Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.noch wol möglich/ daß rechtschaffene Christen mit denen von ihnen erkann- er ver- K
noch wol moͤglich/ daß rechtſchaffene Chriſten mit denen von ihnen erkann- er ver- K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="73"/> noch wol moͤglich/ daß rechtſchaffene Chriſten mit denen von ihnen erkann-<lb/> ten boͤſen die <hi rendition="#aq">ſacram Communionem</hi> zu halten ſich entbrechen koͤnnen und<lb/> waͤre ſolches auch noch heut zutage an ſich ſelbſt ſo wol ein noͤthiges als<lb/> heilſames mittel der rechten Chriſtlichen beſtraffung/ wo es nicht andere<lb/> umſtaͤnde verhinderten und unfruchtbahr machten. Sonſt mag auch die-<lb/> ſe entziehung an ſich mit recht keine ſpaltung andem leibe CHriſti genennet<lb/> werden/ weil ja die boͤſen/ ſo lange ſie boͤſe ſind zu dem leibe CHriſti nicht<lb/> gehoͤren/ und ſolche entziehung vielmehr eben dahin angeſehen iſt/ daß der/<lb/> von der ſo groſſen menge der boͤſen zertrennete geiſtliche kirchen-leib des<lb/> HErꝛn zu einer beſſeꝛn vereinigung kommen moͤge. Was einige in diſer <hi rendition="#aq">Ma-<lb/> terie</hi> gleichniß weiſe anfuͤhren wollen/ als muͤſte man heute zu tage die <hi rendition="#aq">Com-<lb/> munion</hi> mit den gottloſen alſo anſehen/ als wenn man mit einem/ deſſen<lb/> gemeinſchafft man ſonſt fliehen wuͤrde/ an eines dritten tiſch geladen waͤ-<lb/> re/ der beyden zu gebieten haͤtte/ iſt auch nicht zulaͤnglich die entziehung der<lb/> glaͤubigen von der <hi rendition="#aq">Communion</hi> der boͤſen zu wiederlegen. Denn es will<lb/> der HErr JEſus nach ſeinem wolgefaͤlligen willen ſolche boͤcke/ als boͤcke<lb/> mir den frommen an ſeinem tiſche nicht haben/ ſondern er hat ſeinen glaͤubi-<lb/> gen durch <hi rendition="#aq">Pauli</hi> wort befohlen/ ſo viel an ihnen iſt/ ſie von der heiligen ge-<lb/> meinſchafft zu ihrer beſchaͤmung abzuhalten/ biß ſie ſich beſſern und wahre<lb/> buſſe thun. Das <hi rendition="#fr">exempel Judaͤ</hi> Jſcharioths/ welches man hierbey auch<lb/> anzufuͤhren pflegt/ mag gleichfals nicht beweiſen/ daß die boͤſen ohne un-<lb/> terſcheid bey der <hi rendition="#aq">Communione euchariſtica</hi> muͤſſen geduldet werden. Denn<lb/><hi rendition="#fr">erſtlich</hi> wird von den Gelehrten noch druͤber <hi rendition="#aq">controverti</hi>ret/ ob Judas<lb/> wuͤrcklich bey dem <hi rendition="#aq">Actu</hi> des eingeſetzten Abendmahls geweſen ſey oder<lb/> nicht. Zum <hi rendition="#fr">andern</hi>/ wo Judas moͤchte darbey geweſen ſeyn/ ſo iſt es<lb/> doch nur als einvorbild anzuſehen/ wie es mit einmengung der boͤſen unter<lb/> die wahren Juͤnger CHriſti ergehen wuͤrde/ und wie es der HErr mit hei-<lb/> liger gedulttragen wuͤrde/ nicht aber/ wie es von rechts wegen ſeyn ſolle/ und<lb/> ſo wenig aus Judaͤ exempel zu erweiſen iſt/ daß man wiſſentlich mit recht<lb/> einen boͤſewicht zum Predigt-amt beruffen koͤnne/ ſo wenig laͤſſet ſich dar-<lb/> aus erweiſen/ daß man wiſſentlich die boͤſen mit recht in Chriſtliche ge-<lb/> meinſchafft nehmen koͤnne/ weil ſonſt alle Chriſtliche kirchen-zucht damit<lb/> au gehoben waͤre; <hi rendition="#fr">Drittens</hi> war Judas nicht ein offenbahrer ſuͤnder/<lb/> ſondern er war ein verſtellter heuchler und heimlicher boͤſewicht/ welchen<lb/> die andern Juͤnger auch dazumal noch nicht gleich zu errathen wuſten/<lb/> als der HErr ihnen ſchon geſaget hatte/ daß einer aus ihrem mittel ihn ver-<lb/> rathen wuͤrde. So iſt auch viertens wol kein zweiffel/ daß Judas im<lb/> anfang ſeines beruffs von der gnade wuͤrcklich ſey ergriffen worden/ aber<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">er ver-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0074]
noch wol moͤglich/ daß rechtſchaffene Chriſten mit denen von ihnen erkann-
ten boͤſen die ſacram Communionem zu halten ſich entbrechen koͤnnen und
waͤre ſolches auch noch heut zutage an ſich ſelbſt ſo wol ein noͤthiges als
heilſames mittel der rechten Chriſtlichen beſtraffung/ wo es nicht andere
umſtaͤnde verhinderten und unfruchtbahr machten. Sonſt mag auch die-
ſe entziehung an ſich mit recht keine ſpaltung andem leibe CHriſti genennet
werden/ weil ja die boͤſen/ ſo lange ſie boͤſe ſind zu dem leibe CHriſti nicht
gehoͤren/ und ſolche entziehung vielmehr eben dahin angeſehen iſt/ daß der/
von der ſo groſſen menge der boͤſen zertrennete geiſtliche kirchen-leib des
HErꝛn zu einer beſſeꝛn vereinigung kommen moͤge. Was einige in diſer Ma-
terie gleichniß weiſe anfuͤhren wollen/ als muͤſte man heute zu tage die Com-
munion mit den gottloſen alſo anſehen/ als wenn man mit einem/ deſſen
gemeinſchafft man ſonſt fliehen wuͤrde/ an eines dritten tiſch geladen waͤ-
re/ der beyden zu gebieten haͤtte/ iſt auch nicht zulaͤnglich die entziehung der
glaͤubigen von der Communion der boͤſen zu wiederlegen. Denn es will
der HErr JEſus nach ſeinem wolgefaͤlligen willen ſolche boͤcke/ als boͤcke
mir den frommen an ſeinem tiſche nicht haben/ ſondern er hat ſeinen glaͤubi-
gen durch Pauli wort befohlen/ ſo viel an ihnen iſt/ ſie von der heiligen ge-
meinſchafft zu ihrer beſchaͤmung abzuhalten/ biß ſie ſich beſſern und wahre
buſſe thun. Das exempel Judaͤ Jſcharioths/ welches man hierbey auch
anzufuͤhren pflegt/ mag gleichfals nicht beweiſen/ daß die boͤſen ohne un-
terſcheid bey der Communione euchariſtica muͤſſen geduldet werden. Denn
erſtlich wird von den Gelehrten noch druͤber controvertiret/ ob Judas
wuͤrcklich bey dem Actu des eingeſetzten Abendmahls geweſen ſey oder
nicht. Zum andern/ wo Judas moͤchte darbey geweſen ſeyn/ ſo iſt es
doch nur als einvorbild anzuſehen/ wie es mit einmengung der boͤſen unter
die wahren Juͤnger CHriſti ergehen wuͤrde/ und wie es der HErr mit hei-
liger gedulttragen wuͤrde/ nicht aber/ wie es von rechts wegen ſeyn ſolle/ und
ſo wenig aus Judaͤ exempel zu erweiſen iſt/ daß man wiſſentlich mit recht
einen boͤſewicht zum Predigt-amt beruffen koͤnne/ ſo wenig laͤſſet ſich dar-
aus erweiſen/ daß man wiſſentlich die boͤſen mit recht in Chriſtliche ge-
meinſchafft nehmen koͤnne/ weil ſonſt alle Chriſtliche kirchen-zucht damit
au gehoben waͤre; Drittens war Judas nicht ein offenbahrer ſuͤnder/
ſondern er war ein verſtellter heuchler und heimlicher boͤſewicht/ welchen
die andern Juͤnger auch dazumal noch nicht gleich zu errathen wuſten/
als der HErr ihnen ſchon geſaget hatte/ daß einer aus ihrem mittel ihn ver-
rathen wuͤrde. So iſt auch viertens wol kein zweiffel/ daß Judas im
anfang ſeines beruffs von der gnade wuͤrcklich ſey ergriffen worden/ aber
er ver-
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