er trifft mit Gott zusammen in der ungangbaren Wüste; das Umherschweifen nach einer neuen Welt, die Deine Ahnung Dir weissagt, ist nicht Sünde, denn der Geist ist geschaffen, der Welten unzählige zu entdecken, und diese Welten sind, und sind das Leben des Gei¬ stes, ohne diese würde er nicht leben, denn des Gei¬ stes Leben ist Welten zu entdecken, und der Welten Leben ist im Geist aufzusteigen. Denn alle sind im Geist geboren die wollen zu Schiff und fort, um neue Welten zu entdecken. Aber die Menschenfurcht ist so groß vor dem Geist daß sie den Hafen sperrt und dul¬ det nicht, daß er die Segel ausspanne, sondern alle ru¬ fen: Steiniget ihn, steiniget ihn, denn seht er will den Hafen verlassen, in dem wir gelandet sind, und so stei¬ nigen sie ihn und tödten ihn eh sie zugeben daß er den Hafen verlasse, damit nie Gottes Weisheit den Men¬ schenwitz auf freiem Meer geleite; denn sie wollen der neuen Welten keine zugeben, aber gewiß: so unendlich der Sterne Zahl, so unendlich auch die Wel¬ ten, die der Geist noch zu entdecken hat; und wie aller Sterne Licht zu uns aus weiter Ferne niederstrahlt, so strahlt aller Welten Geist herab in den Menschengeist, und dies Licht ist der Keim der aufgeht im Geist daß er
er trifft mit Gott zuſammen in der ungangbaren Wüſte; das Umherſchweifen nach einer neuen Welt, die Deine Ahnung Dir weiſſagt, iſt nicht Sünde, denn der Geiſt iſt geſchaffen, der Welten unzählige zu entdecken, und dieſe Welten ſind, und ſind das Leben des Gei¬ ſtes, ohne dieſe würde er nicht leben, denn des Gei¬ ſtes Leben iſt Welten zu entdecken, und der Welten Leben iſt im Geiſt aufzuſteigen. Denn alle ſind im Geiſt geboren die wollen zu Schiff und fort, um neue Welten zu entdecken. Aber die Menſchenfurcht iſt ſo groß vor dem Geiſt daß ſie den Hafen ſperrt und dul¬ det nicht, daß er die Segel ausſpanne, ſondern alle ru¬ fen: Steiniget ihn, ſteiniget ihn, denn ſeht er will den Hafen verlaſſen, in dem wir gelandet ſind, und ſo ſtei¬ nigen ſie ihn und tödten ihn eh ſie zugeben daß er den Hafen verlaſſe, damit nie Gottes Weisheit den Men¬ ſchenwitz auf freiem Meer geleite; denn ſie wollen der neuen Welten keine zugeben, aber gewiß: ſo unendlich der Sterne Zahl, ſo unendlich auch die Wel¬ ten, die der Geiſt noch zu entdecken hat; und wie aller Sterne Licht zu uns aus weiter Ferne niederſtrahlt, ſo ſtrahlt aller Welten Geiſt herab in den Menſchengeiſt, und dies Licht iſt der Keim der aufgeht im Geiſt daß er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0175"n="161"/>
er trifft mit Gott zuſammen in der ungangbaren Wüſte;<lb/>
das Umherſchweifen nach einer neuen Welt, die Deine<lb/>
Ahnung Dir weiſſagt, iſt nicht Sünde, denn der Geiſt<lb/>
iſt geſchaffen, der Welten unzählige zu entdecken,<lb/>
und dieſe Welten ſind, und ſind das Leben des Gei¬<lb/>ſtes, ohne dieſe würde er nicht leben, denn des Gei¬<lb/>ſtes Leben iſt Welten zu entdecken, und der Welten<lb/>
Leben iſt im Geiſt aufzuſteigen. Denn alle ſind im<lb/>
Geiſt geboren die wollen zu Schiff und fort, um neue<lb/>
Welten zu entdecken. Aber die Menſchenfurcht iſt ſo<lb/>
groß vor dem Geiſt daß ſie den Hafen ſperrt und dul¬<lb/>
det nicht, daß er die Segel ausſpanne, ſondern alle ru¬<lb/>
fen: Steiniget ihn, ſteiniget ihn, denn ſeht er will den<lb/>
Hafen verlaſſen, in dem <hirendition="#g">wir</hi> gelandet ſind, und ſo ſtei¬<lb/>
nigen ſie ihn und tödten ihn eh ſie zugeben daß er den<lb/>
Hafen verlaſſe, damit nie Gottes Weisheit den Men¬<lb/>ſchenwitz auf freiem Meer geleite; denn ſie wollen<lb/>
der neuen Welten keine zugeben, aber gewiß: ſo<lb/>
unendlich der Sterne Zahl, ſo unendlich auch die Wel¬<lb/>
ten, die der Geiſt noch zu entdecken hat; und wie aller<lb/>
Sterne Licht zu uns aus weiter Ferne niederſtrahlt, ſo<lb/>ſtrahlt aller Welten Geiſt herab in den Menſchengeiſt,<lb/>
und dies Licht iſt der Keim der aufgeht im Geiſt daß er<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[161/0175]
er trifft mit Gott zuſammen in der ungangbaren Wüſte;
das Umherſchweifen nach einer neuen Welt, die Deine
Ahnung Dir weiſſagt, iſt nicht Sünde, denn der Geiſt
iſt geſchaffen, der Welten unzählige zu entdecken,
und dieſe Welten ſind, und ſind das Leben des Gei¬
ſtes, ohne dieſe würde er nicht leben, denn des Gei¬
ſtes Leben iſt Welten zu entdecken, und der Welten
Leben iſt im Geiſt aufzuſteigen. Denn alle ſind im
Geiſt geboren die wollen zu Schiff und fort, um neue
Welten zu entdecken. Aber die Menſchenfurcht iſt ſo
groß vor dem Geiſt daß ſie den Hafen ſperrt und dul¬
det nicht, daß er die Segel ausſpanne, ſondern alle ru¬
fen: Steiniget ihn, ſteiniget ihn, denn ſeht er will den
Hafen verlaſſen, in dem wir gelandet ſind, und ſo ſtei¬
nigen ſie ihn und tödten ihn eh ſie zugeben daß er den
Hafen verlaſſe, damit nie Gottes Weisheit den Men¬
ſchenwitz auf freiem Meer geleite; denn ſie wollen
der neuen Welten keine zugeben, aber gewiß: ſo
unendlich der Sterne Zahl, ſo unendlich auch die Wel¬
ten, die der Geiſt noch zu entdecken hat; und wie aller
Sterne Licht zu uns aus weiter Ferne niederſtrahlt, ſo
ſtrahlt aller Welten Geiſt herab in den Menſchengeiſt,
und dies Licht iſt der Keim der aufgeht im Geiſt daß er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/175>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.