Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
zu machen; freuet euch meiner alle; die bißher ge-
ängstet worden sind von den feinden/ den fal-
schen Lehrern des Pabstthums/ ich will eure er-
lösung seyn; so spricht der HErr HErr/ alle ge-
fangene seelen sollen erlöset werden. Jch bin hier
die wahrheit zu bekennen. Drittens sahe ich
im gesichte/ wie mein mann als schloßwächter
bey dem Fürsten Albrecht Ernst auff dem thurn
stund auszuschreyen/ und der Printz war einig
mit seinem vater; und ich sahe/ daß sich mein
mann vollgesoffen und taumelte; da sprach
der Printz zu dem alten Fürsten/ wir wollen sie ab-
schaffen/ sie bleiben nicht bey uns; ich aber sprach
ich wolle bey ihnen bleiben; da antworteten sie/
sie hätten mich nicht gedinget/ sondern den
mann; muste ich also samt dem vollen mann
fort aus dem schloß; ich machte endlich eine sup-
plication,
auff daß der mann wieder angenom-
men würde und an seinen dienst käme/ und
machte mir der mann grosse sorgen und jammer/
biß ich ihn wieder zu gnaden brachte/ um seiner
trunckenheit willen; also bin ich um des Luthe-
rischen abtrünnigen volcks willen/ welches mein
mann abbildet/ samt ihne vom Vater und Sohn
aus dem himmel gestossen gewesen/ und muste
27. wochen in des teuffels ketten liegen/ und
bitten und flehen/ biß ich sie wieder zu gnaden
brachte. Uber eben dieses hatte ich auch dieses
gesicht: Jch hörete in der stadt die armesün-
ders glocken leuten/ der marckt war voller men-
schen/ und man führte den armen sünder die
stadt herab mit blossem haupt/ und will den stab
über ihn brechen/ daß er gerichtet werde; da kam
ich/ und der arme sünder erbarmete mich/ und
ich fiel auff meine knie und sprach: Ach HErr/
erbarme dich des armen sünders/ vergieb
ihm seine sünden/ und nimm ihn wieder zu gna-
den an. Ach du HERR JESUS
CHristus/
in das elend sind wir wieder gera-
then/ wir haben uns in das gröste verderben
gestürtzt; wie unsere stamm-eltern auch ge-
than haben/ da du sie in den Paradiß-garten
gesetzt/ wo sie eine grosse herrlichkeit gehabt hät-
ten; aber die schlang hat Eva betrogen/ daß sie
von dem verbotenen baum gessen/ und sind in
die gröste ungnade gefallen/ und ist dein zorn
noch nicht ausgelöschet; wir müssen noch alle
des zeitlichen todes sterben; wiewol du aber/
hertzlieber JEsus/ zur fülle deiner zeit bist auff
die welt geboren wie ein anderer mensch/ und
barmhertzigkeit den armen sündern erzeiget hast/
und hast dir eine kirche und lob bereit auff erden/
und den menschen deine zukunfft verkündigen las-
sen/ und ein end der welt/ und hast zu wachen
befohlen/ daß man sich solte fürsehen für den
wölffen/ die in schaafskleidern kommen werden/
inwendig aber reissende wölffe sind; nun ist die
gantze Christenheit voller wölfe und falscher Leh-
rer worden durch einblasen der schlange des teuf-
fels; daßdas blinde Pabstthum zu einem schwar-
tzen verdammten drachen worden/ das der teuf-
fel alles überzogen und verführet/ in seste fessel
verstrickt und verknüpfft/ daß sie sich nicht mehr
heraus können wickeln/ und müssen ins ewige höl-
lische feuer geworffen werden/ da heulen und
zähnklappern seyn wird; wehe/ wehe dem
schwartzen drachen/ der die lehre verderbet/ lügen
für die wahrheit eingeführt/ den tod für das le-
ben/ die finsterniß für das licht; und du/ gerech-
ter GOtt/ hast dir noch ein kleines häufflein
übrig behalten/ einen ochsen/ der auff der schönen
[Spaltenumbruch] weyde heute gegraset hat/ den du in deinem schutzJahr
MDC.
biß
MDCC.

erhalten hast biß hieher/ aber der ochs sich nicht
unschuldig zehlen kan/ die Evangelischen Chri-
sten sind auch im grund allerley lastern ergeben;
darum hastu sie aus dem himmelreich geschafft/ und
hältest dein gericht über uns/ und wir sind in den
sünden gefangen/ und ausgespeyt aus deinem
Göttlichen mund; wie aber du gerechter GOtt
mich deine magd hast neugeboren/ und mich ge-
heiliget/ erfüllet mit dem geist deines worts und
zeugniß/ für die Evangelischen Christen zu ruffen
und |zu beten tag und nacht; dieweil du zwey
wehstäbe in deine händen hast/ Türck und Pabst/
und mich als einen sanfft-stab brauchest/ zu trost
dem ochsen/ der auff der weyde gegangen ist/ des
Luthers volck/ so bete ich zu dir; O du aller-
liebster JEsus/ vergib uns unsere schwere sünden
und übertretung/ sey uns gnädig/ erbarme dich
über die schäfflein deiner heerde; denn die schlan-
ge hat uns abermal betrogen und von deinen
geboten und rechten abgeführet; wir erkennen
und bekennen/ daß wir uns für dir versündiget
haben/ und sind gottloß und abtrünnig worden/
und sind gelauffen von der erlösung zur gefäng-
niß/ von dem licht in die finsterniß/ vom le-
ben zumtod/ von der gnade zur ungnade/ vom
guten zum bösen; unsere unerkannte sünden
sind immer für deinen augen; wir scheuen und
schämen unsere augen zu dir/ O gerechter Gott/
auffzuheben/ denn du bist heilig/ daß du das bö-
se nicht sehen kanst; Ach HErr JEsus/ geh hin
zu deinem himmlischen vatter/ und versöhne uns
noch länger bey ihm/ wie du biß daher gethan
hast/ und nimm uns wieder zu gnaden an; schreibe
uns wiederum in das buch des lebens/ daraus du
uns getilget; denn wir sind deiner hände werck/ du
hast uns gemacht/ und nicht wir selbst; gedencke/
daß wir erd und staub sind; in der hölle danckt
man dir nicht/ so sagt auch der staub dein lob
nicht. Ach HErr JEsus/ erbarme dich doch wie-
der über uns; es glaubets doch niemand/ daß du
so sehr zürnest/ und wer fürchtet sich für deiner
ungnade über uns? HErr/ deine magd weinet/
deine magd flohet/ deine magd seufftzet/ deine
magd betet; tag und nacht trage ich sorge für
die/ so du mir gegeben hast; denn sie sind alle in
den grossen schuld-thurn geworffen; du gerechter
richter Christus Jesus/ das kerbholtz hastu gantz
vollgeschnitten von unsern sünde/ da ist keine be-
zahlung/ keine rechnung noch ersetzung der gros-
sen schuld; denn das volck ist toll und voll wor-
den/ in ihrer hurerey. So/ und auff dergleichen
art betete ich für das volck; denn ich sahe im ge-
sicht einen wirth in seine stube hinein treten/ der
hatte ein kerbholtz/ das war gantz voll angeschnit-
ten/ und um den tisch und banck sassen und la-
gen lauter vollgesoffene männer/ ein theil
schlieffen/ ein theil wachten/ und der wirth fo-
derte die zech an sie; und ob sie sich gleich entschul-
digten/ sie hätten nichts/ trang er doch auf die be-
zahlung/ oder sie solten ins gefängniß geworffen
werden; und die männer hatten weder hut noch
röcke noch schuhe an ihren füssen; da erbarmeten
mich die armeleute/ und bat den wirth/ ich wolle
für sie bezahlen/ er solte nur gedult mit ihnen
haben; da gab er sich zu frieden. Der wirth ist
JEsus CHristus/ die gäste das Lutherische
volck/ meine fürbitt jetzt beschriebenes gebet!
Endlich sahe ich die stadt als ein grosses schwan-
geres weib/ deren zeit herbeykommen/ daß sie ge-
bären solt/ und ihre ammenweiber sassen alle

um
A. K. H. Dritter Theil. M m 2

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
zu machen; freuet euch meiner alle; die bißher ge-
aͤngſtet worden ſind von den feinden/ den fal-
ſchen Lehrern des Pabſtthums/ ich will eure er-
loͤſung ſeyn; ſo ſpricht der HErr HErr/ alle ge-
fangene ſeelen ſollen erloͤſet werden. Jch bin hier
die wahrheit zu bekennen. Drittens ſahe ich
im geſichte/ wie mein mann als ſchloßwaͤchter
bey dem Fuͤrſten Albrecht Ernſt auff dem thurn
ſtund auszuſchreyen/ und der Printz war einig
mit ſeinem vater; und ich ſahe/ daß ſich mein
mann vollgeſoffen und taumelte; da ſprach
der Printz zu dem alten Fuͤrſten/ wir wollen ſie ab-
ſchaffen/ ſie bleiben nicht bey uns; ich aber ſprach
ich wolle bey ihnen bleiben; da antworteten ſie/
ſie haͤtten mich nicht gedinget/ ſondern den
mann; muſte ich alſo ſamt dem vollen mann
fort aus dem ſchloß; ich machte endlich eine ſup-
plication,
auff daß der mann wieder angenom-
men wuͤrde und an ſeinen dienſt kaͤme/ und
machte mir der mañ groſſe ſorgen und jammer/
biß ich ihn wieder zu gnaden brachte/ um ſeiner
trunckenheit willen; alſo bin ich um des Luthe-
riſchen abtꝛuͤnnigen volcks willen/ welches mein
mañ abbildet/ ſamt ihnē vom Vater und Sohn
aus dem himmel geſtoſſen geweſen/ und muſte
27. wochen in des teuffels ketten liegen/ und
bitten und flehen/ biß ich ſie wieder zu gnaden
brachte. Uber eben dieſes hatte ich auch dieſes
geſicht: Jch hoͤrete in der ſtadt die armeſuͤn-
ders glocken leuten/ der marckt war voller men-
ſchen/ und man fuͤhrte den armen ſuͤnder die
ſtadt herab mit bloſſem haupt/ und will den ſtab
uͤber ihn brechen/ daß er gerichtet werde; da kam
ich/ und der arme ſuͤnder erbarmete mich/ und
ich fiel auff meine knie und ſprach: Ach HErꝛ/
erbarme dich des armen ſuͤnders/ vergieb
ihm ſeine ſuͤnden/ und nim̃ ihn wieder zu gna-
den an. Ach du HERR JESUS
CHriſtus/
in das elend ſind wir wieder gera-
then/ wir haben uns in das groͤſte verderben
geſtuͤrtzt; wie unſere ſtamm-eltern auch ge-
than haben/ da du ſie in den Paradiß-garten
geſetzt/ wo ſie eine groſſe herꝛlichkeit gehabt haͤt-
ten; aber die ſchlang hat Eva betrogen/ daß ſie
von dem verbotenen baum geſſen/ und ſind in
die groͤſte ungnade gefallen/ und iſt dein zorn
noch nicht ausgeloͤſchet; wir muͤſſen noch alle
des zeitlichen todes ſterben; wiewol du aber/
hertzlieber JEſus/ zur fuͤlle deiner zeit biſt auff
die welt geboren wie ein anderer menſch/ und
barmhertzigkeit den armen ſuͤndern erzeiget haſt/
und haſt dir eine kirche und lob bereit auff erden/
uñ den menſchen deine zukunfft verkuͤndigen laſ-
ſen/ und ein end der welt/ und haſt zu wachen
befohlen/ daß man ſich ſolte fuͤrſehen fuͤr den
woͤlffen/ die in ſchaafskleidern kommen werden/
inwendig aber reiſſende woͤlffe ſind; nun iſt die
gantze Chriſtenheit voller woͤlfe und falſcher Leh-
rer worden durch einblaſen der ſchlange des teuf-
fels; daßdas blinde Pabſtthum zu einem ſchwaꝛ-
tzen verdammten drachen worden/ das der teuf-
fel alles uͤberzogen und verfuͤhret/ in ſeſte feſſel
verſtrickt und verknuͤpfft/ daß ſie ſich nicht mehr
heꝛaus koͤñen wickeln/ und muͤſſen ins ewige hoͤl-
liſche feuer geworffen werden/ da heulen und
zaͤhnklappern ſeyn wird; wehe/ wehe dem
ſchwartzen drachen/ der die lehre verderbet/ luͤgen
fuͤr die wahrheit eingefuͤhrt/ den tod fuͤr das le-
ben/ die finſterniß fuͤr das licht; und du/ gerech-
ter GOtt/ haſt dir noch ein kleines haͤufflein
uͤbrig behalten/ einen ochſen/ der auff der ſchoͤnen
[Spaltenumbruch] weyde heute gegraſet hat/ den du in deinem ſchutzJahr
MDC.
biß
MDCC.

erhalten haſt biß hieher/ aber der ochs ſich nicht
unſchuldig zehlen kan/ die Evangeliſchen Chri-
ſten ſind auch im grund allerley laſtern ergeben;
darum haſtu ſie aus dem him̃elreich geſchafft/ uñ
haͤlteſt dein gericht uͤber uns/ und wir ſind in den
ſuͤnden gefangen/ und ausgeſpeyt aus deinem
Goͤttlichen mund; wie aber du gerechter GOtt
mich deine magd haſt neugeboren/ und mich ge-
heiliget/ erfuͤllet mit dem geiſt deines worts und
zeugniß/ fuͤꝛ die Evangeliſchen Chriſten zu ruffen
und |zu beten tag und nacht; dieweil du zwey
wehſtaͤbe in deinē haͤnden haſt/ Tuͤrck uñ Pabſt/
und mich als einen ſanfft-ſtab braucheſt/ zu troſt
dem ochſen/ der auff der weyde gegangen iſt/ des
Luthers volck/ ſo bete ich zu dir; O du aller-
liebſter JEſus/ vergib uns unſere ſchwere ſuͤnden
und uͤbertretung/ ſey uns gnaͤdig/ erbarme dich
uͤber die ſchaͤfflein deiner heerde; denn die ſchlan-
ge hat uns abermal betrogen und von deinen
geboten und rechten abgefuͤhret; wir erkennen
und bekennen/ daß wir uns fuͤr dir verſuͤndiget
haben/ und ſind gottloß und abtruͤnnig worden/
und ſind gelauffen von der erloͤſung zur gefaͤng-
niß/ von dem licht in die finſterniß/ vom le-
ben zumtod/ von der gnade zur ungnade/ vom
guten zum boͤſen; unſere unerkannte ſuͤnden
ſind immer fuͤr deinen augen; wir ſcheuen und
ſchaͤmen unſere augen zu dir/ O gerechter Gott/
auffzuheben/ denn du biſt heilig/ daß du das boͤ-
ſe nicht ſehen kanſt; Ach HErr JEſus/ geh hin
zu deinem himmliſchen vatter/ und verſoͤhne uns
noch laͤnger bey ihm/ wie du biß daher gethan
haſt/ und nim̃ uns wieder zu gnaden an; ſchreibe
uns wiedeꝛum in das buch des lebens/ daꝛaus du
uns getilget; deñ wir ſind deiner haͤnde werck/ du
haſt uns gemacht/ und nicht wir ſelbſt; gedencke/
daß wir erd und ſtaub ſind; in der hoͤlle danckt
man dir nicht/ ſo ſagt auch der ſtaub dein lob
nicht. Ach HErꝛ JEſus/ erbarme dich doch wie-
der uͤber uns; es glaubets doch niemand/ daß du
ſo ſehr zuͤrneſt/ und wer fuͤrchtet ſich fuͤr deiner
ungnade uͤber uns? HErꝛ/ deine magd weinet/
deine magd flohet/ deine magd ſeufftzet/ deine
magd betet; tag und nacht trage ich ſorge fuͤr
die/ ſo du mir gegeben haſt; denn ſie ſind alle in
den groſſen ſchuld-thurn geworffen; du gerechter
richter Chriſtus Jeſus/ das kerbholtz haſtu gantz
vollgeſchnitten von unſern ſuͤndē/ da iſt keine be-
zahlung/ keine rechnung noch erſetzung der groſ-
ſen ſchuld; denn das volck iſt toll und voll wor-
den/ in ihrer hurerey. So/ und auff dergleichen
art betete ich fuͤr das volck; denn ich ſahe im ge-
ſicht einen wirth in ſeine ſtube hinein treten/ der
hatte ein keꝛbholtz/ das waꝛ gantz voll angeſchnit-
ten/ und um den tiſch und banck ſaſſen und la-
gen lauter vollgeſoffene maͤnner/ ein theil
ſchlieffen/ ein theil wachten/ und der wirth fo-
derte die zech an ſie; und ob ſie ſich gleich entſchul-
digten/ ſie haͤtten nichts/ trang er doch auf die be-
zahlung/ oder ſie ſolten ins gefaͤngniß gewoꝛffen
werden; und die maͤnner hatten weder hut noch
roͤcke noch ſchuhe an ihren fuͤſſen; da erbarmeten
mich die armëleute/ und bat den wirth/ ich wolle
fuͤr ſie bezahlen/ er ſolte nur gedult mit ihnen
haben; da gab er ſich zu frieden. Der wirth iſt
JEſus CHriſtus/ die gaͤſte das Lutheriſche
volck/ meine fuͤrbitt jetzt beſchriebenes gebet!
Endlich ſahe ich die ſtadt als ein groſſes ſchwan-
geres weib/ deren zeit herbeykommen/ daß ſie ge-
baͤren ſolt/ und ihre ammenweiber ſaſſen alle

um
A. K. H. Dritter Theil. M m 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0287" n="275"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> C. <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Von denen ge&#x017F;ichten Anna&#x0364; Vetterin.</fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note>zu machen; freuet euch meiner alle; die bißher ge-<lb/>
a&#x0364;ng&#x017F;tet worden &#x017F;ind von den feinden/ den fal-<lb/>
&#x017F;chen Lehrern des Pab&#x017F;tthums/ ich will eure er-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;ung &#x017F;eyn; &#x017F;o &#x017F;pricht der HErr HErr/ alle ge-<lb/>
fangene &#x017F;eelen &#x017F;ollen erlo&#x0364;&#x017F;et werden. Jch bin hier<lb/>
die wahrheit zu bekennen. Drittens &#x017F;ahe ich<lb/>
im ge&#x017F;ichte/ wie mein mann als &#x017F;chloßwa&#x0364;chter<lb/>
bey dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten Albrecht Ern&#x017F;t auff dem thurn<lb/>
&#x017F;tund auszu&#x017F;chreyen/ und der Printz war einig<lb/>
mit &#x017F;einem vater; und ich &#x017F;ahe/ daß &#x017F;ich mein<lb/>
mann vollge&#x017F;offen und taumelte; da &#x017F;prach<lb/>
der Printz zu dem alten Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ wir wollen &#x017F;ie ab-<lb/>
&#x017F;chaffen/ &#x017F;ie bleiben nicht bey uns; ich aber &#x017F;prach<lb/>
ich wolle bey ihnen bleiben; da antworteten &#x017F;ie/<lb/>
&#x017F;ie ha&#x0364;tten mich nicht gedinget/ &#x017F;ondern den<lb/>
mann; mu&#x017F;te ich al&#x017F;o &#x017F;amt dem vollen mann<lb/>
fort aus dem &#x017F;chloß; ich machte endlich eine <hi rendition="#aq">&#x017F;up-<lb/>
plication,</hi> auff daß der mann wieder angenom-<lb/>
men wu&#x0364;rde und an &#x017F;einen dien&#x017F;t ka&#x0364;me/ und<lb/>
machte mir der man&#x0303; gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;orgen und jammer/<lb/>
biß ich ihn wieder zu gnaden brachte/ um &#x017F;einer<lb/>
trunckenheit willen; al&#x017F;o bin ich um des Luthe-<lb/>
ri&#x017F;chen abt&#xA75B;u&#x0364;nnigen volcks willen/ welches mein<lb/>
man&#x0303; abbildet/ &#x017F;amt ihn&#x0113; vom Vater und Sohn<lb/>
aus dem himmel ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en/ und mu&#x017F;te<lb/>
27. wochen in des teuffels ketten liegen/ und<lb/>
bitten und flehen/ biß ich &#x017F;ie wieder zu gnaden<lb/>
brachte. Uber eben die&#x017F;es hatte ich auch die&#x017F;es<lb/>
ge&#x017F;icht: Jch ho&#x0364;rete in der &#x017F;tadt die arme&#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
ders glocken leuten/ der marckt war voller men-<lb/>
&#x017F;chen/ und man fu&#x0364;hrte den armen &#x017F;u&#x0364;nder die<lb/>
&#x017F;tadt herab mit blo&#x017F;&#x017F;em haupt/ und will den &#x017F;tab<lb/>
u&#x0364;ber ihn brechen/ daß er gerichtet werde; da kam<lb/>
ich/ und der arme &#x017F;u&#x0364;nder erbarmete mich/ und<lb/>
ich fiel auff meine knie und &#x017F;prach: <hi rendition="#fr">Ach HEr&#xA75B;/</hi><lb/>
erbarme dich des armen &#x017F;u&#x0364;nders/ vergieb<lb/>
ihm &#x017F;eine &#x017F;u&#x0364;nden/ und nim&#x0303; ihn wieder zu gna-<lb/>
den an. <hi rendition="#fr">Ach du <hi rendition="#g">HERR JESUS</hi><lb/>
CHri&#x017F;tus/</hi> in das elend &#x017F;ind wir wieder gera-<lb/>
then/ wir haben uns in das gro&#x0364;&#x017F;te verderben<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt; wie un&#x017F;ere &#x017F;tamm-eltern auch ge-<lb/>
than haben/ da du &#x017F;ie in den Paradiß-garten<lb/>
ge&#x017F;etzt/ wo &#x017F;ie eine gro&#x017F;&#x017F;e her&#xA75B;lichkeit gehabt ha&#x0364;t-<lb/>
ten; aber die &#x017F;chlang hat Eva betrogen/ daß &#x017F;ie<lb/>
von dem verbotenen baum ge&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;ind in<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te ungnade gefallen/ und i&#x017F;t dein zorn<lb/>
noch nicht ausgelo&#x0364;&#x017F;chet; wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch alle<lb/>
des zeitlichen todes &#x017F;terben; wiewol du aber/<lb/>
hertzlieber JE&#x017F;us/ zur fu&#x0364;lle deiner zeit bi&#x017F;t auff<lb/>
die welt geboren wie ein anderer men&#x017F;ch/ und<lb/>
barmhertzigkeit den armen &#x017F;u&#x0364;ndern erzeiget ha&#x017F;t/<lb/>
und ha&#x017F;t dir eine kirche und lob bereit auff erden/<lb/>
un&#x0303; den men&#x017F;chen deine zukunfft verku&#x0364;ndigen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und ein end der welt/ und ha&#x017F;t zu wachen<lb/>
befohlen/ daß man &#x017F;ich &#x017F;olte fu&#x0364;r&#x017F;ehen fu&#x0364;r den<lb/>
wo&#x0364;lffen/ die in &#x017F;chaafskleidern kommen werden/<lb/>
inwendig aber rei&#x017F;&#x017F;ende wo&#x0364;lffe &#x017F;ind; nun i&#x017F;t die<lb/>
gantze Chri&#x017F;tenheit voller wo&#x0364;lfe und fal&#x017F;cher Leh-<lb/>
rer worden durch einbla&#x017F;en der &#x017F;chlange des teuf-<lb/>
fels; daßdas blinde Pab&#x017F;tthum zu einem &#x017F;chwa&#xA75B;-<lb/>
tzen verdammten drachen worden/ das der teuf-<lb/>
fel alles u&#x0364;berzogen und verfu&#x0364;hret/ in &#x017F;e&#x017F;te fe&#x017F;&#x017F;el<lb/>
ver&#x017F;trickt und verknu&#x0364;pfft/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht mehr<lb/>
he&#xA75B;aus ko&#x0364;n&#x0303;en wickeln/ und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ins ewige ho&#x0364;l-<lb/>
li&#x017F;che feuer geworffen werden/ da heulen und<lb/>
za&#x0364;hnklappern &#x017F;eyn wird; wehe/ wehe dem<lb/>
&#x017F;chwartzen drachen/ der die lehre verderbet/ lu&#x0364;gen<lb/>
fu&#x0364;r die wahrheit eingefu&#x0364;hrt/ den tod fu&#x0364;r das le-<lb/>
ben/ die fin&#x017F;terniß fu&#x0364;r das licht; und du/ gerech-<lb/>
ter GOtt/ ha&#x017F;t dir noch ein kleines ha&#x0364;ufflein<lb/>
u&#x0364;brig behalten/ einen och&#x017F;en/ der auff der &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/><cb/>
weyde heute gegra&#x017F;et hat/ den du in deinem &#x017F;chutz<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/>
erhalten ha&#x017F;t biß hieher/ aber der ochs &#x017F;ich nicht<lb/>
un&#x017F;chuldig zehlen kan/ die Evangeli&#x017F;chen Chri-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;ind auch im grund allerley la&#x017F;tern ergeben;<lb/>
darum ha&#x017F;tu &#x017F;ie aus dem him&#x0303;elreich ge&#x017F;chafft/ un&#x0303;<lb/>
ha&#x0364;lte&#x017F;t dein gericht u&#x0364;ber uns/ und wir &#x017F;ind in den<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nden gefangen/ und ausge&#x017F;peyt aus deinem<lb/>
Go&#x0364;ttlichen mund; wie aber du gerechter GOtt<lb/>
mich deine magd ha&#x017F;t neugeboren/ und mich ge-<lb/>
heiliget/ erfu&#x0364;llet mit dem gei&#x017F;t deines worts und<lb/>
zeugniß/ fu&#x0364;&#xA75B; die Evangeli&#x017F;chen Chri&#x017F;ten zu ruffen<lb/>
und |zu beten tag und nacht; dieweil du zwey<lb/>
weh&#x017F;ta&#x0364;be in dein&#x0113; ha&#x0364;nden ha&#x017F;t/ Tu&#x0364;rck un&#x0303; Pab&#x017F;t/<lb/>
und mich als einen &#x017F;anfft-&#x017F;tab brauche&#x017F;t/ zu tro&#x017F;t<lb/>
dem och&#x017F;en/ der auff der weyde gegangen i&#x017F;t/ des<lb/>
Luthers volck/ &#x017F;o bete ich zu dir; O du aller-<lb/>
lieb&#x017F;ter JE&#x017F;us/ vergib uns un&#x017F;ere &#x017F;chwere &#x017F;u&#x0364;nden<lb/>
und u&#x0364;bertretung/ &#x017F;ey uns gna&#x0364;dig/ erbarme dich<lb/>
u&#x0364;ber die &#x017F;cha&#x0364;fflein deiner heerde; denn die &#x017F;chlan-<lb/>
ge hat uns abermal betrogen und von deinen<lb/>
geboten und rechten abgefu&#x0364;hret; wir erkennen<lb/>
und bekennen/ daß wir uns fu&#x0364;r dir ver&#x017F;u&#x0364;ndiget<lb/>
haben/ und &#x017F;ind gottloß und abtru&#x0364;nnig worden/<lb/>
und &#x017F;ind gelauffen von der erlo&#x0364;&#x017F;ung zur gefa&#x0364;ng-<lb/>
niß/ von dem licht in die fin&#x017F;terniß/ vom le-<lb/>
ben zumtod/ von der gnade zur ungnade/ vom<lb/>
guten zum bo&#x0364;&#x017F;en; un&#x017F;ere unerkannte &#x017F;u&#x0364;nden<lb/>
&#x017F;ind immer fu&#x0364;r deinen augen; wir &#x017F;cheuen und<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;men un&#x017F;ere augen zu dir/ O gerechter Gott/<lb/>
auffzuheben/ denn du bi&#x017F;t heilig/ daß du das bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;e nicht &#x017F;ehen kan&#x017F;t; Ach HErr JE&#x017F;us/ geh hin<lb/>
zu deinem himmli&#x017F;chen vatter/ und ver&#x017F;o&#x0364;hne uns<lb/>
noch la&#x0364;nger bey ihm/ wie du biß daher gethan<lb/>
ha&#x017F;t/ und nim&#x0303; uns wieder zu gnaden an; &#x017F;chreibe<lb/>
uns wiede&#xA75B;um in das buch des lebens/ da&#xA75B;aus du<lb/>
uns getilget; den&#x0303; wir &#x017F;ind deiner ha&#x0364;nde werck/ du<lb/>
ha&#x017F;t uns gemacht/ und nicht wir &#x017F;elb&#x017F;t; gedencke/<lb/>
daß wir erd und &#x017F;taub &#x017F;ind; in der ho&#x0364;lle danckt<lb/>
man dir nicht/ &#x017F;o &#x017F;agt auch der &#x017F;taub dein lob<lb/>
nicht. Ach HEr&#xA75B; JE&#x017F;us/ erbarme dich doch wie-<lb/>
der u&#x0364;ber uns; es glaubets doch niemand/ daß du<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr zu&#x0364;rne&#x017F;t/ und wer fu&#x0364;rchtet &#x017F;ich fu&#x0364;r deiner<lb/>
ungnade u&#x0364;ber uns? HEr&#xA75B;/ deine magd weinet/<lb/>
deine magd flohet/ deine magd &#x017F;eufftzet/ deine<lb/>
magd betet; tag und nacht trage ich &#x017F;orge fu&#x0364;r<lb/>
die/ &#x017F;o du mir gegeben ha&#x017F;t; denn &#x017F;ie &#x017F;ind alle in<lb/>
den gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chuld-thurn geworffen; du gerechter<lb/>
richter Chri&#x017F;tus Je&#x017F;us/ das kerbholtz ha&#x017F;tu gantz<lb/>
vollge&#x017F;chnitten von un&#x017F;ern &#x017F;u&#x0364;nd&#x0113;/ da i&#x017F;t keine be-<lb/>
zahlung/ keine rechnung noch er&#x017F;etzung der gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;chuld; denn das volck i&#x017F;t toll und voll wor-<lb/>
den/ in ihrer hurerey. So/ und auff dergleichen<lb/>
art betete ich fu&#x0364;r das volck; denn ich &#x017F;ahe im ge-<lb/>
&#x017F;icht einen wirth in &#x017F;eine &#x017F;tube hinein treten/ der<lb/>
hatte ein ke&#xA75B;bholtz/ das wa&#xA75B; gantz voll ange&#x017F;chnit-<lb/>
ten/ und um den ti&#x017F;ch und banck &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en und la-<lb/>
gen lauter vollge&#x017F;offene ma&#x0364;nner/ ein theil<lb/>
&#x017F;chlieffen/ ein theil wachten/ und der wirth fo-<lb/>
derte die zech an &#x017F;ie; und ob &#x017F;ie &#x017F;ich gleich ent&#x017F;chul-<lb/>
digten/ &#x017F;ie ha&#x0364;tten nichts/ trang er doch auf die be-<lb/>
zahlung/ oder &#x017F;ie &#x017F;olten ins gefa&#x0364;ngniß gewo&#xA75B;ffen<lb/>
werden; und die ma&#x0364;nner hatten weder hut noch<lb/>
ro&#x0364;cke noch &#x017F;chuhe an ihren fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; da erbarmeten<lb/>
mich die armëleute/ und bat den wirth/ ich wolle<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie bezahlen/ er &#x017F;olte nur gedult mit ihnen<lb/>
haben; da gab er &#x017F;ich zu frieden. Der wirth i&#x017F;t<lb/>
JE&#x017F;us CHri&#x017F;tus/ die ga&#x0364;&#x017F;te das Lutheri&#x017F;che<lb/>
volck/ meine fu&#x0364;rbitt jetzt be&#x017F;chriebenes gebet!<lb/>
Endlich &#x017F;ahe ich die &#x017F;tadt als ein gro&#x017F;&#x017F;es &#x017F;chwan-<lb/>
geres weib/ deren zeit herbeykommen/ daß &#x017F;ie ge-<lb/>
ba&#x0364;ren &#x017F;olt/ und ihre ammenweiber &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en alle<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Dritter Theil.</hi> M m 2</fw><fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0287] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin. zu machen; freuet euch meiner alle; die bißher ge- aͤngſtet worden ſind von den feinden/ den fal- ſchen Lehrern des Pabſtthums/ ich will eure er- loͤſung ſeyn; ſo ſpricht der HErr HErr/ alle ge- fangene ſeelen ſollen erloͤſet werden. Jch bin hier die wahrheit zu bekennen. Drittens ſahe ich im geſichte/ wie mein mann als ſchloßwaͤchter bey dem Fuͤrſten Albrecht Ernſt auff dem thurn ſtund auszuſchreyen/ und der Printz war einig mit ſeinem vater; und ich ſahe/ daß ſich mein mann vollgeſoffen und taumelte; da ſprach der Printz zu dem alten Fuͤrſten/ wir wollen ſie ab- ſchaffen/ ſie bleiben nicht bey uns; ich aber ſprach ich wolle bey ihnen bleiben; da antworteten ſie/ ſie haͤtten mich nicht gedinget/ ſondern den mann; muſte ich alſo ſamt dem vollen mann fort aus dem ſchloß; ich machte endlich eine ſup- plication, auff daß der mann wieder angenom- men wuͤrde und an ſeinen dienſt kaͤme/ und machte mir der mañ groſſe ſorgen und jammer/ biß ich ihn wieder zu gnaden brachte/ um ſeiner trunckenheit willen; alſo bin ich um des Luthe- riſchen abtꝛuͤnnigen volcks willen/ welches mein mañ abbildet/ ſamt ihnē vom Vater und Sohn aus dem himmel geſtoſſen geweſen/ und muſte 27. wochen in des teuffels ketten liegen/ und bitten und flehen/ biß ich ſie wieder zu gnaden brachte. Uber eben dieſes hatte ich auch dieſes geſicht: Jch hoͤrete in der ſtadt die armeſuͤn- ders glocken leuten/ der marckt war voller men- ſchen/ und man fuͤhrte den armen ſuͤnder die ſtadt herab mit bloſſem haupt/ und will den ſtab uͤber ihn brechen/ daß er gerichtet werde; da kam ich/ und der arme ſuͤnder erbarmete mich/ und ich fiel auff meine knie und ſprach: Ach HErꝛ/ erbarme dich des armen ſuͤnders/ vergieb ihm ſeine ſuͤnden/ und nim̃ ihn wieder zu gna- den an. Ach du HERR JESUS CHriſtus/ in das elend ſind wir wieder gera- then/ wir haben uns in das groͤſte verderben geſtuͤrtzt; wie unſere ſtamm-eltern auch ge- than haben/ da du ſie in den Paradiß-garten geſetzt/ wo ſie eine groſſe herꝛlichkeit gehabt haͤt- ten; aber die ſchlang hat Eva betrogen/ daß ſie von dem verbotenen baum geſſen/ und ſind in die groͤſte ungnade gefallen/ und iſt dein zorn noch nicht ausgeloͤſchet; wir muͤſſen noch alle des zeitlichen todes ſterben; wiewol du aber/ hertzlieber JEſus/ zur fuͤlle deiner zeit biſt auff die welt geboren wie ein anderer menſch/ und barmhertzigkeit den armen ſuͤndern erzeiget haſt/ und haſt dir eine kirche und lob bereit auff erden/ uñ den menſchen deine zukunfft verkuͤndigen laſ- ſen/ und ein end der welt/ und haſt zu wachen befohlen/ daß man ſich ſolte fuͤrſehen fuͤr den woͤlffen/ die in ſchaafskleidern kommen werden/ inwendig aber reiſſende woͤlffe ſind; nun iſt die gantze Chriſtenheit voller woͤlfe und falſcher Leh- rer worden durch einblaſen der ſchlange des teuf- fels; daßdas blinde Pabſtthum zu einem ſchwaꝛ- tzen verdammten drachen worden/ das der teuf- fel alles uͤberzogen und verfuͤhret/ in ſeſte feſſel verſtrickt und verknuͤpfft/ daß ſie ſich nicht mehr heꝛaus koͤñen wickeln/ und muͤſſen ins ewige hoͤl- liſche feuer geworffen werden/ da heulen und zaͤhnklappern ſeyn wird; wehe/ wehe dem ſchwartzen drachen/ der die lehre verderbet/ luͤgen fuͤr die wahrheit eingefuͤhrt/ den tod fuͤr das le- ben/ die finſterniß fuͤr das licht; und du/ gerech- ter GOtt/ haſt dir noch ein kleines haͤufflein uͤbrig behalten/ einen ochſen/ der auff der ſchoͤnen weyde heute gegraſet hat/ den du in deinem ſchutz erhalten haſt biß hieher/ aber der ochs ſich nicht unſchuldig zehlen kan/ die Evangeliſchen Chri- ſten ſind auch im grund allerley laſtern ergeben; darum haſtu ſie aus dem him̃elreich geſchafft/ uñ haͤlteſt dein gericht uͤber uns/ und wir ſind in den ſuͤnden gefangen/ und ausgeſpeyt aus deinem Goͤttlichen mund; wie aber du gerechter GOtt mich deine magd haſt neugeboren/ und mich ge- heiliget/ erfuͤllet mit dem geiſt deines worts und zeugniß/ fuͤꝛ die Evangeliſchen Chriſten zu ruffen und |zu beten tag und nacht; dieweil du zwey wehſtaͤbe in deinē haͤnden haſt/ Tuͤrck uñ Pabſt/ und mich als einen ſanfft-ſtab braucheſt/ zu troſt dem ochſen/ der auff der weyde gegangen iſt/ des Luthers volck/ ſo bete ich zu dir; O du aller- liebſter JEſus/ vergib uns unſere ſchwere ſuͤnden und uͤbertretung/ ſey uns gnaͤdig/ erbarme dich uͤber die ſchaͤfflein deiner heerde; denn die ſchlan- ge hat uns abermal betrogen und von deinen geboten und rechten abgefuͤhret; wir erkennen und bekennen/ daß wir uns fuͤr dir verſuͤndiget haben/ und ſind gottloß und abtruͤnnig worden/ und ſind gelauffen von der erloͤſung zur gefaͤng- niß/ von dem licht in die finſterniß/ vom le- ben zumtod/ von der gnade zur ungnade/ vom guten zum boͤſen; unſere unerkannte ſuͤnden ſind immer fuͤr deinen augen; wir ſcheuen und ſchaͤmen unſere augen zu dir/ O gerechter Gott/ auffzuheben/ denn du biſt heilig/ daß du das boͤ- ſe nicht ſehen kanſt; Ach HErr JEſus/ geh hin zu deinem himmliſchen vatter/ und verſoͤhne uns noch laͤnger bey ihm/ wie du biß daher gethan haſt/ und nim̃ uns wieder zu gnaden an; ſchreibe uns wiedeꝛum in das buch des lebens/ daꝛaus du uns getilget; deñ wir ſind deiner haͤnde werck/ du haſt uns gemacht/ und nicht wir ſelbſt; gedencke/ daß wir erd und ſtaub ſind; in der hoͤlle danckt man dir nicht/ ſo ſagt auch der ſtaub dein lob nicht. Ach HErꝛ JEſus/ erbarme dich doch wie- der uͤber uns; es glaubets doch niemand/ daß du ſo ſehr zuͤrneſt/ und wer fuͤrchtet ſich fuͤr deiner ungnade uͤber uns? HErꝛ/ deine magd weinet/ deine magd flohet/ deine magd ſeufftzet/ deine magd betet; tag und nacht trage ich ſorge fuͤr die/ ſo du mir gegeben haſt; denn ſie ſind alle in den groſſen ſchuld-thurn geworffen; du gerechter richter Chriſtus Jeſus/ das kerbholtz haſtu gantz vollgeſchnitten von unſern ſuͤndē/ da iſt keine be- zahlung/ keine rechnung noch erſetzung der groſ- ſen ſchuld; denn das volck iſt toll und voll wor- den/ in ihrer hurerey. So/ und auff dergleichen art betete ich fuͤr das volck; denn ich ſahe im ge- ſicht einen wirth in ſeine ſtube hinein treten/ der hatte ein keꝛbholtz/ das waꝛ gantz voll angeſchnit- ten/ und um den tiſch und banck ſaſſen und la- gen lauter vollgeſoffene maͤnner/ ein theil ſchlieffen/ ein theil wachten/ und der wirth fo- derte die zech an ſie; und ob ſie ſich gleich entſchul- digten/ ſie haͤtten nichts/ trang er doch auf die be- zahlung/ oder ſie ſolten ins gefaͤngniß gewoꝛffen werden; und die maͤnner hatten weder hut noch roͤcke noch ſchuhe an ihren fuͤſſen; da erbarmeten mich die armëleute/ und bat den wirth/ ich wolle fuͤr ſie bezahlen/ er ſolte nur gedult mit ihnen haben; da gab er ſich zu frieden. Der wirth iſt JEſus CHriſtus/ die gaͤſte das Lutheriſche volck/ meine fuͤrbitt jetzt beſchriebenes gebet! Endlich ſahe ich die ſtadt als ein groſſes ſchwan- geres weib/ deren zeit herbeykommen/ daß ſie ge- baͤren ſolt/ und ihre ammenweiber ſaſſen alle um Jahr MDC. biß MDCC. Jahr MDC. biß MDCC. A. K. H. Dritter Theil. M m 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/287
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/287>, abgerufen am 22.12.2024.