ihn nur mit Essig und Öl einzuseifen, so hatte man den trefflichsten Salat von seinem Bartschabsel. Aber gelt Du gläubest nicht? -- Aber hör, da fällt mir ein, esse doch eine recht tüchtige Schüssel voll Salat, das kühlt das Blut ab, aber wenn Du bei einer Entzündung noch Blut verlierst, so wird natürlich diese verstärkt, denn wenn Du ein Dippen mit Wasser kochend hast, und schüttst einen Theil davon weg, so kochts viel stär¬ ker. -- Die Hahnen krähen es ist schon nach Mitter¬ nacht, und nun will ich Dir fortschreiben bis morgen früh, daß Du recht viel zu lesen hast auf Deinem Kran¬ kenlagerchen, gleich fang ich von der neu Religion an, aber erst will ich Dir noch was erzählen, wie der Jud kam mit Deinem Brief, das war vier Uhr, da dacht ich auf was, was Dir recht gut wär, da dacht ich gleich die Aprikosen in der Großmama ihrem Garten müßten Dir gesund sein, da ging ich um die Bäum herum und erspähte die besten, und lernte sie alle auswendig wo sie hingen, und so spazierte ich in einem Wiederholen meiner Lection, bis die Sonne unterging, denn bei Tag konnt ich sie nicht stehlen, ich mußte warten bis alles am Spieltisch saß, es war Dir das schönste Plaisir, diese Aprikosen zu stehlen, erstens die Angst ist ein wah¬ rer Spaß, das Herz klopfte mir so, ich mußte so lachen
vor
ihn nur mit Eſſig und Öl einzuſeifen, ſo hatte man den trefflichſten Salat von ſeinem Bartſchabſel. Aber gelt Du gläubeſt nicht? — Aber hör, da fällt mir ein, eſſe doch eine recht tüchtige Schüſſel voll Salat, das kühlt das Blut ab, aber wenn Du bei einer Entzündung noch Blut verlierſt, ſo wird natürlich dieſe verſtärkt, denn wenn Du ein Dippen mit Waſſer kochend haſt, und ſchüttſt einen Theil davon weg, ſo kochts viel ſtär¬ ker. — Die Hahnen krähen es iſt ſchon nach Mitter¬ nacht, und nun will ich Dir fortſchreiben bis morgen früh, daß Du recht viel zu leſen haſt auf Deinem Kran¬ kenlagerchen, gleich fang ich von der neu Religion an, aber erſt will ich Dir noch was erzählen, wie der Jud kam mit Deinem Brief, das war vier Uhr, da dacht ich auf was, was Dir recht gut wär, da dacht ich gleich die Aprikoſen in der Großmama ihrem Garten müßten Dir geſund ſein, da ging ich um die Bäum herum und erſpähte die beſten, und lernte ſie alle auswendig wo ſie hingen, und ſo ſpazierte ich in einem Wiederholen meiner Lection, bis die Sonne unterging, denn bei Tag konnt ich ſie nicht ſtehlen, ich mußte warten bis alles am Spieltiſch ſaß, es war Dir das ſchönſte Plaiſir, dieſe Aprikoſen zu ſtehlen, erſtens die Angſt iſt ein wah¬ rer Spaß, das Herz klopfte mir ſo, ich mußte ſo lachen
vor
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0280"n="264"/>
ihn nur mit Eſſig und Öl einzuſeifen, ſo hatte man den<lb/>
trefflichſten Salat von ſeinem Bartſchabſel. Aber gelt<lb/>
Du <hirendition="#g">gläubeſt</hi> nicht? — Aber hör, da fällt mir ein,<lb/>
eſſe doch eine recht tüchtige Schüſſel voll Salat, das<lb/>
kühlt das Blut ab, aber wenn Du bei einer Entzündung<lb/>
noch Blut verlierſt, ſo wird natürlich dieſe verſtärkt,<lb/>
denn wenn Du ein Dippen mit Waſſer kochend haſt,<lb/>
und ſchüttſt einen Theil davon weg, ſo kochts viel ſtär¬<lb/>
ker. — Die Hahnen krähen es iſt ſchon nach Mitter¬<lb/>
nacht, und nun will ich Dir fortſchreiben bis morgen<lb/>
früh, daß Du recht viel zu leſen haſt auf Deinem Kran¬<lb/>
kenlagerchen, gleich fang ich von der neu Religion an,<lb/>
aber erſt will ich Dir noch was erzählen, wie der Jud<lb/>
kam mit Deinem Brief, das war vier Uhr, da dacht<lb/>
ich auf was, was Dir recht gut wär, da dacht ich gleich<lb/>
die Aprikoſen in der Großmama ihrem Garten müßten<lb/>
Dir geſund ſein, da ging ich um die Bäum herum und<lb/>
erſpähte die beſten, und lernte ſie alle auswendig wo<lb/>ſie hingen, und ſo ſpazierte ich in einem Wiederholen<lb/>
meiner Lection, bis die Sonne unterging, denn bei Tag<lb/>
konnt ich ſie nicht ſtehlen, ich mußte warten bis alles<lb/>
am Spieltiſch ſaß, es war Dir das ſchönſte Plaiſir,<lb/>
dieſe Aprikoſen zu ſtehlen, erſtens die Angſt iſt ein wah¬<lb/>
rer Spaß, das Herz klopfte mir ſo, ich mußte ſo lachen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vor<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[264/0280]
ihn nur mit Eſſig und Öl einzuſeifen, ſo hatte man den
trefflichſten Salat von ſeinem Bartſchabſel. Aber gelt
Du gläubeſt nicht? — Aber hör, da fällt mir ein,
eſſe doch eine recht tüchtige Schüſſel voll Salat, das
kühlt das Blut ab, aber wenn Du bei einer Entzündung
noch Blut verlierſt, ſo wird natürlich dieſe verſtärkt,
denn wenn Du ein Dippen mit Waſſer kochend haſt,
und ſchüttſt einen Theil davon weg, ſo kochts viel ſtär¬
ker. — Die Hahnen krähen es iſt ſchon nach Mitter¬
nacht, und nun will ich Dir fortſchreiben bis morgen
früh, daß Du recht viel zu leſen haſt auf Deinem Kran¬
kenlagerchen, gleich fang ich von der neu Religion an,
aber erſt will ich Dir noch was erzählen, wie der Jud
kam mit Deinem Brief, das war vier Uhr, da dacht
ich auf was, was Dir recht gut wär, da dacht ich gleich
die Aprikoſen in der Großmama ihrem Garten müßten
Dir geſund ſein, da ging ich um die Bäum herum und
erſpähte die beſten, und lernte ſie alle auswendig wo
ſie hingen, und ſo ſpazierte ich in einem Wiederholen
meiner Lection, bis die Sonne unterging, denn bei Tag
konnt ich ſie nicht ſtehlen, ich mußte warten bis alles
am Spieltiſch ſaß, es war Dir das ſchönſte Plaiſir,
dieſe Aprikoſen zu ſtehlen, erſtens die Angſt iſt ein wah¬
rer Spaß, das Herz klopfte mir ſo, ich mußte ſo lachen
vor
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/280>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.