Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. III. C. XXVII. Von denen gesichtern Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ren/ und sprechen sie dem weiblichen geschlecht
gantz und gar ab/ da doch in diesem stücke im geist
CHristi weder mann oder weib/ sondern alles
eins/ Gal. 3. 28. machen daher aus Pauli Epi-
steln diesen II. einwurff: Die weiber sollen
schweigen in der gemeine.
Wir wollen be-
de ort genau besehen/ ob diß auch auff dieses und
andere dergleichen weiber könne gezogen wer-
den: So spricht nun Paulus 1. Cor. 10. 34.
Eure weiber lasset schweigen in der ge-
meine.
Hier siehet man/ daß dieser spruch nur
auff die Corinthischen weiber selbiger zeit/ und
auff damalige kirchen-gebräuche zielet; was
waren dieß für weiber? (1) Welche selber noch
brauchten/ daß sie unterrichtet würden; dann
so setzt Paulus dazu: Wollen sie etwas lernen/ so
last sie zu haus ihre männer fragen. Das wort
GOttes hatte noch nicht so reichlich unter den
Corinthiern gewohnet/ daß auch ihre weiber/
welche doch immer im haußwesen zu thun hat-
ten/ dasselbige hätten lehren und predigen kön-
nen/ sondern es war erst zu ihnen kommen/
wie Paulus dazu setzt/ und noch nicht von
ihnen auskommen; darum weil die männer
noch kaum recht unterrichtet waren/ welche mehr
zeit dazu hatten/ solten die weiber/ die noch we-
niger wusten/ in der gemeine schweigen/ und
nicht andere zu lehren sich unterstehen. (2) Rich-
teten sie daher an unordnung in der gemeine; denn
es war nicht so damals/ daß nur einer auff der
cantzel allein das lehramt hatte/ sondern wann
einer in der gemeine auff gehöret/ fing der andere
an; da wolten dann diese noch unwissende wei-
ber auch darunter fragen und reden/ wodurch
andere verhindert/ und also unordnung ange-
richtet wurde; daher setzt Paulus dazu:
GOTT ist nicht ein GOTT der unord-
nung. Lasset alles ordentlich zugehen. (3)
Verbietet Paulus das reden solcher weiber/
welche sich gleichsam dadurch über die männer
überheben wollen; darum sagt er/ sie sollen schwei-
gen und vielmehr unterthan seyn/ und sich von ih-
ren männern besser unterrichten lassen. Darnach
schreibt Paulus 1. Tim. 2. 12. Einem weibe ge-
statte ich nicht/ daß sie lehre.
Da schliesset
man richtig aus den vorhergehenden und nachfol-
gende orte/ daß es ebendergleiche beschaffenheit/
als mit der Corinthische/ gehabt. (1.) Sie muste
selber noch lernen; so stehet vorher: Ein weib/ nem-
lich in der damalig neu auffgerichteten gemeine/
lerne in der stille; denn er muste sie erst beten ler-
nen/ zur zucht in kleidern vermahne/ die ordnung
der schöpffung erst weisen/ wie Adam zuerst ge-
schaffen/ hernach Eva aus ihm gebildet; wie
konte er dergleichen weibern gestatten/ daß sie
lehreten? (2.) War es ihm auch um die ord-
nung zu thun/ darum will er die stille von ihnen
haben; denn wo diese ist/ da ist die ordnung. Jn
der vorigen Corinthischen vermahnung heist er
diese stille den frieden; Gottsey ein GOtt des frie-
dens/ welchen er der unordnung entgegen setzt.
(3.) Vermahnet er diese weiber/ wie jene/ zur
unterthänigkeit/ daß sie nicht des mannes herr
seyn sollen. Was endlich in beyden angeführten
orten zu mercken/ ist/ daß er von weibes-personen
redet/ welche im ehestand lebten/ und also sorg-
ten/ was die welt/ das hauß/ und dem mann an-
gehöret/ welcher stand wol an der seeligkeit ver-
hindert/ wie Paulus hier dazu setzt; daß sie denn-
noch können darinnen selig werden/ so sie blei-
ben im glauben/ und in der liebe/ und in der
[Spaltenumbruch] heiligung samt der zucht/ auch durch diesenJahr
MDC.
biß
MDCC.

stand die brüderliche erbauung nicht aufgehobe
wird; wie er sie hierbey Gottseligkeit durch gute
wercke zu beweiesen auffmuntert/ und jene gegen
diese Corinthische weiber weit vollkommenere
Prisca mit ihrem Aquila wol wird viel erbauet
haben/ und noch viel heut zu tag also erbauet
werden/ jedennoch wird man finden/ daß die
gabe eines Prophetischen geistes diejenige wei-
besbilder vor allen genossen/ welche jungfrauen
oder witben waren: Diesem klaren verstand nach
können diese sprüche auff dieses weib nicht gezo-
gen werden; dann/ (1.) hat sie so wol als Pau-
lus des geistes erstlinge/ gibt auch wegen ihrer
erleuchtung die wort Joel. 2. zur antwort: Jch
will meinen geist ausgiessen über alles fleisch etc.
Denn im 30. jahre ihres alters anno 1662. ist sie
von GOtt erleuchtet/ und der H. Geist gleich
einem flammenden feuer/ so ihren leib durch-
drang/ über sie ausgegossen worden/ wodurch sie
in allen geistlichen sachen augenblicklich sattsam
unterrichtet gewesen/ auch so gar/ daß/ da sie vor-
her keine feder zu halten wuste/ alsbald ihre ge-
sichte und befehle von Gott an das volck leserlich
auffzeichnen können: Wie denn der damalige
Pfarrherr zu Onoldsbach auff der cantzel diesen
punct denen obern und der gemeine zu überle-
gen gab; ob es nicht ein zeichen der geschehenen
erleuchtung/ daß sie damals in einer nacht schrei-
ben lernen/ welches sie vorher/ wie allen bewust/
nicht kunte/ anjetzt/ da sie die schrifft gelesen/
kan sie auch gründliche nachricht aus derselben
geben. Wenn man ihr also vorerwehnte sprüche
Pauli vorhält/ so antwortet sie/ Paulus sey zu
seinen gemeinden/ und sie zu der ihrigen beruffen/
seine reguln gingen sie nicht an/ sondern sie
schriebe vielmehr selbste in eben dem Geist Pauli
allem unordentlichem wesen gebührende reguln
vor. (2.) Fängt also keine unordnung in der
gemeine an/ sondern diejenige fangen sie an/
welche den geist in ihr dämpffen und in ihrer
schulweißheit allein hoch seyn wollen/ ob sie
gleich nicht allein auff öffentlichen gassen/ wenn
an denen marckt-tägen das volck versammlet/ ih-
nen von dem Reich GOttes und dem jüngsten-
tag vorpredigt/ und zu einem ordentlichen leben
auffmuntert/ sondern auch anfangs/ wann es
am letzten gesetz des liedes war/ freudig/ ohne
vorher gemachtes concept, auff die cantzel ging/
und das volck etliche stunden lang würde geleh-
ret haben/ wenn es ihr wäre verstattet worden.
Die alten Propheten predigte auch auf der gas-
sen und unter den thoren des tempels/ wie Jere-
mias; die damalige Priester machten denen Pro-
pheten das predigen nicht disputirlich/ wie die-
se heutigen/ das wort in der gemeine zu haben/
allein zu sich gerissen. Sie solten mit CHristo
sagen: Wer nicht wider uns ist/ der ist für uns/
wehret es nicht; solten mit Paulo den Aga-
bum
immer prophezeyen lassen/ und froh seyn/
wenn viel wären/ die nach der gabe des weissa-
gens strebten/ noch freudiger/ wenn etliche sie
schon hätten. (3.) Von ihrem beruff an/ die etli-
che 30. jahr hero/ wartet sie zwar ihres häuß-
lichen wesens in so viel/ als die höchste noth-
durfft erfordert/ lebt aber/ ob gleich ihr mann
noch am leben/ diese gantze zeit über als eine
wittbe. Wenn die fleischliche welt/ oder andere
gute einfältige/ ihr dieses als einen sonderbaren
gewissens-punct verheben/ so weiset sie diesel-
bigen in die schrifft zu dem Prophete Hosea/ dem

befahl
K k 3

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichtern Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ren/ und ſprechen ſie dem weiblichen geſchlecht
gantz uñ gaꝛ ab/ da doch in dieſem ſtuͤcke im geiſt
CHriſti weder mann oder weib/ ſondern alles
eins/ Gal. 3. 28. machen daher aus Pauli Epi-
ſteln dieſen II. einwurff: Die weiber ſollen
ſchweigen in der gemeine.
Wir wollen be-
de ort genau beſehen/ ob diß auch auff dieſes und
andere dergleichen weiber koͤnne gezogen wer-
den: So ſpricht nun Paulus 1. Cor. 10. 34.
Eure weiber laſſet ſchweigen in der ge-
meine.
Hier ſiehet man/ daß dieſer ſpruch nur
auff die Corinthiſchen weiber ſelbiger zeit/ und
auff damalige kirchen-gebraͤuche zielet; was
waren dieß fuͤr weiber? (1) Welche ſelber noch
brauchten/ daß ſie unterrichtet wuͤrden; dann
ſo ſetzt Paulus dazu: Wollen ſie etwas leꝛnen/ ſo
laſt ſie zu haus ihre maͤnner fragen. Das wort
GOttes hatte noch nicht ſo reichlich unter den
Corinthiern gewohnet/ daß auch ihre weiber/
welche doch immer im haußweſen zu thun hat-
ten/ daſſelbige haͤtten lehren und predigen koͤn-
nen/ ſondern es war erſt zu ihnen kommen/
wie Paulus dazu ſetzt/ und noch nicht von
ihnen auskommen; darum weil die maͤnner
noch kaum recht unteꝛrichtet waren/ welche mehꝛ
zeit dazu hatten/ ſolten die weiber/ die noch we-
niger wuſten/ in der gemeine ſchweigen/ und
nicht andere zu lehren ſich unteꝛſtehen. (2) Rich-
teten ſie daher an unoꝛdnung in der gemeine; deñ
es war nicht ſo damals/ daß nur einer auff der
cantzel allein das lehramt hatte/ ſondern wann
einer in der gemeine auff gehoͤret/ fing der andere
an; da wolten dann dieſe noch unwiſſende wei-
ber auch darunter fragen und reden/ wodurch
andere verhindert/ und alſo unordnung ange-
richtet wurde; daher ſetzt Paulus dazu:
GOTT iſt nicht ein GOTT der unord-
nung. Laſſet alles ordentlich zugehen. (3)
Verbietet Paulus das reden ſolcher weiber/
welche ſich gleichſam dadurch uͤber die maͤnner
uͤbeꝛheben wollen; darum ſagt eꝛ/ ſie ſollen ſchwei-
gen und vielmehr unterthan ſeyn/ uñ ſich von ih-
ren maͤnnern beſſer unterrichten laſſen. Darnach
ſchꝛeibt Paulus 1. Tim. 2. 12. Einem weibe ge-
ſtatte ich nicht/ daß ſie lehre.
Da ſchlieſſet
man richtig aus den voꝛhergehenden uñ nachfol-
gendē oꝛtē/ daß es ebendergleichē beſchaffenheit/
als mit der Corinthiſchē/ gehabt. (1.) Sie muſtē
ſelbeꝛ noch lernen; ſo ſtehet voꝛheꝛ: Ein weib/ nem-
lich in der damalig neu auffgerichteten gemeine/
lerne in der ſtille; denn er muſte ſie erſt beten ler-
nen/ zur zucht in kleidern vermahnē/ die ordnung
der ſchoͤpffung erſt weiſen/ wie Adam zuerſt ge-
ſchaffen/ hernach Eva aus ihm gebildet; wie
konte er dergleichen weibern geſtatten/ daß ſie
lehreten? (2.) War es ihm auch um die ord-
nung zu thun/ darum will er die ſtille von ihnen
haben; denn wo dieſe iſt/ da iſt die ordnung. Jn
der vorigen Corinthiſchen vermahnung heiſt er
dieſe ſtille den frieden; Gottſey ein GOtt des frie-
dens/ welchen er der unordnung entgegen ſetzt.
(3.) Vermahnet er dieſe weiber/ wie jene/ zur
unterthaͤnigkeit/ daß ſie nicht des mannes herꝛ
ſeyn ſollen. Was endlich in beyden angefuͤhrten
orten zu mercken/ iſt/ daß er von weibes-perſonen
redet/ welche im eheſtand lebten/ und alſo ſorg-
ten/ was die welt/ das hauß/ und dem mann an-
gehoͤret/ welcher ſtand wol an der ſeeligkeit ver-
hindert/ wie Paulus hier dazu ſetzt; daß ſie denn-
noch koͤnnen darinnen ſelig werden/ ſo ſie blei-
ben im glauben/ und in der liebe/ und in der
[Spaltenumbruch] heiligung ſamt der zucht/ auch durch dieſenJahr
MDC.
biß
MDCC.

ſtand die bruͤderliche erbauung nicht aufgehobē
wird; wie er ſie hierbey Gottſeligkeit durch gute
wercke zu beweieſen auffmuntert/ und jene gegen
dieſe Corinthiſche weiber weit vollkommenere
Priſca mit ihrem Aquila wol wird viel erbauet
haben/ und noch viel heut zu tag alſo erbauet
werden/ jedennoch wird man finden/ daß die
gabe eines Prophetiſchen geiſtes diejenige wei-
besbilder vor allen genoſſen/ welche jungfrauen
oder witben waren: Dieſem klaren veꝛſtand nach
koͤnnen dieſe ſpruͤche auff dieſes weib nicht gezo-
gen werden; dann/ (1.) hat ſie ſo wol als Pau-
lus des geiſtes erſtlinge/ gibt auch wegen ihrer
erleuchtung die wort Joel. 2. zur antwort: Jch
will meinen geiſt ausgieſſen uͤber alles fleiſch ꝛc.
Denn im 30. jahre ihres alters anno 1662. iſt ſie
von GOtt erleuchtet/ und der H. Geiſt gleich
einem flammenden feuer/ ſo ihren leib durch-
drang/ uͤber ſie ausgegoſſen worden/ wodurch ſie
in allen geiſtlichen ſachen augenblicklich ſattſam
unterrichtet geweſen/ auch ſo gar/ daß/ da ſie vor-
her keine feder zu halten wuſte/ alsbald ihre ge-
ſichte und befehle von Gott an das volck leſerlich
auffzeichnen koͤnnen: Wie denn der damalige
Pfarꝛherꝛ zu Onoldsbach auff der cantzel dieſen
punct denen obern und der gemeine zu uͤberle-
gen gab; ob es nicht ein zeichen der geſchehenen
eꝛleuchtung/ daß ſie damals in eineꝛ nacht ſchrei-
ben lernen/ welches ſie vorher/ wie allen bewuſt/
nicht kunte/ anjetzt/ da ſie die ſchrifft geleſen/
kan ſie auch gruͤndliche nachricht aus derſelben
geben. Wenn man ihr alſo vorerwehnte ſpruͤche
Pauli vorhaͤlt/ ſo antwortet ſie/ Paulus ſey zu
ſeinen gemeinden/ und ſie zu der ihrigen beruffen/
ſeine reguln gingen ſie nicht an/ ſondern ſie
ſchriebe vielmehr ſelbſtē in eben dem Geiſt Pauli
allem unordentlichem weſen gebuͤhrende reguln
vor. (2.) Faͤngt alſo keine unordnung in der
gemeine an/ ſondern diejenige fangen ſie an/
welche den geiſt in ihr daͤmpffen und in ihrer
ſchulweißheit allein hoch ſeyn wollen/ ob ſie
gleich nicht allein auff oͤffentlichen gaſſen/ wenn
an denen maꝛckt-taͤgen das volck verſammlet/ ih-
nen von dem Reich GOttes und dem juͤngſten-
tag vorpredigt/ und zu einem ordentlichen leben
auffmuntert/ ſondern auch anfangs/ wann es
am letzten geſetz des liedes war/ freudig/ ohne
vorher gemachtes concept, auff die cantzel ging/
und das volck etliche ſtunden lang wuͤrde geleh-
ret haben/ wenn es ihr waͤre verſtattet worden.
Die alten Propheten predigtē auch auf der gaſ-
ſen und unter den thoren des tempels/ wie Jere-
mias; die damalige Prieſter machten denen Pro-
pheten das predigen nicht diſputirlich/ wie die-
ſe heutigen/ das wort in der gemeine zu haben/
allein zu ſich geriſſen. Sie ſolten mit CHriſto
ſagen: Wer nicht wider uns iſt/ der iſt fuͤr uns/
wehret es nicht; ſolten mit Paulo den Aga-
bum
immer prophezeyen laſſen/ und froh ſeyn/
wenn viel waͤren/ die nach der gabe des weiſſa-
gens ſtrebten/ noch freudiger/ wenn etliche ſie
ſchon haͤtten. (3.) Von ihrem beruff an/ die etli-
che 30. jahr hero/ wartet ſie zwar ihres haͤuß-
lichen weſens in ſo viel/ als die hoͤchſte noth-
durfft erfordert/ lebt aber/ ob gleich ihr mann
noch am leben/ dieſe gantze zeit uͤber als eine
wittbe. Wenn die fleiſchliche welt/ oder andere
gute einfaͤltige/ ihr dieſes als einen ſonderbaren
gewiſſens-punct verheben/ ſo weiſet ſie dieſel-
bigen in die ſchrifft zu dem Prophetē Hoſea/ dem

befahl
K k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0273" n="261"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> C. <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Von denen ge&#x017F;ichtern Anna&#x0364; Vetterin.</fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note>ren/ und &#x017F;prechen &#x017F;ie dem weiblichen ge&#x017F;chlecht<lb/>
gantz un&#x0303; ga&#xA75B; ab/ da doch in die&#x017F;em &#x017F;tu&#x0364;cke im gei&#x017F;t<lb/>
CHri&#x017F;ti weder mann oder weib/ &#x017F;ondern alles<lb/>
eins/ Gal. 3. 28. machen daher aus Pauli Epi-<lb/>
&#x017F;teln die&#x017F;en <hi rendition="#aq">II.</hi> einwurff: <hi rendition="#fr">Die weiber &#x017F;ollen<lb/>
&#x017F;chweigen in der gemeine.</hi> Wir wollen be-<lb/>
de ort genau be&#x017F;ehen/ ob diß auch auff die&#x017F;es und<lb/>
andere dergleichen weiber ko&#x0364;nne gezogen wer-<lb/>
den: So &#x017F;pricht nun Paulus 1. Cor. 10. 34.<lb/><hi rendition="#fr">Eure weiber la&#x017F;&#x017F;et &#x017F;chweigen in der ge-<lb/>
meine.</hi> Hier &#x017F;iehet man/ daß die&#x017F;er &#x017F;pruch nur<lb/>
auff die Corinthi&#x017F;chen weiber &#x017F;elbiger zeit/ und<lb/>
auff damalige kirchen-gebra&#x0364;uche zielet; was<lb/>
waren dieß fu&#x0364;r weiber? (1) Welche &#x017F;elber noch<lb/>
brauchten/ daß &#x017F;ie unterrichtet wu&#x0364;rden; dann<lb/>
&#x017F;o &#x017F;etzt Paulus dazu: Wollen &#x017F;ie etwas le&#xA75B;nen/ &#x017F;o<lb/>
la&#x017F;t &#x017F;ie zu haus ihre ma&#x0364;nner fragen. Das wort<lb/>
GOttes hatte noch nicht &#x017F;o reichlich unter den<lb/>
Corinthiern gewohnet/ daß auch ihre weiber/<lb/>
welche doch immer im haußwe&#x017F;en zu thun hat-<lb/>
ten/ da&#x017F;&#x017F;elbige ha&#x0364;tten lehren und predigen ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ &#x017F;ondern es war er&#x017F;t zu ihnen kommen/<lb/>
wie Paulus dazu &#x017F;etzt/ und noch nicht von<lb/>
ihnen auskommen; darum weil die ma&#x0364;nner<lb/>
noch kaum recht unte&#xA75B;richtet waren/ welche meh&#xA75B;<lb/>
zeit dazu hatten/ &#x017F;olten die weiber/ die noch we-<lb/>
niger wu&#x017F;ten/ in der gemeine &#x017F;chweigen/ und<lb/>
nicht andere zu lehren &#x017F;ich unte&#xA75B;&#x017F;tehen. (2) Rich-<lb/>
teten &#x017F;ie daher an uno&#xA75B;dnung in der gemeine; den&#x0303;<lb/>
es war nicht &#x017F;o damals/ daß nur einer auff der<lb/>
cantzel allein das lehramt hatte/ &#x017F;ondern wann<lb/>
einer in der gemeine auff geho&#x0364;ret/ fing der andere<lb/>
an; da wolten dann die&#x017F;e noch unwi&#x017F;&#x017F;ende wei-<lb/>
ber auch darunter fragen und reden/ wodurch<lb/>
andere verhindert/ und al&#x017F;o unordnung ange-<lb/>
richtet wurde; daher &#x017F;etzt Paulus dazu:<lb/><hi rendition="#g">GOTT</hi> i&#x017F;t nicht ein <hi rendition="#g">GOTT</hi> der unord-<lb/>
nung. La&#x017F;&#x017F;et alles ordentlich zugehen. (3)<lb/>
Verbietet Paulus das reden &#x017F;olcher weiber/<lb/>
welche &#x017F;ich gleich&#x017F;am dadurch u&#x0364;ber die ma&#x0364;nner<lb/>
u&#x0364;be&#xA75B;heben wollen; darum &#x017F;agt e&#xA75B;/ &#x017F;ie &#x017F;ollen &#x017F;chwei-<lb/>
gen und vielmehr unterthan &#x017F;eyn/ un&#x0303; &#x017F;ich von ih-<lb/>
ren ma&#x0364;nnern be&#x017F;&#x017F;er unterrichten la&#x017F;&#x017F;en. Darnach<lb/>
&#x017F;ch&#xA75B;eibt Paulus 1. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 2. 12. <hi rendition="#fr">Einem weibe ge-<lb/>
&#x017F;tatte ich nicht/ daß &#x017F;ie lehre.</hi> Da &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et<lb/>
man richtig aus den vo&#xA75B;hergehenden un&#x0303; nachfol-<lb/>
gend&#x0113; o&#xA75B;t&#x0113;/ daß es ebendergleich&#x0113; be&#x017F;chaffenheit/<lb/>
als mit der Corinthi&#x017F;ch&#x0113;/ gehabt. (1.) Sie mu&#x017F;t&#x0113;<lb/>
&#x017F;elbe&#xA75B; noch lernen; &#x017F;o &#x017F;tehet vo&#xA75B;he&#xA75B;: Ein weib/ nem-<lb/>
lich in der damalig neu auffgerichteten gemeine/<lb/>
lerne in der &#x017F;tille; denn er mu&#x017F;te &#x017F;ie er&#x017F;t beten ler-<lb/>
nen/ zur zucht in kleidern vermahn&#x0113;/ die ordnung<lb/>
der &#x017F;cho&#x0364;pffung er&#x017F;t wei&#x017F;en/ wie Adam zuer&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;chaffen/ hernach Eva aus ihm gebildet; wie<lb/>
konte er dergleichen weibern ge&#x017F;tatten/ daß &#x017F;ie<lb/>
lehreten? (2.) War es ihm auch um die ord-<lb/>
nung zu thun/ darum will er die &#x017F;tille von ihnen<lb/>
haben; denn wo die&#x017F;e i&#x017F;t/ da i&#x017F;t die ordnung. Jn<lb/>
der vorigen Corinthi&#x017F;chen vermahnung hei&#x017F;t er<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;tille den frieden; Gott&#x017F;ey ein GOtt des frie-<lb/>
dens/ welchen er der unordnung entgegen &#x017F;etzt.<lb/>
(3.) Vermahnet er die&#x017F;e weiber/ wie jene/ zur<lb/>
untertha&#x0364;nigkeit/ daß &#x017F;ie nicht des mannes her&#xA75B;<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ollen. Was endlich in beyden angefu&#x0364;hrten<lb/>
orten zu mercken/ i&#x017F;t/ daß er von weibes-per&#x017F;onen<lb/>
redet/ welche im ehe&#x017F;tand lebten/ und al&#x017F;o &#x017F;org-<lb/>
ten/ was die welt/ das hauß/ und dem mann an-<lb/>
geho&#x0364;ret/ welcher &#x017F;tand wol an der &#x017F;eeligkeit ver-<lb/>
hindert/ wie Paulus hier dazu &#x017F;etzt; daß &#x017F;ie denn-<lb/>
noch ko&#x0364;nnen darinnen &#x017F;elig werden/ &#x017F;o &#x017F;ie blei-<lb/>
ben im glauben/ und in der liebe/ und in der<lb/><cb/>
heiligung &#x017F;amt der zucht/ auch durch die&#x017F;en<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/>
&#x017F;tand die bru&#x0364;derliche erbauung nicht aufgehob&#x0113;<lb/>
wird; wie er &#x017F;ie hierbey Gott&#x017F;eligkeit durch gute<lb/>
wercke zu beweie&#x017F;en auffmuntert/ und jene gegen<lb/>
die&#x017F;e Corinthi&#x017F;che weiber weit vollkommenere<lb/><hi rendition="#aq">Pri&#x017F;ca</hi> mit ihrem <hi rendition="#aq">Aquila</hi> wol wird viel erbauet<lb/>
haben/ und noch viel heut zu tag al&#x017F;o erbauet<lb/>
werden/ jedennoch wird man finden/ daß die<lb/>
gabe eines Propheti&#x017F;chen gei&#x017F;tes diejenige wei-<lb/>
besbilder vor allen geno&#x017F;&#x017F;en/ welche jungfrauen<lb/>
oder witben waren: Die&#x017F;em klaren ve&#xA75B;&#x017F;tand nach<lb/>
ko&#x0364;nnen die&#x017F;e &#x017F;pru&#x0364;che auff die&#x017F;es weib nicht gezo-<lb/>
gen werden; dann/ (1.) hat &#x017F;ie &#x017F;o wol als Pau-<lb/>
lus des gei&#x017F;tes er&#x017F;tlinge/ gibt auch wegen ihrer<lb/>
erleuchtung die wort <hi rendition="#aq">Joel.</hi> 2. zur antwort: Jch<lb/>
will meinen gei&#x017F;t ausgie&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber alles flei&#x017F;ch &#xA75B;c.<lb/>
Denn im 30. jahre ihres alters <hi rendition="#aq">anno</hi> 1662. i&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
von GOtt erleuchtet/ und der H. Gei&#x017F;t gleich<lb/>
einem flammenden feuer/ &#x017F;o ihren leib durch-<lb/>
drang/ u&#x0364;ber &#x017F;ie ausgego&#x017F;&#x017F;en worden/ wodurch &#x017F;ie<lb/>
in allen gei&#x017F;tlichen &#x017F;achen augenblicklich &#x017F;att&#x017F;am<lb/>
unterrichtet gewe&#x017F;en/ auch &#x017F;o gar/ daß/ da &#x017F;ie vor-<lb/>
her keine feder zu halten wu&#x017F;te/ alsbald ihre ge-<lb/>
&#x017F;ichte und befehle von Gott an das volck le&#x017F;erlich<lb/>
auffzeichnen ko&#x0364;nnen: Wie denn der damalige<lb/>
Pfar&#xA75B;her&#xA75B; zu Onoldsbach auff der cantzel die&#x017F;en<lb/>
punct denen obern und der gemeine zu u&#x0364;berle-<lb/>
gen gab; ob es nicht ein zeichen der ge&#x017F;chehenen<lb/>
e&#xA75B;leuchtung/ daß &#x017F;ie damals in eine&#xA75B; nacht &#x017F;chrei-<lb/>
ben lernen/ welches &#x017F;ie vorher/ wie allen bewu&#x017F;t/<lb/>
nicht kunte/ anjetzt/ da &#x017F;ie die &#x017F;chrifft gele&#x017F;en/<lb/>
kan &#x017F;ie auch gru&#x0364;ndliche nachricht aus der&#x017F;elben<lb/>
geben. Wenn man ihr al&#x017F;o vorerwehnte &#x017F;pru&#x0364;che<lb/><hi rendition="#aq">Pauli</hi> vorha&#x0364;lt/ &#x017F;o antwortet &#x017F;ie/ Paulus &#x017F;ey zu<lb/>
&#x017F;einen gemeinden/ und &#x017F;ie zu der ihrigen beruffen/<lb/>
&#x017F;eine reguln gingen &#x017F;ie nicht an/ &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chriebe vielmehr &#x017F;elb&#x017F;t&#x0113; in eben dem Gei&#x017F;t Pauli<lb/>
allem unordentlichem we&#x017F;en gebu&#x0364;hrende reguln<lb/>
vor. (2.) Fa&#x0364;ngt al&#x017F;o keine unordnung in der<lb/>
gemeine an/ &#x017F;ondern diejenige fangen &#x017F;ie an/<lb/>
welche den gei&#x017F;t in ihr da&#x0364;mpffen und in ihrer<lb/>
&#x017F;chulweißheit allein hoch &#x017F;eyn wollen/ ob &#x017F;ie<lb/>
gleich nicht allein auff o&#x0364;ffentlichen ga&#x017F;&#x017F;en/ wenn<lb/>
an denen ma&#xA75B;ckt-ta&#x0364;gen das volck ver&#x017F;ammlet/ ih-<lb/>
nen von dem Reich GOttes und dem ju&#x0364;ng&#x017F;ten-<lb/>
tag vorpredigt/ und zu einem ordentlichen leben<lb/>
auffmuntert/ &#x017F;ondern auch anfangs/ wann es<lb/>
am letzten ge&#x017F;etz des liedes war/ freudig/ ohne<lb/>
vorher gemachtes <hi rendition="#aq">concept,</hi> auff die cantzel ging/<lb/>
und das volck etliche &#x017F;tunden lang wu&#x0364;rde geleh-<lb/>
ret haben/ wenn es ihr wa&#x0364;re ver&#x017F;tattet worden.<lb/>
Die alten Propheten predigt&#x0113; auch auf der ga&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und unter den thoren des tempels/ wie Jere-<lb/>
mias; die damalige Prie&#x017F;ter machten denen Pro-<lb/>
pheten das predigen nicht <hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi>lich/ wie die-<lb/>
&#x017F;e heutigen/ das wort in der gemeine zu haben/<lb/>
allein zu &#x017F;ich geri&#x017F;&#x017F;en. Sie &#x017F;olten mit CHri&#x017F;to<lb/>
&#x017F;agen: Wer nicht wider uns i&#x017F;t/ der i&#x017F;t fu&#x0364;r uns/<lb/>
wehret es nicht; &#x017F;olten mit Paulo den <hi rendition="#aq">Aga-<lb/>
bum</hi> immer prophezeyen la&#x017F;&#x017F;en/ und froh &#x017F;eyn/<lb/>
wenn viel wa&#x0364;ren/ die nach der gabe des wei&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
gens &#x017F;trebten/ noch freudiger/ wenn etliche &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chon ha&#x0364;tten. (3.) Von ihrem beruff an/ die etli-<lb/>
che 30. jahr hero/ wartet &#x017F;ie zwar ihres ha&#x0364;uß-<lb/>
lichen we&#x017F;ens in &#x017F;o viel/ als die ho&#x0364;ch&#x017F;te noth-<lb/>
durfft erfordert/ lebt aber/ ob gleich ihr mann<lb/>
noch am leben/ die&#x017F;e gantze zeit u&#x0364;ber als eine<lb/>
wittbe. Wenn die flei&#x017F;chliche welt/ oder andere<lb/>
gute einfa&#x0364;ltige/ ihr die&#x017F;es als einen &#x017F;onderbaren<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;ens-<hi rendition="#aq">punct</hi> verheben/ &#x017F;o wei&#x017F;et &#x017F;ie die&#x017F;el-<lb/>
bigen in die &#x017F;chrifft zu dem Prophet&#x0113; Ho&#x017F;ea/ dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">befahl</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0273] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichtern Annaͤ Vetterin. ren/ und ſprechen ſie dem weiblichen geſchlecht gantz uñ gaꝛ ab/ da doch in dieſem ſtuͤcke im geiſt CHriſti weder mann oder weib/ ſondern alles eins/ Gal. 3. 28. machen daher aus Pauli Epi- ſteln dieſen II. einwurff: Die weiber ſollen ſchweigen in der gemeine. Wir wollen be- de ort genau beſehen/ ob diß auch auff dieſes und andere dergleichen weiber koͤnne gezogen wer- den: So ſpricht nun Paulus 1. Cor. 10. 34. Eure weiber laſſet ſchweigen in der ge- meine. Hier ſiehet man/ daß dieſer ſpruch nur auff die Corinthiſchen weiber ſelbiger zeit/ und auff damalige kirchen-gebraͤuche zielet; was waren dieß fuͤr weiber? (1) Welche ſelber noch brauchten/ daß ſie unterrichtet wuͤrden; dann ſo ſetzt Paulus dazu: Wollen ſie etwas leꝛnen/ ſo laſt ſie zu haus ihre maͤnner fragen. Das wort GOttes hatte noch nicht ſo reichlich unter den Corinthiern gewohnet/ daß auch ihre weiber/ welche doch immer im haußweſen zu thun hat- ten/ daſſelbige haͤtten lehren und predigen koͤn- nen/ ſondern es war erſt zu ihnen kommen/ wie Paulus dazu ſetzt/ und noch nicht von ihnen auskommen; darum weil die maͤnner noch kaum recht unteꝛrichtet waren/ welche mehꝛ zeit dazu hatten/ ſolten die weiber/ die noch we- niger wuſten/ in der gemeine ſchweigen/ und nicht andere zu lehren ſich unteꝛſtehen. (2) Rich- teten ſie daher an unoꝛdnung in der gemeine; deñ es war nicht ſo damals/ daß nur einer auff der cantzel allein das lehramt hatte/ ſondern wann einer in der gemeine auff gehoͤret/ fing der andere an; da wolten dann dieſe noch unwiſſende wei- ber auch darunter fragen und reden/ wodurch andere verhindert/ und alſo unordnung ange- richtet wurde; daher ſetzt Paulus dazu: GOTT iſt nicht ein GOTT der unord- nung. Laſſet alles ordentlich zugehen. (3) Verbietet Paulus das reden ſolcher weiber/ welche ſich gleichſam dadurch uͤber die maͤnner uͤbeꝛheben wollen; darum ſagt eꝛ/ ſie ſollen ſchwei- gen und vielmehr unterthan ſeyn/ uñ ſich von ih- ren maͤnnern beſſer unterrichten laſſen. Darnach ſchꝛeibt Paulus 1. Tim. 2. 12. Einem weibe ge- ſtatte ich nicht/ daß ſie lehre. Da ſchlieſſet man richtig aus den voꝛhergehenden uñ nachfol- gendē oꝛtē/ daß es ebendergleichē beſchaffenheit/ als mit der Corinthiſchē/ gehabt. (1.) Sie muſtē ſelbeꝛ noch lernen; ſo ſtehet voꝛheꝛ: Ein weib/ nem- lich in der damalig neu auffgerichteten gemeine/ lerne in der ſtille; denn er muſte ſie erſt beten ler- nen/ zur zucht in kleidern vermahnē/ die ordnung der ſchoͤpffung erſt weiſen/ wie Adam zuerſt ge- ſchaffen/ hernach Eva aus ihm gebildet; wie konte er dergleichen weibern geſtatten/ daß ſie lehreten? (2.) War es ihm auch um die ord- nung zu thun/ darum will er die ſtille von ihnen haben; denn wo dieſe iſt/ da iſt die ordnung. Jn der vorigen Corinthiſchen vermahnung heiſt er dieſe ſtille den frieden; Gottſey ein GOtt des frie- dens/ welchen er der unordnung entgegen ſetzt. (3.) Vermahnet er dieſe weiber/ wie jene/ zur unterthaͤnigkeit/ daß ſie nicht des mannes herꝛ ſeyn ſollen. Was endlich in beyden angefuͤhrten orten zu mercken/ iſt/ daß er von weibes-perſonen redet/ welche im eheſtand lebten/ und alſo ſorg- ten/ was die welt/ das hauß/ und dem mann an- gehoͤret/ welcher ſtand wol an der ſeeligkeit ver- hindert/ wie Paulus hier dazu ſetzt; daß ſie denn- noch koͤnnen darinnen ſelig werden/ ſo ſie blei- ben im glauben/ und in der liebe/ und in der heiligung ſamt der zucht/ auch durch dieſen ſtand die bruͤderliche erbauung nicht aufgehobē wird; wie er ſie hierbey Gottſeligkeit durch gute wercke zu beweieſen auffmuntert/ und jene gegen dieſe Corinthiſche weiber weit vollkommenere Priſca mit ihrem Aquila wol wird viel erbauet haben/ und noch viel heut zu tag alſo erbauet werden/ jedennoch wird man finden/ daß die gabe eines Prophetiſchen geiſtes diejenige wei- besbilder vor allen genoſſen/ welche jungfrauen oder witben waren: Dieſem klaren veꝛſtand nach koͤnnen dieſe ſpruͤche auff dieſes weib nicht gezo- gen werden; dann/ (1.) hat ſie ſo wol als Pau- lus des geiſtes erſtlinge/ gibt auch wegen ihrer erleuchtung die wort Joel. 2. zur antwort: Jch will meinen geiſt ausgieſſen uͤber alles fleiſch ꝛc. Denn im 30. jahre ihres alters anno 1662. iſt ſie von GOtt erleuchtet/ und der H. Geiſt gleich einem flammenden feuer/ ſo ihren leib durch- drang/ uͤber ſie ausgegoſſen worden/ wodurch ſie in allen geiſtlichen ſachen augenblicklich ſattſam unterrichtet geweſen/ auch ſo gar/ daß/ da ſie vor- her keine feder zu halten wuſte/ alsbald ihre ge- ſichte und befehle von Gott an das volck leſerlich auffzeichnen koͤnnen: Wie denn der damalige Pfarꝛherꝛ zu Onoldsbach auff der cantzel dieſen punct denen obern und der gemeine zu uͤberle- gen gab; ob es nicht ein zeichen der geſchehenen eꝛleuchtung/ daß ſie damals in eineꝛ nacht ſchrei- ben lernen/ welches ſie vorher/ wie allen bewuſt/ nicht kunte/ anjetzt/ da ſie die ſchrifft geleſen/ kan ſie auch gruͤndliche nachricht aus derſelben geben. Wenn man ihr alſo vorerwehnte ſpruͤche Pauli vorhaͤlt/ ſo antwortet ſie/ Paulus ſey zu ſeinen gemeinden/ und ſie zu der ihrigen beruffen/ ſeine reguln gingen ſie nicht an/ ſondern ſie ſchriebe vielmehr ſelbſtē in eben dem Geiſt Pauli allem unordentlichem weſen gebuͤhrende reguln vor. (2.) Faͤngt alſo keine unordnung in der gemeine an/ ſondern diejenige fangen ſie an/ welche den geiſt in ihr daͤmpffen und in ihrer ſchulweißheit allein hoch ſeyn wollen/ ob ſie gleich nicht allein auff oͤffentlichen gaſſen/ wenn an denen maꝛckt-taͤgen das volck verſammlet/ ih- nen von dem Reich GOttes und dem juͤngſten- tag vorpredigt/ und zu einem ordentlichen leben auffmuntert/ ſondern auch anfangs/ wann es am letzten geſetz des liedes war/ freudig/ ohne vorher gemachtes concept, auff die cantzel ging/ und das volck etliche ſtunden lang wuͤrde geleh- ret haben/ wenn es ihr waͤre verſtattet worden. Die alten Propheten predigtē auch auf der gaſ- ſen und unter den thoren des tempels/ wie Jere- mias; die damalige Prieſter machten denen Pro- pheten das predigen nicht diſputirlich/ wie die- ſe heutigen/ das wort in der gemeine zu haben/ allein zu ſich geriſſen. Sie ſolten mit CHriſto ſagen: Wer nicht wider uns iſt/ der iſt fuͤr uns/ wehret es nicht; ſolten mit Paulo den Aga- bum immer prophezeyen laſſen/ und froh ſeyn/ wenn viel waͤren/ die nach der gabe des weiſſa- gens ſtrebten/ noch freudiger/ wenn etliche ſie ſchon haͤtten. (3.) Von ihrem beruff an/ die etli- che 30. jahr hero/ wartet ſie zwar ihres haͤuß- lichen weſens in ſo viel/ als die hoͤchſte noth- durfft erfordert/ lebt aber/ ob gleich ihr mann noch am leben/ dieſe gantze zeit uͤber als eine wittbe. Wenn die fleiſchliche welt/ oder andere gute einfaͤltige/ ihr dieſes als einen ſonderbaren gewiſſens-punct verheben/ ſo weiſet ſie dieſel- bigen in die ſchrifft zu dem Prophetē Hoſea/ dem befahl Jahr MDC. biß MDCC. Jahr MDC. biß MDCC. K k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/273
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/273>, abgerufen am 02.05.2024.