Als wir alle wegfuhren, die Schwägerinnen im Stadt¬ wagen zuerst, und ich ins hohe luftige Gick vom George, da ließ der Moritz seinen Mantel holen mir auf die Füße zu werfen weils kühl sei, er fragte ob ich froh gewesen sei? -- ja! sagte ich, alles war schön und stimmte in einander, der Rasenteppich und die bunten Lichter, und die Sterne am Himmel, rauschende Bäume und die Musik der Geigen und Flöten, und auch die der süßen Reden. -- Er drückte mich an sich und sagte "Du warst die Königin vom Fest, Dir hab ich die Lichter angezündet und die Flöten rufen lassen, es schmeichelt mir unendlich daß Du Gefallen hattest dran, und schenk mir was zum Lohn und zur Erinnerung der schönen Nacht." -- Ich hab nichts, was soll ich Ihnen geben? -- "Der Kranz steht Dir zu gut den will ich nicht, gieb mir die blaue Schärpe ich will sie heut Nacht um den Hals schlingen." Ich gab sie ihm, -- er hob mich ins Gick warf mir seinen Mantel über, vier Reiter jagten mit Fackeln voran durch den Wald. Wie war mirs doch? ein Zauber -- so schnell die Schatten der Bäume -- im Flammenschein verschwindend, -- und wieder da gleich, im stillen Nachthimmel; ich freute mich -- es dauerte so eine Weile daß die Sterne mit den Fackeln um die Wette mich auffingen, und als wir vor den
Als wir alle wegfuhren, die Schwägerinnen im Stadt¬ wagen zuerſt, und ich ins hohe luftige Gick vom George, da ließ der Moritz ſeinen Mantel holen mir auf die Füße zu werfen weils kühl ſei, er fragte ob ich froh geweſen ſei? — ja! ſagte ich, alles war ſchön und ſtimmte in einander, der Raſenteppich und die bunten Lichter, und die Sterne am Himmel, rauſchende Bäume und die Muſik der Geigen und Flöten, und auch die der ſüßen Reden. — Er drückte mich an ſich und ſagte „Du warſt die Königin vom Feſt, Dir hab ich die Lichter angezündet und die Flöten rufen laſſen, es ſchmeichelt mir unendlich daß Du Gefallen hatteſt dran, und ſchenk mir was zum Lohn und zur Erinnerung der ſchönen Nacht.“ — Ich hab nichts, was ſoll ich Ihnen geben? — „Der Kranz ſteht Dir zu gut den will ich nicht, gieb mir die blaue Schärpe ich will ſie heut Nacht um den Hals ſchlingen.“ Ich gab ſie ihm, — er hob mich ins Gick warf mir ſeinen Mantel über, vier Reiter jagten mit Fackeln voran durch den Wald. Wie war mirs doch? ein Zauber — ſo ſchnell die Schatten der Bäume — im Flammenſchein verſchwindend, — und wieder da gleich, im ſtillen Nachthimmel; ich freute mich — es dauerte ſo eine Weile daß die Sterne mit den Fackeln um die Wette mich auffingen, und als wir vor den
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Als wir alle wegfuhren, die Schwägerinnen im Stadt¬
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da ließ der Moritz ſeinen Mantel holen mir auf die
Füße zu werfen weils kühl ſei, er fragte ob ich froh
geweſen ſei? — ja! ſagte ich, alles war ſchön und
ſtimmte in einander, der Raſenteppich und die bunten
Lichter, und die Sterne am Himmel, rauſchende Bäume
und die Muſik der Geigen und Flöten, und auch die
der ſüßen Reden. — Er drückte mich an ſich und ſagte
„Du warſt die Königin vom Feſt, Dir hab ich die Lichter
angezündet und die Flöten rufen laſſen, es ſchmeichelt
mir unendlich daß Du Gefallen hatteſt dran, und ſchenk
mir was zum Lohn und zur Erinnerung der ſchönen
Nacht.“ — Ich hab nichts, was ſoll ich Ihnen geben? —
„Der Kranz ſteht Dir zu gut den will ich nicht, gieb
mir die blaue Schärpe ich will ſie heut Nacht um den
Hals ſchlingen.“ Ich gab ſie ihm, — er hob mich ins
Gick warf mir ſeinen Mantel über, vier Reiter jagten
mit Fackeln voran durch den Wald. Wie war mirs
doch? ein Zauber — ſo ſchnell die Schatten der Bäume
— im Flammenſchein verſchwindend, — und wieder da
gleich, im ſtillen Nachthimmel; ich freute mich — es
dauerte ſo eine Weile daß die Sterne mit den Fackeln
um die Wette mich auffingen, und als wir vor den
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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