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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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ger Chaussee, da stand ist als still und fragte mich das,
da hörte ich diese traurige Stille der Natur, da lag
eine Scheidewand zwischen mir und ihr, das fühlt ich
deutlich daß ich nicht bis zu ihr drang; da dacht ich
wenns nicht eine lebendige nähere Beziehung gäb zu
ihr so würdest du das nicht so deutlich empfinden, du
fühlst ja ordentlich in deiner Seele wie sie traurig ist,
also geht sie doch lebendig an dich heran und du
fühlst daß sie einen Geist hat der ihr allein angehört,
und der sich mittheilen will, da faßt ich mir einmal ein
Herz und wollte sprechen, da wußt ich nicht sollt ich
laut mit ihr sprechen wie mit den Menschen, denn ans
Küssen ihrer Form und so mit ihr sprechen das war
mir nicht deutlich, obschon gewiß ich es unbewußt im
Kloster gethan, denn vom Kloster da kann ich Dir gar
wunderliche Dinge sagen. -- Ich dachte an einem Sonn¬
tag Morgen als wir den Weg von Bürgel aus der
Kirche zurückkamen, heut wollt ich am Nachmittag mir
einen recht einsamen Platz suchen, und wollt da mit
ihr sprechen ganz laut wie man mit den Menschen
spricht, und es war mir ganz schauerlich als ich aus ei¬
nem großen Garten, wo wir zusammen mit andern wa¬
ren, heraus schlich und längs der Chaussee am Wald
ging, dann den Bach verfolgte der mir entgegen ge¬

ger Chauſſee, da ſtand iſt als ſtill und fragte mich das,
da hörte ich dieſe traurige Stille der Natur, da lag
eine Scheidewand zwiſchen mir und ihr, das fühlt ich
deutlich daß ich nicht bis zu ihr drang; da dacht ich
wenns nicht eine lebendige nähere Beziehung gäb zu
ihr ſo würdeſt du das nicht ſo deutlich empfinden, du
fühlſt ja ordentlich in deiner Seele wie ſie traurig iſt,
alſo geht ſie doch lebendig an dich heran und du
fühlſt daß ſie einen Geiſt hat der ihr allein angehört,
und der ſich mittheilen will, da faßt ich mir einmal ein
Herz und wollte ſprechen, da wußt ich nicht ſollt ich
laut mit ihr ſprechen wie mit den Menſchen, denn ans
Küſſen ihrer Form und ſo mit ihr ſprechen das war
mir nicht deutlich, obſchon gewiß ich es unbewußt im
Kloſter gethan, denn vom Kloſter da kann ich Dir gar
wunderliche Dinge ſagen. — Ich dachte an einem Sonn¬
tag Morgen als wir den Weg von Bürgel aus der
Kirche zurückkamen, heut wollt ich am Nachmittag mir
einen recht einſamen Platz ſuchen, und wollt da mit
ihr ſprechen ganz laut wie man mit den Menſchen
ſpricht, und es war mir ganz ſchauerlich als ich aus ei¬
nem großen Garten, wo wir zuſammen mit andern wa¬
ren, heraus ſchlich und längs der Chauſſee am Wald
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[398/0414] ger Chauſſee, da ſtand iſt als ſtill und fragte mich das, da hörte ich dieſe traurige Stille der Natur, da lag eine Scheidewand zwiſchen mir und ihr, das fühlt ich deutlich daß ich nicht bis zu ihr drang; da dacht ich wenns nicht eine lebendige nähere Beziehung gäb zu ihr ſo würdeſt du das nicht ſo deutlich empfinden, du fühlſt ja ordentlich in deiner Seele wie ſie traurig iſt, alſo geht ſie doch lebendig an dich heran und du fühlſt daß ſie einen Geiſt hat der ihr allein angehört, und der ſich mittheilen will, da faßt ich mir einmal ein Herz und wollte ſprechen, da wußt ich nicht ſollt ich laut mit ihr ſprechen wie mit den Menſchen, denn ans Küſſen ihrer Form und ſo mit ihr ſprechen das war mir nicht deutlich, obſchon gewiß ich es unbewußt im Kloſter gethan, denn vom Kloſter da kann ich Dir gar wunderliche Dinge ſagen. — Ich dachte an einem Sonn¬ tag Morgen als wir den Weg von Bürgel aus der Kirche zurückkamen, heut wollt ich am Nachmittag mir einen recht einſamen Platz ſuchen, und wollt da mit ihr ſprechen ganz laut wie man mit den Menſchen ſpricht, und es war mir ganz ſchauerlich als ich aus ei¬ nem großen Garten, wo wir zuſammen mit andern wa¬ ren, heraus ſchlich und längs der Chauſſee am Wald ging, dann den Bach verfolgte der mir entgegen ge¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/414>, abgerufen am 29.11.2024.