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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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denken nicht selbst; das heißt sie lassen sich nicht von
der Fabel des göttlichen Geistes belehren die alle Wirk¬
lichkeit durchleuchtet und zur Hieroglyphik sie bildet,
durch deren Weisheit-bewahrende Räthsel der Mensch
hinauftreibt zur Blühte und sich zeitigt in ihr, daß er
vermöge, neue Welten organisch zu durchdringen und
so sich selber ewig und ewig bis zur Gottheit zu er¬
ziehen. -- Aber im engen Hafen eingeklemmt aus
Furcht vor dem Scheitern, da wird er die Gottheit
auf hohem Meer nicht erkennen. Und ist doch
alle Geschichte Symbolik, das heißt Lehre Gottes
und wenn das nicht wär so würde den Menschen nichts
widerfahren. Wer wagt selbst zu denken, der wird auch
selbst handlen, und wer nicht selbst denkt, nicht aufs
freie uferlose Meer steuert mit seinem Geist, der wird die
Gottheit nicht selbst erreichen, nicht selbst handlen, denn
sich nach andern richten das ist nicht handlen, handlen
ist Selbstsein, und das ist: in Gott leben. --

So hab ich heute gedacht auf der Warte, weil mich
Dein Brief ergriffen hat; ein Zorn ist in mir aufgelo¬
dert der mir diese Gedanken zurief, es ist ein Fordern
an Dich, Du sollst Dir und mir treu sein, da ein Geist
sich mit uns beiden eingeschifft hat so verlaß seine Flagge

denken nicht ſelbſt; das heißt ſie laſſen ſich nicht von
der Fabel des göttlichen Geiſtes belehren die alle Wirk¬
lichkeit durchleuchtet und zur Hieroglyphik ſie bildet,
durch deren Weisheit-bewahrende Räthſel der Menſch
hinauftreibt zur Blühte und ſich zeitigt in ihr, daß er
vermöge, neue Welten organiſch zu durchdringen und
ſo ſich ſelber ewig und ewig bis zur Gottheit zu er¬
ziehen. — Aber im engen Hafen eingeklemmt aus
Furcht vor dem Scheitern, da wird er die Gottheit
auf hohem Meer nicht erkennen. Und iſt doch
alle Geſchichte Symbolik, das heißt Lehre Gottes
und wenn das nicht wär ſo würde den Menſchen nichts
widerfahren. Wer wagt ſelbſt zu denken, der wird auch
ſelbſt handlen, und wer nicht ſelbſt denkt, nicht aufs
freie uferloſe Meer ſteuert mit ſeinem Geiſt, der wird die
Gottheit nicht ſelbſt erreichen, nicht ſelbſt handlen, denn
ſich nach andern richten das iſt nicht handlen, handlen
iſt Selbſtſein, und das iſt: in Gott leben. —

So hab ich heute gedacht auf der Warte, weil mich
Dein Brief ergriffen hat; ein Zorn iſt in mir aufgelo¬
dert der mir dieſe Gedanken zurief, es iſt ein Fordern
an Dich, Du ſollſt Dir und mir treu ſein, da ein Geiſt
ſich mit uns beiden eingeſchifft hat ſo verlaß ſeine Flagge

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[163/0177] denken nicht ſelbſt; das heißt ſie laſſen ſich nicht von der Fabel des göttlichen Geiſtes belehren die alle Wirk¬ lichkeit durchleuchtet und zur Hieroglyphik ſie bildet, durch deren Weisheit-bewahrende Räthſel der Menſch hinauftreibt zur Blühte und ſich zeitigt in ihr, daß er vermöge, neue Welten organiſch zu durchdringen und ſo ſich ſelber ewig und ewig bis zur Gottheit zu er¬ ziehen. — Aber im engen Hafen eingeklemmt aus Furcht vor dem Scheitern, da wird er die Gottheit auf hohem Meer nicht erkennen. Und iſt doch alle Geſchichte Symbolik, das heißt Lehre Gottes und wenn das nicht wär ſo würde den Menſchen nichts widerfahren. Wer wagt ſelbſt zu denken, der wird auch ſelbſt handlen, und wer nicht ſelbſt denkt, nicht aufs freie uferloſe Meer ſteuert mit ſeinem Geiſt, der wird die Gottheit nicht ſelbſt erreichen, nicht ſelbſt handlen, denn ſich nach andern richten das iſt nicht handlen, handlen iſt Selbſtſein, und das iſt: in Gott leben. — So hab ich heute gedacht auf der Warte, weil mich Dein Brief ergriffen hat; ein Zorn iſt in mir aufgelo¬ dert der mir dieſe Gedanken zurief, es iſt ein Fordern an Dich, Du ſollſt Dir und mir treu ſein, da ein Geiſt ſich mit uns beiden eingeſchifft hat ſo verlaß ſeine Flagge

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/177>, abgerufen am 22.11.2024.