mern aus der engen Unterwelt steigen möge; daß fer¬ ner nichts Unübersteigliches das Land der Todten von dem der Lebenden mag trennen.
Erodion schlägt an den Felsen, er stürzt ein, es wird plötz¬ lich helle.
Immortalita. Triumph! der Fels ist gesunken, von nun an sei den Gedanken der Liebe, den Träu¬ men der Sehnsucht, der Begeisterung der Dichter ver¬ gönnt, aus dem Lebenslande in das Schattenreich her¬ abzusteigen und wieder zurück zu gehen auch.
Hekate. Heil! dreifaches, unsterbliches Leben, wird dies blasse Schattenreich beseelen, nun dein Reich gegründet ist.
Immortalita. Komm Erodion, steige mit mir auf, in ewige Klarheit; und alle Liebe, alles Hohe soll meines Reiches theilhaftig werden. Du Cha¬ ron, entfalte deine Stirn, sei freundlicher Geleiter de¬ nen, die mein Reich betreten wollen.
Erodion. Wohl mir, daß ich die heilige Ahnung meines Herzens, wie der Vesta Feuer, treu bewahrte; wohl mir, daß ich, der Sterblichkeit zu sterben, der Unsterblichkeit zu leben, das Sichtbare dem Unsichtbaren zu opfern, Muth hatte.
mern aus der engen Unterwelt ſteigen möge; daß fer¬ ner nichts Unüberſteigliches das Land der Todten von dem der Lebenden mag trennen.
Erodion ſchlägt an den Felſen, er ſtürzt ein, es wird plötz¬ lich helle.
Immortalita. Triumph! der Fels iſt geſunken, von nun an ſei den Gedanken der Liebe, den Träu¬ men der Sehnſucht, der Begeiſterung der Dichter ver¬ gönnt, aus dem Lebenslande in das Schattenreich her¬ abzuſteigen und wieder zurück zu gehen auch.
Hekate. Heil! dreifaches, unſterbliches Leben, wird dies blaſſe Schattenreich beſeelen, nun dein Reich gegründet iſt.
Immortalita. Komm Erodion, ſteige mit mir auf, in ewige Klarheit; und alle Liebe, alles Hohe ſoll meines Reiches theilhaftig werden. Du Cha¬ ron, entfalte deine Stirn, ſei freundlicher Geleiter de¬ nen, die mein Reich betreten wollen.
Erodion. Wohl mir, daß ich die heilige Ahnung meines Herzens, wie der Veſta Feuer, treu bewahrte; wohl mir, daß ich, der Sterblichkeit zu ſterben, der Unſterblichkeit zu leben, das Sichtbare dem Unſichtbaren zu opfern, Muth hatte.
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mern aus der engen Unterwelt ſteigen möge; daß fer¬
ner nichts Unüberſteigliches das Land der Todten von
dem der Lebenden mag trennen.
Erodion ſchlägt an den Felſen, er ſtürzt ein, es wird plötz¬
lich helle.
Immortalita. Triumph! der Fels iſt geſunken,
von nun an ſei den Gedanken der Liebe, den Träu¬
men der Sehnſucht, der Begeiſterung der Dichter ver¬
gönnt, aus dem Lebenslande in das Schattenreich her¬
abzuſteigen und wieder zurück zu gehen auch.
Hekate. Heil! dreifaches, unſterbliches Leben,
wird dies blaſſe Schattenreich beſeelen, nun dein Reich
gegründet iſt.
Immortalita. Komm Erodion, ſteige mit mir
auf, in ewige Klarheit; und alle Liebe, alles Hohe
ſoll meines Reiches theilhaftig werden. Du Cha¬
ron, entfalte deine Stirn, ſei freundlicher Geleiter de¬
nen, die mein Reich betreten wollen.
Erodion. Wohl mir, daß ich die heilige Ahnung
meines Herzens, wie der Veſta Feuer, treu bewahrte;
wohl mir, daß ich, der Sterblichkeit zu ſterben, der
Unſterblichkeit zu leben, das Sichtbare dem Unſichtbaren
zu opfern, Muth hatte.
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/120>, abgerufen am 29.11.2024.
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