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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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sinnig macht, so brauchst Du mirs nicht zu sagen, aber
scheu Dich doch nicht vor mir ich weiß so still zu halten.

Gestern hatt ich mich den ganzen Tag gesehnt nach
dem Abend weil ich auch am Tag keine Ruh hab. Wenn
ich doch ein einzig Wort von Dir hätt nur, über Dich! --
Ich hab nur lauter Halbgedanken, sie kommen tief aus
der Brust, aber ich mag sie nicht prüfen. -- Wenn Du
mir das einzige schreibst: "Bettine ich bin Dir gut"
das wär genug! wär ich doch wie die Uferfelsen die
den stürzenden verspritzten Lebensstrom wieder im ru¬
higen Lauf sammeln, und jede Welle jeder Gedanke
in Dir würde freundlich an mir vorüber brausen, ich
wollt sie nicht fesseln. -- Ach ich sag nicht, daß ich Dich
liebe, aber doch mein ich, ich wollt gern Dir mein ganz
Leben aufopfern und ich kenn niemand dem ich das
wollt, aber Dir wollt ichs. Aber wenn Du mir auch nicht
vertrauen kannst, darum will ich nicht bitten. Es ist mir
alles eine große Schrift in Dir, es ist mir alles Geist! --
Mein Gott? was hast Du gethan, gedacht, was ich
nicht mit vollen Sinnen genossen hätt. -- Und so oft hab
ich in Dir erkannt was ich in mir selber nicht zur Ge¬
wißheit bringen konnt! -- wenn mir ahnte. Die ersten
kühnen Gedanken die zum erstenmal die engen Le¬

ſinnig macht, ſo brauchſt Du mirs nicht zu ſagen, aber
ſcheu Dich doch nicht vor mir ich weiß ſo ſtill zu halten.

Geſtern hatt ich mich den ganzen Tag geſehnt nach
dem Abend weil ich auch am Tag keine Ruh hab. Wenn
ich doch ein einzig Wort von Dir hätt nur, über Dich! —
Ich hab nur lauter Halbgedanken, ſie kommen tief aus
der Bruſt, aber ich mag ſie nicht prüfen. — Wenn Du
mir das einzige ſchreibſt: „Bettine ich bin Dir gut
das wär genug! wär ich doch wie die Uferfelſen die
den ſtürzenden verſpritzten Lebensſtrom wieder im ru¬
higen Lauf ſammeln, und jede Welle jeder Gedanke
in Dir würde freundlich an mir vorüber brauſen, ich
wollt ſie nicht feſſeln. — Ach ich ſag nicht, daß ich Dich
liebe, aber doch mein ich, ich wollt gern Dir mein ganz
Leben aufopfern und ich kenn niemand dem ich das
wollt, aber Dir wollt ichs. Aber wenn Du mir auch nicht
vertrauen kannſt, darum will ich nicht bitten. Es iſt mir
alles eine große Schrift in Dir, es iſt mir alles Geiſt! —
Mein Gott? was haſt Du gethan, gedacht, was ich
nicht mit vollen Sinnen genoſſen hätt. — Und ſo oft hab
ich in Dir erkannt was ich in mir ſelber nicht zur Ge¬
wißheit bringen konnt! — wenn mir ahnte. Die erſten
kühnen Gedanken die zum erſtenmal die engen Le¬

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[257/0271] ſinnig macht, ſo brauchſt Du mirs nicht zu ſagen, aber ſcheu Dich doch nicht vor mir ich weiß ſo ſtill zu halten. Geſtern hatt ich mich den ganzen Tag geſehnt nach dem Abend weil ich auch am Tag keine Ruh hab. Wenn ich doch ein einzig Wort von Dir hätt nur, über Dich! — Ich hab nur lauter Halbgedanken, ſie kommen tief aus der Bruſt, aber ich mag ſie nicht prüfen. — Wenn Du mir das einzige ſchreibſt: „Bettine ich bin Dir gut“ das wär genug! wär ich doch wie die Uferfelſen die den ſtürzenden verſpritzten Lebensſtrom wieder im ru¬ higen Lauf ſammeln, und jede Welle jeder Gedanke in Dir würde freundlich an mir vorüber brauſen, ich wollt ſie nicht feſſeln. — Ach ich ſag nicht, daß ich Dich liebe, aber doch mein ich, ich wollt gern Dir mein ganz Leben aufopfern und ich kenn niemand dem ich das wollt, aber Dir wollt ichs. Aber wenn Du mir auch nicht vertrauen kannſt, darum will ich nicht bitten. Es iſt mir alles eine große Schrift in Dir, es iſt mir alles Geiſt! — Mein Gott? was haſt Du gethan, gedacht, was ich nicht mit vollen Sinnen genoſſen hätt. — Und ſo oft hab ich in Dir erkannt was ich in mir ſelber nicht zur Ge¬ wißheit bringen konnt! — wenn mir ahnte. Die erſten kühnen Gedanken die zum erſtenmal die engen Le¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/271>, abgerufen am 24.11.2024.