liegts im Bett und schläft, als es beruhigt war ging die Kurprinzeß zur Erholung spazieren, sie nahm mich mit, ich lief von ihrer Seite um ihr Blumen zu holen die ich in der Ferne sah, die nimmt sie mir immer freund¬ lich ab und zeigt mir wohl selbst, welche ich pflücken soll, ich brach aber so viele und kletterte jede steile Seite hinan; die Damen wunderten sich über meine großen weiten Sprünge, und sagten ich beschwere die Hoheit mit den vielen Blumen, ich band einen Strauß mit mei¬ nem Hutband und gab ihn ihr zu tragen, ich sagte er sei fürs kranke Kind zum Spielen, nicht ins Wasser zu stellen; sie trug den großen Strauß und wollte nicht daß man ihr ihn abnahm. Die Gesellschaft wunderte, sich über meine naive Art, damit meinen sie Unart, ich merkte es; sie halten mich für einen halben Wilden, weil ich wenig oder nie mit ihnen spreche, weil ich mich durchdränge wohin ich will, weil ich mich ohne Erlaub¬ niß an der Prinzeß Seite setze, als ob ich den Platz gepachtet habe, sagt Frau von B. R., weil ich so leise geschlichen komm daß mich keiner merkt, weil ich davon laufe und nur das Windspiel vom Herzog von Gotha sich mit mir zu schaffen macht, das mir nachsetzt und bellt wenn ich ins Gebüsch spring; der L. H. sagte mir daß man sich über meine Unart aufgehalten, den
liegts im Bett und ſchläft, als es beruhigt war ging die Kurprinzeß zur Erholung ſpazieren, ſie nahm mich mit, ich lief von ihrer Seite um ihr Blumen zu holen die ich in der Ferne ſah, die nimmt ſie mir immer freund¬ lich ab und zeigt mir wohl ſelbſt, welche ich pflücken ſoll, ich brach aber ſo viele und kletterte jede ſteile Seite hinan; die Damen wunderten ſich über meine großen weiten Sprünge, und ſagten ich beſchwere die Hoheit mit den vielen Blumen, ich band einen Strauß mit mei¬ nem Hutband und gab ihn ihr zu tragen, ich ſagte er ſei fürs kranke Kind zum Spielen, nicht ins Waſſer zu ſtellen; ſie trug den großen Strauß und wollte nicht daß man ihr ihn abnahm. Die Geſellſchaft wunderte, ſich über meine naive Art, damit meinen ſie Unart, ich merkte es; ſie halten mich für einen halben Wilden, weil ich wenig oder nie mit ihnen ſpreche, weil ich mich durchdränge wohin ich will, weil ich mich ohne Erlaub¬ niß an der Prinzeß Seite ſetze, als ob ich den Platz gepachtet habe, ſagt Frau von B. R., weil ich ſo leiſe geſchlichen komm daß mich keiner merkt, weil ich davon laufe und nur das Windſpiel vom Herzog von Gotha ſich mit mir zu ſchaffen macht, das mir nachſetzt und bellt wenn ich ins Gebüſch ſpring; der L. H. ſagte mir daß man ſich über meine Unart aufgehalten, den
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liegts im Bett und ſchläft, als es beruhigt war ging
die Kurprinzeß zur Erholung ſpazieren, ſie nahm mich
mit, ich lief von ihrer Seite um ihr Blumen zu holen
die ich in der Ferne ſah, die nimmt ſie mir immer freund¬
lich ab und zeigt mir wohl ſelbſt, welche ich pflücken
ſoll, ich brach aber ſo viele und kletterte jede ſteile Seite
hinan; die Damen wunderten ſich über meine großen
weiten Sprünge, und ſagten ich beſchwere die Hoheit
mit den vielen Blumen, ich band einen Strauß mit mei¬
nem Hutband und gab ihn ihr zu tragen, ich ſagte er
ſei fürs kranke Kind zum Spielen, nicht ins Waſſer zu
ſtellen; ſie trug den großen Strauß und wollte nicht
daß man ihr ihn abnahm. Die Geſellſchaft wunderte, ſich
über meine naive Art, damit meinen ſie Unart, ich
merkte es; ſie halten mich für einen halben Wilden,
weil ich wenig oder nie mit ihnen ſpreche, weil ich mich
durchdränge wohin ich will, weil ich mich ohne Erlaub¬
niß an der Prinzeß Seite ſetze, als ob ich den Platz
gepachtet habe, ſagt Frau von B. R., weil ich ſo leiſe
geſchlichen komm daß mich keiner merkt, weil ich davon
laufe und nur das Windſpiel vom Herzog von Gotha
ſich mit mir zu ſchaffen macht, das mir nachſetzt und
bellt wenn ich ins Gebüſch ſpring; der L. H. ſagte
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/87>, abgerufen am 26.11.2024.
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