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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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ken. Ja das ist es eben, Geistesgedanken berühren
nichts was schon da ist, sie erzeugen neu, da siehst
Du wieder daß ich recht hab; weil der Geist und die
Natur sich einander berühren so sind sie fortwährend
lebendig und erzeugen fortwährend neu, denn wir sol¬
len übergehen in ein neu Leben nach diesem Leben, wie
sollen wirs aber anfangen wenn der Geist sich nicht selber
hinüber erzeugt in die andre Welt? -- er muß sich also
selbst wie ein klein Kind im Mutterleib tragen, er muß mit
sich gesegnet (guter Hoffnung) sein und muß sich nähren
bis er selbst als Frucht in sich reif wird, dann bringt er sich
zur Welt, wo wie und wann, -- das ist alles einerlei; eine
reife Frucht kommt allemal zur Welt, die Welt ist da
vor der Frucht, sie kann nicht aus jener Welt in das
ihr Leben überstrebt, herausfallen, sie kann nur in sie
geboren werden. Der Geist also der fortwährend mit
der Natur sich küßt, das heißt der ihre Sprache trinkt
der nährt sich selbst in ihr um sich zu gebähren, die
Natur thut das auch, sie reift sich für die künftige Frucht
des Geistes, in ihrem Berühren mit ihm, und so wird
die neugeborne Frucht des Geistes in die Welt einer
höher gereiften Natur übergehen, denn Gott läßt nie
von der Natur, überall ist sie es die der neugebornen
Seele wieder begegnet, wieder ihre Formen ihr zu küs¬

ken. Ja das iſt es eben, Geiſtesgedanken berühren
nichts was ſchon da iſt, ſie erzeugen neu, da ſiehſt
Du wieder daß ich recht hab; weil der Geiſt und die
Natur ſich einander berühren ſo ſind ſie fortwährend
lebendig und erzeugen fortwährend neu, denn wir ſol¬
len übergehen in ein neu Leben nach dieſem Leben, wie
ſollen wirs aber anfangen wenn der Geiſt ſich nicht ſelber
hinüber erzeugt in die andre Welt? — er muß ſich alſo
ſelbſt wie ein klein Kind im Mutterleib tragen, er muß mit
ſich geſegnet (guter Hoffnung) ſein und muß ſich nähren
bis er ſelbſt als Frucht in ſich reif wird, dann bringt er ſich
zur Welt, wo wie und wann, — das iſt alles einerlei; eine
reife Frucht kommt allemal zur Welt, die Welt iſt da
vor der Frucht, ſie kann nicht aus jener Welt in das
ihr Leben überſtrebt, herausfallen, ſie kann nur in ſie
geboren werden. Der Geiſt alſo der fortwährend mit
der Natur ſich küßt, das heißt der ihre Sprache trinkt
der nährt ſich ſelbſt in ihr um ſich zu gebähren, die
Natur thut das auch, ſie reift ſich für die künftige Frucht
des Geiſtes, in ihrem Berühren mit ihm, und ſo wird
die neugeborne Frucht des Geiſtes in die Welt einer
höher gereiften Natur übergehen, denn Gott läßt nie
von der Natur, überall iſt ſie es die der neugebornen
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[396/0412] ken. Ja das iſt es eben, Geiſtesgedanken berühren nichts was ſchon da iſt, ſie erzeugen neu, da ſiehſt Du wieder daß ich recht hab; weil der Geiſt und die Natur ſich einander berühren ſo ſind ſie fortwährend lebendig und erzeugen fortwährend neu, denn wir ſol¬ len übergehen in ein neu Leben nach dieſem Leben, wie ſollen wirs aber anfangen wenn der Geiſt ſich nicht ſelber hinüber erzeugt in die andre Welt? — er muß ſich alſo ſelbſt wie ein klein Kind im Mutterleib tragen, er muß mit ſich geſegnet (guter Hoffnung) ſein und muß ſich nähren bis er ſelbſt als Frucht in ſich reif wird, dann bringt er ſich zur Welt, wo wie und wann, — das iſt alles einerlei; eine reife Frucht kommt allemal zur Welt, die Welt iſt da vor der Frucht, ſie kann nicht aus jener Welt in das ihr Leben überſtrebt, herausfallen, ſie kann nur in ſie geboren werden. Der Geiſt alſo der fortwährend mit der Natur ſich küßt, das heißt der ihre Sprache trinkt der nährt ſich ſelbſt in ihr um ſich zu gebähren, die Natur thut das auch, ſie reift ſich für die künftige Frucht des Geiſtes, in ihrem Berühren mit ihm, und ſo wird die neugeborne Frucht des Geiſtes in die Welt einer höher gereiften Natur übergehen, denn Gott läßt nie von der Natur, überall iſt ſie es die der neugebornen Seele wieder begegnet, wieder ihre Formen ihr zu küſ¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/412>, abgerufen am 28.11.2024.