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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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mulam Concordiae beschwören und unterschreiben soll? Die Wittenber-
ger sind bißher handgreifflich durch so manche zeugnisse ihres gäntzlichen ab-
falls von dem sel. Luthero überführet/ und darüber verstummet/ die Helm-
städter sind von jenen schon längst als Ketzer/ Neultnge/ Syncretisten/
ja als
Muhammetaner aus dem Lutherthum aus gestossen/ und vor nicht-
oder falsch-Lutherische
erkläret/ auch von dem religions frieden ausge-
schlossen worden/ weil sie nach der vernunfft eine religions-eimgkeit anrich-
ten wollen/ und daß diese spaltung und sectirerey noch daure/ muß Herr
Cyprian. selbst tacite offenbaren/ wenn Er pag. 81. noch immer nach denen
Syncretistischen principiis wünschet und suchet/ (welches gnesios Luthe-
rani
nicht thun) daß alle vorige schwürigkeiten mit den Reformirten ver-
graben blieben/ u. s. f. ungeacht er selbst unbesonnener weise sie auffs feind-
seligste p. 78. u. f. anklaget.

16. Wo/ sage ich/ soll man denn nun wahre Luther aner finden/ nach
denen man Lutherisch heissen könte? Soll man sich mit seinem gewissen und
gantzen grund der seeligkeit an solche leute/ als infallibiles oder unbetrieg-
liche
binden lassen/ die doch sich selbst untereinander verdammen oder ver-
ketzern? Solte nicht ein Jude/ Türcke/ Papist und dergleichen sagen/ was
Chrysostomus setzet (Homil. XXXIII. in Act. Apost.) Jch wolte
gern ein Christ werden
(oder nach der heutigen redens-art/ mich Lu-
therisch nennen) aber ich weiß nicht/ wem ich folgen soll. Es ist
so gar viel zanckens/ streitens/ und
disputirens unter euch. Jch
weiß nicht/ welche lehre ich erwehlen/ oder welche ich vor die beste
halten solle u. s. f.
Jngleichen was ein Lutherischer Jurist D. Caspar
Zieglerus
setzet/ (Comment. de Episcopis. praef) Jndem der hauffe
der Christen in gantz verschiedene parten ohne einige hofnung der
vereinigung getherlet ist/ so daß einer sagt/ er folge
Luthero, der
andere
Calvino (Calovio oder Calixto) so weiß man kaum/ wer
CHristozugehöret;
und folglich kan man sich auch nach keinem richten
oder nennen.

17. Oder soll man sich zu einem solchen verdorbenen und verworre-
nen hauffen bekennen/ dessen glieder nun selbst unbesonnen bekennen/ sie
seyen eine secte/ man müsse sich zu ihrer secte bekennen? wie Hr. Cypri-
ani
thut: oder zu einem solchem/ der selbst in seinen anhängern unverschämt
gnug/ wie Hr. Cyprian. herausplatzt/ und sagt: Seine mutter sey eine
hure/
und beweist es noch fein dazu aus der Schrifft p. 43. Oder soll ein
wahres kind GOttes und des obern Jerusalems eine solche hure vor seine
mutter erkennen/ welche ihren kindern vergönnet/ und als GOtt gefällig

ein-

mulam Concordiæ beſchwoͤren und unterſchreiben ſoll? Die Wittenber-
ger ſind bißher handgreifflich durch ſo manche zeugniſſe ihres gaͤntzlichen ab-
falls von dem ſel. Luthero uͤberfuͤhret/ und daruͤber verſtummet/ die Helm-
ſtaͤdter ſind von jenen ſchon laͤngſt als Ketzer/ Neultnge/ Syncretiſten/
ja als
Muhammetaner aus dem Lutherthum aus geſtoſſen/ und vor nicht-
oder falſch-Lutheriſche
erklaͤret/ auch von dem religions frieden ausge-
ſchloſſen worden/ weil ſie nach der vernunfft eine religions-eimgkeit anrich-
ten wollen/ und daß dieſe ſpaltung und ſectirerey noch daure/ muß Herꝛ
Cyprian. ſelbſt tacitè offenbaren/ wenn Er pag. 81. noch immer nach denen
Syncretiſtiſchen principiis wuͤnſchet und ſuchet/ (welches γνησίως Luthe-
rani
nicht thun) daß alle vorige ſchwuͤrigkeiten mit den Reformirten ver-
graben blieben/ u. ſ. f. ungeacht er ſelbſt unbeſonnener weiſe ſie auffs feind-
ſeligſte p. 78. u. f. anklaget.

16. Wo/ ſage ich/ ſoll man denn nun wahre Luther aner finden/ nach
denen man Lutheriſch heiſſen koͤnte? Soll man ſich mit ſeinem gewiſſen und
gantzen grund der ſeeligkeit an ſolche leute/ als infallibiles oder unbetrieg-
liche
binden laſſen/ die doch ſich ſelbſt untereinander verdammen oder ver-
ketzern? Solte nicht ein Jude/ Tuͤrcke/ Papiſt und dergleichen ſagen/ was
Chryſoſtomus ſetzet (Homil. XXXIII. in Act. Apoſt.) Jch wolte
gern ein Chriſt werden
(oder nach der heutigen redens-art/ mich Lu-
theriſch nennen) aber ich weiß nicht/ wem ich folgen ſoll. Es iſt
ſo gar viel zanckens/ ſtreitens/ und
diſputirens unter euch. Jch
weiß nicht/ welche lehre ich erwehlen/ oder welche ich vor die beſte
halten ſolle u. ſ. f.
Jngleichen was ein Lutheriſcher Juriſt D. Caſpar
Zieglerus
ſetzet/ (Comment. de Epiſcopis. præf) Jndem der hauffe
der Chriſten in gantz verſchiedene parten ohne einige hofnung der
vereinigung getherlet iſt/ ſo daß einer ſagt/ er folge
Luthero, der
andere
Calvino (Calovio oder Calixto) ſo weiß man kaum/ wer
CHriſtozugehoͤret;
und folglich kan man ſich auch nach keinem richten
oder nennen.

17. Oder ſoll man ſich zu einem ſolchen verdorbenen und verworre-
nen hauffen bekennen/ deſſen glieder nun ſelbſt unbeſonnen bekennen/ ſie
ſeyen eine ſecte/ man muͤſſe ſich zu ihrer ſecte bekennen? wie Hr. Cypri-
ani
thut: oder zu einem ſolchem/ der ſelbſt in ſeinen anhaͤngern unverſchaͤmt
gnug/ wie Hr. Cyprian. herausplatzt/ und ſagt: Seine mutter ſey eine
hure/
und beweiſt es noch fein dazu aus der Schrifft p. 43. Oder ſoll ein
wahres kind GOttes und des obern Jeruſalems eine ſolche hure vor ſeine
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[20/0021] mulam Concordiæ beſchwoͤren und unterſchreiben ſoll? Die Wittenber- ger ſind bißher handgreifflich durch ſo manche zeugniſſe ihres gaͤntzlichen ab- falls von dem ſel. Luthero uͤberfuͤhret/ und daruͤber verſtummet/ die Helm- ſtaͤdter ſind von jenen ſchon laͤngſt als Ketzer/ Neultnge/ Syncretiſten/ ja als Muhammetaner aus dem Lutherthum aus geſtoſſen/ und vor nicht- oder falſch-Lutheriſche erklaͤret/ auch von dem religions frieden ausge- ſchloſſen worden/ weil ſie nach der vernunfft eine religions-eimgkeit anrich- ten wollen/ und daß dieſe ſpaltung und ſectirerey noch daure/ muß Herꝛ Cyprian. ſelbſt tacitè offenbaren/ wenn Er pag. 81. noch immer nach denen Syncretiſtiſchen principiis wuͤnſchet und ſuchet/ (welches γνησίως Luthe- rani nicht thun) daß alle vorige ſchwuͤrigkeiten mit den Reformirten ver- graben blieben/ u. ſ. f. ungeacht er ſelbſt unbeſonnener weiſe ſie auffs feind- ſeligſte p. 78. u. f. anklaget. 16. Wo/ ſage ich/ ſoll man denn nun wahre Luther aner finden/ nach denen man Lutheriſch heiſſen koͤnte? Soll man ſich mit ſeinem gewiſſen und gantzen grund der ſeeligkeit an ſolche leute/ als infallibiles oder unbetrieg- liche binden laſſen/ die doch ſich ſelbſt untereinander verdammen oder ver- ketzern? Solte nicht ein Jude/ Tuͤrcke/ Papiſt und dergleichen ſagen/ was Chryſoſtomus ſetzet (Homil. XXXIII. in Act. Apoſt.) Jch wolte gern ein Chriſt werden (oder nach der heutigen redens-art/ mich Lu- theriſch nennen) aber ich weiß nicht/ wem ich folgen ſoll. Es iſt ſo gar viel zanckens/ ſtreitens/ und diſputirens unter euch. Jch weiß nicht/ welche lehre ich erwehlen/ oder welche ich vor die beſte halten ſolle u. ſ. f. Jngleichen was ein Lutheriſcher Juriſt D. Caſpar Zieglerus ſetzet/ (Comment. de Epiſcopis. præf) Jndem der hauffe der Chriſten in gantz verſchiedene parten ohne einige hofnung der vereinigung getherlet iſt/ ſo daß einer ſagt/ er folge Luthero, der andere Calvino (Calovio oder Calixto) ſo weiß man kaum/ wer CHriſtozugehoͤret; und folglich kan man ſich auch nach keinem richten oder nennen. 17. Oder ſoll man ſich zu einem ſolchen verdorbenen und verworre- nen hauffen bekennen/ deſſen glieder nun ſelbſt unbeſonnen bekennen/ ſie ſeyen eine ſecte/ man muͤſſe ſich zu ihrer ſecte bekennen? wie Hr. Cypri- ani thut: oder zu einem ſolchem/ der ſelbſt in ſeinen anhaͤngern unverſchaͤmt gnug/ wie Hr. Cyprian. herausplatzt/ und ſagt: Seine mutter ſey eine hure/ und beweiſt es noch fein dazu aus der Schrifft p. 43. Oder ſoll ein wahres kind GOttes und des obern Jeruſalems eine ſolche hure vor ſeine mutter erkennen/ welche ihren kindern vergoͤnnet/ und als GOtt gefaͤllig ein-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/21>, abgerufen am 24.11.2024.