Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Das III. Capitel.
Von dem gemeinen Abendmahl gehen.

1.

DJe vierte anklage des Hn. Cyprian. wider mich ist in seiner vor-
rede §. 3. Daß ich mich des Heil. Sacraments des Altars
nicht bedienete/
wie er redet. Worauff kürtzlich die antwort
ist: (I.) Daßich allerdings nach CHristi klaren worten und der ersten
Apostolischen kirche exempel und weise des HErrn Nachtmahl zu sei-
nem gedächtniß und verkündigung seines todes halte/
und zwar zu
gar vielenmalen/ und viel öffter als ichs nimmer in der kirchen halten kön-
te. Jch verstehe aber hierunter nicht nur das innerliche stätswährende
Abendmahl/ des inwohnen den Jmmanuels aus der Offenb. Joh. III.
sondern auch das äussere geniessen des von CHristo verordneten Brods
und Weins/ ob schon ohne die geringsten ceremonien und umstände in
gehöriger einfalt des Geistes CHristi: daß sich also niemand hierinnen ei-
ner zweydeutig keit besorgen darff.

2. Niemand aber wolle sich an diese meine bekäntniß stossen/ oder
nach andern unnöthigen umständen neugieriger weise forschen/ weil es
doch niemanden hilfft oder schadet. Gnug/ daß ich jetzund klar beweisen
werde/ das öffentliche und gemeine Abendmahl halten derer Lu-
theraner sey in der praxi noch immer so übel beschaffen/ daß wer es im Gött-
lichen licht erkennet/ allerdings entschuldiget/ und ihm nicht zu verdencken
sey/ wenn er davon bleibe. Wenn ich dieses dargethan werde haben/ so
muß ich ferner auch zeigen/ ob und wie man freyheit in CHristo habe sein ge-
dächtnuß ausser dem gemeinen mißbrauch auff alle zuläßige Christliche wei-
se zu begehen.

3. So kan ich nun jederman/ und sonderlich den Herrn Cypriani,
nach dem zeugniß meines gewissens in dem Heil. Geist vor der allwissenden
gottheit versichern/ daß ich mich des öffentlichen Abendmahls enthalten/
nicht aus verachtung desselben/ sondern allerdings eintzig und allein aus
hoch achtung.
Deutlicher zu reden; Jch halte des HErrn Abend-
mahl
und dessen klare worte von demselben so gar hoch und theuer und
ausnehmend groß: Daß ich eben deßwegen aus furcht und respect vor
Göttlichen dingen das gemeine mahl in denen kirchen nicht mitmachen
kan und darff/ weil dieses durch zulassung aller auch abscheulichsten offen-
bahren sünder/ nicht ein Sacrament oder heiliges geheimnuß ist/ son-

dern
Das III. Capitel.
Von dem gemeinen Abendmahl gehen.

1.

DJe vierte anklage des Hn. Cyprian. wider mich iſt in ſeiner vor-
rede §. 3. Daß ich mich des Heil. Sacraments des Altars
nicht bedienete/
wie er redet. Worauff kuͤrtzlich die antwort
iſt: (I.) Daßich allerdings nach CHriſti klaren worten und der erſten
Apoſtoliſchen kirche exempel und weiſe des HErꝛn Nachtmahl zu ſei-
nem gedaͤchtniß und verkuͤndigung ſeines todes halte/
und zwar zu
gar vielenmalen/ und viel oͤffter als ichs nimmer in der kirchen halten koͤn-
te. Jch verſtehe aber hierunter nicht nur das innerliche ſtaͤtswaͤhrende
Abendmahl/ des inwohnen den Jmmanuels aus der Offenb. Joh. III.
ſondern auch das aͤuſſere genieſſen des von CHriſto verordneten Brods
und Weins/ ob ſchon ohne die geringſten ceremonien und umſtaͤnde in
gehoͤriger einfalt des Geiſtes CHriſti: daß ſich alſo niemand hierinnen ei-
ner zweydeutig keit beſorgen darff.

2. Niemand aber wolle ſich an dieſe meine bekaͤntniß ſtoſſen/ oder
nach andern unnoͤthigen umſtaͤnden neugieriger weiſe forſchen/ weil es
doch niemanden hilfft oder ſchadet. Gnug/ daß ich jetzund klar beweiſen
werde/ das oͤffentliche und gemeine Abendmahl halten derer Lu-
theraner ſey in der praxi noch immer ſo uͤbel beſchaffen/ daß wer es im Goͤtt-
lichen licht erkennet/ allerdings entſchuldiget/ und ihm nicht zu verdencken
ſey/ wenn er davon bleibe. Wenn ich dieſes dargethan werde haben/ ſo
muß ich ferner auch zeigen/ ob und wie man freyheit in CHriſto habe ſein ge-
daͤchtnuß auſſer dem gemeinen mißbrauch auff alle zulaͤßige Chriſtliche wei-
ſe zu begehen.

3. So kan ich nun jederman/ und ſonderlich den Herꝛn Cypriani,
nach dem zeugniß meines gewiſſens in dem Heil. Geiſt vor der allwiſſenden
gottheit verſichern/ daß ich mich des oͤffentlichen Abendmahls enthalten/
nicht aus verachtung deſſelben/ ſondern allerdings eintzig und allein aus
hoch achtung.
Deutlicher zu reden; Jch halte des HErrn Abend-
mahl
und deſſen klare worte von demſelben ſo gar hoch und theuer und
ausnehmend groß: Daß ich eben deßwegen aus furcht und reſpect vor
Goͤttlichen dingen das gemeine mahl in denen kirchen nicht mitmachen
kan und darff/ weil dieſes durch zulaſſung aller auch abſcheulichſten offen-
bahren ſuͤnder/ nicht ein Sacrament oder heiliges geheimnuß iſt/ ſon-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0035" n="34"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitel.<lb/>
Von dem gemeinen Abendmahl gehen.</hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">1.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">vierte anklage</hi> des Hn. <hi rendition="#aq">Cyprian.</hi> wider mich i&#x017F;t in &#x017F;einer vor-<lb/>
rede §. 3. <hi rendition="#fr">Daß ich mich des Heil. Sacraments des Altars<lb/>
nicht bedienete/</hi> wie er redet. Worauff ku&#x0364;rtzlich die antwort<lb/>
i&#x017F;t: (<hi rendition="#aq">I.</hi>) Daßich <hi rendition="#fr">allerdings</hi> nach CHri&#x017F;ti klaren worten und der er&#x017F;ten<lb/>
Apo&#x017F;toli&#x017F;chen kirche exempel und wei&#x017F;e <hi rendition="#fr">des HEr&#xA75B;n Nachtmahl zu &#x017F;ei-<lb/>
nem geda&#x0364;chtniß und verku&#x0364;ndigung &#x017F;eines todes halte/</hi> und zwar zu<lb/>
gar vielenmalen/ und viel <hi rendition="#fr">o&#x0364;ffter</hi> als ichs nimmer in der kirchen halten ko&#x0364;n-<lb/>
te. Jch ver&#x017F;tehe aber hierunter nicht nur das innerliche &#x017F;ta&#x0364;tswa&#x0364;hrende<lb/>
Abendmahl/ des inwohnen den Jmmanuels aus der Offenb. Joh. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III</hi>.</hi><lb/>
&#x017F;ondern auch das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere genie&#x017F;&#x017F;en des von CHri&#x017F;to verordneten Brods<lb/>
und Weins/ ob &#x017F;chon ohne die gering&#x017F;ten <hi rendition="#aq">ceremoni</hi>en und um&#x017F;ta&#x0364;nde in<lb/>
geho&#x0364;riger einfalt des Gei&#x017F;tes CHri&#x017F;ti: daß &#x017F;ich al&#x017F;o niemand hierinnen ei-<lb/>
ner zweydeutig keit be&#x017F;orgen darff.</p><lb/>
        <p>2. Niemand aber wolle &#x017F;ich an die&#x017F;e meine beka&#x0364;ntniß &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ oder<lb/>
nach andern unno&#x0364;thigen um&#x017F;ta&#x0364;nden neugieriger wei&#x017F;e for&#x017F;chen/ weil es<lb/>
doch niemanden hilfft oder &#x017F;chadet. Gnug/ daß ich jetzund klar bewei&#x017F;en<lb/>
werde/ <hi rendition="#fr">das o&#x0364;ffentliche und gemeine Abendmahl halten</hi> derer Lu-<lb/>
theraner &#x017F;ey in der <hi rendition="#aq">praxi</hi> noch immer &#x017F;o u&#x0364;bel be&#x017F;chaffen/ daß wer es im Go&#x0364;tt-<lb/>
lichen licht erkennet/ allerdings ent&#x017F;chuldiget/ und ihm nicht zu verdencken<lb/>
&#x017F;ey/ wenn er davon bleibe. Wenn ich die&#x017F;es dargethan werde haben/ &#x017F;o<lb/>
muß ich ferner auch zeigen/ ob und wie man freyheit in CHri&#x017F;to habe &#x017F;ein ge-<lb/>
da&#x0364;chtnuß au&#x017F;&#x017F;er dem gemeinen mißbrauch auff alle zula&#x0364;ßige Chri&#x017F;tliche wei-<lb/>
&#x017F;e zu begehen.</p><lb/>
        <p>3. So kan ich nun jederman/ und &#x017F;onderlich den Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Cypriani,</hi><lb/>
nach dem zeugniß meines gewi&#x017F;&#x017F;ens in dem Heil. Gei&#x017F;t vor der allwi&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
gottheit ver&#x017F;ichern/ daß ich mich des o&#x0364;ffentlichen Abendmahls enthalten/<lb/>
nicht <hi rendition="#fr">aus verachtung</hi> de&#x017F;&#x017F;elben/ &#x017F;ondern allerdings eintzig und allein <hi rendition="#fr">aus<lb/>
hoch achtung.</hi> Deutlicher zu reden; Jch halte <hi rendition="#fr">des HErrn Abend-<lb/>
mahl</hi> und de&#x017F;&#x017F;en klare worte von dem&#x017F;elben &#x017F;o gar hoch und theuer und<lb/>
ausnehmend groß: Daß ich eben deßwegen aus furcht und <hi rendition="#aq">re&#x017F;pect</hi> vor<lb/>
Go&#x0364;ttlichen dingen <hi rendition="#fr">das gemeine mahl</hi> in denen kirchen nicht mitmachen<lb/>
kan und darff/ weil die&#x017F;es durch zula&#x017F;&#x017F;ung aller auch ab&#x017F;cheulich&#x017F;ten offen-<lb/>
bahren &#x017F;u&#x0364;nder/ nicht ein <hi rendition="#fr">Sacrament oder heiliges geheimnuß</hi> i&#x017F;t/ &#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0035] Das III. Capitel. Von dem gemeinen Abendmahl gehen. 1. DJe vierte anklage des Hn. Cyprian. wider mich iſt in ſeiner vor- rede §. 3. Daß ich mich des Heil. Sacraments des Altars nicht bedienete/ wie er redet. Worauff kuͤrtzlich die antwort iſt: (I.) Daßich allerdings nach CHriſti klaren worten und der erſten Apoſtoliſchen kirche exempel und weiſe des HErꝛn Nachtmahl zu ſei- nem gedaͤchtniß und verkuͤndigung ſeines todes halte/ und zwar zu gar vielenmalen/ und viel oͤffter als ichs nimmer in der kirchen halten koͤn- te. Jch verſtehe aber hierunter nicht nur das innerliche ſtaͤtswaͤhrende Abendmahl/ des inwohnen den Jmmanuels aus der Offenb. Joh. III. ſondern auch das aͤuſſere genieſſen des von CHriſto verordneten Brods und Weins/ ob ſchon ohne die geringſten ceremonien und umſtaͤnde in gehoͤriger einfalt des Geiſtes CHriſti: daß ſich alſo niemand hierinnen ei- ner zweydeutig keit beſorgen darff. 2. Niemand aber wolle ſich an dieſe meine bekaͤntniß ſtoſſen/ oder nach andern unnoͤthigen umſtaͤnden neugieriger weiſe forſchen/ weil es doch niemanden hilfft oder ſchadet. Gnug/ daß ich jetzund klar beweiſen werde/ das oͤffentliche und gemeine Abendmahl halten derer Lu- theraner ſey in der praxi noch immer ſo uͤbel beſchaffen/ daß wer es im Goͤtt- lichen licht erkennet/ allerdings entſchuldiget/ und ihm nicht zu verdencken ſey/ wenn er davon bleibe. Wenn ich dieſes dargethan werde haben/ ſo muß ich ferner auch zeigen/ ob und wie man freyheit in CHriſto habe ſein ge- daͤchtnuß auſſer dem gemeinen mißbrauch auff alle zulaͤßige Chriſtliche wei- ſe zu begehen. 3. So kan ich nun jederman/ und ſonderlich den Herꝛn Cypriani, nach dem zeugniß meines gewiſſens in dem Heil. Geiſt vor der allwiſſenden gottheit verſichern/ daß ich mich des oͤffentlichen Abendmahls enthalten/ nicht aus verachtung deſſelben/ ſondern allerdings eintzig und allein aus hoch achtung. Deutlicher zu reden; Jch halte des HErrn Abend- mahl und deſſen klare worte von demſelben ſo gar hoch und theuer und ausnehmend groß: Daß ich eben deßwegen aus furcht und reſpect vor Goͤttlichen dingen das gemeine mahl in denen kirchen nicht mitmachen kan und darff/ weil dieſes durch zulaſſung aller auch abſcheulichſten offen- bahren ſuͤnder/ nicht ein Sacrament oder heiliges geheimnuß iſt/ ſon- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/35
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/35>, abgerufen am 22.11.2024.