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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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ein Christ/ denn er hats schon alles/ sondern als ein sünder. Aller-"
meist aber geschichts um der einfältigen und des jungen volcks"
willen (welches soll und muß täglich in der Schrifft und GOt-"
tes Wort geübet und erzogen werden/ daß sie der Schrifft ge-"
wohnet/ geschickt/ läuffig und kündig drinnen werden/ ihren"
glauben zu vertreten/ und andere mit der zeit zu lehren/ und das"
Reich CHristi helffen mehren. Um solcher willen muß man lesen/"
singen/ predigen/ schreiben und tichten/ und wo es hülfflich und"
förderlich darzu wäre/ wolte ich lassen mit allen glocken darzu"
läuten/ und mit allen orgeln pfeissen/ und alles klingen lassen/"
was klingen könte. Dann darum sind die Päbstischen Gottesdien-"
ste so verdammlich/ daß sie gesetze/ wercke und verdienste daraus"
gemacht/ und damit den edlen glauben verdrucket haben/ und"
dieselben nicht gerichtet haben auff die jugend und einfältigen/"
dieselben damit in der Schrifft in GOttes wort zu üben/ son-"
dern sind selbst daran beklieben/ und halten sie als ihnen selbst nu-"
tze und nöthig zur seligkeit/ das ist der teuffel/ auff welche weise"
die alten sie nicht geordnet noch gesetzethaben.
Was nun von den
öffentlichen kirch-versammlungen gesetzet ist/ das ist auch von dem H.
Abendmahl zu sagen/ welches der HErr seinen lieben Jüngern zur erqui-
ckung eingesetzet hat/ nun aber (gleichwie der glaube) jedermanns ding
worden ist/ indem nicht allein die groben fleischlichen und unbekehrten welt-
hertzen bey dem heutigen grossen verfall der rechten Christlichen kirchen-
zucht einen freyen zutritt dazu haben/ und wo sie zuweilen selber aussen bleiben/
bey weltlicher straffe darzu angehalten und getrieben werden; sondern auch
fromme Christliche hertzen/ die solchen schändlichen mißbrauch sehen/ und daher
in der gemeinschafft solcher bösen leutedes HErrn Abendmahl zu halten sich
beschwert finden/ oder auch in einem geistlichen glaubenskampffe stehen/ daß
sie noch kein gewisses erkändtniß bey sich finden/ wie sie solchen Sacrament-
lichen gebrauch des H. Abendmahls in einem wahren und festgegründeten
geistlichen verstande anzusehen haben/ und daher in solchem innern kampfe ohne
die völlige gewißheit und plerophorie des glaubens/ lieber des äusserlichen
gebrauchs sich enthalten/ als sich dessen in ungewißheit und zweiffel bedienen
wollen/ an statt/ daß man sie in liebe mitleidend tragen/ ihren beängsteten
gewissen rathen/ der Göttlichen gnaden würckung zur erlangung einer rech-
ten glaubens-festigkeit in ihnen zeit und raum lassen/ und das daher bey ei-
nigen unwissende entstehende ärgerniß weißlich abwenden sollen/ im gegen-
theil dermassen dringet und treibet/ daß sie auff eines jeden unzulängliches

einreden
H 2

ein Chriſt/ denn er hats ſchon alles/ ſondern als ein ſuͤnder. Aller-‟
meiſt aber geſchichts um der einfaͤltigen und des jungen volcks‟
willen (welches ſoll und muß taͤglich in der Schrifft und GOt-‟
tes Wort geuͤbet und erzogen werden/ daß ſie der Schrifft ge-‟
wohnet/ geſchickt/ laͤuffig und kuͤndig drinnen werden/ ihren‟
glauben zu vertreten/ und andere mit der zeit zu lehren/ und das‟
Reich CHriſti helffen mehren. Um ſolcher willen muß man leſen/‟
ſingen/ predigen/ ſchreiben und tichten/ und wo es huͤlfflich und‟
foͤrderlich darzu waͤre/ wolte ich laſſen mit allen glocken darzu‟
laͤuten/ und mit allen orgeln pfeiſſen/ und alles klingen laſſen/‟
was klingen koͤnte. Dann daꝛum ſind die Paͤbſtiſchẽ Gottesdien-‟
ſte ſo verdam̃lich/ daß ſie geſetze/ wercke und verdienſte daraus‟
gemacht/ und damit den edlen glauben verdrucket haben/ und‟
dieſelben nicht gerichtet haben auff die jugend und einfaͤltigen/‟
dieſelben damit in der Schrifft in GOttes wort zu uͤben/ ſon-‟
dern ſind ſelbſt daꝛan beklieben/ und halten ſie als ihnen ſelbſt nu-‟
tze und noͤthig zur ſeligkeit/ das iſt der teuffel/ auff welche weiſe‟
die alten ſie nicht geordnet noch geſetzethaben.
Was nun von den
oͤffentlichen kirch-verſammlungen geſetzet iſt/ das iſt auch von dem H.
Abendmahl zu ſagen/ welches der HErꝛ ſeinen lieben Juͤngern zur erqui-
ckung eingeſetzet hat/ nun aber (gleichwie der glaube) jedermanns ding
worden iſt/ indem nicht allein die groben fleiſchlichen und unbekehrten welt-
hertzen bey dem heutigen groſſen verfall der rechten Chriſtlichen kirchen-
zucht einen freyen zutritt dazu habẽ/ und wo ſie zuweilen ſelber auſſen bleibẽ/
bey weltlicher ſtraffe darzu angehalten und getrieben werden; ſondern auch
from̃e Chriſtliche hertzen/ die ſolchen ſchaͤndlichẽ mißbrauch ſehen/ und daher
in der gemeinſchafft ſolcher boͤſen leutedes HErꝛn Abendmahl zu halten ſich
beſchwert finden/ odeꝛ auch in einem geiſtlichen glaubenskampffe ſtehen/ daß
ſie noch kein gewiſſes erkaͤndtniß bey ſich finden/ wie ſie ſolchen Sacrament-
lichen gebrauch des H. Abendmahls in einem wahren und feſtgegruͤndeten
geiſtlichẽ verſtande anzuſehen habẽ/ und daheꝛ in ſolchem iñeꝛn kampfe ohne
die voͤllige gewißheit und plerophorie des glaubens/ lieber des aͤuſſerlichen
gebrauchs ſich enthalten/ als ſich deſſen in ungewißheit und zweiffel bedienẽ
wollen/ an ſtatt/ daß man ſie in liebe mitleidend tragen/ ihren beaͤngſteten
gewiſſen rathen/ der Goͤttlichen gnaden wuͤrckung zur erlangung einer rech-
ten glaubens-feſtigkeit in ihnen zeit und raum laſſen/ und das daher bey ei-
nigen unwiſſendë entſtehende aͤꝛgeꝛniß weißlich abwenden ſollen/ im gegen-
theil dermaſſen dringet und treibet/ daß ſie auff eines jeden unzulaͤngliches

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[59/0060] ein Chriſt/ denn er hats ſchon alles/ ſondern als ein ſuͤnder. Aller-‟ meiſt aber geſchichts um der einfaͤltigen und des jungen volcks‟ willen (welches ſoll und muß taͤglich in der Schrifft und GOt-‟ tes Wort geuͤbet und erzogen werden/ daß ſie der Schrifft ge-‟ wohnet/ geſchickt/ laͤuffig und kuͤndig drinnen werden/ ihren‟ glauben zu vertreten/ und andere mit der zeit zu lehren/ und das‟ Reich CHriſti helffen mehren. Um ſolcher willen muß man leſen/‟ ſingen/ predigen/ ſchreiben und tichten/ und wo es huͤlfflich und‟ foͤrderlich darzu waͤre/ wolte ich laſſen mit allen glocken darzu‟ laͤuten/ und mit allen orgeln pfeiſſen/ und alles klingen laſſen/‟ was klingen koͤnte. Dann daꝛum ſind die Paͤbſtiſchẽ Gottesdien-‟ ſte ſo verdam̃lich/ daß ſie geſetze/ wercke und verdienſte daraus‟ gemacht/ und damit den edlen glauben verdrucket haben/ und‟ dieſelben nicht gerichtet haben auff die jugend und einfaͤltigen/‟ dieſelben damit in der Schrifft in GOttes wort zu uͤben/ ſon-‟ dern ſind ſelbſt daꝛan beklieben/ und halten ſie als ihnen ſelbſt nu-‟ tze und noͤthig zur ſeligkeit/ das iſt der teuffel/ auff welche weiſe‟ die alten ſie nicht geordnet noch geſetzethaben. Was nun von den oͤffentlichen kirch-verſammlungen geſetzet iſt/ das iſt auch von dem H. Abendmahl zu ſagen/ welches der HErꝛ ſeinen lieben Juͤngern zur erqui- ckung eingeſetzet hat/ nun aber (gleichwie der glaube) jedermanns ding worden iſt/ indem nicht allein die groben fleiſchlichen und unbekehrten welt- hertzen bey dem heutigen groſſen verfall der rechten Chriſtlichen kirchen- zucht einen freyen zutritt dazu habẽ/ und wo ſie zuweilen ſelber auſſen bleibẽ/ bey weltlicher ſtraffe darzu angehalten und getrieben werden; ſondern auch from̃e Chriſtliche hertzen/ die ſolchen ſchaͤndlichẽ mißbrauch ſehen/ und daher in der gemeinſchafft ſolcher boͤſen leutedes HErꝛn Abendmahl zu halten ſich beſchwert finden/ odeꝛ auch in einem geiſtlichen glaubenskampffe ſtehen/ daß ſie noch kein gewiſſes erkaͤndtniß bey ſich finden/ wie ſie ſolchen Sacrament- lichen gebrauch des H. Abendmahls in einem wahren und feſtgegruͤndeten geiſtlichẽ verſtande anzuſehen habẽ/ und daheꝛ in ſolchem iñeꝛn kampfe ohne die voͤllige gewißheit und plerophorie des glaubens/ lieber des aͤuſſerlichen gebrauchs ſich enthalten/ als ſich deſſen in ungewißheit und zweiffel bedienẽ wollen/ an ſtatt/ daß man ſie in liebe mitleidend tragen/ ihren beaͤngſteten gewiſſen rathen/ der Goͤttlichen gnaden wuͤrckung zur erlangung einer rech- ten glaubens-feſtigkeit in ihnen zeit und raum laſſen/ und das daher bey ei- nigen unwiſſendë entſtehende aͤꝛgeꝛniß weißlich abwenden ſollen/ im gegen- theil dermaſſen dringet und treibet/ daß ſie auff eines jeden unzulaͤngliches einreden H 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/60>, abgerufen am 22.11.2024.