aus dem lande/ ja gar aus ihrem leben verban-
nen/ denn mit CHriſto und ſeinen nachfolgern
von andern verbannet/ verfolgt und getoͤdtet
werden?

Des 26. hauptſtuͤcks.

Deßwegen/ ſo je zu weilen die Aria-
ner einige verſammlungen gehalten ha-
ben auſſer denſtaͤdten/ ſo iſt ſolches nicht
mit wiſſen der Kaͤyſer/ viel weniger der
Paͤbſte und Biſchoͤffe zulaſſung ge-
ſchehen/ ſondern viel mehr durch der ke-
tzer hartnaͤckigkeit/ die die geſetze verach-
teten.

Antwort.

Daß eure luͤgen-hiſtorien der kirchen oͤffent-
liche exercitia oder uͤbungen unterſchiedlicher
religionen durch verſchiedener Kaͤyſer zulaſ-
ſung in ſich halten/ kan man nicht leugnen/
wie auch diß/ daß die ketzer (wie die Roͤmiſch-
Catholiſche ſie nennen) ſolches genoſſen und
ihre religion und verſammlungen oͤffentlich ge-
halten haben in- und auſſer den ſtaͤdten an ver-
ſchiedenen zeiten und oͤrtern. Haben denn
nicht ketzeriſche Kaͤyſer (die ihr hier nicht aus-
ſondert) ſolches den Arianern zugelaſſen?
Auch nicht/ als ſie Athanaſium und ande-
re Roͤmiſch-Catholiſche vertrieben? Das iſt
zu grob geſponnen. So iſt auch der Catholi-
ſchen Kaͤyſer gebot wider die wahrheit luͤgen-
hafft/ ja noch mehr wider ſein eigen ſchreiben in
dieſen zwey naͤchſt vorhergehenden hauptſtuͤ-
cken. Denn in dem erſten dieſer zweyen ſchreibt
er ſelbſt/ daß einige Catholiſche Kaͤyſer den Ari-
anern uͤbungen ihrer religion zugelaſſen/ wel-
ches ihnen hernachmals gereuet; und in den letz-
ten/ 25ten/ daß es ſeine 3. heiligen zugelaſſen ha-
ben durch ihre gelindigkeit gegen die ketzer: noch
mehr/ daß den Arianern ihre kirchen wurden
wiedergegeben/ welches hernachmals ihnen/
wie er ſaget/ gereuet. Wie mochte es ihnen
gereuen/ ſo ſie es nicht zugelaſſen haͤtten? Hat-
ten ſie es aber zugelaſſen/ wie kan denn der Ca-
nonicus
mit wahrheit wider ſein eigen geſchwaͤ-
tze ſagen/ daß ſie es nicht haben zugelaſſen. Wer
nur kan/ der bemaͤntele doch dieſe tumme plum-
pe und grobe unwahrheit.

[Spaltenumbruch]
Des 27. hauptſtuͤcks.

Daß auch die ketzer ſelbſt keine ver-
ſchiedene religionen in ihren gebieten
haben zulaſſen wollen. Dann als
Atha-
naſius
an den Kaͤyſer Conſtantium, und die-
ſer an jenen begehrte/ daß die Arianer zu

Alexandrien ſolten zugelaſſen werden/ er
in gleichen den Catholiſchen zu
Antiochia
eine kirche ſolte zulaſſen/ hat der Kaͤy-
ſer ſolches nicht zulaſſen wollen/ oder
(wie
Nicephorus ſaget) ſo woltens die
haͤupter der Arianer nicht zulaſſen.

Antwort.

Jſt diß nicht ein ſchoͤner kraͤfftiger beweiß/ er
ſtehet in ſeiner krafft auffs allerſchoͤnſte da? al-
les/ was die ketzer nicht wollen zulaſſen/ da
thun ſie wol dran/ und darff von niemanden/
auch von wahren Chriſten nicht zugelaſſen
werden. Die Arianer/ welches ketzer/ ja haupt-
ketzer ſind/ wolten keine andere religion denn
die ihrige/ da ſie macht hatten/ zulaſſen/ auch
den Chriſten nicht: Deßwegen duͤrffen auch
die Catholiſchen keine andere religionen/ und
waͤrens auch Chriſten/ zulaſſen/ wo ſie macht
haben. Und gewiß/ esſcheinet recht wol/ daß
die Catholiſchen dieſe lection nicht uͤbel von den
Arianern/ ihren Schulmeiſtern/ gelernet habē/
und auch garwol in acht nehmen. Aber ob ſie
damit werden prangen koͤnnen vor dem einigen
rechten Schulmeiſter JEſu CHriſto/ ſollen ſie
(deucht mich) wol einſt zu ſpaͤte vernehmen/
wenn ein jeder ſeine lection vor ihm wird aufſa-
gen muͤſſen.

Des 28. hauptſtuͤcks.

Daß viel gutes kommen ſey aus den
geſetzen der Kaͤyſer wider die ketzer.

Antwort.

Hier erzehlet dieſer Canonicus aus ſeiner
unglaubwuͤrdigen kirchen-hiſtorie/ daß durch
der Kaͤyſer zwang viele aus furcht wider zu der
Roͤmiſchen kirche ſich gekehret. Das ſey ſo.
Aber daß eine liebliche unterweiſung zur wahr-
heit das rechte mittel iſt wahre Chriſten/ und
dargegen der verhaſte zwang verſtellte heuchler
odeꝛ Gottloſe zu machen/ iſt gleicher weiſe wahr-
hafftig. Welches zwang-mittel auch wol ſchei-
net die urſache geweſt zu ſeyn/ daß die offenba-
re feinde von auſſen/ nachdem ſie veraͤndert wa-
ren aus furcht/ im verborgenen und inwendig
feinde der Roͤmiſch-Catholiſchen gemeine
alldar/ dieſelbe gantz aus Africa verſtoſſen ha-
ben. Das war die ſchoͤne frucht des zwangs/
nemlich/ daß man dasverlieret/ was man al-
lein will haben. Aber man ſtelle das alte luͤgen-
buch mit ſeinen exempeln derſelben zeit/ auch die
da ſigen verſchiedenē reden des ſchreibers dabey/
ſo kan man hiebevor in Lipſii Proceſs p. 137.
lauter andere fruͤchte des gewiſſen-zwangs ſehen
aus dem wahren buch des unternehmens/ ſo wir
ſelbſt mit augen geſehen haben/ uñ noch taͤglich
mit bitterer traurigkeit und verderbung land
und leute fuͤhlen muͤſſen. Welches ſo wahr iſt/
daß es niemand leugnen mag/ es ſey denn/ daß
er ſich ſinnenloß beweiſen wolte. Dieſelben
ſind nun greulich blutvergieſſen/ zwietracht/
auffruhr/ krieg/ verderbung land und leute/ und
das was man mit dem zwang an der einen ſei-
ten meinte auszurotten/ hat man an der andern
befeſtiget/ nemlich uͤberfluͤßige auff kunfft der

ſecten
A. K. H. Vierter Theil. E 2
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[35/0331] von denen ketzer-geſchichten. weil er merckte auff CHriſti und ſeiner Juͤnger weltliche thorheit/ der da arm/ veracht und ver- folgt worden iſt/ und der Paͤbſte weltliche weißheit/ die in reichthum/ wolluͤſten und hoͤchſten ehren leben und andere verfolgen/ da er in keine andere worte in ſeiner Predigt konte ausbrechen/ denn in dieſe: Pfuy Petre/ pfuy Paule. Der Pabſt Paulus III. ſelbſt/ als er auff dem ſaal ſpatziren gieng/ und zwiſchen einigen umſtehenden Cardinaͤlen auff die zwey ſteinerne bilder Petri und Pauli ſahe/ und/ (als zu vermuthen iſt) ihren ſtaat mit ſeinem verglich/ brach er/ mit der hand auff die 2. bilder zeigend/ in dieſe worte aus: Dieſe 2. narren ſind urſacher unſerer wolfahrt. Wie die alten ſungen/ ſo pfiffen die jungen. Alſo auch die 3. vorerwehnte heiligen/ welche lieber der welt gemaͤchlichen/ herrlichen und praͤchtigen/ als CHriſti elenden/ verachteten und verhaſten frieden erkieſeten; War es denn ſolchen heiligen nachfolgern nun auch keine thorheit/ Chriſti thorheit und nicht ſolcher wei- ſen heiligen weißheit nachzufolgen? Jſts nicht beſſer/ wie die weiſen Phariſeer es zu machen/ daß ſie andere aus der Synagoge verſtoſſen/ ja aus dem lande/ ja gar aus ihrem leben verban- nen/ denn mit CHriſto und ſeinen nachfolgern von andern verbannet/ verfolgt und getoͤdtet werden? Des 26. hauptſtuͤcks. Deßwegen/ ſo je zu weilen die Aria- ner einige verſammlungen gehalten ha- ben auſſer denſtaͤdten/ ſo iſt ſolches nicht mit wiſſen der Kaͤyſer/ viel weniger der Paͤbſte und Biſchoͤffe zulaſſung ge- ſchehen/ ſondern viel mehr durch der ke- tzer hartnaͤckigkeit/ die die geſetze verach- teten. Antwort. Daß eure luͤgen-hiſtorien der kirchen oͤffent- liche exercitia oder uͤbungen unterſchiedlicher religionen durch verſchiedener Kaͤyſer zulaſ- ſung in ſich halten/ kan man nicht leugnen/ wie auch diß/ daß die ketzer (wie die Roͤmiſch- Catholiſche ſie nennen) ſolches genoſſen und ihre religion und verſammlungen oͤffentlich ge- halten haben in- und auſſer den ſtaͤdten an ver- ſchiedenen zeiten und oͤrtern. Haben denn nicht ketzeriſche Kaͤyſer (die ihr hier nicht aus- ſondert) ſolches den Arianern zugelaſſen? Auch nicht/ als ſie Athanaſium und ande- re Roͤmiſch-Catholiſche vertrieben? Das iſt zu grob geſponnen. So iſt auch der Catholi- ſchen Kaͤyſer gebot wider die wahrheit luͤgen- hafft/ ja noch mehr wider ſein eigen ſchreiben in dieſen zwey naͤchſt vorhergehenden hauptſtuͤ- cken. Denn in dem erſten dieſer zweyen ſchreibt er ſelbſt/ daß einige Catholiſche Kaͤyſer den Ari- anern uͤbungen ihrer religion zugelaſſen/ wel- ches ihnen hernachmals gereuet; und in den letz- ten/ 25ten/ daß es ſeine 3. heiligen zugelaſſen ha- ben durch ihre gelindigkeit gegen die ketzer: noch mehr/ daß den Arianern ihre kirchen wurden wiedergegeben/ welches hernachmals ihnen/ wie er ſaget/ gereuet. Wie mochte es ihnen gereuen/ ſo ſie es nicht zugelaſſen haͤtten? Hat- ten ſie es aber zugelaſſen/ wie kan denn der Ca- nonicus mit wahrheit wider ſein eigen geſchwaͤ- tze ſagen/ daß ſie es nicht haben zugelaſſen. Wer nur kan/ der bemaͤntele doch dieſe tumme plum- pe und grobe unwahrheit. Des 27. hauptſtuͤcks. Daß auch die ketzer ſelbſt keine ver- ſchiedene religionen in ihren gebieten haben zulaſſen wollen. Dann als Atha- naſius an den Kaͤyſer Conſtantium, und die- ſer an jenen begehrte/ daß die Arianer zu Alexandrien ſolten zugelaſſen werden/ er in gleichen den Catholiſchen zu Antiochia eine kirche ſolte zulaſſen/ hat der Kaͤy- ſer ſolches nicht zulaſſen wollen/ oder (wie Nicephorus ſaget) ſo woltens die haͤupter der Arianer nicht zulaſſen. Antwort. Jſt diß nicht ein ſchoͤner kraͤfftiger beweiß/ er ſtehet in ſeiner krafft auffs allerſchoͤnſte da? al- les/ was die ketzer nicht wollen zulaſſen/ da thun ſie wol dran/ und darff von niemanden/ auch von wahren Chriſten nicht zugelaſſen werden. Die Arianer/ welches ketzer/ ja haupt- ketzer ſind/ wolten keine andere religion denn die ihrige/ da ſie macht hatten/ zulaſſen/ auch den Chriſten nicht: Deßwegen duͤrffen auch die Catholiſchen keine andere religionen/ und waͤrens auch Chriſten/ zulaſſen/ wo ſie macht haben. Und gewiß/ esſcheinet recht wol/ daß die Catholiſchen dieſe lection nicht uͤbel von den Arianern/ ihren Schulmeiſtern/ gelernet habē/ und auch garwol in acht nehmen. Aber ob ſie damit werden prangen koͤnnen vor dem einigen rechten Schulmeiſter JEſu CHriſto/ ſollen ſie (deucht mich) wol einſt zu ſpaͤte vernehmen/ wenn ein jeder ſeine lection vor ihm wird aufſa- gen muͤſſen. Des 28. hauptſtuͤcks. Daß viel gutes kommen ſey aus den geſetzen der Kaͤyſer wider die ketzer. Antwort. Hier erzehlet dieſer Canonicus aus ſeiner unglaubwuͤrdigen kirchen-hiſtorie/ daß durch der Kaͤyſer zwang viele aus furcht wider zu der Roͤmiſchen kirche ſich gekehret. Das ſey ſo. Aber daß eine liebliche unterweiſung zur wahr- heit das rechte mittel iſt wahre Chriſten/ und dargegen der verhaſte zwang verſtellte heuchler odeꝛ Gottloſe zu machen/ iſt gleicher weiſe wahr- hafftig. Welches zwang-mittel auch wol ſchei- net die urſache geweſt zu ſeyn/ daß die offenba- re feinde von auſſen/ nachdem ſie veraͤndert wa- ren aus furcht/ im verborgenen und inwendig feinde der Roͤmiſch-Catholiſchen gemeine alldar/ dieſelbe gantz aus Africa verſtoſſen ha- ben. Das war die ſchoͤne frucht des zwangs/ nemlich/ daß man dasverlieret/ was man al- lein will haben. Aber man ſtelle das alte luͤgen- buch mit ſeinen exempeln derſelben zeit/ auch die da ſigen verſchiedenē reden des ſchreibers dabey/ ſo kan man hiebevor in Lipſii Proceſs p. 137. lauter andere fruͤchte des gewiſſen-zwangs ſehen aus dem wahren buch des unternehmens/ ſo wir ſelbſt mit augen geſehen haben/ uñ noch taͤglich mit bitterer traurigkeit und verderbung land und leute fuͤhlen muͤſſen. Welches ſo wahr iſt/ daß es niemand leugnen mag/ es ſey denn/ daß er ſich ſinnenloß beweiſen wolte. Dieſelben ſind nun greulich blutvergieſſen/ zwietracht/ auffruhr/ krieg/ verderbung land und leute/ und das was man mit dem zwang an der einen ſei- ten meinte auszurotten/ hat man an der andern befeſtiget/ nemlich uͤberfluͤßige auff kunfft der ſecten A. K. H. Vierter Theil. E 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/331>, abgerufen am 28.04.2024.