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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
man den alten Adam durch und in dem
wahren seligmachenden glaubentödte-
te/ sich selbst verleugnete/ und sein eigen
leben um CHristi willen nach GOttes
verhängnis hindan setzte mit allem/ was
man habe/ auch sich aus demuth gering
schätzte vor GOtt und vor der welt/ wo
man aber in hochmuth und verachtung
des nechsten stünde/ und meinete/ es kön-
te der/ so nicht auf hohen menschen-schu-
len oder
Universitäten gewesen/ und allda
seine weißheit oder künste und den glau-
ben oder H. Geist gelernet und geholet/
oder erkaufft hätte/ nichts wissen/ we-
der von GOtt/ seinen geheimnissen und
geschriebenem wort/ und also fest bey die-
ser seiner meinung bliebe/ da könte man
kein diener GOttes in CHristo JEsu
seyn noch bleiben/ auch kein wahrer Chri-
ste/ etc. Solche wären nur welt- und
geld-diener/ und also von der welt ge-
sandt/ und nicht von GOtt.

Andere
streitfra-
gen.

5. Nach diesen seinen worten antwortet ihm
der Superintendens D. Olearius: Mit euren
schelmen-possen/ was habt ihr für?
p.
9. Worüber ein weitläuftig disput entstehet/
so wohl auch über andern screit-fragen/ dabey
offt sehr unanständige expressiones auf seiten
des Ministerii mit unterlauffen. z. e. Da der
Superintendens, oder/ wie ihn Moritz nennet/
der Hohe-priester p. 12. im consessu auffstehet/
gegen Moritzen einen tieffen Reverentz machet/
und auff dessen Remonstration, wie sich die
prediger von rechts wegen verhalten solten/
also antwortete: Ey gnädiger Fürst und
Herr/ Ew. Fürstl. Gn. sagen doch was
wir thun und lassen sollen/ so wollen
wirs alsobald thun/
etc. Uber diesen und der-
gleichen reden wird Moritz immer muthiger und
hefftiger/ zumal/ da ihm auch von denen an-
dern predigern allerhand seltzame einwürffe ge-
machet werden. Als wenn p. 18. ein Doctor
Theologiae, Bertram,
auff Moritzens erinne-
rung/ daß die prediger die welt verleugnen mü-
Und selt-
same em-
würffe.
sten/ versetzet: Stehet doch auch nicht in
der Bibel/ daß ihr weite hosen solt tra-
gen und ihr thuts doch
etc. dabey der Auctor
dieses Judicium setzet: Man sehe doch/ was
für eine schöne
comparation diese ist! Mit
den hosen wolte er GOttes wort und
ihre gottlose dinge verantworten/ die
ich ihnen gezeiget hatte. Dieser
Doctor
hatte die tabacks-pfeiffe mit gutem bier
lieber/ als CHristum mit seinem leben
und lehre.
Und mit solchen discursen ist die-
se unterredung fast durchgehends angefüllet/
welche allhier zu wiederholengar zu weitläuff-
tig/ auch vieleicht unangenehm seyn möchte.

6. Der Auctor gedencket zuletzt p. 46. daß
nach diesem verhör er vorden Rath citiret wor-
den/ da denn die Prediger von ihm an den Rath
Der Pre-
diger er-
bieten.
folgendes geschrieben: Er hätte sein glau-
bens bekäntniß gegen sie also abgelegt/
daß sie damit zu frieden wären und seyn
könten. Er solte sich nur in frieden all-
hier halten/ und sie/ die geistlichen/ das
ihre lassen warten/ und ersolte des seinen
auch warten/ es solte ihm niemand
nichts thun. Es wäre ja besser/ man säs-
[Spaltenumbruch] se und lebte in frieden/ er solte sich um ih-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

re sachen nichts ferner bekümmern/
und sie ihre dinge lassen verantworten.

Moritz antwortet hierauff/ er wolte es thun/
und hätte sie auch wol zuvor mit frieden
gelassen/ wenn sie nur dergleichen gethan
und ins künfftige thun würden. Am 49. blat
erzehlet er ferner/ wie dieser vom rath gemachter
friede nicht lange gewähret hätte/ indem alsbald
den 20. Junii M. Schubart auffs neue auff der
cantzel zu schelten angefangen/ und weiter hin
an einem buß-tage/ da er hätte liebe/ friede und
barmhertzigkeit lehren sollen/ haß/ feindschafft
und unbarmhertzigkeit gelehret. Hierüber
wird Moritz den 26. Junii wiederum auffs
Rathhauß citirt/ da die 3. obersten Prediger
Olearius, Bertram und Schubart als kläger zu-
gegen gewesen/ und ihn auffs neue verklagt.
Was aber hierbey und in folgender zeit vorge-
gangen/ führet er in dieser schrifft nicht aus/
sondern verspricht im beschluß eine fortsetzung
dieses berichts/ wie man zu Dreßden mit
ihm und den seinigen
(als seine worte lau-
ten p. 56.) erschrecklich und barbarisch
gehandelt/ wider Gottes und der natur
recht/ nach Spanischer
inquisition. Es ist
aber meines wissens derselbige bericht nicht ans
licht kommen/ auch nicht was zu Halle ferner
mit ihm passiret.

7. Aus denen daselbst ergangenen geschrie-Moritzens
gefängniß/

benen acten/ so mir ohngefehr zu handen kom-
men/ ersehe ich überhaupt so viel/ daß er über
seinem gedachten bekäntnis nachmals vom
Rath auff der Prediger angeben gefangen gese-
tzet/ und bey sehr hartem tractament in eine lang-
wierige kranckheit gefallen/ endlich aus der stadtVerja-
gung/
und hän-
del zu
Dreßden.

und dem Magdeburgischen gebiet verwiesen/
und darauff mit den seinigen zu Dreßden gleich-
fals von dem Ministerio angeklaget/ und in
verhafft genommen worden. Und ob er wol
daselbst den Churfürstl. geheimden Raths-Prae-Patroni
daselbst.

sidenten Henrich Friesen wegen einiger
chymischer wissenschafften zum Patron gehabt/
wie er ihm auch sein compendium hernach dedi-
cir
et/ und darinne die ihm erzeigte gunst und
woltharen öffentlich gerühmet; so haben ihn
doch die Prediger nicht dulden wollen/ sondern
nach aufferlegter schimpfflichen straffe und ge-
schehenen scharffen inquisition durch den Ober-
amtmann daselbst fortjagen lassen. Er ist hier-Ubriger
lebens-
lauff.

auff nach Holland gegangen/ hat daselbsten an-
no
1676. und 77. die gedachten schrifften dru-
cken lassen/ und nach gewonheit selbiges landes
ruhig gelebet/ und von der Chymie und Medi-
cin Profession
gemacht. Ob und wenn er aber
eigentlich verstorben/ habe biß dato nicht erfah-
ren können. Damit aber der leser nur etwas
von denen vornehmsten puncten seines streits wi-
der das Ministerium wissen/ und unpartheyisch
überlegen möge/ will ich allhier einige passagen
aus dessen gedachtem kurtzen bericht auszeichne/
und zur erläuterung dieser gantzen sache die ge-
dachten Original-acta treulich und unverfälscht
unten mit anhängen.

8. Vornemlich ist sein eiffer wider die Predi-
ger/ deren lehr und leben er nicht vorrecht erken-
nen wollen/ ausgebrochen/ wovon denn seine
schrifften durchgehends zeugen/ und unter andern
folgende worte im kurtzen bericht von ihrer Lehr-
art p. 66. Es predigen heutiges tages fast

alle

Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
man den alten Adam durch und in dem
wahren ſeligmachenden glaubentoͤdte-
te/ ſich ſelbſt verleugnete/ und ſein eigen
leben um CHriſti willen nach GOttes
verhaͤngnis hindan ſetzte mit allem/ was
man habe/ auch ſich aus demuth gering
ſchaͤtzte vor GOtt und vor der welt/ wo
man aber in hochmuth und verachtung
des nechſten ſtuͤnde/ und meinete/ es koͤn-
te der/ ſo nicht auf hohen menſchen-ſchu-
len oder
Univerſitaͤten geweſen/ und allda
ſeine weißheit oder kuͤnſte und den glau-
ben oder H. Geiſt gelernet und geholet/
oder erkaufft haͤtte/ nichts wiſſen/ we-
der von GOtt/ ſeinen geheimniſſen und
geſchriebenem wort/ und alſo feſt bey die-
ſer ſeiner meinung bliebe/ da koͤnte man
kein diener GOttes in CHriſto JEſu
ſeyn noch bleiben/ auch kein wahreꝛ Chri-
ſte/ ꝛc. Solche waͤren nur welt- und
geld-diener/ und alſo von der welt ge-
ſandt/ und nicht von GOtt.

Andere
ſtreitfra-
gen.

5. Nach dieſen ſeinen worten antwortet ihm
der Superintendens D. Olearius: Mit euren
ſchelmen-poſſen/ was habt ihr fuͤr?
p.
9. Woruͤber ein weitlaͤuftig diſput entſtehet/
ſo wohl auch uͤber andern ſcreit-fragen/ dabey
offt ſehr unanſtaͤndige expreſſiones auf ſeiten
des Miniſterii mit unterlauffen. z. e. Da der
Superintendens, oder/ wie ihn Moritz nennet/
der Hohe-prieſter p. 12. im conſeſſu auffſtehet/
gegen Moritzen einen tieffen Reverentz machet/
und auff deſſen Remonſtration, wie ſich die
prediger von rechts wegen verhalten ſolten/
alſo antwortete: Ey gnaͤdiger Fuͤrſt und
Herr/ Ew. Fuͤrſtl. Gn. ſagen doch was
wir thun und laſſen ſollen/ ſo wollen
wirs alſobald thun/
ꝛc. Uber dieſen und der-
gleichen reden wird Moritz im̃er muthiger und
hefftiger/ zumal/ da ihm auch von denen an-
dern predigern allerhand ſeltzame einwuͤrffe ge-
machet werden. Als wenn p. 18. ein Doctor
Theologiæ, Bertram,
auff Moritzens erinne-
rung/ daß die prediger die welt verleugnen muͤ-
Und ſelt-
ſame em-
wuͤrffe.
ſten/ verſetzet: Stehet doch auch nicht in
der Bibel/ daß ihr weite hoſen ſolt tra-
gen und ihr thuts doch
ꝛc. dabey der Auctor
dieſes Judicium ſetzet: Man ſehe doch/ was
fuͤr eine ſchoͤne
comparation dieſe iſt! Mit
den hoſen wolte er GOttes wort und
ihre gottloſe dinge verantworten/ die
ich ihnen gezeiget hatte. Dieſer
Doctor
hatte die tabacks-pfeiffe mit gutem bier
lieber/ als CHriſtum mit ſeinem leben
und lehre.
Und mit ſolchen diſcurſen iſt die-
ſe unterredung faſt durchgehends angefuͤllet/
welche allhier zu wiederholengar zu weitlaͤuff-
tig/ auch vieleicht unangenehm ſeyn moͤchte.

6. Der Auctor gedencket zuletzt p. 46. daß
nach dieſem verhoͤr er vorden Rath citiret wor-
den/ da denn die Prediger von ihm an den Rath
Der Pre-
diger er-
bieten.
folgendes geſchrieben: Er haͤtte ſein glau-
bens bekaͤntniß gegen ſie alſo abgelegt/
daß ſie damit zu frieden waͤren und ſeyn
koͤnten. Er ſolte ſich nur in frieden all-
hier halten/ und ſie/ die geiſtlichen/ das
ihre laſſen waꝛten/ und eꝛſolte des ſeinen
auch warten/ es ſolte ihm niemand
nichts thun. Es waͤre ja beſſer/ man ſaͤſ-
[Spaltenumbruch] ſe und lebte in frieden/ er ſolte ſich um ih-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

re ſachen nichts ferner bekuͤmmern/
und ſie ihre dinge laſſen verantworten.

Moritz antwortet hierauff/ er wolte es thun/
und haͤtte ſie auch wol zuvor mit frieden
gelaſſen/ wenn ſie nur dergleichen gethan
und ins kuͤnfftige thun wuͤrden. Am 49. blat
erzehlet er ferner/ wie dieſer vom rath gemachter
fꝛiede nicht lange gewaͤhꝛet haͤtte/ indem alsbald
den 20. Junii M. Schubart auffs neue auff der
cantzel zu ſchelten angefangen/ und weiter hin
an einem buß-tage/ da er haͤtte liebe/ friede und
barmhertzigkeit lehren ſollen/ haß/ feindſchafft
und unbarmhertzigkeit gelehret. Hieruͤber
wird Moritz den 26. Junii wiederum auffs
Rathhauß citirt/ da die 3. oberſten Prediger
Olearius, Bertram und Schubart als klaͤger zu-
gegen geweſen/ und ihn auffs neue verklagt.
Was aber hierbey und in folgender zeit vorge-
gangen/ fuͤhret er in dieſer ſchrifft nicht aus/
ſondern verſpricht im beſchluß eine fortſetzung
dieſes berichts/ wie man zu Dreßden mit
ihm und den ſeinigen
(als ſeine worte lau-
ten p. 56.) erſchrecklich und barbariſch
gehandelt/ wider Gottes und der natur
recht/ nach Spaniſcher
inquiſition. Es iſt
aber meines wiſſens derſelbige bericht nicht ans
licht kommen/ auch nicht was zu Halle ferner
mit ihm paſſiret.

7. Aus denen daſelbſt ergangenen geſchrie-Moritzens
gefaͤngniß/

benen acten/ ſo mir ohngefehr zu handen kom-
men/ erſehe ich uͤberhaupt ſo viel/ daß er uͤber
ſeinem gedachten bekaͤntnis nachmals vom
Rath auff der Prediger angeben gefangen geſe-
tzet/ und bey ſehr hartem tractament in eine lang-
wierige kranckheit gefallen/ endlich aus der ſtadtVerja-
gung/
und haͤn-
del zu
Dreßden.

und dem Magdeburgiſchen gebiet verwieſen/
und darauff mit den ſeinigen zu Dreßden gleich-
fals von dem Miniſterio angeklaget/ und in
verhafft genommen worden. Und ob er wol
daſelbſt den Churfuͤrſtl. geheimden Raths-Præ-Patroni
daſelbſt.

ſidenten Henrich Frieſen wegen einiger
chymiſcher wiſſenſchafften zum Patron gehabt/
wie er ihm auch ſein compendium hernach dedi-
cir
et/ und darinne die ihm erzeigte gunſt und
woltharen oͤffentlich geruͤhmet; ſo haben ihn
doch die Prediger nicht dulden wollen/ ſondern
nach aufferlegter ſchimpfflichen ſtraffe und ge-
ſchehenen ſcharffen inquiſition durch den Ober-
amtmann daſelbſt fortjagen laſſen. Er iſt hier-Ubriger
lebens-
lauff.

auff nach Holland gegangen/ hat daſelbſten an-
no
1676. und 77. die gedachten ſchrifften dru-
cken laſſen/ und nach gewonheit ſelbiges landes
ruhig gelebet/ und von der Chymie und Medi-
cin Profeſſion
gemacht. Ob und wenn er aber
eigentlich verſtorben/ habe biß dato nicht erfah-
ren koͤnnen. Damit aber der leſer nur etwas
von denen voꝛnehmſten puncten ſeines ſtreits wi-
der das Miniſterium wiſſen/ und unpartheyiſch
uͤberlegen moͤge/ will ich allhier einige paſſagen
aus deſſen gedachtem kurtzen bericht auszeichne/
und zur erlaͤuterung dieſer gantzen ſache die ge-
dachten Original-acta treulich und unverfaͤlſcht
unten mit anhaͤngen.

8. Vornemlich iſt ſein eiffer wider die Predi-
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nen wollen/ ausgebrochen/ wovon denn ſeine
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art p. 66. Es predigen heutiges tages faſt

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[108/0120] Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/ man den alten Adam durch und in dem wahren ſeligmachenden glaubentoͤdte- te/ ſich ſelbſt verleugnete/ und ſein eigen leben um CHriſti willen nach GOttes verhaͤngnis hindan ſetzte mit allem/ was man habe/ auch ſich aus demuth gering ſchaͤtzte vor GOtt und vor der welt/ wo man aber in hochmuth und verachtung des nechſten ſtuͤnde/ und meinete/ es koͤn- te der/ ſo nicht auf hohen menſchen-ſchu- len oder Univerſitaͤten geweſen/ und allda ſeine weißheit oder kuͤnſte und den glau- ben oder H. Geiſt gelernet und geholet/ oder erkaufft haͤtte/ nichts wiſſen/ we- der von GOtt/ ſeinen geheimniſſen und geſchriebenem wort/ und alſo feſt bey die- ſer ſeiner meinung bliebe/ da koͤnte man kein diener GOttes in CHriſto JEſu ſeyn noch bleiben/ auch kein wahreꝛ Chri- ſte/ ꝛc. Solche waͤren nur welt- und geld-diener/ und alſo von der welt ge- ſandt/ und nicht von GOtt. Jahr MDC. biß MDCC. 5. Nach dieſen ſeinen worten antwortet ihm der Superintendens D. Olearius: Mit euren ſchelmen-poſſen/ was habt ihr fuͤr? p. 9. Woruͤber ein weitlaͤuftig diſput entſtehet/ ſo wohl auch uͤber andern ſcreit-fragen/ dabey offt ſehr unanſtaͤndige expreſſiones auf ſeiten des Miniſterii mit unterlauffen. z. e. Da der Superintendens, oder/ wie ihn Moritz nennet/ der Hohe-prieſter p. 12. im conſeſſu auffſtehet/ gegen Moritzen einen tieffen Reverentz machet/ und auff deſſen Remonſtration, wie ſich die prediger von rechts wegen verhalten ſolten/ alſo antwortete: Ey gnaͤdiger Fuͤrſt und Herr/ Ew. Fuͤrſtl. Gn. ſagen doch was wir thun und laſſen ſollen/ ſo wollen wirs alſobald thun/ ꝛc. Uber dieſen und der- gleichen reden wird Moritz im̃er muthiger und hefftiger/ zumal/ da ihm auch von denen an- dern predigern allerhand ſeltzame einwuͤrffe ge- machet werden. Als wenn p. 18. ein Doctor Theologiæ, Bertram, auff Moritzens erinne- rung/ daß die prediger die welt verleugnen muͤ- ſten/ verſetzet: Stehet doch auch nicht in der Bibel/ daß ihr weite hoſen ſolt tra- gen und ihr thuts doch ꝛc. dabey der Auctor dieſes Judicium ſetzet: Man ſehe doch/ was fuͤr eine ſchoͤne comparation dieſe iſt! Mit den hoſen wolte er GOttes wort und ihre gottloſe dinge verantworten/ die ich ihnen gezeiget hatte. Dieſer Doctor hatte die tabacks-pfeiffe mit gutem bier lieber/ als CHriſtum mit ſeinem leben und lehre. Und mit ſolchen diſcurſen iſt die- ſe unterredung faſt durchgehends angefuͤllet/ welche allhier zu wiederholengar zu weitlaͤuff- tig/ auch vieleicht unangenehm ſeyn moͤchte. Und ſelt- ſame em- wuͤrffe. 6. Der Auctor gedencket zuletzt p. 46. daß nach dieſem verhoͤr er vorden Rath citiret wor- den/ da denn die Prediger von ihm an den Rath folgendes geſchrieben: Er haͤtte ſein glau- bens bekaͤntniß gegen ſie alſo abgelegt/ daß ſie damit zu frieden waͤren und ſeyn koͤnten. Er ſolte ſich nur in frieden all- hier halten/ und ſie/ die geiſtlichen/ das ihre laſſen waꝛten/ und eꝛſolte des ſeinen auch warten/ es ſolte ihm niemand nichts thun. Es waͤre ja beſſer/ man ſaͤſ- ſe und lebte in frieden/ er ſolte ſich um ih- re ſachen nichts ferner bekuͤmmern/ und ſie ihre dinge laſſen verantworten. Moritz antwortet hierauff/ er wolte es thun/ und haͤtte ſie auch wol zuvor mit frieden gelaſſen/ wenn ſie nur dergleichen gethan und ins kuͤnfftige thun wuͤrden. Am 49. blat erzehlet er ferner/ wie dieſer vom rath gemachter fꝛiede nicht lange gewaͤhꝛet haͤtte/ indem alsbald den 20. Junii M. Schubart auffs neue auff der cantzel zu ſchelten angefangen/ und weiter hin an einem buß-tage/ da er haͤtte liebe/ friede und barmhertzigkeit lehren ſollen/ haß/ feindſchafft und unbarmhertzigkeit gelehret. Hieruͤber wird Moritz den 26. Junii wiederum auffs Rathhauß citirt/ da die 3. oberſten Prediger Olearius, Bertram und Schubart als klaͤger zu- gegen geweſen/ und ihn auffs neue verklagt. Was aber hierbey und in folgender zeit vorge- gangen/ fuͤhret er in dieſer ſchrifft nicht aus/ ſondern verſpricht im beſchluß eine fortſetzung dieſes berichts/ wie man zu Dreßden mit ihm und den ſeinigen (als ſeine worte lau- ten p. 56.) erſchrecklich und barbariſch gehandelt/ wider Gottes und der natur recht/ nach Spaniſcher inquiſition. Es iſt aber meines wiſſens derſelbige bericht nicht ans licht kommen/ auch nicht was zu Halle ferner mit ihm paſſiret. Der Pre- diger er- bieten. Jahr MDC. biß MDCC. 7. Aus denen daſelbſt ergangenen geſchrie- benen acten/ ſo mir ohngefehr zu handen kom- men/ erſehe ich uͤberhaupt ſo viel/ daß er uͤber ſeinem gedachten bekaͤntnis nachmals vom Rath auff der Prediger angeben gefangen geſe- tzet/ und bey ſehr hartem tractament in eine lang- wierige kranckheit gefallen/ endlich aus der ſtadt und dem Magdeburgiſchen gebiet verwieſen/ und darauff mit den ſeinigen zu Dreßden gleich- fals von dem Miniſterio angeklaget/ und in verhafft genommen worden. Und ob er wol daſelbſt den Churfuͤrſtl. geheimden Raths-Præ- ſidenten Henrich Frieſen wegen einiger chymiſcher wiſſenſchafften zum Patron gehabt/ wie er ihm auch ſein compendium hernach dedi- ciret/ und darinne die ihm erzeigte gunſt und woltharen oͤffentlich geruͤhmet; ſo haben ihn doch die Prediger nicht dulden wollen/ ſondern nach aufferlegter ſchimpfflichen ſtraffe und ge- ſchehenen ſcharffen inquiſition durch den Ober- amtmann daſelbſt fortjagen laſſen. Er iſt hier- auff nach Holland gegangen/ hat daſelbſten an- no 1676. und 77. die gedachten ſchrifften dru- cken laſſen/ und nach gewonheit ſelbiges landes ruhig gelebet/ und von der Chymie und Medi- cin Profeſſion gemacht. Ob und wenn er aber eigentlich verſtorben/ habe biß dato nicht erfah- ren koͤnnen. Damit aber der leſer nur etwas von denen voꝛnehmſten puncten ſeines ſtreits wi- der das Miniſterium wiſſen/ und unpartheyiſch uͤberlegen moͤge/ will ich allhier einige paſſagen aus deſſen gedachtem kurtzen bericht auszeichne/ und zur erlaͤuterung dieſer gantzen ſache die ge- dachten Original-acta treulich und unverfaͤlſcht unten mit anhaͤngen. Moritzens gefaͤngniß/ Verja- gung/ und haͤn- del zu Dreßden. Patroni daſelbſt. Ubriger lebens- lauff. 8. Vornemlich iſt ſein eiffer wider die Predi- ger/ deren lehr und leben er nicht vorrecht erken- nen wollen/ ausgebrochen/ wovon denn ſeine ſchrifften duꝛchgehends zeugen/ uñ unter andern folgende worte im kurtzen bericht von ihrer Lehr- art p. 66. Es predigen heutiges tages faſt alle

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/120>, abgerufen am 22.12.2024.