Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

chen, das mich oft außer mir gebracht hat, womit Du
mich beschwichtigen wolltest -- nun ich muß mir es ge¬
fallen lassen, daß Du mit allen Pfeilen wie ein armes
Wild mich hetzest. -- Und der Clemens, der mich immer
spornt mit Dir zu lernen, der immer von mir wissen
will, was und wie Du es treibst. Dem es leid thut um
jeden Athemzug, der von Dir verloren geht, der hinge¬
rissen ist von Deinen kleinen Briefen an ihn, wo Du
ganz anders, wie ein Kind schreibst, so fromm, und an
mich so ausgelassen, was soll ich dem nur sagen? --
Das Eine thu mir nur, und rappel mir nicht einmal
vom Dach herunter mit Deinem Flageolett; hätt ich
nicht Vertrauen in Gott, daß der weiß, zu was alles
in Dir so ist und nicht anders, und daß es ja doch nur
ihn angeht, da es sein Belieben war. Deine Seele so zu
bilden. -- Was sollt ich von Dir denken? -- Clemens
schreibt, Du müßtest fortwährend dichten und nichts
dürfe Dich berühren als nur was Deine Kräfte weckt,
es ist mir ordentlich rührend, daß während er selber
sorglos leichtsinnig, ja vernichtend über sich und alles hin¬
ausgeht was ihm in den Weg kommt, er mit solcher An¬
dacht vor Dir verweilt, es ist als ob Du die einzige
Seele wärst, die ihm unantastbar ist. Du bist ihm ein
Heiligthum, wenn er manchmal von Offenbach herüber¬

chen, das mich oft außer mir gebracht hat, womit Du
mich beſchwichtigen wollteſt — nun ich muß mir es ge¬
fallen laſſen, daß Du mit allen Pfeilen wie ein armes
Wild mich hetzeſt. — Und der Clemens, der mich immer
ſpornt mit Dir zu lernen, der immer von mir wiſſen
will, was und wie Du es treibſt. Dem es leid thut um
jeden Athemzug, der von Dir verloren geht, der hinge¬
riſſen iſt von Deinen kleinen Briefen an ihn, wo Du
ganz anders, wie ein Kind ſchreibſt, ſo fromm, und an
mich ſo ausgelaſſen, was ſoll ich dem nur ſagen? —
Das Eine thu mir nur, und rappel mir nicht einmal
vom Dach herunter mit Deinem Flageolett; hätt ich
nicht Vertrauen in Gott, daß der weiß, zu was alles
in Dir ſo iſt und nicht anders, und daß es ja doch nur
ihn angeht, da es ſein Belieben war. Deine Seele ſo zu
bilden. — Was ſollt ich von Dir denken? — Clemens
ſchreibt, Du müßteſt fortwährend dichten und nichts
dürfe Dich berühren als nur was Deine Kräfte weckt,
es iſt mir ordentlich rührend, daß während er ſelber
ſorglos leichtſinnig, ja vernichtend über ſich und alles hin¬
ausgeht was ihm in den Weg kommt, er mit ſolcher An¬
dacht vor Dir verweilt, es iſt als ob Du die einzige
Seele wärſt, die ihm unantaſtbar iſt. Du biſt ihm ein
Heiligthum, wenn er manchmal von Offenbach herüber¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0212" n="196"/>
chen, das mich oft außer mir gebracht hat, womit Du<lb/>
mich be&#x017F;chwichtigen wollte&#x017F;t &#x2014; nun ich muß mir es ge¬<lb/>
fallen la&#x017F;&#x017F;en, daß Du mit allen Pfeilen wie ein armes<lb/>
Wild mich hetze&#x017F;t. &#x2014; Und der Clemens, der mich immer<lb/>
&#x017F;pornt mit Dir zu lernen, der immer von mir wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
will, was und wie Du es treib&#x017F;t. Dem es leid thut um<lb/>
jeden Athemzug, der von Dir verloren geht, der hinge¬<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t von Deinen kleinen Briefen an ihn, wo Du<lb/>
ganz anders, wie ein Kind &#x017F;chreib&#x017F;t, &#x017F;o fromm, und an<lb/>
mich &#x017F;o ausgela&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;oll ich dem nur &#x017F;agen? &#x2014;<lb/>
Das Eine thu mir nur, und rappel mir nicht einmal<lb/>
vom Dach herunter mit Deinem Flageolett; hätt ich<lb/>
nicht Vertrauen in Gott, daß der weiß, zu was alles<lb/>
in Dir &#x017F;o i&#x017F;t und nicht anders, und daß es ja doch nur<lb/>
ihn angeht, da es &#x017F;ein Belieben war. Deine Seele &#x017F;o zu<lb/>
bilden. &#x2014; Was &#x017F;ollt ich von Dir denken? &#x2014; Clemens<lb/>
&#x017F;chreibt, Du müßte&#x017F;t fortwährend dichten und nichts<lb/>
dürfe Dich berühren als nur was Deine Kräfte weckt,<lb/>
es i&#x017F;t mir ordentlich rührend, daß während er &#x017F;elber<lb/>
&#x017F;orglos leicht&#x017F;innig, ja vernichtend über &#x017F;ich und alles hin¬<lb/>
ausgeht was ihm in den Weg kommt, er mit &#x017F;olcher An¬<lb/>
dacht vor Dir verweilt, es i&#x017F;t als ob Du die einzige<lb/>
Seele wär&#x017F;t, die ihm unanta&#x017F;tbar i&#x017F;t. Du bi&#x017F;t ihm ein<lb/>
Heiligthum, wenn er manchmal von Offenbach herüber¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0212] chen, das mich oft außer mir gebracht hat, womit Du mich beſchwichtigen wollteſt — nun ich muß mir es ge¬ fallen laſſen, daß Du mit allen Pfeilen wie ein armes Wild mich hetzeſt. — Und der Clemens, der mich immer ſpornt mit Dir zu lernen, der immer von mir wiſſen will, was und wie Du es treibſt. Dem es leid thut um jeden Athemzug, der von Dir verloren geht, der hinge¬ riſſen iſt von Deinen kleinen Briefen an ihn, wo Du ganz anders, wie ein Kind ſchreibſt, ſo fromm, und an mich ſo ausgelaſſen, was ſoll ich dem nur ſagen? — Das Eine thu mir nur, und rappel mir nicht einmal vom Dach herunter mit Deinem Flageolett; hätt ich nicht Vertrauen in Gott, daß der weiß, zu was alles in Dir ſo iſt und nicht anders, und daß es ja doch nur ihn angeht, da es ſein Belieben war. Deine Seele ſo zu bilden. — Was ſollt ich von Dir denken? — Clemens ſchreibt, Du müßteſt fortwährend dichten und nichts dürfe Dich berühren als nur was Deine Kräfte weckt, es iſt mir ordentlich rührend, daß während er ſelber ſorglos leichtſinnig, ja vernichtend über ſich und alles hin¬ ausgeht was ihm in den Weg kommt, er mit ſolcher An¬ dacht vor Dir verweilt, es iſt als ob Du die einzige Seele wärſt, die ihm unantaſtbar iſt. Du biſt ihm ein Heiligthum, wenn er manchmal von Offenbach herüber¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/212
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/212>, abgerufen am 24.11.2024.