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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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vollerkunst/ aber ohne brunst/ mehr gerichtet NB zum verder-
ben/ als zum leben. Wie mancher redet/ nicht des HErrn/ son-
dern sein eigen wort/
NB lügen/ und nicht wahrheit/ nicht was
ihm CHristus ins hertze geleget/ sondern ein altes loses weib. --
Wie mancher füller seine zunge mit
NB. höllischem gifft an/ be-
speyet die cantzel mit gottlosen
affecten/ predigt nicht aus dem
geist/ sondern aus dem fleische/ nicht aus GOtt/ sondern
NB.
dem teuffel/ nicht zum leben/ sondern zum NB tod/ u. s. w. Von
welchem gezäncke und ärgerlichen händeln auff den cantzeln auch der Leipzi-
ger Juriste Bened. Carpzovius selbst viel klagt in Juris-Prud. Eccles. Lib. III.
tit. IX. def. 98.
§. 9. und der Wittenbergische Caspar. Zieglerus in Cleri-
co renitente praef.
§. 3. Der die närrische pralerey der a la mode pre-
diger abmahlt;
imgleichen der Franck furtische Brunnemannus, der son-
derlich das liederliche postillen reiten nebst fast unzehlich andern verab-
scheuet. Anderer/ zumal der neuesten Scribenten/ beyfall hierinnen zu ge-
schweigen.

13. Ob nun wol hier aus so wol als aus der erfahrung unläugbar er-
hellet/ daß die Lutherischen Prediger durchgehends fast nicht allein nichts
nutzen/ sondern auch höchstschädlich seyn: so wollen wir doch noch etliche
teftimonia von den früchten ihrer Prediger aus ihnen selbst herholen. So
fraget der alte Rittershusius in Lect. S. Lib. VI. cap. 13. Warum doch
bey so vielen predigten/ davon alle winckel voll wären/ gleichwol
so wenig gebauet würden/ und die boßheit der leute so hoch gestie-
gen/ daß sie nicht ärger werden könne? Und antwortet selbst dar-
auff: Die meiste ursachesey/ weil die alten mehr mit dem leben/
als reden gelehret/ so hätten sie noch mehr eingang bey den leuten
gefunden.
Brunnemannus bekennet auch l. c. p. 293. Die predigten
helffen wenig/ weil sie immer gehalten werden/ und die Prediger
allzukaltsinnig und gelind seyn/ welche denn der kirche mehr scha-
den/ als offenbar gottlose.
Wie auch D. Kortholt in der schweren
bürde des pred. p. 14. und 58. Man hält davor/ es beruhe hier nur
bloß darauff/ daß einer eine fertige zunge/ angenehme stimme/
und gut gedächtniß habe/ damit er die aus der postill etwa ent-
lehnete predigt/ wol in den kopff fassen/ und dem volck vorsagen
könne. -- Jch frage aber/ ob denn die manchfaltige seelen-ge-
fahr durch die blosse predigten/ wie selbige insgemein nach der red-
ner-kunst abgefasset werden/ dergestalt abgewandt werde?

14. Man sehe hievon weiter D. J. Andreae hundertjähriges beden-

cken/

vollerkunſt/ aber ohne brunſt/ mehr gerichtet NB zum verder-
ben/ als zum leben. Wie mancher redet/ nicht des HErꝛn/ ſon-
dern ſein eigen wort/
NB luͤgen/ und nicht wahrheit/ nicht was
ihm CHriſtus ins hertze geleget/ ſondern ein altes loſes weib. —
Wie mancher fuͤller ſeine zunge mit
NB. hoͤlliſchem gifft an/ be-
ſpeyet die cantzel mit gottloſen
affecten/ predigt nicht aus dem
geiſt/ ſondern aus dem fleiſche/ nicht aus GOtt/ ſondern
NB.
dem teuffel/ nicht zum leben/ ſondern zum NB tod/ u. ſ. w. Von
welchem gezaͤncke und aͤrgerlichen haͤndeln auff den cantzeln auch der Leipzi-
ger Juriſte Bened. Carpzovius ſelbſt viel klagt in Juris-Prud. Eccleſ. Lib. III.
tit. IX. def. 98.
§. 9. und der Wittenbergiſche Caſpar. Zieglerus in Cleri-
co renitente præf.
§. 3. Der die naͤrriſche pralerey der à la mode pre-
diger abmahlt;
imgleichen der Franck furtiſche Brunnemannus, der ſon-
derlich das liederliche poſtillen reiten nebſt faſt unzehlich andern verab-
ſcheuet. Anderer/ zumal der neueſten Scribenten/ beyfall hierinnen zu ge-
ſchweigen.

13. Ob nun wol hier aus ſo wol als aus der erfahrung unlaͤugbar er-
hellet/ daß die Lutheriſchen Prediger durchgehends faſt nicht allein nichts
nutzen/ ſondern auch hoͤchſtſchaͤdlich ſeyn: ſo wollen wir doch noch etliche
teftimonia von den fruͤchten ihrer Prediger aus ihnen ſelbſt herholen. So
fraget der alte Rittershuſius in Lect. S. Lib. VI. cap. 13. Warum doch
bey ſo vielen predigten/ davon alle winckel voll waͤren/ gleichwol
ſo wenig gebauet wuͤrden/ und die boßheit der leute ſo hoch geſtie-
gen/ daß ſie nicht aͤrger werden koͤnne? Und antwortet ſelbſt dar-
auff: Die meiſte urſacheſey/ weil die alten mehr mit dem leben/
als reden gelehret/ ſo haͤtten ſie noch mehr eingang bey den leuten
gefunden.
Brunnemannus bekennet auch l. c. p. 293. Die predigten
helffen wenig/ weil ſie immer gehalten werden/ und die Prediger
allzukaltſinnig und gelind ſeyn/ welche denn der kirche mehr ſcha-
den/ als offenbar gottloſe.
Wie auch D. Kortholt in der ſchweren
buͤrde des pred. p. 14. und 58. Man haͤlt davor/ es beruhe hier nur
bloß darauff/ daß einer eine fertige zunge/ angenehme ſtimme/
und gut gedaͤchtniß habe/ damit er die aus der poſtill etwa ent-
lehnete predigt/ wol in den kopff faſſen/ und dem volck vorſagen
koͤnne. — Jch frage aber/ ob denn die manchfaltige ſeelen-ge-
fahr durch die bloſſe predigten/ wie ſelbige insgemein nach der red-
ner-kunſt abgefaſſet werden/ dergeſtalt abgewandt werde?

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[28/0029] vollerkunſt/ aber ohne brunſt/ mehr gerichtet NB zum verder- ben/ als zum leben. Wie mancher redet/ nicht des HErꝛn/ ſon- dern ſein eigen wort/ NB luͤgen/ und nicht wahrheit/ nicht was ihm CHriſtus ins hertze geleget/ ſondern ein altes loſes weib. — Wie mancher fuͤller ſeine zunge mit NB. hoͤlliſchem gifft an/ be- ſpeyet die cantzel mit gottloſen affecten/ predigt nicht aus dem geiſt/ ſondern aus dem fleiſche/ nicht aus GOtt/ ſondern NB. dem teuffel/ nicht zum leben/ ſondern zum NB tod/ u. ſ. w. Von welchem gezaͤncke und aͤrgerlichen haͤndeln auff den cantzeln auch der Leipzi- ger Juriſte Bened. Carpzovius ſelbſt viel klagt in Juris-Prud. Eccleſ. Lib. III. tit. IX. def. 98. §. 9. und der Wittenbergiſche Caſpar. Zieglerus in Cleri- co renitente præf. §. 3. Der die naͤrriſche pralerey der à la mode pre- diger abmahlt; imgleichen der Franck furtiſche Brunnemannus, der ſon- derlich das liederliche poſtillen reiten nebſt faſt unzehlich andern verab- ſcheuet. Anderer/ zumal der neueſten Scribenten/ beyfall hierinnen zu ge- ſchweigen. 13. Ob nun wol hier aus ſo wol als aus der erfahrung unlaͤugbar er- hellet/ daß die Lutheriſchen Prediger durchgehends faſt nicht allein nichts nutzen/ ſondern auch hoͤchſtſchaͤdlich ſeyn: ſo wollen wir doch noch etliche teftimonia von den fruͤchten ihrer Prediger aus ihnen ſelbſt herholen. So fraget der alte Rittershuſius in Lect. S. Lib. VI. cap. 13. Warum doch bey ſo vielen predigten/ davon alle winckel voll waͤren/ gleichwol ſo wenig gebauet wuͤrden/ und die boßheit der leute ſo hoch geſtie- gen/ daß ſie nicht aͤrger werden koͤnne? Und antwortet ſelbſt dar- auff: Die meiſte urſacheſey/ weil die alten mehr mit dem leben/ als reden gelehret/ ſo haͤtten ſie noch mehr eingang bey den leuten gefunden. Brunnemannus bekennet auch l. c. p. 293. Die predigten helffen wenig/ weil ſie immer gehalten werden/ und die Prediger allzukaltſinnig und gelind ſeyn/ welche denn der kirche mehr ſcha- den/ als offenbar gottloſe. Wie auch D. Kortholt in der ſchweren buͤrde des pred. p. 14. und 58. Man haͤlt davor/ es beruhe hier nur bloß darauff/ daß einer eine fertige zunge/ angenehme ſtimme/ und gut gedaͤchtniß habe/ damit er die aus der poſtill etwa ent- lehnete predigt/ wol in den kopff faſſen/ und dem volck vorſagen koͤnne. — Jch frage aber/ ob denn die manchfaltige ſeelen-ge- fahr durch die bloſſe predigten/ wie ſelbige insgemein nach der red- ner-kunſt abgefaſſet werden/ dergeſtalt abgewandt werde? 14. Man ſehe hievon weiter D. J. Andreæ hundertjaͤhriges beden- cken/

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/29>, abgerufen am 24.11.2024.