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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
"keit/ oder auch auff keine von diesen jetztge-
"dachten arten geschehe/ das verstehe ein einfäl-
"tiger Christ nicht/ deswegen soll man sich an
"den grund des glaubens halten. It. der grund
"des hochwürdigen Nachtmahls ist/ daß das
"brod eine gemeinschafft des leibes CHristi sey
"in dem gebrauch: Ob das aber geschehe/ durch
"eine verwandelung des brods in den leib CHri-
"sti/ oder durch eine vereinigung mit dem leibe/
"dasselbe/ als welches nicht zum grunde gehö-
"rig/ sey zu denen Scholastischen streitigkeiten
"zu verweisen/ dazu solle man sehen/ daß man
"nicht unnütze und allzusehr verwirrete fragen
"auff die bahn bringe. Nebst dem solle man
"auch das beschneiden/ was zum glauben in
"nachfolgenden zeiten hinzugethan worden/
"als des Pabsts Oecumenicus Episcopatus
"oder allgemeines Bisthum/ krafft dessen ihm
"alle Christen in der gantzen welt unterworffen
"sind/ das fege-feuer/ die indulgentien/ die an-
"ruffung der Heiligen/ der einsame stand der
"Priester/ das Münch-wesen/ das ver-
"dienst der wercke/ die meß/ die gnugthu-
"ung und was dergleichen dinge mehr sind.
"Weiter soll man sehen/ ob man nicht das/
"was hart geredet ist/ besser und gelinder aus-
"legen könne/ als wenn gesagt wird/ daß
"GOtt die sünde wolle/ und zu derselben den
"menschen antreibe. Zuletzt schreibet er/ man
"solle den verstand der schrifft suchen/ und die
"menschliche art/ dieselbe vorzutragen/ gar bey
"seite thun/ dazu auch alle Väter/ Concilia, und
"Symbola der schrifft nachsetzen. Man solle
"alles nach dem Symbolo Apostolico richten/
"und nur das annehmen/ was in den dreyen
"ersten seculis nach CHristi geburt in der kir-
"chen angenommen und gelehret worden/ das
"übrige soll man in die schulen verweisen. Jn-
"sonderheit aber ist das merckwürdig/ was
"Henricus Nicolai von der person CHristi
"schreibet: nemlich er spricht/ das sey ein glau-
"bens-artickel/ daß CHristus der eingeborne
"GOttes sohn sey; daß er aber mit dem Vater
"ein gleich ewiger GOtt und eines Wesens mit
"ihm sey/ das sey eine special-determination,
"die nicht ein jeder weiß noch verstehet/ und es
"kommen hier unterschiedene sachen vor/ die
"man in der sterblichkeit nicht ergründen kan/
"und deßwegen biß auff eine andere Academi-
"am
verlegen muß.

Der Pre-
diger ge-
gensatz.

31. Hierüber haben die Prediger zu Dan-
tzig dem Rath eine Censur übergeben/ worinne
sie zwar den zweck und auch einige vorgeschla-
gene mittel des Auctoris vor gut erkennen müs-
sen/ die applicationes aber und exempel verworf-
fen/ als Socinianisch und gefährlich. Abson-
derlich haben sie ihm sehr übel gedeutet/ daß er
auch die Lutheraner unter den namen der secten
Nicolai
antwort/
gesetzet. Nicolai schreibt hiewider eine Defen-
sion,
welche auch auswärtig gedruckt wird/ da
denn zwischen ihm und D. Johann Botsack/
wie auch D. Calovio die feindschafft öffentlich
ausgebrochen. Auch ist anno 1649. der ge-
suchte vergleich zwischen denen partheyen ver-
geblich gewesen/ und hat Nicolai anno 51. seine
dimission erhalten/ oder wie Calovius in vindi-
und er-
solgter
streit.
ciis considerationis Arminianismi im anfang
berichtet/ seines ungehorsams wegen den dienst
quittiren müssen; nachdem er aber zu Elbingen
unterschiedliche schriften heraus gegebe/ hat ihn
[Spaltenumbruch] D. Calovius eines syncretismi beschuldiget/Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Gesuchter
vergleich.

dagegen jener seinen Quadrigatum Expensum
geschrieben. Endlich hat Nicolai sich accom-
modir
en wollen/ und anno 1658. zu Dantzig
bey dem Ministerio um ein Colloquium ange-
halten. Dieses aber wurde ihm abgeschlagen/
und hingegen 7. puncte überreichet/ darinn er
beschuldiget wurde: 1. Daß er die kirche ver-
unruhiget. 2. Von der H. Schrifft/ deren
eigentlichem verstand/ den Catholischen
glaubens-bekäntnissen und
Libris Symboli-
cis
abgefallen. 3. Die Gottheit CHristige-
leugnet. 4. Des H. Geistes Gottheit und
Persönlichkeit in zweiffel gezogen 5.
Schädliche mittel zur vereinigung vorge-
schlagen.
6. Arminianische/ Socinianische und
andere ketzerische einwürffe gebraucht etc.

Dieses leugnet Nicolai meistentheils/ und
wird nach einigen Repliquen/ nach wie vor/ vor
irrig erkläret/ da ihm Calovius am ende der Vin-
diciarum
68. irrthümer/ andere nur 42. schuld
gegeben.

32. Seine schrifften sind vornemlich nechstSchriff-
ten.

dem Irenico, das Irenicum defensum, die Exer-
citationes de non Iiquendo. Item: De medio
religioso,
der Habitus Theologiae, Methodus
Trinitatis,
die Miscella Theologica und der
Quadrigatus Expensus. Wider ihn aber sind
so wol D. Bodsacks Notae und Responsiones
Apologeticae
als D. Calovii Judicium Theolo-
gicum
bekant de quatuor Quaestionibus pra-
cticis.
Wie auch die Vindiciae Arminianismi
cum syllabo errorum Nicolaitanotum, Witten-
bergae
1658. Dieser mann hat von den Predi-Verfol-
gungen.

gern daselbst viel leiden müssen/ sonderlich von
Calovio, der sein nächster nachbar und auch
College gewesen/ wie Hartknoch p. 839. berich-
tet. Sie haben ihn auch alsbald in bann ge-
than/ und vom Abendmahl ausgeschlossen:
Auch den Königlichen Schwedischen Gouver-
neur
in Preussen Hertzog Adolph Johannem
dahin beredet/ daß er des Nicolai Quadrigatum
confiscir
et/ und durch den Hencker verbrennen zu
lassen gedrohet/ wie Calovius selbst in den Vin-
diciis p. H.
rühmet. Endlich da Nicolai annoLetzter
vertrag
und wie-
derruff.

60. in einetödliche kranckheit fället/ suchet er bey
den Predigern versöhnung/ und klaget gegen
sie/ daß ihm viel wider seine meinung angedich-
tet worden. Dabey jene nach seinem tod be-
richtet haben/ daß er seine irrthümer selbst ver-
worffen/ ob er wol immer dazu gesetzet/ man
deute in seinen schriften auffs ärgste/ was
man in andern duldete.
Sie hätten ihm
aber die bißhero streitigen puncte nach einander
vorgehalten/ darauff er sich/ wiewol mit vielen
einwürffen/ erkläret/ und da man ferner in ihn
gedrungen/ eine gewisse formul zu unterschrei-
ben/ darinner sich zur unveränderten Augspur-
gischen Confession bekennen solte/ habe ers auch
gethan/ seine sünden sehr bereuet/ und dasAbsterben/
Abendmal empfangen. Mit welchem process
gleichwol die andern Prediger noch nicht zu frie-
den seyn wollen/ sondern eingewandt/ man hät-und wäh-
render haß
der an-
dern.

te dem Nicolai noch härter auff die wolle
greiffen sollen.
Ja sie haben seinen leich-text
aus dem Prediger IV. 4. nicht zulassen wollen/
mit vorgeben/ er hätte sie damit gemeint/
daß sie ihn gemeidet gehabt/
wie Hart-
knoch
p. 848. aus Dilgeri leich-predigt wie-
derholet.

Das
A. K. H. Dritter Theil. Q

Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„keit/ oder auch auff keine von dieſen jetztge-
„dachten arten geſchehe/ das verſtehe ein einfaͤl-
„tiger Chriſt nicht/ deswegen ſoll man ſich an
„den grund des glaubens halten. It. der grund
„des hochwuͤrdigen Nachtmahls iſt/ daß das
„brod eine gemeinſchafft des leibes CHriſti ſey
„in dem gebrauch: Ob das aber geſchehe/ durch
„eine veꝛwandelung des brods in den leib CHri-
„ſti/ oder durch eine vereinigung mit dem leibe/
„daſſelbe/ als welches nicht zum grunde gehoͤ-
„rig/ ſey zu denen Scholaſtiſchen ſtreitigkeiten
„zu verweiſen/ dazu ſolle man ſehen/ daß man
„nicht unnuͤtze und allzuſehr verwirrete fragen
„auff die bahn bringe. Nebſt dem ſolle man
„auch das beſchneiden/ was zum glauben in
„nachfolgenden zeiten hinzugethan worden/
„als des Pabſts Oecumenicus Epiſcopatus
„oder allgemeines Biſthum/ krafft deſſen ihm
„alle Chriſten in der gantzen welt unterworffen
„ſind/ das fege-feuer/ die indulgentien/ die an-
„ruffung der Heiligen/ der einſame ſtand der
„Prieſter/ das Muͤnch-weſen/ das ver-
„dienſt der wercke/ die meß/ die gnugthu-
„ung und was dergleichen dinge mehr ſind.
„Weiter ſoll man ſehen/ ob man nicht das/
„was hart geredet iſt/ beſſer und gelinder aus-
„legen koͤnne/ als wenn geſagt wird/ daß
„GOtt die ſuͤnde wolle/ und zu derſelben den
„menſchen antreibe. Zuletzt ſchreibet er/ man
„ſolle den verſtand der ſchrifft ſuchen/ und die
„menſchliche art/ dieſelbe vorzutragen/ gar bey
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Symbola der ſchrifft nachſetzen. Man ſolle
„alles nach dem Symbolo Apoſtolico richten/
„und nur das annehmen/ was in den dreyen
„erſten ſeculis nach CHriſti geburt in der kir-
„chen angenommen und gelehret worden/ das
„uͤbrige ſoll man in die ſchulen verweiſen. Jn-
„ſonderheit aber iſt das merckwuͤrdig/ was
Henricus Nicolai von der perſon CHriſti
„ſchreibet: nemlich er ſpricht/ das ſey ein glau-
„bens-artickel/ daß CHriſtus der eingeborne
„GOttes ſohn ſey; daß er aber mit dem Vater
„ein gleich ewiger GOtt und eines Weſens mit
„ihm ſey/ das ſey eine ſpecial-determination,
„die nicht ein jeder weiß noch verſtehet/ und es
„kommen hier unterſchiedene ſachen vor/ die
„man in der ſterblichkeit nicht ergruͤnden kan/
„und deßwegen biß auff eine andere Academi-
„am
verlegen muß.

Der Pre-
diger ge-
genſatz.

31. Hieruͤber haben die Prediger zu Dan-
tzig dem Rath eine Cenſur uͤbergeben/ worinne
ſie zwar den zweck und auch einige vorgeſchla-
gene mittel des Auctoris vor gut erkennen muͤſ-
ſen/ die applicationes aber und exempel verworf-
fen/ als Socinianiſch und gefaͤhrlich. Abſon-
derlich haben ſie ihm ſehr uͤbel gedeutet/ daß er
auch die Lutheraner unter den namen der ſecten
Nicolai
antwort/
geſetzet. Nicolai ſchreibt hiewider eine Defen-
ſion,
welche auch auswaͤrtig gedruckt wird/ da
denn zwiſchen ihm und D. Johann Botſack/
wie auch D. Calovio die feindſchafft oͤffentlich
ausgebrochen. Auch iſt anno 1649. der ge-
ſuchte vergleich zwiſchen denen partheyen ver-
geblich geweſen/ und hat Nicolai anno 51. ſeine
dimiſſion erhalten/ oder wie Calovius in vindi-
und er-
ſolgter
ſtreit.
ciis conſiderationis Arminianiſmi im anfang
berichtet/ ſeines ungehorſams wegen den dienſt
quittiren muͤſſen; nachdem er aber zu Elbingen
unterſchiedliche ſchriften heraus gegebë/ hat ihn
[Spaltenumbruch] D. Calovius eines ſyncretiſmi beſchuldiget/Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Geſuchter
vergleich.

dagegen jener ſeinen Quadrigatum Expenſum
geſchrieben. Endlich hat Nicolai ſich accom-
modir
en wollen/ und anno 1658. zu Dantzig
bey dem Miniſterio um ein Colloquium ange-
halten. Dieſes aber wurde ihm abgeſchlagen/
und hingegen 7. puncte uͤberreichet/ darinn er
beſchuldiget wurde: 1. Daß er die kirche ver-
unruhiget. 2. Von der H. Schrifft/ deren
eigentlichem verſtand/ den Catholiſchen
glaubens-bekaͤntniſſen und
Libris Symboli-
cis
abgefallen. 3. Die Gottheit CHriſtige-
leugnet. 4. Des H. Geiſtes Gottheit und
Perſoͤnlichkeit in zweiffel gezogen 5.
Schaͤdliche mittel zur vereinigung vorge-
ſchlagen.
6. Arminianiſche/ Socinianiſche und
andere ketzeriſche einwuͤrffe gebraucht ꝛc.

Dieſes leugnet Nicolai meiſtentheils/ und
wird nach einigen Repliquen/ nach wie vor/ vor
irrig erklaͤret/ da ihm Calovius am ende der Vin-
diciarum
68. irꝛthuͤmer/ andere nur 42. ſchuld
gegeben.

32. Seine ſchrifften ſind vornemlich nechſtSchriff-
ten.

dem Irenico, das Irenicum defenſum, die Exer-
citationes de non Iiquendo. Item: De medio
religioſo,
der Habitus Theologiæ, Methodus
Trinitatis,
die Miſcella Theologica und der
Quadrigatus Expenſus. Wider ihn aber ſind
ſo wol D. Bodſacks Notæ und Reſponſiones
Apologeticæ
als D. Calovii Judicium Theolo-
gicum
bekant de quatuor Quæſtionibus pra-
cticis.
Wie auch die Vindiciæ Arminianiſmi
cum ſyllabo errorum Nicolaitanotum, Witten-
bergæ
1658. Dieſer mann hat von den Predi-Verfol-
gungen.

gern daſelbſt viel leiden muͤſſen/ ſonderlich von
Calovio, der ſein naͤchſter nachbar und auch
College geweſen/ wie Hartknoch p. 839. berich-
tet. Sie haben ihn auch alsbald in bann ge-
than/ und vom Abendmahl ausgeſchloſſen:
Auch den Koͤniglichen Schwediſchen Gouver-
neur
in Preuſſen Hertzog Adolph Johannem
dahin beredet/ daß er des Nicolai Quadrigatum
confiſcir
et/ und durch den Henckeꝛ verbrennen zu
laſſen gedrohet/ wie Calovius ſelbſt in den Vin-
diciis p. H.
ruͤhmet. Endlich da Nicolai annoLetzter
vertrag
und wie-
derruff.

60. in einetoͤdliche kranckheit faͤllet/ ſuchet er bey
den Predigern verſoͤhnung/ und klaget gegen
ſie/ daß ihm viel wider ſeine meinung angedich-
tet worden. Dabey jene nach ſeinem tod be-
richtet haben/ daß er ſeine irꝛthuͤmer ſelbſt ver-
worffen/ ob er wol immer dazu geſetzet/ man
deute in ſeinen ſchriften auffs aͤrgſte/ was
man in andern duldete.
Sie haͤtten ihm
aber die bißhero ſtreitigen puncte nach einander
vorgehalten/ darauff er ſich/ wiewol mit vielen
einwuͤrffen/ erklaͤret/ und da man ferner in ihn
gedrungen/ eine gewiſſe formul zu unterſchrei-
ben/ darinner ſich zur unveraͤnderten Augſpur-
giſchen Confeſſion bekennen ſolte/ habe ers auch
gethan/ ſeine ſuͤnden ſehr bereuet/ und dasAbſterben/
Abendmal empfangen. Mit welchem proceſs
gleichwol die andern Prediger noch nicht zu fꝛie-
den ſeyn wollen/ ſondeꝛn eingewandt/ man haͤt-und waͤh-
render haß
der an-
dern.

te dem Nicolai noch haͤrter auff die wolle
greiffen ſollen.
Ja ſie haben ſeinen leich-text
aus dem Prediger IV. 4. nicht zulaſſen wollen/
mit vorgeben/ er haͤtte ſie damit gemeint/
daß ſie ihn gemeidet gehabt/
wie Hart-
knoch
p. 848. aus Dilgeri leich-predigt wie-
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Das
A. K. H. Dritter Theil. Q
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[121/0133] Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. „keit/ oder auch auff keine von dieſen jetztge- „dachten arten geſchehe/ das verſtehe ein einfaͤl- „tiger Chriſt nicht/ deswegen ſoll man ſich an „den grund des glaubens halten. It. der grund „des hochwuͤrdigen Nachtmahls iſt/ daß das „brod eine gemeinſchafft des leibes CHriſti ſey „in dem gebrauch: Ob das aber geſchehe/ durch „eine veꝛwandelung des brods in den leib CHri- „ſti/ oder durch eine vereinigung mit dem leibe/ „daſſelbe/ als welches nicht zum grunde gehoͤ- „rig/ ſey zu denen Scholaſtiſchen ſtreitigkeiten „zu verweiſen/ dazu ſolle man ſehen/ daß man „nicht unnuͤtze und allzuſehr verwirrete fragen „auff die bahn bringe. Nebſt dem ſolle man „auch das beſchneiden/ was zum glauben in „nachfolgenden zeiten hinzugethan worden/ „als des Pabſts Oecumenicus Epiſcopatus „oder allgemeines Biſthum/ krafft deſſen ihm „alle Chriſten in der gantzen welt unterworffen „ſind/ das fege-feuer/ die indulgentien/ die an- „ruffung der Heiligen/ der einſame ſtand der „Prieſter/ das Muͤnch-weſen/ das ver- „dienſt der wercke/ die meß/ die gnugthu- „ung und was dergleichen dinge mehr ſind. „Weiter ſoll man ſehen/ ob man nicht das/ „was hart geredet iſt/ beſſer und gelinder aus- „legen koͤnne/ als wenn geſagt wird/ daß „GOtt die ſuͤnde wolle/ und zu derſelben den „menſchen antreibe. Zuletzt ſchreibet er/ man „ſolle den verſtand der ſchrifft ſuchen/ und die „menſchliche art/ dieſelbe vorzutragen/ gar bey „ſeite thun/ dazu auch alle Vaͤter/ Concilia, und „Symbola der ſchrifft nachſetzen. Man ſolle „alles nach dem Symbolo Apoſtolico richten/ „und nur das annehmen/ was in den dreyen „erſten ſeculis nach CHriſti geburt in der kir- „chen angenommen und gelehret worden/ das „uͤbrige ſoll man in die ſchulen verweiſen. Jn- „ſonderheit aber iſt das merckwuͤrdig/ was „Henricus Nicolai von der perſon CHriſti „ſchreibet: nemlich er ſpricht/ das ſey ein glau- „bens-artickel/ daß CHriſtus der eingeborne „GOttes ſohn ſey; daß er aber mit dem Vater „ein gleich ewiger GOtt und eines Weſens mit „ihm ſey/ das ſey eine ſpecial-determination, „die nicht ein jeder weiß noch verſtehet/ und es „kommen hier unterſchiedene ſachen vor/ die „man in der ſterblichkeit nicht ergruͤnden kan/ „und deßwegen biß auff eine andere Academi- „am verlegen muß. Jahr MDC. biß MDCC. 31. Hieruͤber haben die Prediger zu Dan- tzig dem Rath eine Cenſur uͤbergeben/ worinne ſie zwar den zweck und auch einige vorgeſchla- gene mittel des Auctoris vor gut erkennen muͤſ- ſen/ die applicationes aber und exempel verworf- fen/ als Socinianiſch und gefaͤhrlich. Abſon- derlich haben ſie ihm ſehr uͤbel gedeutet/ daß er auch die Lutheraner unter den namen der ſecten geſetzet. Nicolai ſchreibt hiewider eine Defen- ſion, welche auch auswaͤrtig gedruckt wird/ da denn zwiſchen ihm und D. Johann Botſack/ wie auch D. Calovio die feindſchafft oͤffentlich ausgebrochen. Auch iſt anno 1649. der ge- ſuchte vergleich zwiſchen denen partheyen ver- geblich geweſen/ und hat Nicolai anno 51. ſeine dimiſſion erhalten/ oder wie Calovius in vindi- ciis conſiderationis Arminianiſmi im anfang berichtet/ ſeines ungehorſams wegen den dienſt quittiren muͤſſen; nachdem er aber zu Elbingen unterſchiedliche ſchriften heraus gegebë/ hat ihn D. Calovius eines ſyncretiſmi beſchuldiget/ dagegen jener ſeinen Quadrigatum Expenſum geſchrieben. Endlich hat Nicolai ſich accom- modiren wollen/ und anno 1658. zu Dantzig bey dem Miniſterio um ein Colloquium ange- halten. Dieſes aber wurde ihm abgeſchlagen/ und hingegen 7. puncte uͤberreichet/ darinn er beſchuldiget wurde: 1. Daß er die kirche ver- unruhiget. 2. Von der H. Schrifft/ deren eigentlichem verſtand/ den Catholiſchen glaubens-bekaͤntniſſen und Libris Symboli- cis abgefallen. 3. Die Gottheit CHriſtige- leugnet. 4. Des H. Geiſtes Gottheit und Perſoͤnlichkeit in zweiffel gezogen 5. Schaͤdliche mittel zur vereinigung vorge- ſchlagen. 6. Arminianiſche/ Socinianiſche und andere ketzeriſche einwuͤrffe gebraucht ꝛc. Dieſes leugnet Nicolai meiſtentheils/ und wird nach einigen Repliquen/ nach wie vor/ vor irrig erklaͤret/ da ihm Calovius am ende der Vin- diciarum 68. irꝛthuͤmer/ andere nur 42. ſchuld gegeben. Nicolai antwort/ und er- ſolgter ſtreit. Jahr MDC. biß MDCC. Geſuchter vergleich. 32. Seine ſchrifften ſind vornemlich nechſt dem Irenico, das Irenicum defenſum, die Exer- citationes de non Iiquendo. Item: De medio religioſo, der Habitus Theologiæ, Methodus Trinitatis, die Miſcella Theologica und der Quadrigatus Expenſus. Wider ihn aber ſind ſo wol D. Bodſacks Notæ und Reſponſiones Apologeticæ als D. Calovii Judicium Theolo- gicum bekant de quatuor Quæſtionibus pra- cticis. Wie auch die Vindiciæ Arminianiſmi cum ſyllabo errorum Nicolaitanotum, Witten- bergæ 1658. Dieſer mann hat von den Predi- gern daſelbſt viel leiden muͤſſen/ ſonderlich von Calovio, der ſein naͤchſter nachbar und auch College geweſen/ wie Hartknoch p. 839. berich- tet. Sie haben ihn auch alsbald in bann ge- than/ und vom Abendmahl ausgeſchloſſen: Auch den Koͤniglichen Schwediſchen Gouver- neur in Preuſſen Hertzog Adolph Johannem dahin beredet/ daß er des Nicolai Quadrigatum confiſciret/ und durch den Henckeꝛ verbrennen zu laſſen gedrohet/ wie Calovius ſelbſt in den Vin- diciis p. H. ruͤhmet. Endlich da Nicolai anno 60. in einetoͤdliche kranckheit faͤllet/ ſuchet er bey den Predigern verſoͤhnung/ und klaget gegen ſie/ daß ihm viel wider ſeine meinung angedich- tet worden. Dabey jene nach ſeinem tod be- richtet haben/ daß er ſeine irꝛthuͤmer ſelbſt ver- worffen/ ob er wol immer dazu geſetzet/ man deute in ſeinen ſchriften auffs aͤrgſte/ was man in andern duldete. Sie haͤtten ihm aber die bißhero ſtreitigen puncte nach einander vorgehalten/ darauff er ſich/ wiewol mit vielen einwuͤrffen/ erklaͤret/ und da man ferner in ihn gedrungen/ eine gewiſſe formul zu unterſchrei- ben/ darinner ſich zur unveraͤnderten Augſpur- giſchen Confeſſion bekennen ſolte/ habe ers auch gethan/ ſeine ſuͤnden ſehr bereuet/ und das Abendmal empfangen. Mit welchem proceſs gleichwol die andern Prediger noch nicht zu fꝛie- den ſeyn wollen/ ſondeꝛn eingewandt/ man haͤt- te dem Nicolai noch haͤrter auff die wolle greiffen ſollen. Ja ſie haben ſeinen leich-text aus dem Prediger IV. 4. nicht zulaſſen wollen/ mit vorgeben/ er haͤtte ſie damit gemeint/ daß ſie ihn gemeidet gehabt/ wie Hart- knoch p. 848. aus Dilgeri leich-predigt wie- derholet. Schriff- ten. Verfol- gungen. Letzter vertrag und wie- derruff. Abſterben/ und waͤh- render haß der an- dern. Das A. K. H. Dritter Theil. Q

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/133>, abgerufen am 21.12.2024.