nicht, der Eid, den Du geschworen, heißt: freudiger Muth, da Geist in ihm nimmer verloren gehen kann, und außer ihm aber erstirbt. -- Nun versteh mich da heraus. -- Der Traum leuchtet zu stark in mich herein als daß ich nicht etwas verwirrt sollte reden müssen. -- Ich kehre zurück in tieferen Schlaf; -- wo ichs nicht mehr fasse, wie eben, was in mir webt und will. -- Wie wär das Wunderbare möglich? -- ja wohl! wie wär der Geist möglich in der Menschenbrust, ohne alle Sterne? -- sie alle leiten ihr Licht in ihn, sie alle sind seine Erzeu¬ ger, sie alle richten sich nach ihm der in der Brust wie in der Wiege liegt, und sind Hüter seines Schlafs; so er erwacht so nährt er sich von ihrem Geist, schlafend, saugt er ihr Licht. Und siehst Du, ich spanne die Segel auf und fahr vorwärts und sprenge die Ketten die den Hafen sperren, denn mein Wille ist, dem Gott auf off¬ nem Meere zu begegnen, und dieser Wille ist rein und frei von Sünde, so ist er die Wahrheit und kann nicht trügen und wird Gott finden. -- Mein Geist wacht noch nicht, er schläft aber doch unter ganz leiser Schlum¬ merdecke, wie ein Kind mit süßem Bewußtsein schläft in der Sonne und fühlt ihren Schein.
nicht, der Eid, den Du geſchworen, heißt: freudiger Muth, da Geiſt in ihm nimmer verloren gehen kann, und außer ihm aber erſtirbt. — Nun verſteh mich da heraus. — Der Traum leuchtet zu ſtark in mich herein als daß ich nicht etwas verwirrt ſollte reden müſſen. — Ich kehre zurück in tieferen Schlaf; — wo ichs nicht mehr faſſe, wie eben, was in mir webt und will. — Wie wär das Wunderbare möglich? — ja wohl! wie wär der Geiſt möglich in der Menſchenbruſt, ohne alle Sterne? — ſie alle leiten ihr Licht in ihn, ſie alle ſind ſeine Erzeu¬ ger, ſie alle richten ſich nach ihm der in der Bruſt wie in der Wiege liegt, und ſind Hüter ſeines Schlafs; ſo er erwacht ſo nährt er ſich von ihrem Geiſt, ſchlafend, ſaugt er ihr Licht. Und ſiehſt Du, ich ſpanne die Segel auf und fahr vorwärts und ſprenge die Ketten die den Hafen ſperren, denn mein Wille iſt, dem Gott auf off¬ nem Meere zu begegnen, und dieſer Wille iſt rein und frei von Sünde, ſo iſt er die Wahrheit und kann nicht trügen und wird Gott finden. — Mein Geiſt wacht noch nicht, er ſchläft aber doch unter ganz leiſer Schlum¬ merdecke, wie ein Kind mit ſüßem Bewußtſein ſchläft in der Sonne und fühlt ihren Schein.
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nicht, der Eid, den Du geſchworen, heißt: freudiger
Muth, da Geiſt in ihm nimmer verloren gehen kann,
und außer ihm aber erſtirbt. — Nun verſteh mich da
heraus. — Der Traum leuchtet zu ſtark in mich herein
als daß ich nicht etwas verwirrt ſollte reden müſſen. —
Ich kehre zurück in tieferen Schlaf; — wo ichs nicht
mehr faſſe, wie eben, was in mir webt und will. — Wie
wär das Wunderbare möglich? — ja wohl! wie wär der
Geiſt möglich in der Menſchenbruſt, ohne alle Sterne? —
ſie alle leiten ihr Licht in ihn, ſie alle ſind ſeine Erzeu¬
ger, ſie alle richten ſich nach ihm der in der Bruſt wie
in der Wiege liegt, und ſind Hüter ſeines Schlafs; ſo
er erwacht ſo nährt er ſich von ihrem Geiſt, ſchlafend,
ſaugt er ihr Licht. Und ſiehſt Du, ich ſpanne die Segel
auf und fahr vorwärts und ſprenge die Ketten die den
Hafen ſperren, denn mein Wille iſt, dem Gott auf off¬
nem Meere zu begegnen, und dieſer Wille iſt rein und
frei von Sünde, ſo iſt er die Wahrheit und kann nicht
trügen und wird Gott finden. — Mein Geiſt wacht
noch nicht, er ſchläft aber doch unter ganz leiſer Schlum¬
merdecke, wie ein Kind mit ſüßem Bewußtſein ſchläft in
der Sonne und fühlt ihren Schein.
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/178>, abgerufen am 25.11.2024.
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