Du siehst." -- immerhin nur das einzige thue mir, und fange nicht alles unter einander an, in Deinem Zim¬ mer sah es aus wie am Ufer, wo eine Flotte gestran¬ det war. Schlosser wollte zwei große Folianten, die er für Dich von der Stadtbibliothek geliehen hat und die Du schon ein viertel Jahr hast, ohne drinn zu lesen. Der Homer lag aufgeschlagen an der Erde, dein Kana¬ rienvogel hatte ihn nicht geschont, deine schöne er¬ fundne Reisekarte des Odisseus lag daneben und der Muschelkasten mit dem umgeworfnen Sepianäpfchen und allen Farbenmuscheln drum her, das hat einen brau¬ nen Fleck auf Deinen schönen Strohteppich gemacht, ich habe mich bemüht alles wieder in Ordnung zu brin¬ gen. Dein Flageolet was Du mitnehmen wolltest und vergeblich suchtest, rath wo ichs gefunden habe? -- im Orangen-Kübel auf dem Altan war es bis ans Mund¬ stück in die Erde vergraben, du hofftest wahrscheinlich einen Flageoletbaum da bei Deiner Rückkunft aufkei¬ men zu sehen, die Liesbet hat den Baum übermäßig begossen, das Instrument ist angequollen, ich hab es an einen kühlen Ort gelegt, damit es gemächlich wieder eintrocknen kann und nicht berstet, was ich aber mit den Noten anfange die daneben lagen das weiß ich nicht, ich hab sie einstweilen in die Sonne gelegt, vor
Du ſiehſt.“ — immerhin nur das einzige thue mir, und fange nicht alles unter einander an, in Deinem Zim¬ mer ſah es aus wie am Ufer, wo eine Flotte geſtran¬ det war. Schloſſer wollte zwei große Folianten, die er für Dich von der Stadtbibliothek geliehen hat und die Du ſchon ein viertel Jahr haſt, ohne drinn zu leſen. Der Homer lag aufgeſchlagen an der Erde, dein Kana¬ rienvogel hatte ihn nicht geſchont, deine ſchöne er¬ fundne Reiſekarte des Odiſſeus lag daneben und der Muſchelkaſten mit dem umgeworfnen Sepianäpfchen und allen Farbenmuſcheln drum her, das hat einen brau¬ nen Fleck auf Deinen ſchönen Strohteppich gemacht, ich habe mich bemüht alles wieder in Ordnung zu brin¬ gen. Dein Flageolet was Du mitnehmen wollteſt und vergeblich ſuchteſt, rath wo ichs gefunden habe? — im Orangen-Kübel auf dem Altan war es bis ans Mund¬ ſtück in die Erde vergraben, du hoffteſt wahrſcheinlich einen Flageoletbaum da bei Deiner Rückkunft aufkei¬ men zu ſehen, die Liesbet hat den Baum übermäßig begoſſen, das Inſtrument iſt angequollen, ich hab es an einen kühlen Ort gelegt, damit es gemächlich wieder eintrocknen kann und nicht berſtet, was ich aber mit den Noten anfange die daneben lagen das weiß ich nicht, ich hab ſie einſtweilen in die Sonne gelegt, vor
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Du ſiehſt.“ — immerhin nur das einzige thue mir, und
fange nicht alles unter einander an, in Deinem Zim¬
mer ſah es aus wie am Ufer, wo eine Flotte geſtran¬
det war. Schloſſer wollte zwei große Folianten, die
er für Dich von der Stadtbibliothek geliehen hat und
die Du ſchon ein viertel Jahr haſt, ohne drinn zu leſen.
Der Homer lag aufgeſchlagen an der Erde, dein Kana¬
rienvogel hatte ihn nicht geſchont, deine ſchöne er¬
fundne Reiſekarte des Odiſſeus lag daneben und der
Muſchelkaſten mit dem umgeworfnen Sepianäpfchen
und allen Farbenmuſcheln drum her, das hat einen brau¬
nen Fleck auf Deinen ſchönen Strohteppich gemacht,
ich habe mich bemüht alles wieder in Ordnung zu brin¬
gen. Dein Flageolet was Du mitnehmen wollteſt und
vergeblich ſuchteſt, rath wo ichs gefunden habe? — im
Orangen-Kübel auf dem Altan war es bis ans Mund¬
ſtück in die Erde vergraben, du hoffteſt wahrſcheinlich
einen Flageoletbaum da bei Deiner Rückkunft aufkei¬
men zu ſehen, die Liesbet hat den Baum übermäßig
begoſſen, das Inſtrument iſt angequollen, ich hab es
an einen kühlen Ort gelegt, damit es gemächlich wieder
eintrocknen kann und nicht berſtet, was ich aber mit
den Noten anfange die daneben lagen das weiß ich
nicht, ich hab ſie einſtweilen in die Sonne gelegt, vor
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/37>, abgerufen am 29.11.2024.
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