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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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verwandt und durch Alle mit jedem einzelnen besonders;
allein ich kanns sagen, -- gewiß ich bin während der
Musikprobe auf einen Gedanken gefallen wie Gott die
Welt erschaffen hat. -- Das große Wort: Es werde,
leuchtet mir ein. Ohne das Eine ist Alles nichts; Ohne
Alles ist nicht das Eine. Im Athemzug wallt die ganze
Schöpfung: Feuer, Erde, Luft und Wasser, und alles
Leben und alles Sein ist Vermählung dieser vier Geister,
die das Leben des Weltalls sind. Diese Vier schaffen
und erzeugen auch sich selbst im Geist, den sie in einan¬
der vereinigen. Musik ist Selbsterzeugung dieser vier
Elemente in einander. In jedem Wesen das lebt, er¬
zeugen sich die Elemente; das ist Geist der ist Musik.
Auch das Thier hat Musik, es ist sinnlich durchdrungen
von Wasser, Luft, Erde und Feuer, von ihrem Geist,
der in ihm sich erzeugt, darum wirds so aufgeregt durch
Musik, weil seine Sinne in ihr schlummern, träumen,
und alles hat gleiche Rechte an die Gottheit, was durch
Selbsterzeugung der Elemente in ihm, zu Geist erhoben
wird. -- Ich habs aufgeschrieben, ich starr diese Zeilen
an, und weiß nicht was ich sagen wollte. --

Am lichten Tag zerstiebt das Geisterheer der Ge¬
danken, aber dort unter der Leinwand, wo die Sonne

verwandt und durch Alle mit jedem einzelnen beſonders;
allein ich kanns ſagen, — gewiß ich bin während der
Muſikprobe auf einen Gedanken gefallen wie Gott die
Welt erſchaffen hat. — Das große Wort: Es werde,
leuchtet mir ein. Ohne das Eine iſt Alles nichts; Ohne
Alles iſt nicht das Eine. Im Athemzug wallt die ganze
Schöpfung: Feuer, Erde, Luft und Waſſer, und alles
Leben und alles Sein iſt Vermählung dieſer vier Geiſter,
die das Leben des Weltalls ſind. Dieſe Vier ſchaffen
und erzeugen auch ſich ſelbſt im Geiſt, den ſie in einan¬
der vereinigen. Muſik iſt Selbſterzeugung dieſer vier
Elemente in einander. In jedem Weſen das lebt, er¬
zeugen ſich die Elemente; das iſt Geiſt der iſt Muſik.
Auch das Thier hat Muſik, es iſt ſinnlich durchdrungen
von Waſſer, Luft, Erde und Feuer, von ihrem Geiſt,
der in ihm ſich erzeugt, darum wirds ſo aufgeregt durch
Muſik, weil ſeine Sinne in ihr ſchlummern, träumen,
und alles hat gleiche Rechte an die Gottheit, was durch
Selbſterzeugung der Elemente in ihm, zu Geiſt erhoben
wird. — Ich habs aufgeſchrieben, ich ſtarr dieſe Zeilen
an, und weiß nicht was ich ſagen wollte. —

Am lichten Tag zerſtiebt das Geiſterheer der Ge¬
danken, aber dort unter der Leinwand, wo die Sonne

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[173/0189] verwandt und durch Alle mit jedem einzelnen beſonders; allein ich kanns ſagen, — gewiß ich bin während der Muſikprobe auf einen Gedanken gefallen wie Gott die Welt erſchaffen hat. — Das große Wort: Es werde, leuchtet mir ein. Ohne das Eine iſt Alles nichts; Ohne Alles iſt nicht das Eine. Im Athemzug wallt die ganze Schöpfung: Feuer, Erde, Luft und Waſſer, und alles Leben und alles Sein iſt Vermählung dieſer vier Geiſter, die das Leben des Weltalls ſind. Dieſe Vier ſchaffen und erzeugen auch ſich ſelbſt im Geiſt, den ſie in einan¬ der vereinigen. Muſik iſt Selbſterzeugung dieſer vier Elemente in einander. In jedem Weſen das lebt, er¬ zeugen ſich die Elemente; das iſt Geiſt der iſt Muſik. Auch das Thier hat Muſik, es iſt ſinnlich durchdrungen von Waſſer, Luft, Erde und Feuer, von ihrem Geiſt, der in ihm ſich erzeugt, darum wirds ſo aufgeregt durch Muſik, weil ſeine Sinne in ihr ſchlummern, träumen, und alles hat gleiche Rechte an die Gottheit, was durch Selbſterzeugung der Elemente in ihm, zu Geiſt erhoben wird. — Ich habs aufgeſchrieben, ich ſtarr dieſe Zeilen an, und weiß nicht was ich ſagen wollte. — Am lichten Tag zerſtiebt das Geiſterheer der Ge¬ danken, aber dort unter der Leinwand, wo die Sonne

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/189>, abgerufen am 25.11.2024.