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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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che giengen/ ja ich müste alle Prediger verdammen/ die den bösen leuten das
brodt und den kelch des HErrn reicheten. So dienet zur antwort. Was die
Prediger betrifft/ so ists nicht ohne/ daß diese sache von grosser wichtigkeit
und mit schwerer verantwortung verknüpffet sey. Es wäre auch hierin-
ne auff seiten öffentlicher Prediger wol ein durchbruch vonnöthen gegen
solches übel/ sich mit GOtt zu ermannen/ und wer sich hierinne zu schwach
findet/ der thäte an und vor sich selbst besser/ er nehme nicht auff seine schul-
tern/ was er nicht heben und tragen kan/ so hatte er desto weniger verant-
wortung. Jedoch soll es ferne von mir seyn/ so schlechter dings um deß wil-
len alle prediger zu verdammen. Jch weiß/ daß noch viele rechtschaffene
leute sind/ die theils erst im lehramte das gemeine verderben haben erkennen
lernen/ und daher in diesem stücke mit vielen seufftzen in furcht und zittern
handeln/ derselben wird auch der Herr wegen ihres mißfallens und seufftzens
über diese greuel am tage der heimsuchung noch in gnaden zu verschonen
wissen. Was aber die frechen Prediger und alle andere vor ein schreckli-
ches gerichte treffen wird/ denen es so ein geringes ist/ das brodt der kinder
Gottes vor die hunde und säue zu werffen/ und es hingegen den kindern wol
garzu entziehen/ das werden sie zu ihrem schaden erfahren. E. Wol Ehrw.
zähle ich mit unter die jenigen/ die über den elenden zustand dieser zeiten in ih-
rem theil hertzlich seufftzen/ ich meines wenigen orts empfinde auch den scha-
den Josephs überflüßig/ und habe es bißher fast vor ohnmöglich gehalten/
daß ich nach den umständen gegenwärtiger zeit mit gutem gewissen ein
Prediger werden könte. Wenn ichs aber noch werden sollte/ so wird mir
GOtt gnade geben/ daß ich meine und auch andere seelen zur außbeute dar-
von bringe/ darzu ich gleichfals allen frommen Predigern GOttes gnade
hertzlich anwünsche. Gleichwie ich nun fromme Prediger/ die wieder ih-
ren willen den sauen das Sacrament mit seufftzen reichen/ deßhalben nicht
verdammen will/ sondern eines jeglichen eigener verantwortung überlasse/
und es alles GOtt anheim stelle/ der einem jeden nach seiner treue vergel-
ten wird. So verdamme ich auch die andern frommen Prediger nicht/ die
wieder ihren willen unter den säuen zu GOttes tische gehen/ weil sie sich
entweder hierinne nicht zu rathen wissen/ oder auch zu blöde/ und furchtsam
sind die säue anzurühren. Es sind auch viele gute Christliche gemüther/
welche noch im erkäntniß schwach sind/ und daher in ihrem gewissen über die
communionem malorum nicht so leicht beschweret werden. Ja ich hoffe
und glaube auch/ daß viele aus hiesiger gemeinde/ welche der geist dieser
welt anjetzo noch auffhält/ von der welt wol noch ernstlicher/ als von mir ge-
schehen/ zu GOtt sich wenden/ und denen zum besten ist eben die Christli-

che be-

che giengen/ ja ich muͤſte alle Prediger verdammen/ die den boͤſen leuten das
brodt und den kelch des HErrn reicheten. So dienet zur antwort. Was die
Prediger betrifft/ ſo iſts nicht ohne/ daß dieſe ſache von groſſer wichtigkeit
und mit ſchwerer verantwortung verknuͤpffet ſey. Es waͤre auch hierin-
ne auff ſeiten oͤffentlicher Prediger wol ein durchbruch vonnoͤthen gegen
ſolches uͤbel/ ſich mit GOtt zu ermannen/ und wer ſich hierinne zu ſchwach
findet/ der thaͤte an und vor ſich ſelbſt beſſer/ er nehme nicht auff ſeine ſchul-
tern/ was er nicht heben und tragen kan/ ſo hatte er deſto weniger verant-
wortung. Jedoch ſoll es ferne von mir ſeyn/ ſo ſchlechter dings um deß wil-
len alle prediger zu verdammen. Jch weiß/ daß noch viele rechtſchaffene
leute ſind/ die theils erſt im lehramte das gemeine verderben haben erkennen
lernen/ und daher in dieſem ſtuͤcke mit vielen ſeufftzen in furcht und zittern
handeln/ deꝛſelben wird auch deꝛ Herꝛ wegen ihres mißfallens und ſeufftzens
uͤber dieſe greuel am tage der heimſuchung noch in gnaden zu verſchonen
wiſſen. Was aber die frechen Prediger und alle andere vor ein ſchreckli-
ches gerichte treffen wird/ denen es ſo ein geringes iſt/ das brodt der kinder
Gottes vor die hunde und ſaͤue zu werffen/ und es hingegen den kindern wol
garzu entziehen/ das werden ſie zu ihrem ſchaden erfahren. E. Wol Ehrw.
zaͤhle ich mit unter die jenigen/ die uͤber den elenden zuſtand dieſer zeiten in ih-
rem theil hertzlich ſeufftzen/ ich meines wenigen orts empfinde auch den ſcha-
den Joſephs uͤberfluͤßig/ und habe es bißher faſt vor ohnmoͤglich gehalten/
daß ich nach den umſtaͤnden gegenwaͤrtiger zeit mit gutem gewiſſen ein
Prediger werden koͤnte. Wenn ichs aber noch werden ſollte/ ſo wird mir
GOtt gnade geben/ daß ich meine und auch andere ſeelen zur außbeute dar-
von bringe/ darzu ich gleichfals allen frommen Predigern GOttes gnade
hertzlich anwuͤnſche. Gleichwie ich nun fromme Prediger/ die wieder ih-
ren willen den ſauen das Sacrament mit ſeufftzen reichen/ deßhalben nicht
verdammen will/ ſondern eines jeglichen eigener verantwortung uͤberlaſſe/
und es alles GOtt anheim ſtelle/ der einem jeden nach ſeiner treue vergel-
ten wird. So verdamme ich auch die andern frommen Prediger nicht/ die
wieder ihren willen unter den ſaͤuen zu GOttes tiſche gehen/ weil ſie ſich
entweder hierinne nicht zu rathen wiſſen/ oder auch zu bloͤde/ und furchtſam
ſind die ſaͤue anzuruͤhren. Es ſind auch viele gute Chriſtliche gemuͤther/
welche noch im eꝛkaͤntniß ſchwach ſind/ und daher in ihꝛem gewiſſen uͤber die
communionem malorum nicht ſo leicht beſchweret werden. Ja ich hoffe
und glaube auch/ daß viele aus hieſiger gemeinde/ welche der geiſt dieſer
welt anjetzo noch auffhaͤlt/ von der welt wol noch ernſtlicher/ als von mir ge-
ſchehen/ zu GOtt ſich wenden/ und denen zum beſten iſt eben die Chriſtli-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/72>, abgerufen am 28.03.2024.