er sie an, bei dem herrlichen Wetter herunter zu kom¬ men, ich mußte mit; er spannte einen grünen Para¬ plüie über ihr auf um sie vor der Sonne zu schützen, so mußte sie mit ihm die Terrasse auf und ab wandlen, ich lief herauf und machte eine Zeichnung davon, die ich der Tonie ins Arbeitskästchen legte, was sie immer mit nimmt auf die Terrasse zum Thee, und freute mich schon auf die Bewundrung, wenn es erblickt würde. Aber sie legte das Papier schnell zusammen und wickelte Seide drauf; sie wollte nachher schmälen, ich hatte ihr aber einen so schönen Kranz gemacht von Farrenkraut, der ihr so gut stand und ihre Wunderschönheit noch erhöhte, daß wir ganz content auf den Ball kamen, der beinah aus so viel Karrikaturen bestand als Men¬ schen da waren. Der Clemens hat mir aus Weimar geschrieben und mich gewarnt vor dem Verlieben, -- überflüssig! -- wär er doch auf dem Ball gewesen -- höchstens daß man einem Rippenstoß ausgesetzt ist, sonst ist keine Gefahr. -- L. H. war auch da mit seinen Schwestern, wird alle Tage blauschwärzer von seinen Stahlbädern; sein extra weißer Jabot und Halsbinde machten dies in die Augen fallend, er war sehr fein und elegant gekleidet, denn da er eine diplomatische Ambition hat, so versäumt er keine Gelegenheit sich
er ſie an, bei dem herrlichen Wetter herunter zu kom¬ men, ich mußte mit; er ſpannte einen grünen Para¬ plüie über ihr auf um ſie vor der Sonne zu ſchützen, ſo mußte ſie mit ihm die Terraſſe auf und ab wandlen, ich lief herauf und machte eine Zeichnung davon, die ich der Tonie ins Arbeitskäſtchen legte, was ſie immer mit nimmt auf die Terraſſe zum Thee, und freute mich ſchon auf die Bewundrung, wenn es erblickt würde. Aber ſie legte das Papier ſchnell zuſammen und wickelte Seide drauf; ſie wollte nachher ſchmälen, ich hatte ihr aber einen ſo ſchönen Kranz gemacht von Farrenkraut, der ihr ſo gut ſtand und ihre Wunderſchönheit noch erhöhte, daß wir ganz content auf den Ball kamen, der beinah aus ſo viel Karrikaturen beſtand als Men¬ ſchen da waren. Der Clemens hat mir aus Weimar geſchrieben und mich gewarnt vor dem Verlieben, — überflüſſig! — wär er doch auf dem Ball geweſen — höchſtens daß man einem Rippenſtoß ausgeſetzt iſt, ſonſt iſt keine Gefahr. — L. H. war auch da mit ſeinen Schweſtern, wird alle Tage blauſchwärzer von ſeinen Stahlbädern; ſein extra weißer Jabot und Halsbinde machten dies in die Augen fallend, er war ſehr fein und elegant gekleidet, denn da er eine diplomatiſche Ambition hat, ſo verſäumt er keine Gelegenheit ſich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0096"n="80"/>
er ſie an, bei dem herrlichen Wetter herunter zu kom¬<lb/>
men, ich mußte mit; er ſpannte einen grünen Para¬<lb/>
plüie über ihr auf um ſie vor der Sonne zu ſchützen,<lb/>ſo mußte ſie mit ihm die Terraſſe auf und ab wandlen,<lb/>
ich lief herauf und machte eine Zeichnung davon, die<lb/>
ich der Tonie ins Arbeitskäſtchen legte, was ſie immer<lb/>
mit nimmt auf die Terraſſe zum Thee, und freute mich<lb/>ſchon auf die Bewundrung, wenn es erblickt würde.<lb/>
Aber ſie legte das Papier ſchnell zuſammen und wickelte<lb/>
Seide drauf; ſie wollte nachher ſchmälen, ich hatte ihr<lb/>
aber einen ſo ſchönen Kranz gemacht von Farrenkraut,<lb/>
der ihr ſo gut ſtand und ihre Wunderſchönheit noch<lb/>
erhöhte, daß wir ganz content auf den Ball kamen,<lb/>
der beinah aus ſo viel Karrikaturen beſtand als Men¬<lb/>ſchen da waren. Der Clemens hat mir aus Weimar<lb/>
geſchrieben und mich gewarnt vor dem Verlieben, —<lb/>
überflüſſig! — wär er doch auf dem Ball geweſen —<lb/>
höchſtens daß man einem Rippenſtoß ausgeſetzt iſt, ſonſt<lb/>
iſt keine Gefahr. — L. H. war auch da mit ſeinen<lb/>
Schweſtern, wird alle Tage blauſchwärzer von ſeinen<lb/>
Stahlbädern; ſein extra weißer Jabot und Halsbinde<lb/>
machten dies in die Augen fallend, er war ſehr fein<lb/>
und elegant gekleidet, denn da er eine diplomatiſche<lb/>
Ambition hat, ſo verſäumt er keine Gelegenheit ſich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[80/0096]
er ſie an, bei dem herrlichen Wetter herunter zu kom¬
men, ich mußte mit; er ſpannte einen grünen Para¬
plüie über ihr auf um ſie vor der Sonne zu ſchützen,
ſo mußte ſie mit ihm die Terraſſe auf und ab wandlen,
ich lief herauf und machte eine Zeichnung davon, die
ich der Tonie ins Arbeitskäſtchen legte, was ſie immer
mit nimmt auf die Terraſſe zum Thee, und freute mich
ſchon auf die Bewundrung, wenn es erblickt würde.
Aber ſie legte das Papier ſchnell zuſammen und wickelte
Seide drauf; ſie wollte nachher ſchmälen, ich hatte ihr
aber einen ſo ſchönen Kranz gemacht von Farrenkraut,
der ihr ſo gut ſtand und ihre Wunderſchönheit noch
erhöhte, daß wir ganz content auf den Ball kamen,
der beinah aus ſo viel Karrikaturen beſtand als Men¬
ſchen da waren. Der Clemens hat mir aus Weimar
geſchrieben und mich gewarnt vor dem Verlieben, —
überflüſſig! — wär er doch auf dem Ball geweſen —
höchſtens daß man einem Rippenſtoß ausgeſetzt iſt, ſonſt
iſt keine Gefahr. — L. H. war auch da mit ſeinen
Schweſtern, wird alle Tage blauſchwärzer von ſeinen
Stahlbädern; ſein extra weißer Jabot und Halsbinde
machten dies in die Augen fallend, er war ſehr fein
und elegant gekleidet, denn da er eine diplomatiſche
Ambition hat, ſo verſäumt er keine Gelegenheit ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/96>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.