Klang der riß mich hin, ich ahnte es war der Geist der auch mir begegnet draus wenn ich auf der Höhe steh, und er braußt von Ferne daher, beugt die Wipfel auf und nieder, und kommt näher und näher und fährt grad auf mich zu -- umschlingt mich! wer solls sein? -- wer kanns wehren? -- ich fühl seine Weisheit, seine Liebe ist Rhythmus. -- Was ist Rhythmus? -- Wi¬ derhall der Gefühle am großen Himmelsbogen, daß es schallt! -- zurück! macht sich uns hörbar, was wir fühlten, daß es zärtlich anschlägt ans Ohr der Seele bis tief ins Herz, das ist Rhythmus, das ist der heilige Geist, aus der eignen Gedankenkelter giebt er uns zu trinken, süßen Most, der süße heilige Geist.
Am Mittag.
Ach Günderode, ich weiß was das ist, die Welt¬ seele, ich hab oft gedacht, was doch so braußt wenn ich ganz allein sitze in der Mittagssonne, denn da ist das Brausen am stärksten: das ist mein Geliebter der unter der Linde mit mir ist und im Abendwind. -- Der heilige Geist ist die Weltseele. -- Er berührt alles, er weckt von den Todten auf, und hätt ich ihn nicht, so wär alles todt. -- Und Leben ist Leben wecken, ich war verwundert als der Geist mirs sagte. -- Ich besann
Klang der riß mich hin, ich ahnte es war der Geiſt der auch mir begegnet draus wenn ich auf der Höhe ſteh, und er braußt von Ferne daher, beugt die Wipfel auf und nieder, und kommt näher und näher und fährt grad auf mich zu — umſchlingt mich! wer ſolls ſein? — wer kanns wehren? — ich fühl ſeine Weisheit, ſeine Liebe iſt Rhythmus. — Was iſt Rhythmus? — Wi¬ derhall der Gefühle am großen Himmelsbogen, daß es ſchallt! — zurück! macht ſich uns hörbar, was wir fühlten, daß es zärtlich anſchlägt ans Ohr der Seele bis tief ins Herz, das iſt Rhythmus, das iſt der heilige Geiſt, aus der eignen Gedankenkelter giebt er uns zu trinken, ſüßen Moſt, der ſüße heilige Geiſt.
Am Mittag.
Ach Günderode, ich weiß was das iſt, die Welt¬ ſeele, ich hab oft gedacht, was doch ſo braußt wenn ich ganz allein ſitze in der Mittagsſonne, denn da iſt das Brauſen am ſtärkſten: das iſt mein Geliebter der unter der Linde mit mir iſt und im Abendwind. — Der heilige Geiſt iſt die Weltſeele. — Er berührt alles, er weckt von den Todten auf, und hätt ich ihn nicht, ſo wär alles todt. — Und Leben iſt Leben wecken, ich war verwundert als der Geiſt mirs ſagte. — Ich beſann
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Klang der riß mich hin, ich ahnte es war der Geiſt der
auch mir begegnet draus wenn ich auf der Höhe ſteh,
und er braußt von Ferne daher, beugt die Wipfel auf
und nieder, und kommt näher und näher und fährt
grad auf mich zu — umſchlingt mich! wer ſolls ſein?
— wer kanns wehren? — ich fühl ſeine Weisheit, ſeine
Liebe iſt Rhythmus. — Was iſt Rhythmus? — Wi¬
derhall der Gefühle am großen Himmelsbogen, daß es
ſchallt! — zurück! macht ſich uns hörbar, was wir
fühlten, daß es zärtlich anſchlägt ans Ohr der Seele
bis tief ins Herz, das iſt Rhythmus, das iſt der heilige
Geiſt, aus der eignen Gedankenkelter giebt er uns zu
trinken, ſüßen Moſt, der ſüße heilige Geiſt.
Am Mittag.
Ach Günderode, ich weiß was das iſt, die Welt¬
ſeele, ich hab oft gedacht, was doch ſo braußt wenn
ich ganz allein ſitze in der Mittagsſonne, denn da iſt
das Brauſen am ſtärkſten: das iſt mein Geliebter der
unter der Linde mit mir iſt und im Abendwind. — Der
heilige Geiſt iſt die Weltſeele. — Er berührt alles, er
weckt von den Todten auf, und hätt ich ihn nicht, ſo
wär alles todt. — Und Leben iſt Leben wecken, ich war
verwundert als der Geiſt mirs ſagte. — Ich beſann
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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