Von der Hand des Herzogs Emil August von Gotha auf das Manuscript der Immortalita geschrieben.
Es ist eine Kleinigkeit, die deiner Aufmerksamkeit nicht werth ist, daß ich es ein Geschenk des Himmels achte, dich zu verstehen, du edles Leben. Siehst du zur Erde nieder, giebst gleich der Sonne du, ihr einen schö¬ nen Tag, doch auf zum Himmel wirst du vergeblich schauen, suchst deines Gleichen du unter den Sternen.
Wie frische Blüthenstengel so schmückt deiner Ge¬ danken sorglos Leben den bezwungenen Mann; sein Busen bebt von tiefen Athemzügen, wenn dein Geist gleich aufgelösten Locken, die jetzt dem Band entfallen, ihn umspielt.
Er sieht dich an, ein Liebender! wie stille Rosen und schwankende Lilien schweben deiner segnenden Ge¬ danken Blicke ihm zu. Vertraute, nahe dem Herzen sind sie. Wahrhaftiger, heller und schöner beleuchten sein Ziel sie ihm und seinen Beruf, und auf schweigen¬ dem Pfade der Nacht, sind hochschauende Sterne, Zeu¬ gen seiner Gelübde dir.
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Von der Hand des Herzogs Emil Auguſt von Gotha auf das Manuſcript der Immortalita geſchrieben.
Es iſt eine Kleinigkeit, die deiner Aufmerkſamkeit nicht werth iſt, daß ich es ein Geſchenk des Himmels achte, dich zu verſtehen, du edles Leben. Siehſt du zur Erde nieder, giebſt gleich der Sonne du, ihr einen ſchö¬ nen Tag, doch auf zum Himmel wirſt du vergeblich ſchauen, ſuchſt deines Gleichen du unter den Sternen.
Wie friſche Blüthenſtengel ſo ſchmückt deiner Ge¬ danken ſorglos Leben den bezwungenen Mann; ſein Buſen bebt von tiefen Athemzügen, wenn dein Geiſt gleich aufgelöſten Locken, die jetzt dem Band entfallen, ihn umſpielt.
Er ſieht dich an, ein Liebender! wie ſtille Roſen und ſchwankende Lilien ſchweben deiner ſegnenden Ge¬ danken Blicke ihm zu. Vertraute, nahe dem Herzen ſind ſie. Wahrhaftiger, heller und ſchöner beleuchten ſein Ziel ſie ihm und ſeinen Beruf, und auf ſchweigen¬ dem Pfade der Nacht, ſind hochſchauende Sterne, Zeu¬ gen ſeiner Gelübde dir.
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Von der Hand des Herzogs Emil Auguſt von
Gotha auf das Manuſcript der Immortalita
geſchrieben.
Es iſt eine Kleinigkeit, die deiner Aufmerkſamkeit
nicht werth iſt, daß ich es ein Geſchenk des Himmels
achte, dich zu verſtehen, du edles Leben. Siehſt du zur
Erde nieder, giebſt gleich der Sonne du, ihr einen ſchö¬
nen Tag, doch auf zum Himmel wirſt du vergeblich
ſchauen, ſuchſt deines Gleichen du unter den Sternen.
Wie friſche Blüthenſtengel ſo ſchmückt deiner Ge¬
danken ſorglos Leben den bezwungenen Mann; ſein
Buſen bebt von tiefen Athemzügen, wenn dein Geiſt
gleich aufgelöſten Locken, die jetzt dem Band entfallen,
ihn umſpielt.
Er ſieht dich an, ein Liebender! wie ſtille Roſen
und ſchwankende Lilien ſchweben deiner ſegnenden Ge¬
danken Blicke ihm zu. Vertraute, nahe dem Herzen
ſind ſie. Wahrhaftiger, heller und ſchöner beleuchten
ſein Ziel ſie ihm und ſeinen Beruf, und auf ſchweigen¬
dem Pfade der Nacht, ſind hochſchauende Sterne, Zeu¬
gen ſeiner Gelübde dir.
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/121>, abgerufen am 29.11.2024.
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