faßt heimlich meine Seele erschüttert daß sie weinen muß. Und oft leg ich mich auch am Boden auf die sammet¬ schwarze aufgepflügte Erde die so warm von untenauf dampft, und das wärmt mich weil ich dann frier -- ja der Geist friert in mir, da leg ich mich am Boden hin, da wird gleich der ganze Geist wieder warm, da fühl ichs wies durch den Kopf zieht und durch die Brust und da muß ich gleich die Hände betend zusammenhalten. Siehst Du, das ist alles nicht gedacht und ist doch Geist. -- Geist der mit der Natur in Wechselwirkung ist -- ich bin ordentlich froh daß ich heut das Wort gefun¬ den hab, ich hätt schon früher mit Dir davon gespro¬ chen aber ich fand die Worte nicht -- aber ich könnt Dir noch ganz andere Sachen sagen -- ach nein ich fürcht mich gar nicht vor Dir daß Du mich schelten solltest, Du wirst wohl auch mit mir einverstanden sein daß so weit der Geist seinen Flug erheben mag so weit darf er auch, warum hat ihm Gott Flügel gege¬ ben, Geist ist ja eigentlich Fliegen. -- So muß ich lachen über die Lotte wenn die von Consequenz spricht, das ist kein Geist -- Inconsequenz ist Geist -- im Flug hin und her schweben, alles was er berührt gleich mit ihm zusammenfließen, das ist Geist daß er gleich sich verwandle in das was er berührt, so verwan¬
faßt heimlich meine Seele erſchüttert daß ſie weinen muß. Und oft leg ich mich auch am Boden auf die ſammet¬ ſchwarze aufgepflügte Erde die ſo warm von untenauf dampft, und das wärmt mich weil ich dann frier — ja der Geiſt friert in mir, da leg ich mich am Boden hin, da wird gleich der ganze Geiſt wieder warm, da fühl ichs wies durch den Kopf zieht und durch die Bruſt und da muß ich gleich die Hände betend zuſammenhalten. Siehſt Du, das iſt alles nicht gedacht und iſt doch Geiſt. — Geiſt der mit der Natur in Wechſelwirkung iſt — ich bin ordentlich froh daß ich heut das Wort gefun¬ den hab, ich hätt ſchon früher mit Dir davon geſpro¬ chen aber ich fand die Worte nicht — aber ich könnt Dir noch ganz andere Sachen ſagen — ach nein ich fürcht mich gar nicht vor Dir daß Du mich ſchelten ſollteſt, Du wirſt wohl auch mit mir einverſtanden ſein daß ſo weit der Geiſt ſeinen Flug erheben mag ſo weit darf er auch, warum hat ihm Gott Flügel gege¬ ben, Geiſt iſt ja eigentlich Fliegen. — So muß ich lachen über die Lotte wenn die von Conſequenz ſpricht, das iſt kein Geiſt — Inconſequenz iſt Geiſt — im Flug hin und her ſchweben, alles was er berührt gleich mit ihm zuſammenfließen, das iſt Geiſt daß er gleich ſich verwandle in das was er berührt, ſo verwan¬
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faßt heimlich meine Seele erſchüttert daß ſie weinen muß.
Und oft leg ich mich auch am Boden auf die ſammet¬
ſchwarze aufgepflügte Erde die ſo warm von untenauf
dampft, und das wärmt mich weil ich dann frier — ja
der Geiſt friert in mir, da leg ich mich am Boden hin,
da wird gleich der ganze Geiſt wieder warm, da fühl
ichs wies durch den Kopf zieht und durch die Bruſt und
da muß ich gleich die Hände betend zuſammenhalten.
Siehſt Du, das iſt alles nicht gedacht und iſt doch Geiſt.
— Geiſt der mit der Natur in Wechſelwirkung iſt —
ich bin ordentlich froh daß ich heut das Wort gefun¬
den hab, ich hätt ſchon früher mit Dir davon geſpro¬
chen aber ich fand die Worte nicht — aber ich könnt
Dir noch ganz andere Sachen ſagen — ach nein ich
fürcht mich gar nicht vor Dir daß Du mich ſchelten
ſollteſt, Du wirſt wohl auch mit mir einverſtanden ſein
daß ſo weit der Geiſt ſeinen Flug erheben mag ſo weit
darf er auch, warum hat ihm Gott Flügel gege¬
ben, Geiſt iſt ja eigentlich Fliegen. — So muß ich
lachen über die Lotte wenn die von Conſequenz
ſpricht, das iſt kein Geiſt — Inconſequenz iſt Geiſt —
im Flug hin und her ſchweben, alles was er berührt
gleich mit ihm zuſammenfließen, das iſt Geiſt daß er
gleich ſich verwandle in das was er berührt, ſo verwan¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/410>, abgerufen am 28.11.2024.
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