mit der Natur, sonst könne die Knospe des Menschen¬ geistes nicht aufblühen. -- Ich dachte ein Weilchen über Deine Reden, so waren wir beide still' -- die Antwort war an mir -- ich getraute mich gar nicht, Du kamst mir so weisheitsvoll vor, es schien mir Dein Denken wirklich mit der Natur übereinzustimmen, und Dein Geist rage über die Menschen hinaus, wie die Wipfel voll duftiger Blüthen im Sonnenschein, im Regen und Wind, Nacht und Tag immer fort streben in die Lüfte. Ja Du kamst mir vor wie ein hoher Baum von den Naturgeistern bewohnt und genährt. Und wie ich meine Stimme hörte, die Dir antworten wollte, da schämte ich mich als sei ihr Ton nicht edel genug für Dich. -- Ich konnts nicht heraussagen, Du wolltst mir helfen und sagtest, "der Geist strömt in die Empfindung, und die geht aus allem hervor was die Natur erzeugt, der Mensch habe Ehrfurcht vor der Natur, weil sie die Mutter ist die den Geist nährt mit dem, was sie ihm zu empfinden giebt." -- Wie sehr hab ich an Dich ge¬ dacht, und Deine Worte, und an Deine schwarzen Au¬ genwimpern die Dein blau Aug decken, wie ich Dich gesehen hatt zum allererstenmal, und Dein freundlich Mienenspiel und Deine Hand, die mein Haar streichelte. Ich schrieb auf: Heut hab ich die Günderode gesehen,
mit der Natur, ſonſt könne die Knospe des Menſchen¬ geiſtes nicht aufblühen. — Ich dachte ein Weilchen über Deine Reden, ſo waren wir beide ſtill' — die Antwort war an mir — ich getraute mich gar nicht, Du kamſt mir ſo weisheitsvoll vor, es ſchien mir Dein Denken wirklich mit der Natur übereinzuſtimmen, und Dein Geiſt rage über die Menſchen hinaus, wie die Wipfel voll duftiger Blüthen im Sonnenſchein, im Regen und Wind, Nacht und Tag immer fort ſtreben in die Lüfte. Ja Du kamſt mir vor wie ein hoher Baum von den Naturgeiſtern bewohnt und genährt. Und wie ich meine Stimme hörte, die Dir antworten wollte, da ſchämte ich mich als ſei ihr Ton nicht edel genug für Dich. — Ich konnts nicht herausſagen, Du wolltſt mir helfen und ſagteſt, „der Geiſt ſtrömt in die Empfindung, und die geht aus allem hervor was die Natur erzeugt, der Menſch habe Ehrfurcht vor der Natur, weil ſie die Mutter iſt die den Geiſt nährt mit dem, was ſie ihm zu empfinden giebt.“ — Wie ſehr hab ich an Dich ge¬ dacht, und Deine Worte, und an Deine ſchwarzen Au¬ genwimpern die Dein blau Aug decken, wie ich Dich geſehen hatt zum allererſtenmal, und Dein freundlich Mienenſpiel und Deine Hand, die mein Haar ſtreichelte. Ich ſchrieb auf: Heut hab ich die Günderode geſehen,
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mit der Natur, ſonſt könne die Knospe des Menſchen¬
geiſtes nicht aufblühen. — Ich dachte ein Weilchen über
Deine Reden, ſo waren wir beide ſtill' — die Antwort
war an mir — ich getraute mich gar nicht, Du kamſt
mir ſo weisheitsvoll vor, es ſchien mir Dein Denken
wirklich mit der Natur übereinzuſtimmen, und Dein
Geiſt rage über die Menſchen hinaus, wie die Wipfel
voll duftiger Blüthen im Sonnenſchein, im Regen und
Wind, Nacht und Tag immer fort ſtreben in die Lüfte.
Ja Du kamſt mir vor wie ein hoher Baum von den
Naturgeiſtern bewohnt und genährt. Und wie ich meine
Stimme hörte, die Dir antworten wollte, da ſchämte ich
mich als ſei ihr Ton nicht edel genug für Dich. — Ich
konnts nicht herausſagen, Du wolltſt mir helfen und
ſagteſt, „der Geiſt ſtrömt in die Empfindung, und die
geht aus allem hervor was die Natur erzeugt, der
Menſch habe Ehrfurcht vor der Natur, weil ſie die
Mutter iſt die den Geiſt nährt mit dem, was ſie ihm
zu empfinden giebt.“ — Wie ſehr hab ich an Dich ge¬
dacht, und Deine Worte, und an Deine ſchwarzen Au¬
genwimpern die Dein blau Aug decken, wie ich Dich
geſehen hatt zum allererſtenmal, und Dein freundlich
Mienenſpiel und Deine Hand, die mein Haar ſtreichelte.
Ich ſchrieb auf: Heut hab ich die Günderode geſehen,
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/261>, abgerufen am 25.11.2024.
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