schweifen, wo ich Dir begegne. Du bist herablassend daß Du vor mir solche Dinge aussprichst, die ich nicht nachempfinden kann und auch nicht mag weil sie un¬ sern engen Lebenskreis überschreiten, in dem allein mir nur lieb zu denken ist. Straf mich nun mit Worten wie Du willst, daß ich so dumm bin, aber der Eifersucht Brand tobt in mir, wenn Du mir nicht am Boden bleibst, wo auch ich bin. In diesem Fragment lese ich, daß Du nur im Vorübergehen mit mir bist, ich aber wollte immer mit Dir sein, jetzt und immer, und unge¬ mischt mit andern; erst hast Du geweint im Traum um mich, und nachher im Wachen vergißt Du alles Dasein mit mir, ich kann mir nichts denken als nur ein Leben wie es grad dicht vor mir liegt, mit Dir auf der Gar¬ tentreppe, oder am Ofen, ich kann keine Fragmente schreiben, ich kann nur an Dich schreiben, aber innerlich weite Wege, große Aussicht, aber nicht dem Mond nach¬ laufen und im Thau vergehen und im Regenbogen ver¬ schwimmen. Zeit und Ewigkeit, das ist mir alles so weit¬ läuftig, da fürcht ich Dich aus den Augen zu verlieren, was ist mir "Ein unendliches Leben bleibend im Wandel," jeder Augenblick den ich leb ist ganz Dein, und ich kanns auch gar nicht ändern daß meine Sinne nur blos auf Dich gerichtet sind, Du wirfst mich aus
ſchweifen, wo ich Dir begegne. Du biſt herablaſſend daß Du vor mir ſolche Dinge ausſprichſt, die ich nicht nachempfinden kann und auch nicht mag weil ſie un¬ ſern engen Lebenskreis überſchreiten, in dem allein mir nur lieb zu denken iſt. Straf mich nun mit Worten wie Du willſt, daß ich ſo dumm bin, aber der Eiferſucht Brand tobt in mir, wenn Du mir nicht am Boden bleibſt, wo auch ich bin. In dieſem Fragment leſe ich, daß Du nur im Vorübergehen mit mir biſt, ich aber wollte immer mit Dir ſein, jetzt und immer, und unge¬ miſcht mit andern; erſt haſt Du geweint im Traum um mich, und nachher im Wachen vergißt Du alles Daſein mit mir, ich kann mir nichts denken als nur ein Leben wie es grad dicht vor mir liegt, mit Dir auf der Gar¬ tentreppe, oder am Ofen, ich kann keine Fragmente ſchreiben, ich kann nur an Dich ſchreiben, aber innerlich weite Wege, große Ausſicht, aber nicht dem Mond nach¬ laufen und im Thau vergehen und im Regenbogen ver¬ ſchwimmen. Zeit und Ewigkeit, das iſt mir alles ſo weit¬ läuftig, da fürcht ich Dich aus den Augen zu verlieren, was iſt mir „Ein unendliches Leben bleibend im Wandel,“ jeder Augenblick den ich leb iſt ganz Dein, und ich kanns auch gar nicht ändern daß meine Sinne nur blos auf Dich gerichtet ſind, Du wirfſt mich aus
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ſchweifen, wo ich Dir begegne. Du biſt herablaſſend
daß Du vor mir ſolche Dinge ausſprichſt, die ich nicht
nachempfinden kann und auch nicht mag weil ſie un¬
ſern engen Lebenskreis überſchreiten, in dem allein mir
nur lieb zu denken iſt. Straf mich nun mit Worten
wie Du willſt, daß ich ſo dumm bin, aber der Eiferſucht
Brand tobt in mir, wenn Du mir nicht am Boden
bleibſt, wo auch ich bin. In dieſem Fragment leſe ich,
daß Du nur im Vorübergehen mit mir biſt, ich aber
wollte immer mit Dir ſein, jetzt und immer, und unge¬
miſcht mit andern; erſt haſt Du geweint im Traum um
mich, und nachher im Wachen vergißt Du alles Daſein
mit mir, ich kann mir nichts denken als nur ein Leben
wie es grad dicht vor mir liegt, mit Dir auf der Gar¬
tentreppe, oder am Ofen, ich kann keine Fragmente
ſchreiben, ich kann nur an Dich ſchreiben, aber innerlich
weite Wege, große Ausſicht, aber nicht dem Mond nach¬
laufen und im Thau vergehen und im Regenbogen ver¬
ſchwimmen. Zeit und Ewigkeit, das iſt mir alles ſo weit¬
läuftig, da fürcht ich Dich aus den Augen zu verlieren,
was iſt mir „Ein unendliches Leben bleibend im
Wandel,“ jeder Augenblick den ich leb iſt ganz Dein,
und ich kanns auch gar nicht ändern daß meine Sinne
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/48>, abgerufen am 22.11.2024.
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