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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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den, -- O wart nur, das hat mich ganz orientirt, jetzt
will ich schon fertig werden. Ach ich bitt dich, nehm
ein bischen Herzensantheil dran, das macht mich frisch
so aus reinem Nichts alles zu erdenken wie Gott, dann
bin ich auch Dichter. Ich denke mirs so schön alles
mit Dir zu überlegen, wir gehen dann zusammen hier
in der Großmama ihren Garten auf und ab, in den
herrlichen Sommertagen, oder im Boskett, wos so
dunkle Laubgänge giebt, wenn wir simuliren so gehen
wir dort hin und entfalten alles im Gespräch, dann
schreib ichs Abends alles auf und schick Dirs mit dem
Jud in die Stadt, und Du bringst es nachher in eine
dichterische Form, damit wenns die Menschen einst fin¬
den, sie um so mehr Ehrfurcht und Glauben dran ha¬
ben, es ist ein schöner Scherz, aber nehms nur nicht
für Scherz, es ist mein Ernst denn warum sollten wir
nicht zusammen denken über das Wohl und Bedürfniß
der Menschheit. Warum haben wir denn so manches
zusammen schon bedacht was andere nicht überlegen,
als weils der Menschheit fruchten soll, denn alles was
als Keim hervortreibt, aus der Erde wie aus dem Geist,
von dem steht zu erwarten daß es endlich Frucht bringe,
ich wüßte also daher nicht, warum wir nicht mit ziem¬
licher Gewißheit auf eine gute Ernte rechnen könnten,

den, — O wart nur, das hat mich ganz orientirt, jetzt
will ich ſchon fertig werden. Ach ich bitt dich, nehm
ein bischen Herzensantheil dran, das macht mich friſch
ſo aus reinem Nichts alles zu erdenken wie Gott, dann
bin ich auch Dichter. Ich denke mirs ſo ſchön alles
mit Dir zu überlegen, wir gehen dann zuſammen hier
in der Großmama ihren Garten auf und ab, in den
herrlichen Sommertagen, oder im Boskett, wos ſo
dunkle Laubgänge giebt, wenn wir ſimuliren ſo gehen
wir dort hin und entfalten alles im Geſpräch, dann
ſchreib ichs Abends alles auf und ſchick Dirs mit dem
Jud in die Stadt, und Du bringſt es nachher in eine
dichteriſche Form, damit wenns die Menſchen einſt fin¬
den, ſie um ſo mehr Ehrfurcht und Glauben dran ha¬
ben, es iſt ein ſchöner Scherz, aber nehms nur nicht
für Scherz, es iſt mein Ernſt denn warum ſollten wir
nicht zuſammen denken über das Wohl und Bedürfniß
der Menſchheit. Warum haben wir denn ſo manches
zuſammen ſchon bedacht was andere nicht überlegen,
als weils der Menſchheit fruchten ſoll, denn alles was
als Keim hervortreibt, aus der Erde wie aus dem Geiſt,
von dem ſteht zu erwarten daß es endlich Frucht bringe,
ich wüßte alſo daher nicht, warum wir nicht mit ziem¬
licher Gewißheit auf eine gute Ernte rechnen könnten,

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[255/0271] den, — O wart nur, das hat mich ganz orientirt, jetzt will ich ſchon fertig werden. Ach ich bitt dich, nehm ein bischen Herzensantheil dran, das macht mich friſch ſo aus reinem Nichts alles zu erdenken wie Gott, dann bin ich auch Dichter. Ich denke mirs ſo ſchön alles mit Dir zu überlegen, wir gehen dann zuſammen hier in der Großmama ihren Garten auf und ab, in den herrlichen Sommertagen, oder im Boskett, wos ſo dunkle Laubgänge giebt, wenn wir ſimuliren ſo gehen wir dort hin und entfalten alles im Geſpräch, dann ſchreib ichs Abends alles auf und ſchick Dirs mit dem Jud in die Stadt, und Du bringſt es nachher in eine dichteriſche Form, damit wenns die Menſchen einſt fin¬ den, ſie um ſo mehr Ehrfurcht und Glauben dran ha¬ ben, es iſt ein ſchöner Scherz, aber nehms nur nicht für Scherz, es iſt mein Ernſt denn warum ſollten wir nicht zuſammen denken über das Wohl und Bedürfniß der Menſchheit. Warum haben wir denn ſo manches zuſammen ſchon bedacht was andere nicht überlegen, als weils der Menſchheit fruchten ſoll, denn alles was als Keim hervortreibt, aus der Erde wie aus dem Geiſt, von dem ſteht zu erwarten daß es endlich Frucht bringe, ich wüßte alſo daher nicht, warum wir nicht mit ziem¬ licher Gewißheit auf eine gute Ernte rechnen könnten,

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/271>, abgerufen am 26.11.2024.