Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.von denen ketzer-geschichten. [Spaltenumbruch]
unter seiner disciplin stehenden gliedern/ diezwar für des Herrn gesalbte erkant seyn wolten; aber nicht angenommen/ sondern abgewiesen und aus geschlossen wurden. Die andern wa- ren von einer etwas feinern gattung/ mit na- men die Preßbyterianische parthey; wel- che ebenmäßig als die ersten ausgeschlossen wurden. Denn sie nicht eingehen/ noch ihr creditiv oder gewalt-brieff/ daß sie zu Predigern ausgesandt wären/ besiegelt haben oder auff- weisen konten. Fürs dritte kam hinauff eine art/ die sich des Apostolischen diensts und noch reinen gebrauchs der Göttlichen verordnungen auff eine abgesonderte weise anmaßten/ Inde- pendenten (oder Congregationalisten/ und besondere versammlungen haltende gemeinen) genant: Diese wurden gleichfals verworffen und abgewiesen. Hierauff und zum vierten trat eine andere gattung/ so der vorgehenden nachäffete/ von selbst hinan/ und zwar eine solche herde/ die gantz gewaschen/ und im glau- ben der wasser-tauffe ineinander vergliedert und verbunden war/ unter dem namen der Widertäuffer bekant: Welche ebenmäßig vorbey gehen musten. Ferner und zum fünff- ten erschien eine versammlete gesellschafft/ welche auff der äussern hülffe und auf dem aus- wendigen gefasten sinn und meinung stunden/ und bloß nach der herrligkeit des Reichs Chri- sti und nach seiner monarchischen obermacht auff der erden in einer sichtbaren art und weise aussahen und umgaffeten/ und nicht in sich selbst einkehreten/ noch das reich des H. Geistes/ das nothwendig vorhergehen und die himmli- sche gemeinde zum wesen bringen und anord- nen muß/ rechtschaffen ins auge fasten/ und sol- che ward die kirch-gemeinde der fünfften Monarchie genant: aber auch diese wurden verworffen. Weiter und zum sechsten sahe ich eine gemeinde/ (der Quacker) so grösser denn einige der vorhergehenden war/ hinauff- treten/ und zwar mit grosser kühnheit/ weil sie ihne vermessentlich einbildeten/ daß sie zur voll- kommenheit hinangekommen wären/ und da- her sich selbsten auff eine gantz sichtbare weise von allen denen übrigen unterschieden und sag- ten: Nun ist gewißlich der gesalbte des HErrn vor ihm; aber eine stimme sprach/ auch diese sinds nicht; denn der HErrsiehet nicht/ wie ein mensch siehet: Es soll vorhin kein formaler tem- pel in der ewig währenden kirche stehend seyn/ sondern aus dem stamme Davids soll noch eine jungfräuliche kirche/ die keinen mann erkant hat/ in diese erde (als zur offenbar- und fort- pflantzung derselben) eingeboren werden. Ferner stehet in dem Himmlischen Bott- An euch aber von der Lutherischen Kir- ein A. K. H. Vierter Theil. C 2
von denen ketzer-geſchichten. [Spaltenumbruch]
unter ſeiner diſciplin ſtehenden gliedern/ diezwar fuͤr des Herꝛn geſalbte erkant ſeyn wolten; aber nicht angenommen/ ſondern abgewieſen und aus geſchloſſen wurden. Die andern wa- ren von einer etwas feinern gattung/ mit na- men die Preßbyterianiſche parthey; wel- che ebenmaͤßig als die erſten ausgeſchloſſen wurden. Denn ſie nicht eingehen/ noch ihr creditiv oder gewalt-brieff/ daß ſie zu Predigern ausgeſandt waͤren/ beſiegelt haben oder auff- weiſen konten. Fuͤrs dritte kam hinauff eine art/ die ſich des Apoſtoliſchen dienſts und noch reinen gebrauchs der Goͤttlichen verordnungen auff eine abgeſonderte weiſe anmaßten/ Inde- pendenten (oder Congregationaliſten/ und beſondere verſammlungen haltende gemeinen) genant: Dieſe wurden gleichfals verworffen und abgewieſen. Hierauff und zum vierten trat eine andere gattung/ ſo der vorgehenden nachaͤffete/ von ſelbſt hinan/ und zwar eine ſolche herde/ die gantz gewaſchen/ und im glau- ben der waſſer-tauffe ineinander vergliedert und verbunden war/ unter dem namen der Widertaͤuffer bekant: Welche ebenmaͤßig vorbey gehen muſten. Ferner und zum fuͤnff- ten erſchien eine verſammlete geſellſchafft/ welche auff der aͤuſſern huͤlffe und auf dem aus- wendigen gefaſten ſinn und meinung ſtunden/ und bloß nach der herꝛligkeit des Reichs Chri- ſti und nach ſeiner monarchiſchen obermacht auff der erden in einer ſichtbaren art und weiſe ausſahen und umgaffeten/ und nicht in ſich ſelbſt einkehreten/ noch das reich des H. Geiſtes/ das nothwendig vorhergehen und die himmli- ſche gemeinde zum weſen bringen und anord- nen muß/ rechtſchaffen ins auge faſten/ und ſol- che ward die kirch-gemeinde der fuͤnfften Monarchie genant: aber auch dieſe wurden verworffen. Weiter und zum ſechſten ſahe ich eine gemeinde/ (der Quacker) ſo groͤſſer denn einige der vorhergehenden war/ hinauff- treten/ und zwar mit groſſer kuͤhnheit/ weil ſie ihnē vermeſſentlich einbildeten/ daß ſie zur voll- kommenheit hinangekommen waͤren/ und da- her ſich ſelbſten auff eine gantz ſichtbare weiſe von allen denen uͤbrigen unterſchieden und ſag- ten: Nun iſt gewißlich der geſalbte des HErꝛn vor ihm; aber eine ſtimme ſprach/ auch dieſe ſinds nicht; denn der HErꝛſiehet nicht/ wie ein menſch ſiehet: Es ſoll vorhin kein formaler tem- pel in der ewig waͤhrenden kirche ſtehend ſeyn/ ſondern aus dem ſtamme Davids ſoll noch eine jungfraͤuliche kirche/ die keinen mann erkant hat/ in dieſe erde (als zur offenbar- und fort- pflantzung derſelben) eingeboren werden. Ferner ſtehet in dem Himmliſchen Bott- An euch aber von der Lutheriſchen Kir- ein A. K. H. Vierter Theil. C 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0315" n="19"/><fw place="top" type="header">von denen ketzer-geſchichten.</fw><lb/><cb/> unter ſeiner <hi rendition="#aq">diſciplin</hi> ſtehenden gliedern/ die<lb/> zwar fuͤr des Herꝛn geſalbte erkant ſeyn wolten;<lb/> aber nicht angenommen/ ſondern abgewieſen<lb/> und aus geſchloſſen wurden. Die andern wa-<lb/> ren von einer etwas feinern gattung/ mit na-<lb/> men <hi rendition="#fr">die Preßbyterianiſche</hi> parthey; wel-<lb/> che ebenmaͤßig als die erſten ausgeſchloſſen<lb/> wurden. Denn ſie nicht eingehen/ noch ihr<lb/><hi rendition="#aq">creditiv</hi> oder gewalt-brieff/ daß ſie zu Predigern<lb/> ausgeſandt waͤren/ beſiegelt haben oder auff-<lb/> weiſen konten. Fuͤrs dritte kam hinauff eine<lb/> art/ die ſich des Apoſtoliſchen dienſts und noch<lb/> reinen gebrauchs der Goͤttlichen verordnungen<lb/> auff eine abgeſonderte weiſe anmaßten/ <hi rendition="#aq">Inde-<lb/> pendenten</hi> (oder <hi rendition="#aq">Congregationaliſt</hi><hi rendition="#fr">en</hi>/ und<lb/> beſondere verſammlungen haltende gemeinen)<lb/> genant: Dieſe wurden gleichfals verworffen<lb/> und abgewieſen. Hierauff und zum vierten<lb/> trat eine andere gattung/ ſo der vorgehenden<lb/> nachaͤffete/ von ſelbſt hinan/ und zwar eine<lb/> ſolche herde/ die gantz gewaſchen/ und im glau-<lb/> ben der waſſer-tauffe ineinander vergliedert<lb/> und verbunden war/ unter dem namen der<lb/><hi rendition="#fr">Widertaͤuffer</hi> bekant: Welche ebenmaͤßig<lb/> vorbey gehen muſten. Ferner und zum fuͤnff-<lb/> ten erſchien eine verſammlete geſellſchafft/<lb/> welche auff der aͤuſſern huͤlffe und auf dem aus-<lb/> wendigen gefaſten ſinn und meinung ſtunden/<lb/> und bloß nach der herꝛligkeit des Reichs Chri-<lb/> ſti und nach ſeiner <hi rendition="#aq">monarchi</hi>ſchen obermacht<lb/> auff der erden in einer ſichtbaren art und weiſe<lb/> ausſahen und umgaffeten/ und nicht in ſich<lb/> ſelbſt einkehreten/ noch das reich des H. Geiſtes/<lb/> das nothwendig vorhergehen und die himmli-<lb/> ſche gemeinde zum weſen bringen und anord-<lb/> nen muß/ rechtſchaffen ins auge faſten/ und ſol-<lb/> che ward <hi rendition="#fr">die kirch-gemeinde der fuͤnfften</hi><lb/><hi rendition="#aq">Monarchie</hi> genant: aber auch dieſe wurden<lb/> verworffen. Weiter und zum ſechſten ſahe ich<lb/> eine gemeinde/ (<hi rendition="#fr">der Quacker</hi>) ſo groͤſſer<lb/> denn einige der vorhergehenden war/ hinauff-<lb/> treten/ und zwar mit groſſer kuͤhnheit/ weil ſie<lb/> ihnē vermeſſentlich einbildeten/ daß ſie zur voll-<lb/> kommenheit hinangekommen waͤren/ und da-<lb/> her ſich ſelbſten auff eine gantz ſichtbare weiſe<lb/> von allen denen uͤbrigen unterſchieden und ſag-<lb/> ten: Nun iſt gewißlich der geſalbte des HErꝛn<lb/> vor ihm; aber eine ſtimme ſprach/ auch dieſe<lb/> ſinds nicht; denn der HErꝛſiehet nicht/ wie ein<lb/> menſch ſiehet: Es ſoll vorhin kein formaler tem-<lb/> pel in der ewig waͤhrenden kirche ſtehend ſeyn/<lb/> ſondern aus dem ſtamme Davids ſoll noch eine<lb/> jungfraͤuliche kirche/ die keinen mann erkant<lb/> hat/ in dieſe erde (als zur offenbar- und fort-<lb/> pflantzung derſelben) eingeboren werden.</p><lb/> <p>Ferner ſtehet in dem <hi rendition="#fr">Himmliſchen Bott-<lb/> ſchaffter eines allgemeinen Friedens</hi> <hi rendition="#aq">pag.</hi><lb/> 28. u. f. an die Roͤmiſche/ Lutheriſche und Re-<lb/> formirte partheyen nachfolgende erinnerung:<lb/> Es gehet dieſer ruff zu erſt zu euch von der<lb/><hi rendition="#fr">Roͤmiſchen Kirche</hi>/ die ihr euer alter und<lb/> die nachfolge des Apoſtoliſchen Brunnquells<lb/> vorſchuͤtzet/ und warnet und raͤth euch/ auch<lb/> wol zu pruͤfen/ ob ihr dieſen euren <hi rendition="#aq">titul</hi> und<lb/> namen durch eure <hi rendition="#aq">practic</hi> und gleichfoͤrmig-<lb/> keit des Lebens mit der Apoſtoliſchen Kirche<lb/> auch bewaͤhren koͤnt. Denn ihr ſolt wiſſen/<lb/> daß aus dem munde des groſſen Apoſtels un-<lb/> ſerer bekaͤntnis/ Chriſti <hi rendition="#g">JESU</hi>/ ein feurig<lb/><cb/> Geſetz/ ja ein Geiſt des ausbrennens und ge-<lb/> richts ausgegangen ſey/ beydes eure wege/ wer-<lb/> cke und Gottes-dienſte zu pruͤfen. So daß<lb/> ihr erwarten muͤſſet/ daß alles/ was zu leicht<lb/> wird gefunden werden/ und dem guͤldenen<lb/> korne die wage nicht halten kan/ auch was<lb/> uͤberfluͤßig und unrein iſt/ von der maͤchtigen<lb/> hitze GOttes eyffers verzehret werden wird:<lb/> dannenhero ein ruff an euch ergehet/ daß ihr<lb/> zu eurem erſten und anfaͤnglichen ſtande wie-<lb/> derkehren/ oder denſelben wieder zu erlangen<lb/> trachten ſolt. Solchem nach will dem jenigen<lb/> hauptſaͤchlich und inſonderheit gebuͤhren/ wel-<lb/> cher ſich auf den ſtuhl und macht der Regi-<lb/> rung uͤber dieſe Kirche/ als das <hi rendition="#fr">Stadthalte-<lb/> riſche Haupt</hi> eingeſetzet hat/ ſich wol zu <hi rendition="#aq">exa-<lb/> mini</hi>ren und zu pruͤfen/ ob er die wahre <hi rendition="#aq">Misſion,</hi><lb/> oder das rechte <hi rendition="#aq">Creditiv</hi> und vollmacht ſeiner<lb/> Geſandſchafft habe? ſo allein aus der krafft<lb/> des Geiſtes <hi rendition="#g">JESU</hi> in ihm erkant werden<lb/> kan; in welches hand der guͤldene Schluͤſſel<lb/> iſt/ der das reich der <hi rendition="#aq">Philadelphi</hi>ſchen heerde<lb/> zu oͤffnen vermag. Auf ſolche weiſe mag er<lb/> ein wahrer Hirte der Schaafe und ein Biſchoff<lb/> und Aufſeher ſolcher werden/ welche die jung-<lb/> fraͤuliche Kirche ausmachen moͤgen. Denn<lb/> das ſoll euch von <hi rendition="#aq">Alpha</hi> und <hi rendition="#aq">Omega</hi> kund ge-<lb/> than ſeyn/ daß titel/ worte und aͤuſſerliche <hi rendition="#aq">ce-<lb/> remoniali</hi>ſche Gottes-dienſte durchs feurige<lb/> Gerichte nicht gehen werden: Darum bekeh-<lb/> ret euch/ bekehret euch/ und ſtaͤrcket das/ was am<lb/> innern und geiſtlichen Leben unter euch ſter-<lb/> ben will; und trachtet eure erſte Liebe wieder<lb/> zu erlangen daß ihr das rechte werck und kenn-<lb/> zeichen der <hi rendition="#aq">Philadel phi</hi>ſchen Braut tragen moͤ-<lb/> get. Nehmet dieſes als eine wahre Both-<lb/> ſchafft und Ruff von dem jenigen an/ der al-<lb/> les in allem iſt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>An euch aber von der <hi rendition="#fr">Lutheriſchen Kir-<lb/> che</hi> und den uͤbrigen der <hi rendition="#fr">Reformirten Kir-<lb/> che/</hi> iſt das Wort des Raths und der Weis-<lb/> heit/ daß ihr euch nicht ſollet duͤncken laſ-<lb/> ſen/ es ſey gnug/ daß ihr im Anfange einer<lb/><hi rendition="#aq">Reformation</hi> einiger maſſen durch die nacht<lb/> der finſterniß und unwiſſenheit durchgebro-<lb/> chen ſeyd. Sintemal ihr euch nicht ſelbſten<lb/> beſchraͤncken/ und an dem erſten anbruch des<lb/> tages und morgen-demmerung binden muͤſ-<lb/> ſet; angeſehen die wahre oͤl-lampe immer<lb/> heller brennen will/ biß ſie zu der einigkeit der<lb/> liebe hinan kommt/ die keine trenn-noch<lb/> ſcheidung zulaͤſt; und biß alles das herbe<lb/> und ſtrengefeuer des dienſtes <hi rendition="#aq">Eliæ</hi> (in welcher<lb/> eure erſte <hi rendition="#aq">Reformation</hi> ausgieng/ den weg zu ei-<lb/> nem nach ihr kommenden groͤſſern und hoͤhern<lb/> dienſte zu bereiten) im folgenden dienſte der<lb/> liebe verſchlungen werde. Solchem nach<lb/> nun will euch inſonderheit/ den haͤuptern und<lb/> hirten/ denen die heerde CHriſti anbefohlen iſt/<lb/> gebuͤhren/ euer auge zuruͤck auff die reinigkeit/<lb/> liebe und eifer eurer kindheit oder erſten fortgan-<lb/> ges eurer kirchen/ gehen zu laſſen; und eure lam-<lb/> pen damit zu vergleichen und pruͤfen zu laſſen/<lb/> ob ſie im licht und kꝛafft deꝛ thaͤtlichen heiligkeit<lb/> zugenommen/ oder ob ſie nicht vielmehr abge-<lb/> nommen und dunckler gebrandt haben: und<lb/> wie weit dasjenige/ was im geiſt und leben eroͤf-<lb/> net geweſen/ wider im tod und aͤuſſern <hi rendition="#aq">ceremo-<lb/> niali</hi>ſchen ſchein verſunckē ſey! Zu welchem ende<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0315]
von denen ketzer-geſchichten.
unter ſeiner diſciplin ſtehenden gliedern/ die
zwar fuͤr des Herꝛn geſalbte erkant ſeyn wolten;
aber nicht angenommen/ ſondern abgewieſen
und aus geſchloſſen wurden. Die andern wa-
ren von einer etwas feinern gattung/ mit na-
men die Preßbyterianiſche parthey; wel-
che ebenmaͤßig als die erſten ausgeſchloſſen
wurden. Denn ſie nicht eingehen/ noch ihr
creditiv oder gewalt-brieff/ daß ſie zu Predigern
ausgeſandt waͤren/ beſiegelt haben oder auff-
weiſen konten. Fuͤrs dritte kam hinauff eine
art/ die ſich des Apoſtoliſchen dienſts und noch
reinen gebrauchs der Goͤttlichen verordnungen
auff eine abgeſonderte weiſe anmaßten/ Inde-
pendenten (oder Congregationaliſten/ und
beſondere verſammlungen haltende gemeinen)
genant: Dieſe wurden gleichfals verworffen
und abgewieſen. Hierauff und zum vierten
trat eine andere gattung/ ſo der vorgehenden
nachaͤffete/ von ſelbſt hinan/ und zwar eine
ſolche herde/ die gantz gewaſchen/ und im glau-
ben der waſſer-tauffe ineinander vergliedert
und verbunden war/ unter dem namen der
Widertaͤuffer bekant: Welche ebenmaͤßig
vorbey gehen muſten. Ferner und zum fuͤnff-
ten erſchien eine verſammlete geſellſchafft/
welche auff der aͤuſſern huͤlffe und auf dem aus-
wendigen gefaſten ſinn und meinung ſtunden/
und bloß nach der herꝛligkeit des Reichs Chri-
ſti und nach ſeiner monarchiſchen obermacht
auff der erden in einer ſichtbaren art und weiſe
ausſahen und umgaffeten/ und nicht in ſich
ſelbſt einkehreten/ noch das reich des H. Geiſtes/
das nothwendig vorhergehen und die himmli-
ſche gemeinde zum weſen bringen und anord-
nen muß/ rechtſchaffen ins auge faſten/ und ſol-
che ward die kirch-gemeinde der fuͤnfften
Monarchie genant: aber auch dieſe wurden
verworffen. Weiter und zum ſechſten ſahe ich
eine gemeinde/ (der Quacker) ſo groͤſſer
denn einige der vorhergehenden war/ hinauff-
treten/ und zwar mit groſſer kuͤhnheit/ weil ſie
ihnē vermeſſentlich einbildeten/ daß ſie zur voll-
kommenheit hinangekommen waͤren/ und da-
her ſich ſelbſten auff eine gantz ſichtbare weiſe
von allen denen uͤbrigen unterſchieden und ſag-
ten: Nun iſt gewißlich der geſalbte des HErꝛn
vor ihm; aber eine ſtimme ſprach/ auch dieſe
ſinds nicht; denn der HErꝛſiehet nicht/ wie ein
menſch ſiehet: Es ſoll vorhin kein formaler tem-
pel in der ewig waͤhrenden kirche ſtehend ſeyn/
ſondern aus dem ſtamme Davids ſoll noch eine
jungfraͤuliche kirche/ die keinen mann erkant
hat/ in dieſe erde (als zur offenbar- und fort-
pflantzung derſelben) eingeboren werden.
Ferner ſtehet in dem Himmliſchen Bott-
ſchaffter eines allgemeinen Friedens pag.
28. u. f. an die Roͤmiſche/ Lutheriſche und Re-
formirte partheyen nachfolgende erinnerung:
Es gehet dieſer ruff zu erſt zu euch von der
Roͤmiſchen Kirche/ die ihr euer alter und
die nachfolge des Apoſtoliſchen Brunnquells
vorſchuͤtzet/ und warnet und raͤth euch/ auch
wol zu pruͤfen/ ob ihr dieſen euren titul und
namen durch eure practic und gleichfoͤrmig-
keit des Lebens mit der Apoſtoliſchen Kirche
auch bewaͤhren koͤnt. Denn ihr ſolt wiſſen/
daß aus dem munde des groſſen Apoſtels un-
ſerer bekaͤntnis/ Chriſti JESU/ ein feurig
Geſetz/ ja ein Geiſt des ausbrennens und ge-
richts ausgegangen ſey/ beydes eure wege/ wer-
cke und Gottes-dienſte zu pruͤfen. So daß
ihr erwarten muͤſſet/ daß alles/ was zu leicht
wird gefunden werden/ und dem guͤldenen
korne die wage nicht halten kan/ auch was
uͤberfluͤßig und unrein iſt/ von der maͤchtigen
hitze GOttes eyffers verzehret werden wird:
dannenhero ein ruff an euch ergehet/ daß ihr
zu eurem erſten und anfaͤnglichen ſtande wie-
derkehren/ oder denſelben wieder zu erlangen
trachten ſolt. Solchem nach will dem jenigen
hauptſaͤchlich und inſonderheit gebuͤhren/ wel-
cher ſich auf den ſtuhl und macht der Regi-
rung uͤber dieſe Kirche/ als das Stadthalte-
riſche Haupt eingeſetzet hat/ ſich wol zu exa-
miniren und zu pruͤfen/ ob er die wahre Misſion,
oder das rechte Creditiv und vollmacht ſeiner
Geſandſchafft habe? ſo allein aus der krafft
des Geiſtes JESU in ihm erkant werden
kan; in welches hand der guͤldene Schluͤſſel
iſt/ der das reich der Philadelphiſchen heerde
zu oͤffnen vermag. Auf ſolche weiſe mag er
ein wahrer Hirte der Schaafe und ein Biſchoff
und Aufſeher ſolcher werden/ welche die jung-
fraͤuliche Kirche ausmachen moͤgen. Denn
das ſoll euch von Alpha und Omega kund ge-
than ſeyn/ daß titel/ worte und aͤuſſerliche ce-
remonialiſche Gottes-dienſte durchs feurige
Gerichte nicht gehen werden: Darum bekeh-
ret euch/ bekehret euch/ und ſtaͤrcket das/ was am
innern und geiſtlichen Leben unter euch ſter-
ben will; und trachtet eure erſte Liebe wieder
zu erlangen daß ihr das rechte werck und kenn-
zeichen der Philadel phiſchen Braut tragen moͤ-
get. Nehmet dieſes als eine wahre Both-
ſchafft und Ruff von dem jenigen an/ der al-
les in allem iſt.
An euch aber von der Lutheriſchen Kir-
che und den uͤbrigen der Reformirten Kir-
che/ iſt das Wort des Raths und der Weis-
heit/ daß ihr euch nicht ſollet duͤncken laſ-
ſen/ es ſey gnug/ daß ihr im Anfange einer
Reformation einiger maſſen durch die nacht
der finſterniß und unwiſſenheit durchgebro-
chen ſeyd. Sintemal ihr euch nicht ſelbſten
beſchraͤncken/ und an dem erſten anbruch des
tages und morgen-demmerung binden muͤſ-
ſet; angeſehen die wahre oͤl-lampe immer
heller brennen will/ biß ſie zu der einigkeit der
liebe hinan kommt/ die keine trenn-noch
ſcheidung zulaͤſt; und biß alles das herbe
und ſtrengefeuer des dienſtes Eliæ (in welcher
eure erſte Reformation ausgieng/ den weg zu ei-
nem nach ihr kommenden groͤſſern und hoͤhern
dienſte zu bereiten) im folgenden dienſte der
liebe verſchlungen werde. Solchem nach
nun will euch inſonderheit/ den haͤuptern und
hirten/ denen die heerde CHriſti anbefohlen iſt/
gebuͤhren/ euer auge zuruͤck auff die reinigkeit/
liebe und eifer eurer kindheit oder erſten fortgan-
ges eurer kirchen/ gehen zu laſſen; und eure lam-
pen damit zu vergleichen und pruͤfen zu laſſen/
ob ſie im licht und kꝛafft deꝛ thaͤtlichen heiligkeit
zugenommen/ oder ob ſie nicht vielmehr abge-
nommen und dunckler gebrandt haben: und
wie weit dasjenige/ was im geiſt und leben eroͤf-
net geweſen/ wider im tod und aͤuſſern ceremo-
nialiſchen ſchein verſunckē ſey! Zu welchem ende
ein
A. K. H. Vierter Theil. C 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |