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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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ner daß ich ihm Labung zutröpfle heiliger Freiheit. All
dies erleb ich mit dem Franzosen der sich vor meinen
Augen zum Heros entwickelt. -- Ich möchte doch wis¬
sen wenn man alle Erlebnisse sich zusammen rechnet ob
da nicht diese eingebildeten auch gelten, sie glühen und
damasziren doch die Seele durch diesen feinen Stahl
der Begeistrung der mit ihr zusammen geschweißt, ge¬
beizt und geäzt wird, und mir edler deucht wie jede an¬
dre Politur, und besser zu benützen, zäher fester, der
Kraft des Willens nachgebend und ihr folgend. Kühne
feste Handlung, Thatkraft muß doch auch einen Samen
haben in die Seele geborgen, ist dies nicht Same? mich
deucht etwas gedacht zu haben ist Samen im Boden
der Seele der ans Licht dringt und sich erschließt, heute
oder morgen.

Da ging die Thür auf, Clemens kam herein,
große Freud! -- sie stärkt -- es blitzt innerlich. --
Ist mein Verstand mir verloren und such ihn an
der leeren weißen Wand und find ihn nicht, aber in
dem schönen großen Aug vom Clemens find ich ihn.
Du sagst Du kannst ihm nicht in die Augen sehen weil
er einen verzehrenden Blick habe, ich nicht, ich schöpf
Freud drinn und ich weiß nicht was, von lebendiger

ner daß ich ihm Labung zutröpfle heiliger Freiheit. All
dies erleb ich mit dem Franzoſen der ſich vor meinen
Augen zum Heros entwickelt. — Ich möchte doch wiſ¬
ſen wenn man alle Erlebniſſe ſich zuſammen rechnet ob
da nicht dieſe eingebildeten auch gelten, ſie glühen und
damasziren doch die Seele durch dieſen feinen Stahl
der Begeiſtrung der mit ihr zuſammen geſchweißt, ge¬
beizt und geäzt wird, und mir edler deucht wie jede an¬
dre Politur, und beſſer zu benützen, zäher feſter, der
Kraft des Willens nachgebend und ihr folgend. Kühne
feſte Handlung, Thatkraft muß doch auch einen Samen
haben in die Seele geborgen, iſt dies nicht Same? mich
deucht etwas gedacht zu haben iſt Samen im Boden
der Seele der ans Licht dringt und ſich erſchließt, heute
oder morgen.

Da ging die Thür auf, Clemens kam herein,
große Freud! — ſie ſtärkt — es blitzt innerlich. —
Iſt mein Verſtand mir verloren und ſuch ihn an
der leeren weißen Wand und find ihn nicht, aber in
dem ſchönen großen Aug vom Clemens find ich ihn.
Du ſagſt Du kannſt ihm nicht in die Augen ſehen weil
er einen verzehrenden Blick habe, ich nicht, ich ſchöpf
Freud drinn und ich weiß nicht was, von lebendiger

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[376/0392] ner daß ich ihm Labung zutröpfle heiliger Freiheit. All dies erleb ich mit dem Franzoſen der ſich vor meinen Augen zum Heros entwickelt. — Ich möchte doch wiſ¬ ſen wenn man alle Erlebniſſe ſich zuſammen rechnet ob da nicht dieſe eingebildeten auch gelten, ſie glühen und damasziren doch die Seele durch dieſen feinen Stahl der Begeiſtrung der mit ihr zuſammen geſchweißt, ge¬ beizt und geäzt wird, und mir edler deucht wie jede an¬ dre Politur, und beſſer zu benützen, zäher feſter, der Kraft des Willens nachgebend und ihr folgend. Kühne feſte Handlung, Thatkraft muß doch auch einen Samen haben in die Seele geborgen, iſt dies nicht Same? mich deucht etwas gedacht zu haben iſt Samen im Boden der Seele der ans Licht dringt und ſich erſchließt, heute oder morgen. Da ging die Thür auf, Clemens kam herein, große Freud! — ſie ſtärkt — es blitzt innerlich. — Iſt mein Verſtand mir verloren und ſuch ihn an der leeren weißen Wand und find ihn nicht, aber in dem ſchönen großen Aug vom Clemens find ich ihn. Du ſagſt Du kannſt ihm nicht in die Augen ſehen weil er einen verzehrenden Blick habe, ich nicht, ich ſchöpf Freud drinn und ich weiß nicht was, von lebendiger

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/392>, abgerufen am 27.11.2024.