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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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manchmal den Voigt sehen? -- er ist doch gut, der
könnt mir als von Dir schreiben. Er ist heiter und be¬
scheiden und erzählt so viel Schönes aus seiner frühen
Jugend, sein Leben ist Musik und Malerei, seine Be¬
kanntschaft ist, wie wenn einer mit fröhlichem Gemüth
umherschaut und einem unbefangnen Blick begegnet dem
er alles erzählt was in seinem Innern vorgeht. Daß
er schlecht geschrieben hat will ich wohl glauben, aber
es verdirbt mir ihn nicht, denn das war vermuthlich
die besessene Heerd Schweine die in die hohe Meeres¬
fluth gestürzt sind; wie es denn gewöhnlich bei guten
Menschen geht die was Schlechtes hervorbringen; es
muß ihnen ganz leicht sein wenn sie es los sind, -- so ist
er auch ausnehmend vergnügt. Ich hab ihn kennen
lernen wie er als Schulrath in Frankfurt vorgestellt war
da hat er mich mit seinem witzigen Humor ergötzt, und
es lag so viel Wahres und Richtiges, zum wenigstens
mir Zusagendes in seinen Bemerkungen daß ich immer
meine er würde das Beste gewirkt und gerathen haben,
er sagte aber damals zu mir: "ach ich bin ein Wickel¬
kind, mir sind die Hände mit dem Wickelband fest¬
gebunden, ich kann nur Gesichter schneiden und da
meinen die Leute ich lach und weine im Traum, sie
meinen gar nicht daß ich mit meinen fünf Sinnen dabei

II. 11

manchmal den Voigt ſehen? — er iſt doch gut, der
könnt mir als von Dir ſchreiben. Er iſt heiter und be¬
ſcheiden und erzählt ſo viel Schönes aus ſeiner frühen
Jugend, ſein Leben iſt Muſik und Malerei, ſeine Be¬
kanntſchaft iſt, wie wenn einer mit fröhlichem Gemüth
umherſchaut und einem unbefangnen Blick begegnet dem
er alles erzählt was in ſeinem Innern vorgeht. Daß
er ſchlecht geſchrieben hat will ich wohl glauben, aber
es verdirbt mir ihn nicht, denn das war vermuthlich
die beſeſſene Heerd Schweine die in die hohe Meeres¬
fluth geſtürzt ſind; wie es denn gewöhnlich bei guten
Menſchen geht die was Schlechtes hervorbringen; es
muß ihnen ganz leicht ſein wenn ſie es los ſind, — ſo iſt
er auch ausnehmend vergnügt. Ich hab ihn kennen
lernen wie er als Schulrath in Frankfurt vorgeſtellt war
da hat er mich mit ſeinem witzigen Humor ergötzt, und
es lag ſo viel Wahres und Richtiges, zum wenigſtens
mir Zuſagendes in ſeinen Bemerkungen daß ich immer
meine er würde das Beſte gewirkt und gerathen haben,
er ſagte aber damals zu mir: „ach ich bin ein Wickel¬
kind, mir ſind die Hände mit dem Wickelband feſt¬
gebunden, ich kann nur Geſichter ſchneiden und da
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II. 11
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[241/0255] manchmal den Voigt ſehen? — er iſt doch gut, der könnt mir als von Dir ſchreiben. Er iſt heiter und be¬ ſcheiden und erzählt ſo viel Schönes aus ſeiner frühen Jugend, ſein Leben iſt Muſik und Malerei, ſeine Be¬ kanntſchaft iſt, wie wenn einer mit fröhlichem Gemüth umherſchaut und einem unbefangnen Blick begegnet dem er alles erzählt was in ſeinem Innern vorgeht. Daß er ſchlecht geſchrieben hat will ich wohl glauben, aber es verdirbt mir ihn nicht, denn das war vermuthlich die beſeſſene Heerd Schweine die in die hohe Meeres¬ fluth geſtürzt ſind; wie es denn gewöhnlich bei guten Menſchen geht die was Schlechtes hervorbringen; es muß ihnen ganz leicht ſein wenn ſie es los ſind, — ſo iſt er auch ausnehmend vergnügt. Ich hab ihn kennen lernen wie er als Schulrath in Frankfurt vorgeſtellt war da hat er mich mit ſeinem witzigen Humor ergötzt, und es lag ſo viel Wahres und Richtiges, zum wenigſtens mir Zuſagendes in ſeinen Bemerkungen daß ich immer meine er würde das Beſte gewirkt und gerathen haben, er ſagte aber damals zu mir: „ach ich bin ein Wickel¬ kind, mir ſind die Hände mit dem Wickelband feſt¬ gebunden, ich kann nur Geſichter ſchneiden und da meinen die Leute ich lach und weine im Traum, ſie meinen gar nicht daß ich mit meinen fünf Sinnen dabei II. 11

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/255>, abgerufen am 23.11.2024.