der letzte hinabgeflüchtet war und wir waren ganz al¬ lein und blos der Steuermann, und die Ruder und die große Stille, -- und meinen Pelz warf ich um Dich und saß zu Deinen Füßen und der deckte mich auch noch, und wie schön war die Mondnacht, es sollte nicht ein Wölkchen am Himmel sein, der unermeßliche Luftocean, in dem allein der Mond schwamm. -- Da warst Du auch so stille und wenn ich ein Wort sagte so verlor sichs gleich im tiefen Schweigen -- daß ich auch nicht mehr reden mochte aus Ehrfurcht vor der stillen Versun¬ kenheit der ganzen Natur! -- und wer kanns je verges¬ sen der in so heller Nacht auf dem Rhein schifft, wenn beide Ufer sich im Mondglanz baden; -- und dann kam der Wind und rauschte erst leise in den Kronen, und dann stärker, und es fielen Blüthen auf Dich und mich, und da sah ich mich um nach Dir, hinauf zu Dir, da lächeltest Du weil es zu schön war was uns da wider¬ fuhr, aber wir beide schwiegen still um nicht zu stören alles was sich an Schönheit rund um uns ausbreitete, und wir fuhren um die stillen Inseln und kamen näher ans Ufer, daß die Weiden herüberhingen und verwickel¬ ten ihre Zweige in unsre Bäume, und schüttelte über Dir die Krone daß sie all ihre Blüthen Dir in den Schooß warf, da warst Du erschrocken aufgewacht, denn Du
der letzte hinabgeflüchtet war und wir waren ganz al¬ lein und blos der Steuermann, und die Ruder und die große Stille, — und meinen Pelz warf ich um Dich und ſaß zu Deinen Füßen und der deckte mich auch noch, und wie ſchön war die Mondnacht, es ſollte nicht ein Wölkchen am Himmel ſein, der unermeßliche Luftocean, in dem allein der Mond ſchwamm. — Da warſt Du auch ſo ſtille und wenn ich ein Wort ſagte ſo verlor ſichs gleich im tiefen Schweigen — daß ich auch nicht mehr reden mochte aus Ehrfurcht vor der ſtillen Verſun¬ kenheit der ganzen Natur! — und wer kanns je vergeſ¬ ſen der in ſo heller Nacht auf dem Rhein ſchifft, wenn beide Ufer ſich im Mondglanz baden; — und dann kam der Wind und rauſchte erſt leiſe in den Kronen, und dann ſtärker, und es fielen Blüthen auf Dich und mich, und da ſah ich mich um nach Dir, hinauf zu Dir, da lächelteſt Du weil es zu ſchön war was uns da wider¬ fuhr, aber wir beide ſchwiegen ſtill um nicht zu ſtören alles was ſich an Schönheit rund um uns ausbreitete, und wir fuhren um die ſtillen Inſeln und kamen näher ans Ufer, daß die Weiden herüberhingen und verwickel¬ ten ihre Zweige in unſre Bäume, und ſchüttelte über Dir die Krone daß ſie all ihre Blüthen Dir in den Schooß warf, da warſt Du erſchrocken aufgewacht, denn Du
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der letzte hinabgeflüchtet war und wir waren ganz al¬
lein und blos der Steuermann, und die Ruder und die
große Stille, — und meinen Pelz warf ich um Dich und
ſaß zu Deinen Füßen und der deckte mich auch noch,
und wie ſchön war die Mondnacht, es ſollte nicht ein
Wölkchen am Himmel ſein, der unermeßliche Luftocean,
in dem allein der Mond ſchwamm. — Da warſt Du
auch ſo ſtille und wenn ich ein Wort ſagte ſo verlor
ſichs gleich im tiefen Schweigen — daß ich auch nicht
mehr reden mochte aus Ehrfurcht vor der ſtillen Verſun¬
kenheit der ganzen Natur! — und wer kanns je vergeſ¬
ſen der in ſo heller Nacht auf dem Rhein ſchifft, wenn
beide Ufer ſich im Mondglanz baden; — und dann kam
der Wind und rauſchte erſt leiſe in den Kronen, und
dann ſtärker, und es fielen Blüthen auf Dich und mich,
und da ſah ich mich um nach Dir, hinauf zu Dir, da
lächelteſt Du weil es zu ſchön war was uns da wider¬
fuhr, aber wir beide ſchwiegen ſtill um nicht zu ſtören
alles was ſich an Schönheit rund um uns ausbreitete,
und wir fuhren um die ſtillen Inſeln und kamen näher
ans Ufer, daß die Weiden herüberhingen und verwickel¬
ten ihre Zweige in unſre Bäume, und ſchüttelte über Dir
die Krone daß ſie all ihre Blüthen Dir in den Schooß
warf, da warſt Du erſchrocken aufgewacht, denn Du
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/261>, abgerufen am 23.11.2024.
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